Schacholympiade: Deutsche Teams weiter siegreich

von André Schulz
13.09.2024 – Die beiden deutschen Teams lösten auch in der zweiten Runde der Schacholympiade ihre Aufgaben, beide mit 3:1. Die deutschen Frauen gewannen gegen Belgien. Im Wettkampf gegen die Philippinen verdarb Dmitrij Kollars eine gute Position. Matthias Blübaum, Alexander Donchenko und Frederik Svane kompensierten die Niederlage mit ihren Siegen. | Foto: Die Musiker Jason Kouchak und Lilla Vincze eröffnen die Runde | Fotos: Fotos: Michal Walusza, Maria Emelianova, Mark Livshitz

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Nach der Startrunde der Schacholympiade am Mittwoch wurde schon einmal ganz grob der Spreu vom Weizen getrennt und in der zweiten Runde hatten es die Top-Teams auch schon mit schwierigeren Gegnern zu tun. Wenn vielleicht die Mannschaften als Ganzes noch keine ernste Gefahr für die Favoritenteams darstellten, so hatte die eine oder andere schwächere Mannschaft immerhin einen stärkeren Spielern in ihren Reihen, der auch für einen Super-Großmeister möglicherweise eine Gefahr darstellen konnte.

Die Niederlande gehört vielleicht nicht zu den Topfavoriten, wird aber im Verlauf des Turniers bei der Vergabe der Medaillen sicher eine Rolle spielen wollen. Mit Anish Giri haben sie einen Weltklassespieler am Spitzenbrett, mit Jorden van Foreest und Max Warmerdam zwei starke junge Spieler mit Potenzial und mit Erwin L'Ami und Benjamin Bok zwei Routiniers - eine gute Mischung. Gegner der zweiten Runde war das Nachbarland Belgien, anders als im Fußball hier kein ernsthafter Konkurrent, aber sicher auch kein Leichtgewicht.

Niederlande-Belgien | Foto: Michal Walusza

Mit Daniel Dardha haben die Belgier einen starken Nachwuchsspieler am ersten Brett, der sich mit Anish Giri messen durfte.

Foto: Michal Walusza/ FIDE

Tatsächlich hielt Dhardha die Partie remis und auch an zwei anderen Brettern sprang für die Niederländer nicht mehr als ein halber Punkt heraus. Jorden van Foreest besorgte aber den Siegpunkt für die Niederländer.

Das US-Team traf in der zweiten Runde auf Singapur. Sonst eher nicht so oft im Focus des internationalen Schachgeschehens hat sich der Schachverband von Singapur mit der erfolgreichen Bewerbung um die Ausrichtung der kommenden Schachweltmeisterschaft in den Mittelpunkt der internationalen Schachöffentlichkeit katapultiert. Die FIDE meldete gerade Google als Titelsponsor. Das Google Asien-Hauptquartier befindet sich in Singapur und die örtlichen Behörden werden das mitorganisiert haben. 

Spiritus Rector der ganzen Initiative ist Kevin Goh Wei Ming, der als einer der besten Spieler des Landes gegen die USA an Brett vier saß und gegen Ray Robson spielen durfte. Die Spieler aus Singapur hielten lange mit, doch am Ende hieß es 4:0 für die USA.

Nicht an allen Brettern lief es glatt, wie Thorsten Cmiel bemerkte und analysierte:

Mit Spannung wird auf den ersten Auftritt von Magnus Carlsen gewartet. Gerade hat der Weltranglistenerste in Paris beim Online-Speedchess-Turnier gezeigt, wie groß sein Vorsprung zum Rest der Supergroßmeister ist. Aber kann er noch mit richtigen Figuren spielen und Partien, bei denen man ganz viel Bedenkzeit hat? Die Schachfreunde müssen sich noch gedulden. Gegen Kanada spielten die Norweger noch ohne ihren großen Superstar. Trotz nomineller Überlegenheit reichte das nicht zu einem Sieg gegen die nicht in Bestbesetzung angetretenen Nordamerikaner. Ein umkämpftes Match endete 2:2.

Auch die deutsche Mannschaft hat ihr bestes Pferd im Stall noch nicht ins Rennen geworfen. Vincent Keymer wird noch geschont. Gegner der Runde zwei waren die Philippinen, mit einigen IMs in ihren Reihen. Die deutschen Großmeister hatten aber an fast allen Brettern ca. 200 Elopunkte und mehr Vorsprung.

Vorne rechts: Dmitrij Kollars | Foto: Michal Walusza

Dmitrij Kollars erhielt an Brett eins gegen Daniel Quizon mit Weiß eine überlegene Position im Sizilianer, doch dann ließ Kollars Damentausch zu und im Endspiel glitt ihm die Partie aus den Händen.

Matthias Blübaum, Alexander Donchenko und Frederik Svane sorgten dennoch für ein klares 3:1.

Ein früherer deutscher Nationalspieler hat vor ein paar Jahren den Verband gewechselt und tritt nun für Urugay an - Georg Meier. Seine Mannschaft spielte gegen die Ukraine und mit Andrei Volokitin hatte Meier einen starken Gegner. Georg Meier spielte remis, aber die übrigen Partien gingen für Uruguay verloren.

Auch Arkadij Naiditsch hat seinerzeit den deutschen Verband gewechselt und spielte einige Jahre für Aserbaidschan.

Re: Naiditsch und Cheparinov | Foto: Maria Emelianova

In Budapest ist er nun unter bulgarischer Flagge aktiv. Die Bulgaren spielten gegen Albanien und gewannen klar mit 3,5:0,5. Naiditsch musste sich gegen Llambi Pasko aber mit einem Remis begnügen.

Ein fast komplettes Großmeisterduell war beim Wettkampf Island gegen Indien zu sehen. Hilmir Freyr Heimisson war der einzige IM in der Achterrunde. Allerdings wiesen die Inder alle über Elo 2700 auf, die Isländer deutlich weniger. Mit 4:0 endete das Match klar zugunsten des Mitfavoriten.

Die Inder, mit ihrem Topstar Gukesh an Brett eins, haben bisher alle Partien gewonnen | Foto: Maria Emelianova

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Bei den ebenfalls mitfavorisierten Chinesen gab Weltmeister Ding beim Remis gegen Cristobal Henriquesz (Chile) bisher den einzigen halben Punkt ab.

Yu und Ding gut gelaunt

Etwas schwer taten sich die Franzosen, die ohne Alireza Firouzja auskommen müssen, gegen Paraguay. Der Youngster Marc`andria Maurizzi sorgte beim 2,5:1,5 für den entscheidenden Punkt. Auch Italien gewann nur knapp mit dem gleichen Ergebnis gegen die "Underdogs" aus dem Kosovo.

Ergebnisse

2. Runde am 12.09.2024
Nr. Snr FED Team Pkt. MP Erg. : Erg. MP Pkt. Team FED Snr
1 1 USA United States of America 2 4 : 0 2 Singapore SGP 45
2 9 HUN Hungary *) 4 2 : ½ 2 4 Peru PER 53
3 46 ISL Iceland 3 2 0 : 4 2 4 India IND 2
4 3 CHN China 4 2 : ½ 2 4 Chile CHI 47
5 48 EGY Egypt 2 ½ : 2 Uzbekistan UZB 4
6 5 NED Netherlands 4 2 : 2 Belgium BEL 49
7 50 CAN Canada 4 2 2 : 2 2 Norway NOR 6
8 7 GER Germany 2 3 : 1 2 4 Philippines PHI 51
9 52 MEX Mexico 4 2 1 : 3 2 England ENG 8
10 54 POR Portugal 2 1 : 3 2 Iran IRI 10
11 11 POL Poland 4 2 3 : 1 2 4 Hungary C HUN 55
12 56 FIN Finland 4 2 ½ : 2 Azerbaijan AZE 12
13 13 ESP Spain 4 2 : ½ 2 Bosnia & Herzegovina BIH 57
14 58 PAR Paraguay 4 2 : 2 France FRA 14
15 15 UKR Ukraine 4 2 : ½ 2 4 Uruguay URU 59
16 60 EST Estonia 4 2 : 2 4 Serbia SRB 16
17 17 ARM Armenia 4 2 3 : 1 2 4 Andorra AND 61
18 62 MKD North Macedonia 4 2 : 2 4 Romania ROU 18
19 19 CZE Czech Republic 4 2 2 : 2 2 4 Mongolia MGL 63
20 64 IRL Ireland 2 2 : 2 2 4 Israel ISR 2

91 Matches

Tabelle

Rg. Team  Wtg1 
1 India 4
Slovenia 4
Georgia 4
4 United States of America 4
China 4
Hungary 4
Spain 4
Lithuania 4
Brazil 4
Sweden 4
Kazakhstan 4
12 Poland 4
Armenia 4
Turkiye 4
Hungary B 4
Croatia 4
Montenegro 4
18 Netherlands 4
Serbia 4
Romania 4
Italy 4
Austria 4
23 Ukraine 4
Vietnam 4
25 Uzbekistan 4
Azerbaijan 4
Bulgaria 4
Moldova 4
29 Germany 4

194 Teams

Partien

Frauenolympiade

Bei der Frauenolympiade waren die Elounterschiede der Matchgegnerinnen auch in Runde zwei noch einigermaßen deutlich. Das indischen Team ist der erste Kandidat auf den Gewinn der Goldmedaille, hatte in Runde eins gegen Jamaica gewonnen und in Runde zwei die tschechischen Frauen als Gegnerinnen. Der Elovorsprung in diesem Match für die Inderinnen betrug 200 Elopunkte und mehr. Am Ende stand es standesgemäß 3,5:0,5.

Tania Sachdev, re., einmal nicht als Kommentatorin. Hinten wacht Schiedsrichterin Shoreh Bayat | Foto: Michal Walusza

Ahnlich verhielt es sich beim Vergleich von Georgien gegen Montenegro. Hier gab es "nur" ein 3:1  für die Favoritinnen, denn Nikolina Koljevic punktete gegen Salome Melia für Montenegro.

Foto: Maria Emelianova

Noch größer war die Elodifferenz beim Wettkampf Polen gegen Brasilien. An Brett eins spielte Alina Kashlinskaya (2490) gegen Kathie Goulart Librelato (2181). Hier gab es für den Außenseiter beim 4:0 für Polen gar nichts zu holen.

Der Elounterschied zwischen den Spielerinnen aus China und denen aus Kolumbien war auch groß, aber nicht so groß. Der Spielstärkeunterschied aber schon. Die jungen Chinesinnen, die hier aufgeboten wurden, sind sicher besser als ihre aktuellen Elozahlen. Auch hier war der Befund beim 4:0 klar.

Belgien-Deutschland | Foto: Maria Emelianova

Die deutschen Frauen spielten gegen Belgien. Elisabeth Pähtz war diesmal auch dabei. Dafür setzte Dinara Wagner aus. Nach dieser Schacholympiade will Elisabeth Pähtz zurücktreten, heißt es. Gegen  Hanne Goossens lieferte sich die ewige deutsche Nummer eins im Frauenschach ein langes Theorieduell im Zweispringerspiel, das ausgeglichen endete.

Angreifen mit dem Jobava London System

Das Jobava London System, benannt nach dem georgischen Spitzenspieler Baadur Jobava, ist eine Nebenform des Londoner Systems, welches sich prinzipiell in nur einem kleinen Detail unterscheidet - der weiße Springer wird frühzeitig auf c3 etabliert!

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Nachdem beide Spielerinnen anfingen eigene Züge zu machen, war die Partie jedoch schnell vorbei.

Lara Schulze gewann ebenfalls. Josefine Heinemann und Hanna Marie Klek steuerten zwei Remis zum sicheren 3:1 bei.

Gewinnstrategien Band 1: Der Entwicklungsvorsprung

In diesem Videokurs dreht sich alles um das Thema Entwicklungsvorsprun: Wie entsteht ein Entwicklungsvorsprung und wie kann man ihn verwerten? Wie kann man den gegnerischen Entwicklungsvorsprung neutralisieren?

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Ergebnisse

2. Runde am 12.09.2024 um 15:00
Nr. Snr FED Team Pkt. MP Erg. : Erg. MP Pkt. Team FED Snr
1 1 IND India 2 : ½ 2 4 Czech Republic CZE 41
2 54 ECU Ecuador 4 2 ½ : 2 4 Hungary *) HUN 14
3 42 MNE Montenegro 4 2 1 : 3 2 4 Georgia GEO 2
4 3 POL Poland 4 2 4 : 0 2 Brazil BRA 43
5 44 COL Colombia 4 2 0 : 4 2 4 China CHN 4
6 5 UKR Ukraine 2 : 2 4 Lithuania LTU 45
7 46 AUS Australia 4 2 1 : 3 2 4 Azerbaijan AZE 6
8 7 USA United States of America 4 2 : ½ 2 4 Philippines PHI 47
9 48 BEL Belgium 4 2 1 : 3 2 4 Germany GER 8
10 9 ESP Spain 4 2 4 : 0 2 3 Hungary C HUN 49
11 50 FIN Finland 4 2 : 2 4 Kazakhstan KAZ 10
12 11 ARM Armenia 4 2 4 : 0 2 4 Mexico MEX 51
13 52 EGY Egypt 4 2 ½ : 2 4 Bulgaria BUL 12
14 13 FRA France 4 2 : ½ 2 4 Luxembourg LUX 53
15 15 ENG England 4 2 3 : 1 2 4 Denmark DEN 55

83 Matches

Tabelle

Rg. Team  Wtg1 
1 Poland 4
China 4
Spain 4
Armenia 4
Argentina 4
Iran 4
7 United States of America 4
Bulgaria 4
France 4
Hungary 4
Turkiye 4
Netherlands 4
Vietnam 4
Israel 4
Cuba 4
Hungary B 4
Norway 4
Estonia 4
Peru 4
20 Georgia 4
Azerbaijan 4
Germany 4
England 4
Mongolia 4
Romania 4
Sweden 4
Uzbekistan 4
Croatia 4

180 Teams

Partien

Offizielle Turnierseite...


André Schulz, seit 1991 bei ChessBase, ist seit 1997 der Redakteur der deutschsprachigen ChessBase Schachnachrichten-Seite.
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