Schachfreunde Berlin voll im Soll

von Klaus Besenthal
20.11.2016 – Die 4. Bundesligarunde am Sonntag brachte für die Favoriten Solingen, Baden-Baden und Hockenheim weitere Siege. Die Schachfreunde Berlin nutzten das Wochenende, um sich eindrucksvoll vom Tabellenende zu verabschieden (auf dem Foto von Frank Hoppe: Hrant Melkumyan und Kacper Piorun). Mit Pentala Harikrishna kam ein weiterer Topstar der Liga böse unter die Räder. Mehr...

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Fotos: Frank Hoppe (soweit nicht anders angegeben)

Tabelle nach der 4. Runde

 1. OSG Baden Baden            4  8  24 
 2. SV Hockenheim              4  8  22 
 3. SG Solingen                4  8  22 
 4. SV Mülheim Nord            4  6  17½ 
 5. SK Schwäbisch Hall         4  5  18 
 6. Schachfreunde Berlin       4  4  18 
 7. SG Trier                   4  4  16½ 
 8. Hamburger SK               4  4  16 
 9. Speyer-Schwegenheim        4  4  13½ 
10. USV Dresden                4  3  14½ 
11. FC Bayern München          4  3  13 
12. SV Werder Bremen           4  2  15 
13. DJK Aachen                 4  2  14 
14. SK König Tegel             4  2  11½ 
15. MSA Zugzwang               4  1  10½ 
16. SV Griesheim               4  0  10 

Baden-Baden

In Baden-Baden stellte sich zunächst einmal die Frage, wie sich Pavel Eljanov und Peter Svidler von ihren gestrigen schweren Niederlagen erholt haben würden. Das Pikante dabei: Im Wettkampf zwischen Dresden und Baden-Baden trafen beide direkt aufeinander. Die eingangs gestellte Frage beantworteten sie aber schnell: mit einem Kurzremis! Der standesgemäße Sieg für Baden-Baden wurde dann an den hinteren Brettern klargemacht: 

USV Dresden               3 - 5 OSG Baden Baden          
 1 Eljanov,Pavel          ½ : ½ Svidler,Peter           5
 2 Almasi,Zoltan          ½ : ½ Wojtaszek,Radoslaw      6
 3 Nisipeanu,Liviu-Dieter ½ : ½ Adams,Michael           7
 4 Bartel,Mateusz         ½ : ½ Vallejo Pons,Francisco  8
 5 Gajewski,Grzegorz      0 : 1 Kasimdzhanov,Rustam     9
 6 Socko,Bartosz          1 : 0 Bacrot,Etienne         10
 8 Maiwald,Jens-Uwe       0 : 1 Shirov,Alexei          11
15 Loxine,Jakov           0 : 1 Naiditsch,Arkadij      12

Die Aufsteiger aus Speyer hingegen hatten sich wohl gestern bei ihrem Sieg gegen Dresden komplett verausgabt, sonst hätte es heute kaum diese Pleite gegen den SK Schwäbisch Hall gegeben:

SK Schwäbisch Hall        7 - 1 Speyer-Schwegenheim      
 2 Inarkiev,Ernesto       1 : 0 Neiksans,Arturs         1
 3 Jakovenko,Dmitry       1 : 0 Kantans,Toms            3
 4 Rodshtein,Maxim        1 : 0 Meskovs,Nikita          4
 8 Postny,Evgeny          1 : 0 Shytaj,Luca,Dr.        10
 9 Cornette,Matthieu      1 : 0 Bratanov,Zsivko        11
10 Le Roux,Jean-Pierre    1 : 0 Commercon,Simon        13
15 Raykhman,Alexander     ½ : ½ Kraemer,Enrico         14
16 Zpevak,Pavel           ½ : ½ Mager,Denis            17

Trier

Mit dem deutlichen Sieg heute gegen den Aufsteiger aus Aachen ist der SV Hockenheim im Meisterschaftsrennen bestens im Geschäft geblieben. Ernst wird es nun in der 5. Runde am 3.12., denn dann geht es im Heimspiel gegen die OSG Baden-Baden. Als neutraler Fan hofft man natürlich, dass sich dann der eine oder andere Topstar in Reihen der Hockenheimer ans Brett setzen wird: Karpov, Tomashevsky, Vitiugov, Jobava - so lauten die Namen der ersten Vier der Rangliste. Bei den Aachenern gibt es neben dem starken Niederländer Jorden Van Foreest am Spitzenbrett (heute remis gegen Rainer Buhmann) auch noch dessen jüngeren Bruder Lucas, dem heute an Brett 8 gegen Arik Braun nichts gelang:

 
SV Hockenheim             6 - 2 DJK Aachen               
 6 Buhmann,Rainer         ½ : ½ van Foreest,Jorden      3
 7 Saric,Ivan             1 : 0 Donchenko,Alexander     4
 8 Balogh,Csaba           1 : 0 Nijboer,Friso           6
 9 Wagner,Dennis          ½ : ½ Dambacher,Martijn       7
10 Moiseenko,Alexander    ½ : ½ Burg,Twan               9
11 Banusz,Tamas           ½ : ½ Zaragatski,Ilja        11
12 Baramidze,David        1 : 0 Braun,Christian        13
13 Braun,Arik             1 : 0 van Foreest,Lucas      14

Erwarten konnte man auch den Sieg der SG Trier gegen den SV Griesheim. Bei den Trierern zum ersten Mal dabei: Spitzenmann Vassily Ivanchuk aus der Ukraine gewann an diesem Wochenende beide Partien.

SV Griesheim              3 - 5 SG Trier                
 3 Krassowizkij,Jaroslaw  0 : 1 Ivanchuk,Vassily        1
 4 Grabarczyk,Miroslaw    ½ : ½ Gledura,Benjamin        5
 5 Tazbir,Marcin          ½ : ½ Bobras,Piotr            7
 6 Jarmula,Lukasz         1 : 0 Graf,Felix              8
 7 Walter,Stefan          ½ : ½ Haslinger,Stewart G     9
 9 Grimm,Julius           0 : 1 Cyborowski,Lukasz      10
10 Koehler,Ronald         0 : 1 Jaracz,Pawel           11
17 Spitzl,Vinzent         ½ : ½ Seger,Ruediger         14

Berlin

Zweimal 6:2 gewonnen - die Schachfreunde Berlin haben gegen die beiden Münchener Vereine MSA Zugzwang und FC Bayern an diesem Wochenende zweifellos das Optimum für sich herausgeholt.

Volle Konzentration: Am Samstag ging es für die Schachfreunde Berlin gegen MSA Zugzwang. (Foto: SF Berlin)

Spitzenbretter: der Armenier Hrant Melkumyan (hinten rechts) und der Pole Kacper Piorun (vorne rechts) für SF Berlin, Stefan Bromberger (hinten) und Leon Mons für MSA Zugzwang (Foto: SF Berlin)

Am 1. Brett der Berliner ist mit Veselin Topalov einer der weltbesten Schachspieler der letzten zwanzig Jahre gemeldet, zum Einsatz gekommen ist der Bulgare bislang aber noch nicht. Für den Armenier Melkumyan hat dieses Wochenende den Einstieg in die Saison markiert; mit 1,5 aus 2 an Brett 1 ist ihm dieser überzeugend gelungen. Der Pole Piorun hingegen hat bereits zwei seiner vier Partien verloren. Gegen Klaus Bischoff, heute am Spitzenbrett des FC Bayern, kam Melkumyan zu einem lockeren Sieg:

 
FC Bayern München         2 - 6 Schachfreunde Berlin     
 2 Bischoff,Klaus         0 : 1 Melkumyan,Hrant         2
 3 Fedorovsky,Michael     1 : 0 Piorun,Kacper           3
 5 Dragnev,Valentin       0 : 1 Vocaturo,Daniele        4
 6 Johansson,Linus        ½ : ½ Kraemer,Martin          5
 7 Lindgren,Philip        ½ : ½ Dvirnyy,Daniyyl         7
 9 Belezky,Alexander      0 : 1 Sprenger,Jan Michael,D  8
10 Ribli,Zoltan           0 : 1 Jakubowski,Krzysztof    9
12 Schneider,Stefan       0 : 1 Baldauf,Marco          13

Der Aufsteiger SK König Tegel, an diesem Wochenende Gastgeber in der Bundeshauptstadt, hatte dieselben Gegner wie die Schachfreunde Berlin, nur in umgekehrter Reihenfolge: gestern Bayern, heute Zugzwang. Beide Mannschaftskämpfe endeten mit einem 4:4 unentschieden, und ebenso unentschieden ist man bei der Beantwortung der Frage, was diese Resultate für den SK König Tegel bedeuten könnten. Eigentlich ist es zu wenig, um die Saison auf einem Nichtabstiegsplatz beenden zu können, doch andererseits ist es auch ein wichtiger Fingerzeig für die noch kommenden Runden: Kanonenfutter sind die wackeren Aufsteiger vom SK König Tegel ganz sicher nicht!

MSA Zugzwang              4 - 4 SK König Tegel           
 1 Bromberger,Stefan      1 : 0 Stern,Rene              1
 3 Mons,Leon              ½ : ½ Rabiega,Robert          2
 4 Hertneck,Gerald        ½ : ½ Richter,Michael         3
 5 Schramm,Christian      ½ : ½ Moreno Tejera,Emilio    4
 6 Zysk,Robert            ½ : ½ Muse,Mladen             5
 8 Dr. Hoffmeyer,Falk     ½ : ½ Bruedigam,Martin        6
 9 Eichler,Christoph      0 : 1 Fruebing,Stefan         7
10 Lammers,Markus         ½ : ½ Muse,Drazen             9

Hier wurde in Berlin gespielt: Die "GUC" (German University in Cairo) ist eine von verschiedenen offiziellen deutschen Institutionen geförderte Studienstätte mit Hauptsitz in Kairo, die die akademische Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Ägypten fördern soll.

Die Bayern spielen in den roten Trainingsjacken ihres Vereins.

Auch beim MSA Zugzwang hat man einen Sponsor, dessen Namen die Spieler auf ihren Hemden tragen: eine Immobiliengesellschaft. Das Foto zeigt Gerald Hertneck.

Die Datenzentrale: Die Liveübertragung funktionierte reibungslos

Martin Krämer, Schachfreunde Berlin: ohne Trikotsponsor, aber mit Ohropax

Hrant Melkumyan: Er gewann heute am Spitzenbrett der Schachfreunde Berlin gegen Klaus Bischoff.

Robert Rabiega, SK König Tegel: So schlimm war es gar nicht, sein Verein holte immerhin zwei Mannschaftspunkte.

René Stern, Spitzenbrett des SK König Tegel. Ihm gelang an diesem Wochenende nur ein Remis

Bremen

Hatten wir an dieser Stelle gestern noch gemutmaßt, dass es für den SV Werder Bremen bald wieder in höhere Tabellenregionen gehen würde, so strafte der heutige Tag uns schon Lügen: Gegen den SV Mülheim Nord gab es eine weitere Niederlage, die zwar äußerst knapp ausfiel, die man an der Weser aber ganz sicher überhaupt nicht gebrauchen kann. Verantwortlich hierfür war der Tscheche David Navara, Spitzenmann der Mülheimer, der in diesem Mannschaftskampf als einziger Spieler seine Partie gewinnen konnte.  

SV Mülheim Nord           4½-3½ SV Werder Bremen         
 1 Navara,David           1 : 0 McShane,Luke J          3
 3 Tregubov,Pavel V.      ½ : ½ Bluebaum,Matthias       4
 4 Fridman,Daniel         ½ : ½ Hracek,Zbynek           7
 5 Landa,Konstantin       ½ : ½ Nyback,Tomi             8
 6 Berelowitsch,Alexander ½ : ½ Babula,Vlastimil        9
 7 Levin,Felix            ½ : ½ Werle,Jan              10
 8 Feygin,Michael         ½ : ½ Smerdon,David          11
10 Hausrath,Daniel        ½ : ½ Markgraf,Rolf-Alexande 12

Beim Hamburger SK, dessen Spieler sich an diesem Wochenende ebenfalls in den Räumlichkeiten des Nordrivalen (beim Schach heißt das "Reisepartner") eingefunden hatten, war man von der deutlichen Niederlage gegen den Deutschen Meister SG Solingen wohl nicht allzu überrascht.

SG Solingen               5½-2½ Hamburger SK             
 2 Harikrishna,Pentala    0 : 1 Svane,Rasmus            6
 4 Ragger,Markus          1 : 0 Huschenbeth,Niclas      7
 5 Van Kampen,Robin       ½ : ½ Hansen,Sune Berg        8
 6 Predojevic,Borki       ½ : ½ Ernst,Sipke             9
 7 Smeets,Jan             1 : 0 Ftacnik,Lubomir        10
 9 Sandipan,Chanda        ½ : ½ Lampert,Jonas          11
10 Nikolic,Predrag        1 : 0 Heinemann,Thies        15
14 Andersen,Mads          1 : 0 Sebastian,Dirk         16

Grund für den einen oder anderen Schulterklopfer hatte man beim HSK trotzdem: Die Solinger hatten am Spitzenbrett den Inder Pentala Harikrishna aufgeboten, einen ähnlich herausragenden Topstar wie David Navara beim SV Mülheim Nord. Anders als Navara erlitt Harikrishna aber - gegen Rasmus Svane - eine empfindliche Niederlage. Oder umgekehrt: Svanes Sieg sah richtig gefällig aus!

 

Partien aus Runde 3:

 

Partien aus Runde 4:

 

Ergebnisse und Tabelle beim Schachbund


Klaus Besenthal ist ausgebildeter Informatiker und ein begeisterter Hamburger Schachspieler. Die Schachszene verfolgt er schon seit 1972 und nimmt fast ebenso lange regelmäßig selber an Schachturnieren teil.

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