Svetozar Gligoric: 2. Februar 1923 – 14. August 2012
Die legendäre serbische Großmeister Svetozar Gligoric starb am 14.
August in Belgrad an den Folgen eines Schlaganfalls. Er war 89 Jahre alt. Gligoric
wird am Freitag, den 17. August, um 13:30 in der Allee der Großen auf
dem Neuen Belgrader Friedhof (Novom Groblju) begraben.
Gligoric stammt aus einer armen Belgrader Familie und begann mit elf Jahren
Schach zu spielen. Die Regeln brachte ihm ein Untermieter der Familie bei. Sein
erstes Schachspiel schnitzte Gligoric aus Weinflaschenkorken und sein erstes
Turnier gewann er 1938, vier Jahre, nachdem er die Regeln des Spiels gelernt
hatte. Später entwickelte er sich zu einem der besten Spieler der Welt
und gehörte in den 50er und 60er Jahren zu den zehn besten Spielern der
Welt.
Zwischen 1947 und 1971 wurde Gligoric 12 Mal jugoslawischer Meister und von
1950 bis 1982 nahm er für Jugoslawien an 15 Schacholympiaden teil und kam
dort in 223 Partien auf ein Ergebnis von +88 –26 =109. In der ersten Olympiade
nach dem Zweiten Weltkrieg in Dubrovnik 1950 spielte Gligoric am ersten Brett
und führte die jugoslawische Mannschaft mit dem Gewinn der Goldmedaille
zu einem historischen Erfolg. In den 50er Jahren belegte das jugoslawische Team
meist den zweiten oder dritten Platz.
Gligoric beim III° torneo internazionale di scacchi Venezia 1949
Kandidatenturnier Zürich/Neuhausen 1953
Gligoric gewann zahlreiche internationale Turniere, unter anderem Mar del Plata
1950, Stockholm 1954, Belgrade 1964, Manila 1968 sowie Lone Pine 1972 und 1979.
Immer wieder spielte er auch beim Traditionsturnier in Hastings mit, in dem
er 1951–52, 1956–57, 1959–60, 1960–61 und 1962–63 entweder alleiniger oder geteilter
Erster wurde.
In der letzten Runde des Interzonenturniers in Portoroz spielte Gligoric gegen
Bobby Fischer, mit dem er jahrelang gut befreundet war.
Regelmäßig nahm Gligoric an Zonen- und Interzonenturnieren teil und
1952, 1958 und 1967 qualifizierte er sich dort für die Kandidatenturniere.
Hier war er mit durchschnittlichen Ergebnissen in den Kandidatenturnieren 1953
und 1953 und einer Wettkampfniederlage gegen Mikhail Tal im Kandidatenturnier
1968 allerdings nicht sonderlich erfolgreich. Doch ihm gelangen Siege gegen
die Weltmeister Max Euwe, Mikhail Botvinnik, Vasily Smyslov, Tigran Petrosian,
Mikhail Tal und Bobby Fischer. Sein letztes Turnier spielte Gligoric 2003 beim
Rilton Cup im Alter von 80.
Die Teilnehmer des First Piatigorsky Cup in Los Angeles, 1963: Benko, Gligoric,
Olafsson, Najdorf, Petrosian, Reshevsky, Keres und Panno
Gligoric hat zahlreiche und wesentliche Beiträge zur Theorie und Praxis
des Königsinders und des Spaniers geleistet. Er sprach eine Reihe von Sprachen
fließend und arbeitete als Journalist und Turnierorganisator. Seine große
Leidenschaft neben dem Schach war die Musik und 2011 veröffentlichte er
eine CD mit eigenen Kompositionen, die vom Jazz, Balladen und Rap inspiriert
waren.
In seinem Kondolenztelegramm an den Serbischen Schachverband erklärte der
serbische Premierminister Ivica Dacic, "Svetozar Gligoric war eine Legende
und sein Tod ist ein großer Verlust für Serbien." Die Ministerin
für Jugend und Sport, Alisa Maric, meinte in ihrer Beileidserklärung
an den Serbischen Schachverband: "Im Namen des Ministeriums für Jugend
und Sport und auch persönlich möchte ich mein tief empfundenes Beileid
und Mitgefühl über den Tod von Svetozar Gligoric ausdrücken,
des größten serbischen Schachspielers aller Zeiten, der vor allem
ein wertvoller und edler Mensch war. Unser Gliga brachte dem jugoslawischen
und serbischen Schach Weltruhm ein und für Generationen junger Schachspieler
war er Vorbild und Lehrer. Es war eine Ehre, ihn jahrzehntelang gekannt und
von ihm gelernt zu haben."
Großmeister Ljubomir Ljubojevic, selbst bereits eine Schachlegende, erklärte:
"Der Tod unseres Gliga hat mich tief erschüttert. Gliga war eine wunderbare
Schachpersönlichkeit und eines meiner Vorbilder. Sein Gefühl für
Kunst, Kultur und Schach und seine Ergebnisse haben unser Land für Jahrzehnte
zu einer Schachsupermacht gemacht. Gligoric' große Liebe zur Musik zeigt
die Breite und den Reichtum seiner Persönlichkeit. Ich hoffe und glaube,
dass er seine letzten Moment mit der Melodie erlebt hat, die er mit solcher
Leidenschaft perfektionieren wollte. Der Tod dieses Schachgiganten des 20. Jahrhunderts
lässt die Schachwelt verarmt zurück. Ewiger Ruhm für unseren
lieben Gliga." Und Boris Spassky schrieb: "Ich habe gerade die traurige Nachricht
erhalten, dass Gliga diese Welt verlassen hat. Wir waren immer gute Freunde,
denn er war einer meiner Mentoren. Wir haben in vielen Turnieren zusammen gespielt.
Ich möchte mein tief empfundenes Mitgefühl über Gligas Tod zum
Ausdruck bringen, der für mich einen großen und unwiderbringlichen
Verlust darstellt, denn er war ein wirklich guter und wohlwollender Mensch."
Alle Bilder in diesem Nachruf wurden von Edward Winter zur Verfügung gestellt,
der auf seiner Webseite
Chess Notes
eine
spezielle
Seite eingerichtet hat, die Svetozar Gligoric gewidmet ist.