Schacholympiade: Armenien und Ukraine verteidigen Führung

von ChessBase
31.05.2006 – Mit einem Sieg über China behaupteten die Armenier die Tabellenführung bei der Schacholympiade. Drei Runden vor Schluss beträgt der Vorsprung zwei Punkte. Russalnd konnte mit einem 3:1-Sieg über die Ukraine etwas Boden gut machen. Die deutsche Mannschaft konnte den Usbeken nur 1,5 Punkte abnehmen und liegt auf Platz 18. Bei den Frauen schlug die Ukraine Georgien und bleibt ebenfalls Tabellenführer. Verfolger Russland bleibt nach einem 2:1-Sieg über Bulgarien mit einem halben Punkt Rückstand engster Verfolger. Alexandra Kosteniuk musste dabei gegen Antoaneta Stefanova eine weitere Niederlage hinnehmen. Sie scheint wie viele andere Spieler und Spielerrinnen unter der kurzfristig vor der Olympiade erneut verkürzten Bedenkzeit zu leiden, durch die der Zufallsfaktor weiter vergrößert wurde und die Qualität gesenkt. Kosteniuks Kollegin Tatiana Kosintseva (Foto) holte hingegen ihren siebten Sieg und ist mit einer sagenhaften Eloleistung von 2709 die beste Einzelspielerin. Die deutschen Frauen spielten gegen Weißrussland unentschieden.Ergebnisse der Männer bei Wiener Zeitung...Ergebnisse der Frauen bei Wiener Zeitung... Turnierseite...Bericht, Bilder, Partien...

ChessBase 17 - Megapaket - Edition 2024 ChessBase 17 - Megapaket - Edition 2024

ChessBase ist die persönliche Schach-Datenbank, die weltweit zum Standard geworden ist. Und zwar für alle, die Spaß am Schach haben und auch in Zukunft erfolgreich mitspielen wollen. Das gilt für den Weltmeister ebenso wie für den Vereinsspieler oder den Schachfreund von nebenan

Mehr...

Partien der Runden 1 bis 9 Männer (pgn)...

Partien der Runden 1 bis 9 Frauen (pgn)...

Schacholympiade Turin: Runde zehn
Von André Schulz
Fotos: Natalia und Carsten Straub

Drei Runde vor Schluss - in diesem Jahr wurde die Schacholympiade auf 13 statt 14 Runden verkürzt - liegt Armenien mit einem komfortablen Vorsprung von 2 Punkten nach wie vor an der Spitze. Heute wiesen die Männer aus dem Südkaukasus den Angriff Chinas mit 2,5:1,5 Punkten ab.

Matchwinner war Vladimir Akopian, der aus der guten Mannschaftsleistung als bisher bester Spieler noch herausragt und sich nach Eloleistung nun sogar an die Spitze der inoffiziellen Einzelwertung gesetzt hat (7,5/9; 2849). Zweitbester Spieler des Teams ist Gabriel Sargissian mit 8,5 aus 10 und 2808 Eloleistung. Levon Aronian liegt "nur" an dritter Stelle in der armenischen Mannschaftswertung. Er spielt am ersten Brett ziemlich genau innerhalb seines Niveaus, das allerdings bei 2750 liegt.

China bleibt trotz der Niederlage, die durch die Wertung nach Brettpunkten ja nichts anders als ein Punktgewinn von 1,5 Zählern bedeutet, mit 27 Punkten engster Verfolger.


Bu Xiangzhi

 Im Duell der vormaligen Olympiadesieger gewann Russland mit 3:1 gegen die Ukraine und nimmt nun Rang drei ein.


Russland gegen Ukraine

In weiteren Spitzenkämpfen trennten sich Frankreich und die USA mit 2:2.

Tschechien schlug Slowenien deutlich mit 3,5:0,5. Auch Indien und Kuba spielten unentschieden. Die Inder, seit längerer Zeit erstmals wieder mit Anand an Brett 1 und in der Setzliste sogar Nummer Zwei hinter Russland, kommen nicht recht voran auf dem gewünschten Weg zur Spitze. Anand hat bisher nur einen Sieg landen können und mit 4 Punkten in 7 Partien ein für seine Verhältnisse ein bisher schlechtes Ergebnis gemacht. Derzeit liegt man mit 24,5 Punkten auf Rang 12, zwei Punkte von den Medaillenrängen entfernt.


Indien gegen Kuba

Auch für Israel läuft es schlechter als gewünscht. Heute gab es 2,5 Punkte gegen Schweden, doch mit Rang 13 liegt man ebenfalls unter der Erwartung. Gelfand, Smirin und Sutovsky spielen allesamt unter ihren Möglichkeiten.

Die deutsche Mannschaft konnte den Usbeken nur 1,5 Punkte abringen und fiel bei 24 Punkten auf Rang 18 zurück.

Mit einem halben Punkt mehr läge man stattdessen auf Rang 13; ein Zähler mehr bedeutete Rang 7. Das Leistungsniveau der Mannschaften liegt bei jeder Olympiade dicht bei dicht und jedes überflüssige Remis, jeder nicht errungene Sieg in besserer Stellung und jede unnötige Niederlage bedeutet in der Rangliste 5 Plätze Unterschied oder mehr.

Die deutschen Fans mögen auf bessere Leistungen hoffen, aber von der anderen Seite betrachtet, kann man über den Verlauf auch froh sein. Die Niederlande z.B., immerhin Europameister und Nummer 8 der Setzliste sind mit ihrem 17.Platz sicher auch nicht glücklich. Aserbeidschan hat früher als Teeny-Team viele Mannschaftswettbewerbe aufgemischt. Nun sind die einstigen Kids etablierte Großmeister und die Erwartungen groß. Auch ohne Mamedyarov ist die Mannschaft auf Platz 9 gesetzt, startete jedoch miserabel und arbeitet sich ganz langsam vorwärts. Im Moment liegt man auf Platz 15. Für den Setzlistennachbarn Bulgarien, Nummer 10, läuft es noch schlechter: Zur Zeitnur Platz 34. Und Engalnd, immerhin mit Adams, Short und Speelman am Start  und Setzlisten 13ter ist gar nur auf Rang 39 zu finden. Nur Adams und Short bringen eine vernünftige Leistung, die übrigen Engländer spielen wenig erfolgreich.

Die anstehende FIDE-Wahl hat interessante Fragen in Bezug auf Demokratie, Geographie und Schachbegeisterung aufgeworfen. Am Wochenende wird sich zeigen, wie diese beantwortet werden. Rein schachlich gesehen liegt Liechtenstein jedenfalls in Afrika, zwischen Kenia, dem Sudan, Namibia und Äthiopien. Auch Brunei hat es dorthin gespült. Liechtenstein liegt auf Platz 128. Fast wäre man schlechteste europäische Mannschaft, wäre da nicht Jersey auf Rang 135. Jersey ist eine Kanalinsel und gehört zu England, hat aber anscheinend eine eigene Olympiademannschaft, also sehr wahrscheinlich auch einen eigenen Delegierten bei der FIDE. Vielleicht sind aber die Britischen Jungferninseln die allerschlechteste europäische Mannschaft. Geographisch liegen sie in der Karibik, aber politisch gehören sie vielleicht zu Europa, so wie Grönland. Wer weiß? In jedem Fall haben sie bei der Wahl am Sonntag so viele Stimmern wie z.B. Russland.

Im Chat auf dem Fritzserver wurde vorgeschlagen, dem an Mitgliederzahl und Beitragsleistung bedeutenden, an Delegiertenstimmen aber völlig unbedeutenden Deutschen Schachbund bei der FIDE dadurch mehr Einfluss zu verschaffen, dass man einige Halligen und die Nordseeinseln in die Unabhängigkeit entlässt. Auf diese Weise könnte man tatsächlich einen schachpolitischen Verbund schaffen und zusammen mit den vielen britischen Verbänden die Sowjetverbände und die Karibischen Inseln neutralisieren.

Bei den Seychellen spielen übrigens Kurt und Peter Meier an Brett 1 und 2.

Bei der Frauenolympiade schlug die Ukraine die einstige Führungsmacht im Frauenschach Georgien mit 2:1.

Auch Russland gewann in gleicher Höhe gegen Bulgarien, allerdings verlor Alexandra Kosteniuk ihre zweite Partie bei der Olympiade. Tatiana Kosintseva gewann ihre siebte Partie, bei zwei remis, und liegt in der Einzelwertung mit 2709 (!) mit Abstand auf Platz eins.


Tatiana Kosintseva

Im dritten Spitzenspiel gewann auch China gegen Armenien mit 2:1.




Zhao Xue, Wang Yu, Hou Yifan



Die USA und Frankreich trennten sich unentschieden.


Irina Krush mit "The Right Move" -Kappe, heute nur Fotografin

Die deutschen Frauen, Nummer 8 der Setzliste, kamen gegen die überraschend starken Weißrusssinnen, Nummer 32 der Setzliste, nur zu einem 1;5:1,5. Elisabeth Pähtz gewann, doch Jessica Nill, bei dieser Olympiade leider gar nicht in Form, verlor erneut.


Elisabeth Pätz

Das deutsche Team liegt damit auf Platz 19.


Monika Seps (Schweiz)

Es gibt reichlich Klagen über die bei der Schacholympiade in Turin verordnete Bedenkzeit. Kurz vor Beginn der Olympiade wurde diese von der ohnehin schon kritisierten FIDE-Bedenkzeit nochmals verkürzt. Gespielt wird mit 90 Minuten für die ganze Partie plus einem Inkrement (30 Sekunden)?. Früher wurde immerhin mit 90 Minuten für 40 Züge gespielt, dann gab es eine Zugabe für den Rest der Partie. Diese wurde nun gestrichen. Die Folge ist, dass das Ende der Partie nur noch ausgeblitzt wird. Gewonnene Stellungen können nicht mehr gewonnen werden, komplizierte Endspiele können nicht mehr korrekt gespielt werden, in vielen Partien gibt es grauenhafte Einsteller. Das Spielniveau ist zum Teil sehr schlecht. Der Zufall ist in vielen Partien der entscheidende Faktor. Warum die Bedenkzeit in dieser nachteiligen Form geändert wurde, ist nicht bekannt. Klar ist nur, dass die Spieler wieder einmal nicht gefragt wurden.

Die nachfolgende Bildergalerie stellt bei manchen Teams besonders bei der Zuordnung von Vor - und Nachnamen für den europäischen Webredakteur eine kaum zu lösende Aufgabe dar.

 

 

Bilder


Taipeh gegen Äthiopien

Athiopien:


Molla Woldeyes Mekitew, Kebadu Belachew


Gebre M Gebregziabher Brehane, Alemu, Huluka Fikreselassie

 


Niederländische Antillen gegen Malawi

Malawi:


Alfred Charles Chimthere , James Kamowa


Leonard Lawrence Sharra, Joseph Chalemba


Papua Neuguinea gegen British Virgin Island

British Virgin Island

Mit Craig Vantilbury (2303) haben die Britischen Virgin islands einen starken FM am ersten Brett, der allerdings bisher noch unter Wert gespielt hat.


Craig Vantilbury, Maurice Lettsome


Art Christopher, Simon Potter

 

 


Sudan gegen Südafrika


Sudan:


 Samir Mosad Obeid Nadir, Ali Elobeid Salih Asim


Ahmed Holi Ali Moawia, Gismalla Ali Yousif

Südafrika:


Nicholas Van Der Nat, Daniel Cawdery


Jacobus Ophoff,  Donovan Van Den Heever

 

 

 

 

 


Die ChessBase GmbH, mit Sitz in Hamburg, wurde 1987 gegründet und produziert Schachdatenbanken sowie Lehr- und Trainingskurse für Schachspieler. Seit 1997 veröffentlich ChessBase auf seiner Webseite aktuelle Nachrichten aus der Schachwelt. ChessBase News erscheint inzwischen in vier Sprachen und gilt weltweit als wichtigste Schachnachrichtenseite.

Diskutieren

Regeln für Leserkommentare

 
 

Noch kein Benutzer? Registrieren