Schachfestival Prag: Keymer startet mit Niederlage gegen Praggnananhaa

von André Schulz
28.02.2024 – Am Dienstag wurde die erste Runde in den Turnieren des Prager Schachfestivals gespielt. Vincent Keymer und Praggnanandhaa lieferten sich eine überaus komplizierte und spannende Partie mit dem besseren Ende für den Inder. Außerdem punkteten im Masters Richard Rapport und Nodirbek Abdusattorov.| Fotos: Petr Vrabec

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Das Schachfestival von Wik aan Zee gilt gemeinhin als das gelungenste Schachfest überhaupt. Die Superstars der Szene treffen im gleichen Saal auf das Schach-"Fußvolk", begeisterte Amateure, die in vielen offenen Turnieren unterschiedlicher Spielstärke sich ebenfalls im Wettbewerb üben, aber zugleich auch die Zuschauerkulisse für das Turnier der Besten bilden.

Nach diesem Vorbild wurde auch das Schachfestival in Prag konzipiert und 2019 erstmals im Hotel Don Giovanni durchgeführt. Der Hotelier ist ein großer Schachfan. So wie in Wijk an Zee in besten Zeiten gibt es drei Einladungsturniere, hier ein Masters und ein Challengers und auch noch ein Futures, ein Turnier mit dem begabten jungen Nachwuchs.

Die Organisatoren des Turniers ist die Gruppe des Novoborsky SK. Der Klub wurde 2001 mit dem Ziel gegründet, eine auch international erstklassige Mannschaft aufzustellen. National ist der Novoborsky SK inzwischen die Nummer eins mit zehn Meisterschaften. International gehört das Team auch zu den Spitzenteams und gewann zweimal den Europapokal der Vereine, 2013 und 2022. Fünfmal gewann man Silber.

Einige Spieler, die an den Turnieren des Prager Schachfestivals teilnehmen, sind ebenfalls für das Team des Novoborsky SK aktiv, allen voran die tschechische Nummer eins, David Navara, inzwischen aber auch die deutsche Nummer eins Vincent Keymer.

Das Prager Schachfestival hat in diesem Jahr einen besonderen Status, denn es ist eines der letzten großen Turniere vor dem Kandidatenturnier im April und drei Kandidaten nehmen hier teil. Das Prag Masters ist ihre Generalprobe.

Die drei WM-Kandidaten sind die drei indischen Teilnehmer des Kandidatenturniers, Vidit, Gukesh und Praggnanandhaa. Vidit gehört übrigens auch zur Mannschaft von Novy Bor. Ein großes Turnier vor einem noch bedeutenderen zu spielen, ist immer ein zweischneidiges Schwert. Zum Einen möchten die Spieler sich ihre Eröffnungsüberraschungen für die bessere Gelegenheit aufheben, zum Anderen möchten sie aber auch kein schlechtes Ergebnis erzielen und damit vielleicht eine Formkrise provozieren.

Man wird sehen, wie die drei indischen Topstars damit umgehen werden.

Einen von ihnen hatte Vincent Keymer heute an seinem Brett gegenüber sitzen, Praggnanandhaa. Der indischen Jung-Großmeister ist noch ein Jahr jünger als Keymer, 18 Jahre alt, und mit seiner Elozahl noch ein Tick besser in der Weltrangliste platziert. "Pragg" rangiert mit 2747 auf Platz 16. Keymer ist mit 2738 Nummer 18. Der Vollständigkeit halber: Vidit kommt ebenfalls auf 2747, Gukesh auf 2747.1.

Praggnanandhaa und Keymer duellierten sich auf dem so beliebten Terrain des Italienischen Giuoco Piano, wobei sie bis zum 10. Zug einer Partie folgten, die Keymer im letzten Jahr beim Grand Swiss mit den schwarzen Steinen gegen Andrei Volokitin gespielt hatte.

Kompliziert

Sehr kompliziert

Findet Vidit auch

Dann provozierte Keymer vor seinem König einen einen Figureneinschlag auf g5 und es wurde sehr  spannend und überaus kompliziert:

Dies war nicht die einzige Entscheidung im Masters.

Nodirbek Abdusattorov kam gegen Thai Dai Van Ngyuen mit einer materiell ausgeglichenen Stellung aus einer recht taktischen Katalanischen Variante, hatte aber mit seinem Läuferpaar einen kleinen Trumpf im Endspiel.

Den dritten Tagessieg fuhr Parham Maghsoodloo mit den schwarzen Steinen in der Sizilianischen Verteidigung gegen Mateusz Bartel ein. Der Iraner entschied die Partie im Königsangriff.

Vidit hätte auch gerne gewonnen, aber das Läuferendspiel mit je vier Bauern gab das nicht her. Aber der Inder mühte sich lange. Auch Gukesh und Richard Rapport teilten den Punkt.

Im Challengers besiegte Anton Korobov Vaishali. Im Duell der Youngster teilten Abhimanyu Mishra und Ediz Gurel den Punkt. Ohne Sieger blieb auch die Partie zwischen Maxim Rodshtein und Erwin l'Ami. Die Partie der Tschechen Vaclav Finek und Richard Stalmach fand ebenfalls keinen Sieger. Und auch Jaime Santos uns Stepan Hrebek spielten remis.

Auch im Futures gab es inhaltsreiche Partien und drei Entscheidungen.

Intensives Nachdenken

Tabelle Masters

Partien Masters

Tabelle Challengers

Partien Challengers

Tabelle Futures

Partien Futures

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André Schulz, seit 1991 bei ChessBase, ist seit 1997 der Redakteur der deutschsprachigen ChessBase Schachnachrichten-Seite.