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Die 44. Schacholympiade war in mancherlei Hinsicht eine ganz besondere Schacholympiade. Wegen der Covid-19-Pandemie wurde sie mit einer Verzögerung von zwei Jahren ausgetragen und wegen des Angriffskrieges von Russland auf die Ukraine fand sie nicht wie geplant in Russland statt, sondern in Indien. "Chess is coming home", könnte man sagen, denn bekanntlich wurde Schach einst in Indien erfunden.
Seine heutige Bedeutung hat das Schachspiel in Europa erhalten, aber die Erfolge von Viswanathan Anand, der in Indien ein Volksheld ist, haben das Schach in Indien zum Volkssport gemacht. Eine Schachausbildung der eigenen Kinder gehört in den gut situierten Familien inzwischen fast schon zum Standard und das Land mit seinen über 1 Mrd. Menschen hat schon eine Vielzahl von herausragenden Talenten hervorgebracht. Die Begeisterung der zahlreiche indischen Schachfreunde an dieser Schacholympiade, unterstützt von der Regierung, war in jeder Hinsicht gewaltig.
Das wegen seines Krieges gegen die Ukraine international geächtete und sanktionierte Russland durfte nicht mit seinen Teams an der Schacholympiade teilnehmen. China verzichtete. So fehlten in beiden Wettbewerben, der offenen und der Frauenolympiade jeweils zwei Spitzenteams.
Im offenen Turnier war dadurch die US-Mannschaft, inzwischen auch durch Levon Aronian verstärkt, nach Eloschnitt der Spieler der haushohe Favorit. Als Gastgeber hatte Indien das Recht, jeweils zwei Teams in die Wettbewerbe zu schicken. Da die Zahl der Teilnehmer ungerade war, durften in beiden Turnieren auch noch ein drittes indisches Team mitspielen.
Die US-Amerikaner wurden im offenen Turnier den Erwartungen nicht gerecht. Das lag vor allem auch daran, das Fabiano Caruna nicht in Form war. Stattdessen sorgte die indische Nachwuchsmannschaft Indien 2 für Furore und auch die ebenfalls noch junge usbekische Mannschaft.
Der entscheidende Kampf zwischen den beiden Spitzenreitern fand schon in Runde 10 statt. Gukesh war der strahlende Held in der indischen Mannschaft. Er war mit 8 aus 8 ins Turnier gestartet, bevor er in Runde 9 sein erstes Remis abgab. Doch gegen Nodirbek Abdussatorov lief alles schief. Gukesh stand klar auf Gewinn, verdarb die Partie erst zum Remis, dann zum Verlust. Statt 3:1 hieß es am Ende 2.2 und die Chance auf die Goldmedaille war vertan.
Vor der Schlussrunde führten Usbekistan und Armenien, beide mit 17 Punkten und der besseren Feinwertung für Usbekistan. Usbekistan gewann seinen letzten Wettkampf gegen die Niederlande, Armenien siegte gegen Spanien.
Wie sehr ein langes Schachturnier an einem zehren kann, sieht man daran, dass auf einmal selbst den Besten die einfachsten Fehler passieren können. Alexei Shirov übersieht das simple Lg5 und für Armenien sieht es direkt super aus!#chessolympiad pic.twitter.com/JUECjNSx42
— Deutscher Schachbund (@Schachbund) August 9, 2022
Beide Spitzenreiter gewannen ihre Wettkämpfe. Das bedeutete Gold für Usbekistan und Silber für Armenien.
Uzbekistan is the winner of the open section of the 44th #ChessOlympiad! 🏆♟
— International Chess Federation (@FIDE_chess) August 9, 2022
They beat the Netherlands in the final round thanks to Jakhongir Vakhidov’s win on board 4.
📷: Stev Bonhage pic.twitter.com/BWs5rA6W4j
Das deutsche Team spielte an Tisch drei gegen Indien 2 und unterlag glatt mit 1:3.
Dieter Nisipeanu
Vincent Keymer stieg wegen Krankheit etwas später ins Turnier ein, blieb an Brett eins ohne Niederlage und war bester Spieler seiner Mannschaft. Er war aber der einzige, der mit seiner Leistung über seiner Eloerwartung spielte.
Vincent Keymer
Die deutsche Mannschaft wurde 18ter.
Indien 2 gewann mit dem Matchsieg die Bronzemedaille.
Congratulations to the youngsters from India 2 for winning the bronze medals in the open section. 🥉👏#ChessOlympiad
— International Chess Federation (@FIDE_chess) August 9, 2022
📷: Stev Bonhage pic.twitter.com/T7iXSXIopp
Endstand:
Rg. | Team | Team |
1 | Uzbekistan | UZB |
2 | Armenia | ARM |
3 | India 2 | IND2 |
4 | India | IND |
5 | United States of America | USA |
6 | Moldova | MDA |
7 | Azerbaijan | AZE |
8 | Hungary | HUN |
9 | Poland | POL |
10 | Lithuania | LTU |
11 | Netherlands | NED |
12 | Spain | ESP |
13 | France | FRA |
14 | England | ENG |
15 | Greece | GRE |
16 | Israel | ISR |
17 | Kazakhstan | KAZ |
18 | Germany | GER |
19 | Cuba | CUB |
20 | Serbia | SRB |
Insgesamt 188 Mannschaften
Im Frauenturnier führte Indien 1, nach Eloschnitt auch Favorit auf den Turniersieg, vor der Schlussrunde alleine mit einem Punkt Vorsprung und musste im letzten Kampf gegen die USA spielen. Die Inderinnen unterlagen jedoch überraschend mit 1:3.
Indien gegen USA
Das gab den Verfolgerteams die Chance, an Indien 1 vorbeizuziehen. Die Ukraine gewann gegen Polen. Georgien besiegte Aserbaidschan. Damit holten sich die ukrainischen Frauen auf den letzten Metern noch die Goldmedaille in der Mannschaftswertung.
Ukraine is the winner in the women's section of the 44th #ChessOlympiad! Congratulations! 🏆♟️
— International Chess Federation (@FIDE_chess) August 9, 2022
📷: Lennart Ootes & Stev Bonhage pic.twitter.com/2SlMqKuJQE
Georgien gewann punktgleich Silber. Den indischen Frauen, die das Feld lange angeführt hatten, blieb "nur" Bronze.
Georgia scores a clear victory against Azerbaijan by 3-1, securing a tie for first place in the Women's section. #ChessOlympiad pic.twitter.com/MWJeeLQ58l
— International Chess Federation (@FIDE_chess) August 9, 2022
Die deutschen Frauen hatten sich in Runde 9 mit einem Sieg über England in eine gute Position gebracht, mussten jedoch in Runde zehn eine knappe Niederlage gegen das Top-Team aus der Ukraine hinnehmen. Jana Schneider hatte als erfolgreichste Spielerin des Teams (9 aus 10) schon eine Medaille in der Einzelwertung sicher, setzte in Runde 11 aus und hoffte, dass es vielleicht sogar Gold an Brett 5 werden würde.
Die deutschen Frauen müssen sich nach ihrer umkämpften Niederlage gegen die Ukraine heute gegen Indonesien in die Top-10 zurückkämpfen. Erstmals spielen sie dabei ohne Jana Schneider, die ihre Einzelmedaille bereits sicher hat und vielleicht sogar Gold holt!#chessolympiad pic.twitter.com/dP2ygttzWw
— Deutscher Schachbund (@Schachbund) August 9, 2022
Und so kam es dann auch:
Was für ein Erfolg - Jana Schneider gewinnt Gold für Deutschland!
— Deutscher Schachbund (@Schachbund) August 9, 2022
Mit neun Punkten aus zehn Partien war sie bei dieser Schacholympiade die Topscorerin für die deutsche Frauen-Nationalmannschaft. Herzlichen Glückwunsch!#chessolympiad #chesschennai2022 pic.twitter.com/kpcbmXsIJy
Das deutsche Frauenteam schloss das Turnier mit einem 2,5:1,5-Sieg über Indonesien erfolgreich ab und belegten in der Endabrechnung Platz zehn.
Dinara Wagner bezwingt ihre Gegnerin Irine Kharisma Sukandar und sichert den deutschen Frauen damit den 2,5:1,5 Sieg gegen Indonesien!#chessolympiad pic.twitter.com/HV8Flav5Xu
— Deutscher Schachbund (@Schachbund) August 9, 2022
Endstand:
Rg. | Team | Team |
1 | Ukraine | UKR |
2 | Georgia | GEO |
3 | India | IND |
4 | United States of America | USA |
5 | Kazakhstan | KAZ |
6 | Poland | POL |
7 | Azerbaijan | AZE |
8 | India 2 | IND2 |
9 | Bulgaria | BUL |
10 | Germany | GER |
11 | Hungary | HUN |
12 | Armenia | ARM |
13 | Serbia | SRB |
14 | Slovakia | SVK |
15 | Mongolia | MGL |
16 | Czech Republic | CZE |
17 | India 3 | IND3 |
18 | Lithuania | LTU |
19 | Cuba | CUB |
20 | Netherlands | NED |
Insgesamt 162 Mannschaften
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