26.09.2021 – Stefan Zweigs "Schachnovelle", 1942 posthum erschienen, ist das bekannteste Werk des österreichischen Autors. 1960 wurde der Roman das ersten Mal verfilmt. Nun ist eine Neuverfilmung in der Regie von Philipp Stölzl erschienen. Der Fernschachgroßmeister und Verleger Arno Nickel hat sich den Film angesehen. | Foto: Offizieller Trailer
neu: Power Fritz 18
Fritz fasziniert die Schachwelt seit 30 Jahren. Und die Erfolgsgeschichte geht weiter: In Wien konnte das populärste Schachprogramm wieder seine Ausnahmestellung unterstreichen: Die neu entwickelte neuronale Engine mit NNUE-Technik gewann die offizielle Schach-Software-Weltmeisterschaft! Mit Power Fritz 18 haben Sie das Weltmeister-Programm auf Ihrem PC!
Das Wissen, das Du jetzt brauchst! Die neue Version 18 bietet völlig neue Möglichkeiten für Schachtraining und Analyse: Stilanalyse von Spielern, Suche nach strategischen Themen, Zugriff auf 6 Mrd. LiChess-Partien, Download von chess.com mit eingebauter API, Spielervorbereitung durch Abgleich mit LiChess-Partien, eingebaute Cloud-Engine u.v.m..
Welche Figuren stehen gut, welche schlecht und was kannst du dagegen tun? Meistere dieses Prinzip mit diesem Videokurs!
39,90 €
Schachnovelle auf düsteren Abwegen
Eine Filmrezension von Arno Nickel
Wenn Sie sich gern überraschen lassen, so wie ich, dann sollten Sie keine Filmrezensionen lesen, bevor Sie ins Kino gehen. So landete ich gestern Abend nichtsahnend, weil spontan, zusammen mit einem guten Schachfreund im Charlottenburger Kino Delphi anlässlich des Premierenstarts der Neuverfilmung Schachnovelle, über die ChessBase schon vor einer Woche vorab berichtete. Das renommierte Kino mit seinen fast 700 Plätzen war schätzungsweise zu einem Drittel gefüllt, also nicht richtig gut, aber auch nicht enttäuschend schlecht besucht. Kennzeichnend war für mich, dass ich keinen mir bekannten Schachspieler unter den Gästen erspähte, ganz anders als beim Premierenstart des Fischer-Spassky-Spektakels Pawn Sacrifice am Rande des Berliner Kandidatenturniers 2018, wo einfach viele Schachspieler in der Stadt waren. Es mag ein bisschen den Nachwirkungen der Corona-Einschränkungen geschuldet sein, auch ich war längere Zeit nicht mehr in einem Kino. Umso größer war die Freude und Spannung beim Blick auf die große Leinwand.
Michael Dombrowsky, mein Schachfreund, vielen als Schachautor bekannt, und ich sprachen die folgenden zwei Stunden (genau: 112 Minuten) kein Wort mehr, sondern verharrten - gebannt auf die Leinwand starrend - in unseren bequemen Sesseln. Die in allen Phasen großartige Kulisse, ob in Wien – dort auf den Straßen und im Hotel Metropol - oder auf dem Ozeandampfer, die überragende Kameraführung mit Nahaufnahmen, die den Zuschauer mitten in die Handlung hineinziehen, mitunter surreal, die exzellenten Leistungen der Schauspieler, vor allem des Hauptdarstellers Oliver Masucci als Josef Bartok (in Zweigs Schachnovelle Dr. B), all das ließ nicht einen Moment Langeweile (man muss allerdings auch sagen: des ruhigen Nachdenkens ...) aufkommen. Hatte ich mich zuvor noch gefragt, ob die deutsch-österreichische Neuverfilmung wohl an die Qualität des Vorläufers mit Curd Jürgens und Mario Adorf von 1960 herankäme, so verblassten meine Erinnerungsbilder von damals wie die aus einem alten Fotoalbum, aufgenommen mit einer minderwertigen Kleinbildkamera.
Bis dann – in einem Moment, und es blieb nicht bei diesem einen Moment – die schockartige Zuspitzung der hollywoodartigen Inszenierung als psychosozialer Folterthriller mit überbordender akustischer Untermalung ihre Version des „Schachcodes“ präsentierte – na, was meinen Sie, wie die lautet?
„Beim Schach geht es darum, das Ego des Gegners zu zerbrechen!“ So oder ähnlich mehrmals vorgetragen. Ja, und außerdem gibt es auch die Sichtweise, dass Schach etwas für gelangweilte wohlsituierte ältere Herren sei (wörtlich: “für gelangweilte preußische Generäle”). Der auf dem Dampfer spielende „Weltmeister“ kommt als analphabetischer Waldschrat daher, eine äußerst bemitleidenswerte Figur, die nicht einmal über den Nimbus des neureichen arroganten Zweigschen Centovic verfügt.
Wenn Sie mich fragen: ein gelungenes antinazistisches Horrorspektakel mit Spielsuchtmotiven, was aber leider wenig mit Schach zu tun hat. Gemessen an Zweig fehlt jede Verbeugung vor unserem alten Kulturspiel, seiner Schönheit und beziehungsreichen Vorstellungswelt, seinen Möglichkeiten an bereichernden menschlichen Begegnungen, und zuletzt: Es fehlt auch jeglicher Humor, und sei es in der leichten ironischen Form des Schlusssatzes von Stefan Zweig: „Für einen Dilettanten ist dieser Herr eigentlich ungewöhnlich begabt.“ Es liegt vermutlich nicht daran, dass der Regisseur Philipp Stölzl nun gar nichts vom Schach verstünde – er ist laut eigener glaubhafter Aussage ein begeisterter Hobbyspieler, sondern daran, dass sich das heutige brutal durchkommerzialisierte Kino kaum noch traut, jenseits von emotionalisierter Hollywood-Machart zu inszenieren. Der Film wird bestimmt trotz des Stempels „Schachnovelle“ recht erfolgreich sein, aber manche Eltern werden sich vielleicht Gedanken darüber machen, wie sie ihre Kinder vor diesem gefährlichen Spiel bewahren, das zu nichts anderem zu taugen scheint, als in eine abstrakte Scheinwelt zu flüchten und das Ego eines barbarischen Gegners zu zerbrechen. (Ende)
Arno NickelArno Nickel ist Schachverleger und Fernschach-GM. Er lebt mit seiner Familie in Berlin. Bereits in jungen Jahren schloss er ein Politologiestudium ab, fand Schach später aber reizvoller.
Das Wissen, das Du jetzt brauchst – ChessBase 18!
Die Premium-Ausrüstung - mehr geht nicht: CB18 Programm plus Mega 2025, Corr 2024, 1 Jahr Premium-Account, CBM-Jahres-Abo + 1.000 Dukaten!
IM Martin Breutigam präsentiert Ihnen in diesem ersten Band ein komplettes Repertoire rund um das Damengambit – inspiriert von Weltklassespielern wie Magnus Carlsen und Fabiano Caruana.
IM Martin Breutigam präsentiert Ihnen in diesem ersten Band ein komplettes Repertoire rund um das Damengambit – inspiriert von Weltklassespielern wie Magnus Carlsen und Fabiano Caruana.
Sie wollen mit 1.d4 auf Erfolgskurs gehen, egal was Schwarz macht? Dann liefert Ihnen dieser Videokurs das perfekte Repertoire, entwickelt von IM Martin Breutigam.
Der "Black Sniper" ist zurück – schärfer und tödlicher als je zuvor! Dieses dynamische System (1...g6, 2...Lg7, 3...c5 gegen 1.e4, 1.d4 und 1.c4) schafft unvorhersehbare, unter hohem Druck stehende Stellungen, so dass die Gegner Schwierigkeiten haben, sic
DAS STANDARDWERK DER ERÖFFNUNGSTHEORIE: Das Eröffnungslexikon 2025 ist die vollständige Darstellung aller Eröffnungsgebiete in einem Lehrwerk und damit der optimale Einstieg in das Eröffnungstraining.
Wenn du dein Eröffnungsrepertoire auffrischen und deine Gegner mit starken, modernen Ideen überraschen möchtest, ist „The Ultimate Scotch Gambit“ die perfekte Wahl.
39,90 €
Wir verwenden Cookies und vergleichbare Technologien, um bestimmte Funktionen zur Verfügung zu stellen, die Nutzererfahrungen zu verbessern und interessengerechte Inhalte auszuspielen. Abhängig von ihrem Verwendungszweck können dabei neben technisch erforderlichen Cookies auch Analyse-Cookies sowie Marketing-Cookies eingesetzt werden. Hier können Sie der Verwendung von Analyse-Cookies und Marketing-Cookies widersprechen. Weitere Informationen finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.
Ihre Einstellungen zu Cookies für diese Website
Wir verwenden Cookies und vergleichbare Technologien, um bestimmte Funktionen zur Verfügung zu stellen, die Nutzererfahrungen zu verbessern und interessengerechte Inhalte auszuspielen. Abhängig von ihrem Verwendungszweck können dabei neben technisch erforderlichen Cookies auch Analyse-Cookies sowie Marketing-Cookies eingesetzt werden. Analyse-Cookies und Marketing-Cookies werden eingesetzt, solange Sie nicht durch eine entsprechende Einstellung widersprechen. Bitte beachten Sie, dass Ihre Auswahl dazu führen kann, dass die Funktionalität des Angebots beeinträchtigt wird. Weitere Informationen finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.
Technisch erforderliche Cookies
Technisch erforderliche Cookies: Damit Sie navigieren und die Basisfunktionen bedienen können sowie zur Speicherung von Präferenzen.
Analyse-Cookies
Damit wir feststellen können, wie Besucher mit unserem Angebot interagieren, um die Nutzererfahrungen zu verbessern.
Marketing-Cookies
Damit wir relevante Inhalte und interessengerechte Werbung anbieten und auswerten zu können.