Schacholympiade: Usbekistan und Ukraine gewinnen Gold, Einzelgold für Jana Schneider

von André Schulz
09.08.2022 – Usbekisten gewann nach einem Sieg über die Niederlande Mannschaftsgold bei der offenen Schacholympiade vor Armenien und Indien 2. Bei der Frauenolympiade verspielte Indien mit einer Niederlage gegen die USA die Goldmedaille. Gold ging so an die Ukraine, Silber an Georgien. Jana Schneider gewann Einzelgold an Brett 5. | Fotos: FIDE, Schachbund

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Die 44. Schacholympiade war in mancherlei Hinsicht eine ganz besondere Schacholympiade. Wegen der Covid-19-Pandemie wurde sie mit einer Verzögerung von zwei Jahren ausgetragen und wegen des Angriffskrieges von Russland auf die Ukraine fand sie nicht wie geplant in Russland statt, sondern in Indien. "Chess is coming home", könnte man sagen, denn bekanntlich wurde Schach einst in Indien erfunden.

Seine heutige Bedeutung hat das Schachspiel in Europa erhalten, aber die Erfolge von Viswanathan Anand, der in Indien ein Volksheld ist, haben das Schach in Indien zum Volkssport gemacht. Eine Schachausbildung der eigenen Kinder gehört in den gut situierten Familien inzwischen fast schon zum Standard und das Land mit seinen über 1 Mrd. Menschen hat schon eine Vielzahl von herausragenden Talenten hervorgebracht. Die Begeisterung der zahlreiche indischen Schachfreunde an dieser Schacholympiade, unterstützt von der Regierung, war in jeder Hinsicht gewaltig.

Das wegen seines Krieges gegen die Ukraine international geächtete und sanktionierte Russland durfte nicht mit seinen Teams an der Schacholympiade teilnehmen. China verzichtete. So fehlten in beiden Wettbewerben, der offenen und der Frauenolympiade jeweils zwei Spitzenteams.

Im offenen Turnier war dadurch die US-Mannschaft, inzwischen auch durch Levon Aronian verstärkt, nach Eloschnitt der Spieler der haushohe Favorit. Als Gastgeber hatte Indien das Recht, jeweils zwei Teams in die Wettbewerbe zu schicken. Da die Zahl der Teilnehmer ungerade war, durften in beiden Turnieren auch noch ein drittes indisches Team mitspielen.

Die US-Amerikaner wurden im offenen Turnier den Erwartungen nicht gerecht. Das lag vor allem auch daran, das Fabiano Caruna nicht in Form war. Stattdessen sorgte die indische Nachwuchsmannschaft Indien 2 für Furore und auch die ebenfalls noch junge usbekische Mannschaft.

Der entscheidende Kampf zwischen den beiden Spitzenreitern fand schon in Runde 10 statt. Gukesh war der strahlende Held in der indischen Mannschaft. Er war mit 8 aus 8 ins Turnier gestartet, bevor er in Runde 9 sein erstes Remis abgab. Doch gegen Nodirbek Abdussatorov lief alles schief. Gukesh stand klar auf Gewinn, verdarb die Partie erst zum Remis, dann zum Verlust. Statt 3:1 hieß es am Ende 2.2 und die Chance auf die Goldmedaille war vertan.

Vor der Schlussrunde führten Usbekistan und Armenien, beide mit 17 Punkten und der besseren Feinwertung für Usbekistan. Usbekistan gewann seinen letzten Wettkampf gegen die Niederlande, Armenien siegte gegen Spanien.

Beide Spitzenreiter gewannen ihre Wettkämpfe. Das bedeutete Gold für Usbekistan und Silber für Armenien.

 

Das deutsche Team spielte an Tisch drei gegen Indien 2 und unterlag glatt mit 1:3.

Dieter Nisipeanu

Vincent Keymer stieg wegen Krankheit etwas später ins Turnier ein, blieb an Brett eins ohne Niederlage und war bester Spieler seiner Mannschaft. Er war aber der einzige, der mit seiner Leistung über seiner Eloerwartung spielte.

Vincent Keymer

Die deutsche Mannschaft wurde 18ter.

Indien 2 gewann mit dem Matchsieg die Bronzemedaille.

 

 

Endstand:

Rg. Team Team
1 Uzbekistan UZB
2 Armenia ARM
3 India 2 IND2
4 India IND
5 United States of America USA
6 Moldova MDA
7 Azerbaijan AZE
8 Hungary HUN
9 Poland POL
10 Lithuania LTU
11 Netherlands NED
12 Spain ESP
13 France FRA
14 England ENG
15 Greece GRE
16 Israel ISR
17 Kazakhstan KAZ
18 Germany GER
19 Cuba CUB
20 Serbia SRB

Insgesamt 188 Mannschaften

Partien

 

 

Frauenturnier

Im Frauenturnier führte Indien 1, nach Eloschnitt auch Favorit auf den Turniersieg, vor der Schlussrunde alleine mit einem Punkt Vorsprung und musste im letzten Kampf gegen die USA spielen. Die Inderinnen unterlagen jedoch überraschend mit 1:3.

Indien gegen USA

Das gab den Verfolgerteams die Chance, an Indien 1 vorbeizuziehen. Die Ukraine gewann gegen Polen. Georgien besiegte Aserbaidschan. Damit holten sich die ukrainischen Frauen auf den letzten Metern noch die Goldmedaille in der Mannschaftswertung.

 


Georgien gewann punktgleich Silber. Den indischen Frauen, die das Feld lange angeführt hatten, blieb "nur" Bronze.

 

 

Die deutschen Frauen hatten sich in Runde 9 mit einem Sieg über England in eine gute Position gebracht, mussten jedoch in Runde zehn eine knappe Niederlage gegen das Top-Team aus der Ukraine hinnehmen. Jana Schneider hatte als erfolgreichste Spielerin des Teams (9 aus 10) schon eine Medaille in der Einzelwertung sicher, setzte in Runde 11 aus und hoffte, dass es vielleicht sogar Gold an Brett 5 werden würde.
 

 

Und so kam es dann auch:

 

 

Das deutsche Frauenteam schloss das Turnier mit einem 2,5:1,5-Sieg über Indonesien erfolgreich ab und belegten in der Endabrechnung Platz zehn.
 

 

Endstand:

Rg. Team Team
1 Ukraine UKR
2 Georgia GEO
3 India IND
4 United States of America USA
5 Kazakhstan KAZ
6 Poland POL
7 Azerbaijan AZE
8 India 2 IND2
9 Bulgaria BUL
10 Germany GER
11 Hungary HUN
12 Armenia ARM
13 Serbia SRB
14 Slovakia SVK
15 Mongolia MGL
16 Czech Republic CZE
17 India 3 IND3
18 Lithuania LTU
19 Cuba CUB
20 Netherlands NED

Insgesamt 162 Mannschaften

Partien

 

 

Turnierseite

Die Schacholympiade bei Chess-Results


André Schulz, seit 1991 bei ChessBase, ist seit 1997 der Redakteur der deutschsprachigen ChessBase Schachnachrichten-Seite.