ChessBase 17 - Megapaket - Edition 2024
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Schacholympiade
2006: Die Schlussfeier
Von André Schulz
Fotos: Natalia und Carsten Straub
Alle Partien der Schacholympiade...
Alle Partien der Frauenolympiade...
Die Sieger: Armenien. Trainer Arshak Petrosian hält den Pokal
hoch
In Armenien werden die Spieler des Nationalteams derzeit wie Popstars gefeiert. Es ist das erste Mal, dass eine armenische Mannschaft eine Goldmedaille bei einer Schacholympiade gewonnen hat.
Ganz überraschend war dieses Ergebnis nicht, denn tatsächlich nahm
die junge armenische Mannschaft in der Setzliste hinter Russland und Indien Rang
drei ein. Hinter Aronian und Akopian gingen zwei Spieler mit einer Elozahl über
2700 an den ersten Brettern an den Start. Nur Russland hat mehr Spieler aus dem
2700-Club in der Mannschaft. Levon Levon Aronian ist zudem der Aufsteiger der
letzten Zeit. Aronian spielte gewaltig, holte an Brett eins 7 Punkte in 11
Runden und verlor dabei nur einmal - gegen Kramnik.
Noch besser als Aronian
schnitt sogar Akopian ab, der 9 Punkte in 12 Runden holte. Und mit Gabriel
Sargissian gab es einen weiteren armensichen Spieler, der überragend spielte und zu den
besten der Olympiade gehörte. Zum Schluss ging ihm mit einigen Remisen
etwas die Puste aus, aber 10 Punkte in 13 Runden sprechen eine deutliche
Sprache. Dabei muss man berücksichtigen, dass Armenien immer oben gespielt hat
und gegen die besten Mannschaften angetreten ist.
Noch überraschender
als die Leistung der Armenier ist vielleicht das Abschneiden der Chinesen. Auf
der Setzliste findet man die Mannschaft mit Bu Xiangzhi, Zhang Zhong, Zhang
Pengxiang, Wang Yue, Ni Hua, Zhao Jun auf Platz 12, das ist ungefähr die Rgion,
auf der auch die deutsche Mannschaft angesiegelt ist. Das einstige Wunderkind Bu
Xiangzhi an Brett eins (8/12) und vor allem Wang Yue an Brett (10/12) sorgten
waren die eifrigsten Punktesammler.
Im Kampf um die Bronzemedaille gab es mehrere Kandidaten, am Ende gewann die USA
nach einem hohen Schlussrunden-Sieg gegen Norwegen das Rennen vor Israel,
Ungarn, Russland, Frankreich und der Ukraine.
Die Ungarn, Platz 16 in der Setzliste gehören ebenfalls zu den
Überraschungsteams. Sie wurden Fünfte und profitierten von der starken
Mittelachse mit Zoltan Gyimesi, Ferenc Berkes, Csaba Balogh.
Zu den Enttäuschungen gehört das Abschneiden der Russen und der Inder. Russland,
klar favorisiert, wurde nur Sechster und kassierte mehrere Niederlagen. Noch
schlimmer erwischte es Indien trotz Anand am ersten Brett. Indien wurde gar nur
30ter. Besonders Anand war außer Form und verliert 20 Elopunkte. Auch die
einstigen "jungen Wilden" aus Aserbeidschan werden mit ihrem 24. Platz nicht
zufrieden sein.
Die deutsche Mannschaft war am Ende da, wo man sie erwarten durfte. Platz 15 entspricht in etwa der Einschätzung, die der Setzlistenrang 14, gebildet aus dem Eloschnitt der vier ersten Spieler nahe legt. Trotz Niederlagen gegen Kramnik und Carlsen hat Arkadij Naiditsch an Brett eins eine sehr gute Olympiade gespielt. Mit 6 aus 10 kommt er auf eine Eloleistung von etwas über 2700. Auch Jan Gustafsson und Thomas Luther haben mit 6,5 Punkten aus 10 bzw. 9 Partien, ebenso Alexander Graf mit 5,5 aus 8 ordentliche Ergebnisse erzielt, und ihre eigenen aktuellen Elozahlen übertroffen. Artur Jussupov und Christopher Lutz fallen dagegen ab.
Bester Spieler der Olympiade (nach Performance) war Vladimir Kramnik mit einer Elo-Leistung von 2847 bei 6,5 Punkten aus 9 Partien, gefolgt von Wang Yue, Etienne Bacrot , Magnus Carlsen, Sergey Karjakin, Bu Xiangzhi, David Navara, Vladimir Akopian und Levon Aronian und Joel Lautier.
Bester Spieler: Kramnik
Bei der Männerolympiade konnten die Ukraine nicht den Titel verteidigen, dafür gewann ihn die ukrainischen Frauen und verwiesen Russland auf Platz zwei. Der ukrainische Sieg war das Ergebnis einer ausgeglichenen Mannschaftsleistung, bei der alle Spielerinnen gleichmäßig gute Ergebnisse um die +5 erzielten.
Die Urainerinnen: Ushenina, Zhukova, Lahno und Gaponenko
Russland hatte mit Tatiana Kosintseeva eine der besten Spielerinnen in den
Reihen. Zeitweise hatte sie eine Performance von über 2700, am Ende holte sie
9,5/12 und wurde als beste Spielerin nur von Zhao Xue übertroffen. Die
Leistungen der anderen Russinnen war ebenfalls sehr gut, nur eben nicht gut
genug, um mit den überragenden Ukrainerinnen Schritt zu halten.
Beste Spielerin: Zhao Xue
Die Bronzemedaille
ging an die Chinesinnen. Diese spielten ohne ihre drei Weltmeisterinnen Xie Jun
(hat Familie), Zhu Chen (spielt für Katar, das Heimatlande ihres Ehemannes) und Xu Yuhua (erwartet ein Kind).
Doch auch die "zweite Garde" war gut genug, den dritten Platz zu holen und die
USA mit drei Punkten Vorsprung auf Rang vier zu verweisen.
Georgien, die einstige Großmacht im Frauenschach, in der Setzliste noch auf Rang
drei zu finden, wurde nur Sechster.
Die deutschen Frauen blieben mit Rang 11 wie die deutschen Männer ungefähr im
Rahmen der Erwartungen. Die Setzliste sah das deutsche Team dabei sogar auf
Platz 8. Mit 8 bzw. 8,5 Punkten aus 12 Partien waren Elisabeth Pähtz und Ketino
Kachiani-Gersinska die erfolgreichsten Spielerinnen. Vera Jürgens holte 6 Punkte
in 10 Partien, verliert aber wegen des geringen Eloschnitts ihrer Gegnerinnen
dennoch Elopunkte. Jessica Nill war außer Form.
Bei der nächsten Schacholympiade in Dresden wird mit einem anderen Reglement gespielt. Bisher wurde nach Brettpunkten gezählt. Mit der nächsten Olympiade wird nach Mannschaftspunkten gezählt. Außerdem wird auch die Frauenolympiade dann mit vier Brettern gespielt. Dies wird die Nationen mit einer großen Anzahl von Spielerinnen mit internationaler Erfahrung begünstigen. Deutschland gehört nicht dazu.
Unter den Gästen, Bessel Kok mit seinem Team, Jeffrey Borg.
Ehrengast Andor Lilienthal, der älteste Großmeister der Welt
Gespräche am Rande: Frederic Friedel (ChessBse) und Kirsan Ilyumshinov (FIDE)
Weit entfernt von allen Erwartungen war die Qualität der
Organisation. Mit dem Oval Lingotto, bei den Olympischen Winterspielen als Halle
für die Eisschnellläufe genutzt, und dem olympischen Dorf als
Unterbringungsmöglichkeit schienen die Organisatoren beste Voraussetzungen zu
bieten. Tatsächlich lebte die Organisation dann aber vor allem von der
Improvisationskunst der Mitarbeiter. Zusagen und Vereinbarungen, die mit
Partnern getroffen wurden, konnten gar nicht, oder aber erst nach massiven
Anlaufschwierigketten nach mehreren Tagen eingehalten werden.
Ein Jahr vor der Olympiade hatten die Organisation und ChessBase den Einsatz von
Yasser Seirawan mit TV ChessBase abgesprochen. Umso überraschter waren die
Organisatoren, dass dann tatsächlich ein Team erschien und auch noch nach einem
Standort mit einer Internetleitung fragte. Nach längerem Suchen fand man
schließlich einen Raum, wo das ChessBase-Ü-Notebook, Lampen und die Kamera
aufgebaut werden konnten - allerdings gegen den Willen der Putzkolonne, die ihre
langstieligen Reinigungswerkzeuge nun vorübergehend anderweitig abstellen
mussten.
Die Mannschaft-"Kapitäne" der Sieger, Levon Aronian und Natalia
Zhukova bei Yasser Seirawan in TV ChessBase
TV ChessBase-Mitarbeiterin Natalia Straub mit zwei US-Boys (Onichuk
und Kamsky)
Als wirklich
schlecht wurde von den Spielern und Betreuern die Verpflegung in der olympischen
Mensa beurteilt, die selbst unteres Kantinenniveau verfehlte, und den
Imbissbuden und Restaurants in der näheren Umgebung einige Einnahmen erbrachten.
Immerhin bot, die Spielhalle selbst den Teilnehmern gute Spielbedingungen. Warum
die Spieler nach Ende der Partie nicht einmal mehr den inneren Zuschauerrang
betreten dürfen, bleibt völlig unklar.
Die Eröffnungsveranstaltung war eine langatmige Aneinanderreihung von
langatmigen und völlig nichtssagenden Reden von Organisatoren, Würdenträgern,
Sponsoren, nur kurz einmal vom Auftritt eines Kinderorchesters unterbrochen.
Nach einer halben Stunde waren die Publikumsränge nur noch zur Hälfte gefüllt.
Wegen des "großen Erfolgs" wurde das Konzept für die Schlussfeier noch einmal
zur Anwendung gebracht. Angesichts der Medaillenvergabe war Flucht diesmal aber
unmöglich.
Die Sieger wurden auf die Bühne gerufen, ohne dass es dort ein Konzept oder
einen Durchführungsplan gab. Fotografen, die Fotos von den Mannschaften oder den
Medaillenträgeren machen wollten, mussten selber zusehen, wie sie das
hinbekommen wollten.
Neben dem
FIDE-Kongress mit der FIDE-Wahl wurde außerdem noch die Entscheidung über den
Austragungsort der übernächsten Schacholympiade gefällt. Unter den drei
ernstahften bewerbern San Luis, Posen und Khanty Mansiysk fiel die Entscheidung
nach offenbar sehr turbulenten Verhandlungen, bei denen auch finanzielle
Argumente eine wichtige Rolle spielten, zugunsten der Ölregion in Sibirien
Khanty-Mansiysk.
Bilder von der Preisverleihung:
Kirsan Ilyumshinov
Gold für Armenien
"Und was ist hier mit meinem Preis?"
Tatsächlich ein wichtiges Detail: der Alexandria-Preis für die beste kombinierte
Männer-Frauen-Mannschaft. Die Vergabe des Preises wurde bei der letzten
Olympiade in Calvia vergessen. Dies führt damals zu einer lebhaften Diskussion währedn der Schlussfeier zwischen
FIDE-Vizepräsident Zurab Asmaiparashvili und den spanischen Organisatoren.
Asmaiparashvili bekam ein blaues Auge, die Organisatoren schlechte Presse. Die
Turiner hatten die Lektion indes gelernt.
China: Silber und Bronze
Bronze für die USA
Israel: Im Kampf um Bronze knapp geschlagen
Gold: Ukraine
Silber: Russland. Der neue Frauentrainer scheint mit seinen
Gedanken
allerdings beim früheren Auftraggeber Kasparov zu sein.
Die Amerikanerinnen
Auf Wiedersehen in Dresden in zwei Jahren