ChessBase 17 - Megapaket - Edition 2024
ChessBase ist die persönliche Schach-Datenbank, die weltweit zum Standard geworden ist. Und zwar für alle, die Spaß am Schach haben und auch in Zukunft erfolgreich mitspielen wollen. Das gilt für den Weltmeister ebenso wie für den Vereinsspieler oder den Schachfreund von nebenan
Rezension von Mario Ziegler zum Buch "Schachgeschichten" von Frederic Friedel und Christian Hesse, erschienen auf dem Kreativ-Portal (Literatur, Musik, Schach) Glarean Magazin
Nachdruck mit freundlicher Genehmigung
Wenn ein Schachbuch mit dem Untertitel "Geniale Spieler – Clevere Probleme" daherkommt, so handelt es sich in vielen Fällen um nichts anderes als einen werbewirksamen Slogan. Nicht aber beim hier zu besprechenden Werk "Schachgeschichten", das zwei ziemlich unterschiedliche Bereiche vereint: Die Erinnerungen Frederic Friedels an seine Begegnungen mit den Lichtgestalten der Schachgeschichte und Logikrätsel mit schachlichem Bezug, für die Christian Hesse verantwortlich zeichnet. Beiden Autoren gelingt, jedem für sich, ein Blick aus ungewöhnlicher Perspektive auf das königliche Spiel.
Frederic Friedel (geb. 1945) ist einer der Pioniere des Computerschachs in Deutschland. Schon vor der Gründung des Verlages ChessBase (1987 zusammen mit Matthias Wüllenweber) veröffentlichte der Wissenschaftsjournalist Beiträge zu Computerschach und künstlicher Intelligenz. 1982 gründete er eine Zeitschrift, die ab 1986 unter dem Titel "Computerschach und Spiele" großen Einfluss auf die Computerschach-Szene hatte.
Wenn Friedel über die Schachlegenden Euwe, Botwinnik, Tal, Spasski, Fischer, Karpow, Kortschnoi, Kasparow, Kramnik, Anand, Carlsen, Judit Polgár und Hou Yifan spricht, denen er bei den verschiedensten Gelegenheiten begegnete, spürt man bei jedem Satz, dass hier jemand schreibt, der weit mehr als nur flüchtigen Kontakt zu diesen Persönlichkeiten hatte. Sätze wie "Am Anfang war Anand nur ein Freund, wurde aber bald ein Teil meiner Familie" drücken diese Nähe markant aus.
Die Kapitel fallen sehr unterschiedlich lang aus. Am weitaus umfangreichsten gerät mit über 30 Seiten der Abschnitt über Garry Kasparow, weil in diesen Kontext die Entstehung der Firma ChessBase unmittelbar hineinspielt. Viele Episoden kamen mir bekannt vor, etwa die Geschichte von der Präsentation der ersten ChessBase-Version für Kasparow und seinen Erfolg mit Hilfe der Vorbereitung durch ChessBase bei einem Simultan gegen eine Mannschaft des Bundesligisten Hamburger SK. Und dennoch ist die "Innensicht" der Dinge durch einen der Beteiligten stets interessant, erst recht wenn solch aufsehenerregende Ereignisse zur Sprache kommen wie Kasparows Niederlage gegen den Computer Deep Blue 1997.
Die Bekanntschaft Frederic Friedels mit den Größen des königlichen Spiels führte hin und wieder zu Konflikten, etwa bei der Weltmeisterschaft 1995 zwischen seinen beiden Freunden Kasparow und Anand. Gelegentlich spürt man eine gewisse Melancholie, wenn Friedel die Personen, die er einst kannte, mit denen vergleicht, die sie heute sind, so im Fall von Boris Spasski: "Boris ist mittlerweile zurück nach Moskau gezogen und wirkt sehr gebrechlich. Wenn ich Bilder oder Videos von ihm sehe, werde ich traurig. Der Mann, mit dem ich durch die Steppe streifte, war so energisch und gesund. Vor nicht allzu langer Zeit fragte ihn jemand, was er für die Vorbereitung seiner Partien tue. Er antwortete: 'Ich bereite mich nicht mehr auf Schach vor. Ich bereite mich vor auf – den Tod! Es ist ein langes und sehr schweres Endspiel'".
Doyen des internationalen Computerschachs: Frederic Friedel (geb. 1945)
Durch seine zahlreichen Publikationen zum Thema Schach und Mathematik gehört Christian Hesse, Professor für Stochastik an der Universität Stuttgart, zu den bekanntesten deutschen Schachautoren. Neben den vielbeachteten Werken "Expeditionen in die Schachwelt" (2006), "The Joys of Chess" (2011) und "Damenopfer" (2015) trat er als Autor für die Zeitschriften "KARL" und "Schachwelt" hervor. In den "Schachgeschichten" bietet er dem Leser 16 Logikrätsel. Von der bekannten Weizenkornlegende, die Hesse aber weiter ausführt, über Springertouren, magische Quadrate, das Damenproblem und die Fibonacci-Folge geht die Reise durch die Welt der Mathematik, wobei der Bezug zum Schach jederzeit gewahrt wird.
Kachelmuster aus Quadraten, deren Kantenlängen der Fibonacci-Folge entsprechen
Innovativ finde ich die im Buch abgedruckten QR-Codes, die auf weiterführende Texte und multimediale Dokumente verweisen und damit dem Interessierten zusätzliches Material an die Hand geben. Auch ansonsten gibt es an dem 288 Seiten starken Hardcover-Band nicht viel auszusetzen. Ich hätte lediglich größere Fotos ansprechender gefunden. Reine Geschmackssache natürlich, und ohnehin wird niemand dieses Werk wegen seiner Bebilderung kaufen. Aber wenn man jedem Kapitel aus der Feder von Friedel genau ein Bild über die besprochene Persönlichkeit voranstellt, darf dieses aus meiner Sicht größer sein als etwa das nebenstehende (links).
"Schachgeschichten" ist ein schönes Buch, wenn man sich auf die etwas ungewöhnliche Verbindung von historischen Anekdoten und mathematischen Rätseln einlässt. Es ist in jedem Fall ein Werk, das zum Schmökern und Knobeln einlädt, somit die unendliche Vielschichtigkeit des Schachspiels demonstriert und Leser abseits der Turnierszene ansprechen kann. Übrigens präsentieren die beiden Verfasser mittlerweile auch auf ChessBase ihre Beiträge in Videoform in den Reihen "Frederic’s Mates" und "Hesse’s Chess Logicals". So hat man die Möglichkeit, die Geschichten und Rätsel noch einmal aus dem Mund ihres Autors zu hören. ♦
Frederic Friedel, Christian Hesse: Schachgeschichten, 288 Seiten, Droemer Verlag, ISBN 978-3-426-27876-5
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