Schacholympiade: Doppelsieg für Indien perfekt!

von Stefan Liebig
22.09.2024 – Was für ein Tag für Indien: Nachdem den Männern der Platz 1 vor der letzten Runde nur noch theoretisch zu nehmen war, ließen sie im Match gegen Slowenien nichts anbrennen – gleichzeitig gewannen auch die indischen Frauen gegen Aserbaidschan und sicherten sich ebenfalls den ersten Sieg bei einer Olympiade. Auf den Plätzen dahinter begann dann das große Rechnen aufgrund der komplizierten Olympia-Feinwertung. | Fotos: Michal Walusza, Maria Emelianova, Mark Livshitz (FIDE), Titelfoto: Michal Walusza

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Olympiade – Offenes Turnier

Indien hat es geschafft: Mit einer beeindruckenden Teamleistung gewann das junge Team nicht nur erstmals eine Schacholympiade, sondern stellte mit 10 Siegen und einem Unentschieden auch noch einen neuen Punkterekord auf. 

Der Blick auf das Match zwischen Slowenien und Indien in der Eröffnungsphase.

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3056 ist die magische Zahl des Turniers: Gukesh Dommaraju hat diese Leistung an Brett 1 von Indien erzielt und damit natürlich auch die Brettwertung gewonnen.

Alle Brettwertungen hier

Mit seinen brillanten 9 Punkten aus 10 Partien war er sogar besser als das indische Brett 3 Arjun Erigaisi, der 10 aus 11 holte und sogar das gesamte Turnier durchspielte. Auch er liegt mit 2968 fast bei 3000 und beide indische Topstars nähern sich rasant der 2800er-Ratinggrenze.

Mit zwei Schwarzsiegen gaben die beiden im Kampf gegen die überraschend starken Slowenen eine gute Vorlage an ihre Teamkollegen, die mit Weiß noch länger kämpfen mussten.

Da auch Praggnanandhaa Rameshbabu gegen Anton Demchenko gewann und Vidit Gujrathi gegen Matej Sebenik remisierte, stand am Ende ein hoher 3,5:0,5-Sieg für Indien.

Die zweite Topbegegnung des Tages: China gegen USA.

Das Topbrett der Chinesen, Ding Liren, dürfte die Leistung Gukeshs nicht entgangen sein. Während der WM-Titelverteidiger weiter nach seiner Form sucht, scheint Gukesh von Turnier zu Turnier stärker zu werden. Ding selbst gab sich in der Schlussrunde mit einem Remis durch Zugwiederholung nach nur zehn Zügen gegen Fabiano Caruana zufrieden. Kurze Zeit später einigten sich auch Levon Aronian und Bu Xiangzhi auf Remis. Da auch die Partie zwischen Yu Yangyi und Leinier Dominguez unentschieden endete, blieb Wesley So die Rolle des Matchwinners gegen Wei Yi.

Die USA schlagen China also mit 2,5:1,5 und beide haben am Ende 17 Punkte auf dem Konto, wie auch Titelverteidiger Usbekistan, Serbien und Armenien. Nach Feinwertung gewannen die USA Silber, Titelverteidiger Usbekistan schaffte es auf Rang 3. Ausschlaggebend dafür war der 2,5:1,5-Letztrundenerfolg gegen Frankreich. Dabei siegte an Brett 4 Shamsiddin Vokhidov gegen Maxime Lagarde. Die anderen drei Partien endeten Remis. Die Plätze 4 bis 6 gingen an China, Serbien und Armenien.

Frederik Svane und Matthias Blübaum waren die erfolgreichsten deutschen Punktesammler.

Svane gewinnt Gold in der Brettwertung

Ein versöhnliches Ende gab es für das deutsche Herrenteam. Nach schwankenden Leistungen über die gesamte Turnierdauer konnte in der letzten Runde Bulgarien besiegt werden. Vincent Keymer und Matthias Blübaum remisierten mit Schwarz und Dimitrij Kollars mit Weiß gegen den deutschen Ex-Nationalspieler Arkadij Naiditsch. Der überragende Frederik Svane steuerte mit Weiß einen weiteren Sieg bei: Deutschland gegen Bulgarien 2,5:1,5. Svane erreichte damit einen Topscore von 8 aus 9 und eine Leistung von 2791 Punkten. Das sicherte ihm den Sieg in der Wertung an Brett 5 – was für ein Erfolg für den jungen Deutschen!

Diese beiden Mannschaftspunkte brachten den Deutschen am Ende den 7. Platz ein. Aufgrund der frühen Ausrutscher kam es zu keinem direkten Vergleich mit den Topteams der Olympiade. Da hatte man sich sicher etwas mehr erwartet, obgleich es exakt der Setzliste entspricht ...

Ergebnisse

Team Pkt. MP Erg. : Erg. MP Pkt. Team
Slovenia 29 16 ½ : 19 31½ India
Spain 26 15 2 : 2 15 24½ Hungary *)
China 26½ 17 : 15 27 United States of America
Uzbekistan 26½ 15 : 15 26 France
Serbia 25½ 15 : ½ 15 25½ Ukraine
Armenia 25 15 : 14 24 Iran
Bulgaria 25½ 14 : 14 28 Germany
Georgia 25½ 14 2 : 2 14 24 Poland
Brazil 24 14 1 : 3 14 25½ Azerbaijan
Romania 24½ 14 2 : 2 14 24 Moldova
Kazakhstan 26 14 : 14 25 Turkiye
Chile 21½ 14 : 14 25 Greece
Netherlands 24½ 13 : 13 25 Lithuania
Italy 24 13 : 13 24½ Norway
England 23½ 13 3 : 1 13 23 Slovakia
Faroe Islands 21½ 13 : 13 27 Czech Republic
Canada 22 13 2 : 2 13 25 Vietnam
Israel 25 12 : 13 24 Turkmenistan
Hungary B 24 12 3 : 1 12 25½ Philippines
Belgium 23 12 ½ : 12 23½ Croatia
Mexico 23 12 3 : 1 12 22½ Denmark
Austria 22 12 : 12 25½ Hungary C

94 Matches

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Endstand nach 11 Runden

Rg. Team  Wtg1 
1 India 21
2 United States of America 17
3 Uzbekistan 17
4 China 17
5 Serbia 17
6 Armenia 17
7 Germany 16
8 Azerbaijan 16
9 Slovenia 16
10 Spain 16
11 Hungary 16
12 Turkiye 16
13 Greece 16
14 Norway 15
15 France 15
16 Ukraine 15
17 Romania 15
18 Czech Republic 15
19 Georgia 15
20 England 15
21 Netherlands 15
22 Poland 15
23 Moldova 15
24 Turkmenistan 15
25 Vietnam 14
26 Iran 14
27 Bulgaria 14
28 Latvia 14
29 Kazakhstan 14
30 Sweden 14
31 Colombia 14
32 Austria 14

189 Teams

Partien

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Frauenolympiade

Was für eine spannende Schlussrunde: Indien und Kasachstan starteten punktgleich in ihre finalen Matches gegen Aserbaidschan und die USA. Es entstanden zwei sehr spannende Mannschaftsduelle. Indien gewann letztlich überraschend hoch mit 3,5:0,5. Weil das turbulente und oft hin und her wogende Match zwischen Kasachstan und den USA letztlich 2:2 endete, stand schließlich fest: Gold geht – wie bei den Herren – an Indien, Silber an Kasachstan. Bronze geht an die Feinwertungssiegerinnen aus den USA vor den punktleichen Teams aus Spanien, Armenien und Georgien.

Indien gegen Aserbaidschan.

Besonders imposant bei den Olympiasiegerinnen ist die Leistung von Divya Desmukh: Sie spielte alle elf Runden und holte dabei 9,5 Punkte, was für die IM den Sprung über die 2500er-Grenze bedeutet. Was für eine Leistung! Doch auch die 7,5 aus 9 von Vantika Agrawal sollten nicht unerwähnt bleiben.

Hier alle Brettwertungen.

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Gulrukhbegim Tokhirhjonova (USA) und Bibisara Assaubayeva (Kasachstan, rechts)

In der Partie zwischen Gulrukhbegim Tokhirhjonova (USA) und Bibisara Assaubayeva (Kasachstan, rechts) ging es drunter und drüber. Letztlich sicherte der Sieg der Kasachin ihrem Team das 2:2.

Gute Laune und klare Anzeige nach oben: Team USA vor der letzten Runde.

Die deutschen Damen vor dem letzten Kampf gegen Armenien.

Der versöhnliche Abschluss blieb den deutschen Damen leider verwehrt. Die beiden Weißspielerinnen Elisabeth Pähtz und Lara Schulze remisierten zwar, aber Dinara Wagner und Josefine Heinemann verloren ihre Partien. Am Ende stand also eine weitere Niederlage: Deutschland gegen Armenien 1:3.

Nach 11 Runden steht das deutsche Team damit auf Platz 22 – auch hier hatte man sich als 8. der Setzliste durchaus mehr erhofft. 

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Ergebnisse

Team Pkt. MP Erg. : Erg. MP Pkt. Team
Kazakhstan 27½ 17 2 : 2 16 28½ United States of America
Hungary *) 28 15 ½ : 15 29 Spain
India 27½ 17 : ½ 15 26 Azerbaijan
Poland 27 16 ½ : 15 25½ Georgia
Armenia 27½ 15 3 : 1 14 26½ Germany
China 31 14 : ½ 14 28 Vietnam
Ukraine 24 14 : ½ 14 26 Romania
Italy 23½ 14 ½ : 14 25 Bulgaria
Turkiye 24 14 : 14 23½ Uzbekistan
Serbia 24 14 : 14 27 Argentina
Austria 22 13 : 13 24 France
Slovakia 23 13 0 : 4 13 22½ Netherlands
Mongolia 24 13 : ½ 13 24 Sweden
Norway 23½ 13 : 13 24½ Switzerland
Peru 25 13 ½ : 13 25 Greece
Israel 27 13 4 : 0 13 26½ Iran

85 Matches

Endstand nach 11 Runden

Rg. Team  Wtg1 
1 India 19
2 Kazakhstan 18
3 United States of America 17
4 Spain 17
5 Armenia 17
6 Georgia 17
7 China 16
8 Ukraine 16
9 Poland 16
10 Bulgaria 16
11 Argentina 16
12 Uzbekistan 16
13 Israel 15
14 Hungary 15
15 Azerbaijan 15
16 Mongolia 15
17 Greece 15
18 France 15
19 Switzerland 15
20 Canada 15
21 Netherlands 15
22 Germany 14
23 Vietnam 14
24 Philippines 14
25 Serbia 14

169 Teams

Partien

Links

Offizielle Turnierseite...

Ergebnisse und Tabelle bei Chess-Results: Offenes Turnier | Frauenturnier


Stefan Liebig, geboren 1974, ist Journalist und Mitinhaber einer Marketingagentur. Er lebt heute in Barterode bei Göttingen. Im Alter von fünf Jahren machten ihn seltsame Figuren im Regal der Nachbarn neugierig. Seitdem hat ihn das Schachspiel fest in seinen Bann gezogen. Höhenflüge in die NRW-Jugendliga mit seinem Heimatverein SV Bad Laasphe und einige Einsätze in der Zweitligamannschaft von Tempo Göttingen waren Highlights für den ehemaligen Jugendsüdwestfalenmeister.
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