Schacholympiade: Deutsche Teams erste

von ChessBase
27.07.2022 – Einen Wettbewerb hat der Deutsche Schachbund bei der Schacholympiade schon gewonnen. Die deutsche Delegation war als erste am Ort. Wenn man die Berichte von Personalnot an den Flughäfen, Streiks und ausgefallen Flügen sieht und liest, wurde vielleicht die größte Hürde schon genommen. Ein gutes Omen für das Turnier? Alle Informationen zur Schacholympiade vom Deutschen Schachbund...| Fotos: Deutscher Schachbund/ Paul Meyer-Dunker

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Pressemitteilung des DSB (Paul Meyer-Dunker)

Schacholympiade 2022: Die deutschen Teams sind in Indien angekommen

Nach einer langen Reise, die am 25. Juli um 15:15 Uhr am Frankfurter Flughafen begann, ist die deutsche Delegation als erstes Team im Kaldan-Samudhra-Hotel angekommen.

Dmitrij Kollars, Matthias Blübaum, Rasmus Svane

 

V.l.n.r. Hanna Marie Klek, Dinara Wagner, Jana Schneider, Josefine Heinemann


Am 29. Juli startet die 44. Schacholympiade mit ihrer ersten Runde in der indischen Großstadt Chennai. Für die ursprünglich in Moskau geplante Schacholympiade war kurzfristig der indische Schachverband eingesprungen und hat in wenigen Monaten die Voraussetzungen für das größte Schach-Mannschaftsturnier der Welt geschaffen.186 Länder mit 1733 Spielern nehmen an der Schacholympiade teil. Im offenen Turnier werden 235 Großmeister an den Brettern sitzen, im Frauenturnier 15.

Deutschland geht mit zwei starken Mannschaften an den Start, die in den beiden Wettbewerben jeweils auf Rang 9 der Setzliste stehen. Die Partien der deutschen Teams werden wir jede Runde von Beginn an ab 11:30 deutscher Zeit auf SchachdeutschlandTV live kommentieren!

Nach einer langen Anreise aus Frankfurt über Dubai nach Chennai, wo dann noch ein finaler einstündiger Bustransfer zum Kaldan-Samudhra-Palast anstand, sind die deutschen Teams gut angekommen. Im Hotel gab es zwar erst noch einmal einen kleinen Schrecken, weil das Hotel eine falsche Liste vom Veranstalter bekommen hatte, wonach die deutsche Delegation nicht genügend Zimmer gehabt hätten. Das ließ sich dann aber zum Glück vom Delegationsleiter Kevin Högy gemeinsam mit der indischen Schachföderation ausräumen.

Nun heißt es erst einmal, die Reisestrapazen abzuschütteln und anzukommen. Ab morgen beginnen dann die letzten sportlichen Vorbereitungen, bevor am 29.7. dann der Startschuss für die 44. Schacholympiade fällt!

Die deutschen Teams

Männer

Br. Name Elo Länderspiele
1 GM Vincent Keymer 2686 36 (17)
2 GM Matthias Blübaum 2673 89 (82)
3 GM Rasmus Svane 2649 39 (39)
4 GM Liviu Dieter Nisipeanu 2642 59 (59)
5 GM Dmitrij Kollars 2648 20 (14)

Länderspiele: insgesamt, in Klammern A-Nationalmannschaft

Die Mannschaft wird angeführt vom erst 17-jährigen Vincent Keymer, der seit Dezember 2021 Erster der deutschen FIDE-Rangliste ist. Seine erste Teilnahme an einer Schacholympiade ist sein insgesamt drittes Turnier als Teil der A-Nationalmannschaft (Mitropa-Cup 2017 und EM 2021 = 17 Länderspiele von insgesamt 36).

Matthias Blübaum (25) ist, abgesehen vom Mitropa-Cup, seit 2016 ein fester Bestandteil unserer Auswahl. Mit Baku 2016 und Batumi 2018 war er schon bei zwei Schacholympiaden im Einsatz. Und bei der Europameisterschaft 2021 war er natürlich auch dabei, am Brett hinter Keymer. Blübaum ist amtierender Europameister und nicht mehr aus unserem Team wegzudenken.

Der gegenüber Blübaum einen Monat jüngere Rasmus Svane gehört seit 2017 zur A-Mannschaft, wo er bei der EM in Limenas Chersonisou seine Premiere hatte. Batumi 2018 war seine erste und bisher einzige Schacholympiade.

Liviu Dieter Nisipeanu ist der älteste (45) und erfahrenste Nationalspieler. Nach seinem Wechsel zum DSB hatte er 2014 bei der Olympiade in Tromsö seinen ersten Einsatz. Seit der EM 2015 in Reykjavik hütete er souverän Brett eins bei sechs Turnieren, darunter den beiden Schacholympiaden in Baku und Batumi.

Dmitrij Kollars (22) fliegt als überraschender Sieger des Dortmunder NC-World-Masters zu seiner ersten Schacholympiade nach Indien. Im Spiel mit Rochadeverbot ließ er keine Geringeren als Exweltmeister Viswanathan Anand und Michael Adams hinter sich. Anand wird er nicht nochmal am Brett begegnen, der spielt nicht mit. Und Adams sitzt an Brett eins bei England.

Startrangliste Top 25

Nr.   FED Team EloDS Kapitän
1
 
USA United States of America 2771 Donaldson, John
2
 
IND India 2696 Narayanan, Srinath
3
 
NOR Norway 2692 Haarr, Jon Kristian
4
 
ESP Spain 2687 Magem Badals, Jordi
5
 
POL Poland 2683 Socko, Bartosz
6
 
AZE Azerbaijan 2680 Abasov, Nijat
7
 
NED Netherlands 2672 Smeets, Jan
8
 
UKR Ukraine 2666 Sulypa, Oleksandr
9
 
GER Germany 2664 Gustafsson, Jan
10
 
ENG England 2662 Pein, Malcolm
11
 
IND India 2 2649 Ramesh, R B
12
 
ARM Armenia 2642 Pashikian, Arman
13
 
IRI Iran 2636 Pourramezanali, Amirreza
14
 
UZB Uzbekistan 2625 Sokolov, Ivan
15
 
FRA France 2621 Maze, Sebastien
16
 
HUN Hungary 2621 Acs, Peter
17
 
IND India 3 2619 Bakre, Tejas
18
 
CZE Czech Republic 2612 Simacek, Pavel
19
 
CRO Croatia 2611 Kozul, Zdenko
20
 
ROU Romania 2605 Miron, Lucian-Costin
21
 
TUR Turkey 2602 Kanmazalp, Ogulcan
22
 
ISR Israel 2598 Glaz, Ilana David
23
 
SRB Serbia 2595 Perunovic, Miodrag
24
 
GEO Georgia 2580 Sturua, Zurab
25
 
GRE Greece 2575 Nikolaidis, Ioannis

Frauen

Br. Name Elo Länderspiele
1 IM Elisabeth Pähtz 2484 249 (243)
2 WGM Josefine Heinemann 2321 51 (44)
3 WGM Hanna Marie Klek 2366 84 (56)
4 WGM Dinara Wagner 2341 -
5 FM Jana Schneider 2342 50 (15)

Länderspiele: insgesamt, in Klammern A-Nationalmannschaft

Elisabeth Pähtz ist erst 37 Jahre alt und hat doch schon fast 250 Länderspiele für Deutschland bestritten. Bei der Olympiade wird sie wohl drei (Uhlmann, Hübner, Hecht) der fünf vor ihr liegenden Meister überflügeln und in der Länderspielstatistik nur noch Wolfgang Unzicker (384) und Lothar Schmid (271) vor sich haben. Als Pähtz 1998 ihr erstes Länderspiel machte (Länderkampf gegen England in Dresden), waren ihre vier Teamkolleginnen entweder noch nicht geboren oder noch viel zu jung, um überhaupt an Schach zu denken.

Für Josefine Heinemann (24) ist es die erste Olympiade. Ihren ersten Länderkampf hatte sie 2014 in Berlin gegen Norwegen. Danach stieg ihre Wertungszahl innerhalb eines Jahres um über 200 Punkte. Nach der EM 2017 musste sie aber vier Jahre warten, bis sie letztes Jahr bei der Team-EM wieder eine Chance in der Nationalauswahl bekam. Jetzt hat sie sich dort etabliert.

Die 27-jährige Hanna Marie Klek spielt nicht nur stark Schach, sondern ist und war daneben noch in anderen schachsportlichen Bereichen aktiv, wie z.B. in der Deutschen Schachjugend oder als Geschäftsführerin des Schachzentrums Baden-Baden. Kleks bisher einzige Olympiade war die von 2008 in Dresden, wo sie der Jugend-Olympiamannschaft Deutschlands angehörte.

Dinara Wagner (23, geb. Dordzhieva) feiert bei der Schacholympiade ihr Debüt in der deutschen Nationalmannschaft. Seit Mai spielt sie für Deutschland. Ihre Nominierung hat sie u.a. dem Erfolg beim German Masters der Frauen in Darmstadt zu verdanken, das sie gewinnen konnte.

Die Jüngste (20) in der Mannschaft, Jana Schneider, hat bereits Olympia-Erfahrungen. Vor vier Jahren spielte sie für Deutschland bei der U16-Olympiade in Konya (Türkei). Nach der Teilnahme bei der Team-EM 2021 ist es ihr zweites großes Turnier in der A-Nationalmannschaft.

Startrangliste Top 25 Frauen

Nr.   FED Team EloDS Kapitän
1
 
IND India 2486 Kunte, Abhijit
2
 
UKR Ukraine 2478 Brodsky, Michail
3
 
GEO Georgia 2475 Jojua, Davit
4
 
POL Poland 2423 Dziuba, Marcin
5
 
FRA France 2400 Gozzoli, Yannick
6
 
AZE Azerbaijan 2399 Mamedov, Nidjat
7
 
USA United States of America 2390 Khachiyan, Melikset
8
 
GER Germany 2383 Yakovich, Yuri
9
 
ARM Armenia 2367 Andriasian, Zaven
10
 
KAZ Kazakhstan 2365 Kotsur, Pavel
11
 
IND2 India 2 2351 Swapnil, S. Dhopade
12
 
HUN Hungary 2342 Papp, Gabor
13
 
ESP Spain 2327 Martinez Martin, David
14
 
CUB Cuba 2324 Alvarez Pedraza, Aramis
15
 
BUL Bulgaria 2319 Arnaudov, G. Petar
16
 
IND3 India 3 2318 Barua, Dibyendu
17
 
NED Netherlands 2312 Bosch, Jeroen
18
 
SRB Serbia 2312 Chelushkina, Irina
19
 
ISR Israel 2287 Botvinnik, Ilia
20
 
ROU Romania 2283 Szabo, Gergely-Andras-Gyula
21
 
ENG England 2274 D'Costa, Lorin
22
 
SVK Slovakia 2265 Stohl, Igor
23
 
CZE Czech Republic 2260 Polak, Tomas
24
 
VIE Vietnam 2259 Nguyen, Minh Thang
25
 
ITA Italy 2251 Bellia, Fabrizio

Russland und Weißrussland sind nicht bei der Schacholympiade dabei. Die russischen Sportverbände wurden aufgrund des Überfalls von Russland auf die Ukraine als Mannschaft von internationalen Wettbewerben ausgeschlossen. Ebenso die weißrussischen Mannschaften, da Weißrussland den Krieg unterstützt.

Die russischen Mannschaften gehörten traditionell zu den aussichtsreichsten Anwärtern auf die Goldmedaille. 18 Olympiasiege im offenen Turnier und 11 im Frauenturnier kann keine andere Nation aufweisen. Wobei bei den beiden letzten Schacholympiaden in Batumi 2018 und Baku 2016 nicht alle Träume in Erfüllung gingen. Die Männer holten zweimal Bronze, die Frauen wurden zweimal Vierte.
Weißrussland spielt dagegen international keine große Rolle. Unter die ersten Sechs schaffte es noch nie eine Mannschaft. In Batumi wurden die Männer Vierzehnte, die Frauen Siebzehnte.

 

Was man sonst noch wissen muss

  • Ausrichter: All India Chess Federation
  • Spielort: Four Points by Sheraton Mahabalipuram Resort & Convention Center, Ecr-Omr Junction, East Coast Rd, Poonjeri, Mahabalipuram, Tamil Nadu 603104, Indien (siehe auch Turnierseite)
  • Turnierdirektor: IO Bharat Singh Chauhan
  • Hauptschiedsrichter: ISR Laurent Freyd
  • Runden und Mannschaftsstärke: Gespielt werden 11 Runden an jeweils 4 Brettern.
  • Bedenkzeit: 40 Züge in 90 Minuten, die restlichen Züge in 30 Minuten. Je Zug gibt es 30 Sekunden zusätzlich.
  • Farbzuordnung: Die in der Paarung erstgenannte Mannschaft hat an den Brettern 1 und 3 Weiß, an 2 und 4 Schwarz.
  • Wertungen für Rangliste: 1. Wertung Mannschaftspunkte (Sieg = 2, Unentschieden = 1, Niederlage = 0); 2. Wertung Brettpunkte (Sieg = 1, Unentschieden = ½, Niederlage = 0); 3. Wertung Buchholz-Wertung (aus den Mannschaftspunkten) ohne den schlechtesten Gegner
  • Mannschaftspreise: Gold-, Silber- und Bronzemedaillen für die drei erstplatzierten Mannschaften der beiden Turniere.
  • Spielerpreise: Gold-, Silber- und Bronzemedaillen für die drei erstplatzierten Spieler an den vier Brettern der beiden Turniere. Für die Rangfolge ist die Turnierleistung entscheidend.
  • Sonderpreise: Die beste Mannschaft im offenen Turnier erhält den Hamilton-Russell-Cup. Die beste Mannschaft im Frauenturnier erhält den Vera-Menchik-Cup. Das beste Land in beiden Turnieren erhält die Nona-Gaprindaschwili-Trophäe.

Zeitplan

28.07. 13:30 Schiedsrichter­sitzung, 15:30 Eröffnungsveranstaltung

29.07. 6:00 Mannschaftsleitersitzung, 11:30 1. Runde
30.07. 11:30 2. Runde
31.07. 11:30 3. Runde
01.08. 11:30 4. Runde
02.08. 11:30 5. Runde
03.08. 11:30 6. Runde, 18:30 Bermuda-Party
04.08. Ruhetag
05.08. 11:30 7. Runde
06.08. 11:30 8. Runde
07.08. 11:30 9. Runde
08.08. 11:30 10. Runde
09.08. 06:30 11. Runde, 12:30 Siegerehrung

Zeitangaben: MESZ

 

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