Schacholympiade: Indien gewinnt und verliert - deutsche Männer stark

von André Schulz
20.09.2024 – Im offenen Turnier verteidigte Indien seine Führung mit einem klaren Sieg über Iran. In der Frauenolympiade kassierten die Inderinnen gegen Polen ihre erste Niederlage. Die deutschen Männer zeigten eine starke Leistung gegen Kroatien. Die deutschen Frauen spielten remis. | Fotos: Michal Walusza, Maria Emelianova, Mark Livshitz (FIDE), Titelfoto: Dariusz Gorzinski

ChessBase 17 - Megapaket - Edition 2024 ChessBase 17 - Megapaket - Edition 2024

ChessBase ist die persönliche Schach-Datenbank, die weltweit zum Standard geworden ist. Und zwar für alle, die Spaß am Schach haben und auch in Zukunft erfolgreich mitspielen wollen. Das gilt für den Weltmeister ebenso wie für den Vereinsspieler oder den Schachfreund von nebenan

Mehr...

Bei den Schacholympiaden kommt eine große Anzahl von Schachfreunden aus der ganzen Welt zusammen und feiert im Wettbewerb das schönste aller Spiele. Für die Spitzenspieler geht es um den sportlichen Erfolg, für die meisten der übrigen Teilnehmer stehen aber auch andere Aspekte im Vordergrund - dabei sein, Spaß haben und den Austausch mit Gleichgesinnten suchen. Für die Fotografen, die von der FIDE engagierten Profis, aber auch eine Reihe von schachbegeisterten Hobby-Fotografen, bieten sich viele Gelegenheiten, das Geschehen in schönen, bunten und interessante Bildern festzuhalten, so wie das Titelbild, für das sich eine Spielerin aus Sierra Leone zur Verfügung gestellt hat. Dariusz Gorzinski, Schachfreund aus Essen und begabter Hobby-Fotograf, hat das Motiv wohl nicht selber initiiert, aber gerne mitgenommen, als er es gesehen hat. 

Und diese Bild einer gut gelaunten Girl Group auch:

Das slowenische Frauen-Schachteam

Zum Schachsport:

Nach dem knappen Sieg über Verfolger China in der siebten Runde wollte Spitzenreiter Indien in Runde acht im Wettkampf gegen Iran einen weiteren Verfolger auf Distanz zu halten. Die Mannschaft aus dem Iran hat zwar ihren Superstar Alireza Firouzja vor einigen Jahren schon an Frankreich abgeben müssen, aber mit Parham Maghsoodloo und M. Amin Tabatabaei weitere Weltklassegroßmeister in ihren Reihen.

In der tagesfrischen Eloliste nimmt der frühere Juniorenweltmeister Maghsoodloo derzeit sogar schon Platz 20 ein. Und in der Liste der besten Spieler an Brett eins dieser Olympiade liegt Maghsoodloo mit knapp 2800 Eloleistung auf Platz acht. Nur wenige Spieler sind besser, zum Beispiel Gukesh, der mit 3054 Eloleistung die Brettwertung an Brett eins anführt - Maghsoodloos heutiger Gegner.

Gukesh | Foto: Maria Emelianova (FIDE)

Attack like a Super Grandmaster

In this Fritztrainer: “Attack like a Super GM” with Gukesh we touch upon all aspects of his play, with special emphasis on how you can become a better attacking player.

Mehr...

Vor dem Start der Partien, müssen die Superstars aber auch noch andere Aufgaben erfüllen, und tun das bereitwillig.

Praggnanandhaa gibt ein Autogramm | Foto: Mark Livshitz

Start der Runde | Foto: Mark Livshitz

Im Unterschied zu China am Vortag erwies sich die Mannschaft aus dem Iran jedoch nicht als ernsthafter Prüfstein für die Inder. Indien gewann den Vergleich hoch mit 3,5:1,5.

Iran-Indien | Foto: Michal Walusza

Arjun Erigaisi notierte gegen Bardiya Daneshvar dabei seinen siebten Sieg in der achten Partie:

Vor der achten Runde bildeten vier Mannschaften mit 12 Punkten hinter den beiden führenden Teams eine Verfolgergruppe. Zu dieser gehörten Gastgeber Ungarn und Armenien, die gegeneinander spielten, sowie Serbien und Usbekistan, die das andere Verfolgerduell bestritten. Aus diesen Duellen gingen Ungarn und Usbekistan jeweils mit 2,5:1,5 als Sieger hervor. Benjamin Gledura für Ungarn und Nodirbek Abdusattorov waren die beiden Matchwinner.

Nodirbek Abdusattorov, li., | Foto: Maria Emelianova

Maxime Vachier-Lagrave und Fabiano Caruana | Foto: Michal Walusza 

Die USA gewannen mit dem gleichen Ergebnis gegen Frankreich. 

Norwegen und Vietnam trennten sich 2:2, wobei Magnus Carlsen gegen Le Quang Liem siegreich blieb. In der Karlsbad-Struktur hatte der Norweger wieder einmal die besseren Ideen.

Carlsen und Le | Foto: Michal Walusza

Master Class Band 8 - Magnus Carlsen 2.Auflage

Sehen Sie, welche Eröffnungen Carlsen wählt, um seinen Gegner im Mittelspiel strategisch zu überspielen oder ein vorteilhaftes Endspiel zu erhalten.

Mehr...

Die deutsche Mannschaft hat sich mit zwei Siegen in Folge nach der Niederlage gegen Montenegro wieder konsolidiert und spielte in Runde acht gegen Kroatien. Einige Schachfreunde werden sich noch erinnern: Deutschland gegen Kroatien war die Paarung der letzten Runde bei der Europameisterschaft 2023 in Budva. Deutschland gewann dank eines Sieges von Dmitrj Kollars, schrammte aufgrund der schlechteren Feinwertung gegenüber Serbien ganz knapp an Gold vorbei und gewann Silber. 

Mit einem sehr klaren 3,5:0,5-Sieg konnte das deutsche Team an diesen Erfolg anknüpfen. Der Deutschland-Vierer zeigte sich dabei sehr gut aufgelegt.

Frederik Svane holte scheinbar mühelos seinen sechsten Sieg in der siebten Partie, erhöhte seine Eloperformance auf 2837 und ist jetzt bester Spieler an Brett fünf.

Auch Vincent Keymer zeigte sich wieder von seiner besten Seite. In einer Englischen Partie machte die deutsche Nummer eins von Anfang an Druck. Am Ende der Partie schwächelte Keymer etwas, aber der müde gespielte Gegner half mit.

Foto: Mark Livshitz

Matthias Blübaum verbuchte den dritten Sieg für das deutsche Team. Dmitrij Kollars steuerte einen halben Punkt bei. Das deutsche Team rückte auf Platz acht vor und schnuppert mit zwei Punkten Rückstand auf Platz zwei an den Medaillenrängen. Indien ist mit zwei Punkten Vorsprung auf den Rest auf Goldkurs.

ChessBase Magazin 221

Schachfestival Biel 2024 mit Analysen von Le Quang Liem, Donchenko, Bjerre u.a.. Sokolov, King und Zwirs zeigen neue Eröffnungsideen im Video. 10 Repertoireartikel von Holländisch bis Königsindisch u.v.m.

Mehr...

Ergebnisse

Team Pkt. MP Erg. : Erg. MP Pkt. Team
Iran 20 13 ½ : 14 23½ India
Hungary *) 18½ 12 : 12 19 Armenia
Serbia 19 12 : 12 20½ Uzbekistan
United States of America 20½ 11 : 11 19½ France
China 19 11 : 11 18½ Romania
Vietnam 19½ 11 2 : 2 11 19½ Norway
Georgia 20 11 2 : 2 10 17½ Netherlands
Germany 20 10 : ½ 10 19 Croatia
England 17½ 10 : 10 18½ Lithuania
Italy 17½ 10 2 : 2 10 18½ Azerbaijan
Spain 19 10 : 10 17 Denmark
Argentina 17½ 10 1 : 3 10 17½ Ukraine
Czech Republic 20½ 10 2 : 2 10 17½ Moldova
Cuba 17½ 10 : 10 19 Israel
Montenegro 17½ 10 : 10 18½ Turkiye

94 Matches

Stand nach 8 Runden

Rg. Team  Wtg1 
1 India 16
2 Uzbekistan 14
3 Hungary 14
4 China 13
5 United States of America 13
6 Iran 13
7 Vietnam 12
8 Germany 12
9 Spain 12
10 Ukraine 12
11 Norway 12
12 Georgia 12
13 Slovenia 12
14 Armenia 12
15 Serbia 12
16 Turkiye 12
17 England 12
18 Cuba 12
19 Brazil 12
20 Azerbaijan 11
21 Romania 11
22 Netherlands 11
23 France 11
24 Czech Republic 11
25 Greece 11

189 Teams

Partien

Frauenolympiade

Im Wettbewerb der Frauen hatte das hier ebenfalls schon führende Indien sogar schon einen Zweipunktevorsprung herausgearbeitet. Die Sieg gegen Titelverteidiger Georgien war schon ein großer Schritt in Richtung Goldmedaille. Runde acht brachte den Inderinnen nun die Polinnen als Gegnerinnen.

Nona Gaprindashvili eröffnet am Brett von Alina Kashlinskaya die Runde | Foto: Mark Livshitz

Polen hatte unterwegs gegen Griechenland und gegen die Ukraine jeweils einen Mannschaftspunkt abgegeben. Polen hat schon seit vielen Jahren ein sehr spielstarkes Frauenteam. Alina Kashlinskaya hat inzwischen die langjährige Nummer eins Monika Socko als beste Spielerin des Landes abgelöst.

Vaishali und Socko | Foto: Michal Walusza

Tatasächlich erwiesen sich die Polinnen an diesem Tag als zu stark für die Inderinnen. Alina Kashlinskaya besiegte am Spitzenbrett Harika Dronavalli. Vaishali hatte nach einem Bauernopfer in der Vorstoßvariante gegen Monika Socko eine angenehme Position, doch dann spielte die junge indische Großmeisterin etwas ungenau, musste Gegenspiel zulassen und konnte im resultierenden Turmendspiel nicht gut von Angriff auf Verteidigung umschalten.

Im umkämpften Verfolgerduell besiegte Kasachstan Frankreich. Titelverteidiger Georgien kam nach der Niederlage gegen Indien in der Runde zuvor gegen Bulgarien nicht über ein 2:2 hinaus. Alle Partien endete hier remis.

Die deutschen Frauen waren nach ihrem 2:2 gegen die Mongolei auf Platz acht in der Tabelle geklettert und kamen damit zumindest in Sichtweite möglicher Podiumsplätze. Gegner der 8. Runde waren die Niederlande. Elisabeth Pähtz feierte gegen Machthild van Foreest ihren fünften Sieg, aber Lara Schulz musste gegen Anna-Maja Kazarian eine Niederlage quittieren. Dinara Wagner und Hanna Marie Klek spielten remis und so kam das deutsche Team zu einem weiteren 2:2. 

Elisabeth Pähtz | Foto: Dariusz Gorzinski

Der Prozess der Entscheidungsfindung - Grundlagen

In insgesamt 6 Kapiteln untersuchen wir folgende Aspekte: die richtige Entscheidung anhand taktischer Faktoren, Entscheidungen beim Abtausch & Schlagzügen, komplexe & psychologische Entscheidungen in längeren Partien und bei der Verteidigung.

Mehr...

Ergebnisse

Team Pkt. MP Erg. : Erg. MP Pkt. Team
Poland 20½ 12 : 14 21½ India
Hungary *) 21½ 11 : 11 18 Ukraine
Kazakhstan 20½ 12 : 12 20 France
Georgia 18 11 2 : 2 11 19 Bulgaria
Uzbekistan 18 11 ½ : 11 20½ United States of America
Netherlands 18 11 2 : 2 11 20 Germany
Armenia 20 11 : ½ 11 18 Mongolia
Slovenia 17½ 10 0 : 4 10 22½ China
Azerbaijan 17½ 10 2 : 2 10 17 Italy
Spain 20 10 : ½ 10 17½ Slovakia
England 19½ 10 3 : 1 10 17½ Lithuania
Turkiye 18 10 : 10 19½ Philippines
Malaysia 18 10 ½ : 10 20½ Vietnam
Switzerland 19½ 10 3 : 1 10 20 Turkmenistan
Peru 18 9 : 9 17 Serbia

85 Matches

Stand nach 8 Runden

Rg. Team  Wtg1 
1 India 14
2 Poland 14
3 Kazakhstan 14
4 United States of America 13
5 Armenia 13
6 Ukraine 13
7 China 12
8 Switzerland 12
9 Vietnam 12
10 Spain 12
11 Germany 12
12 England 12
13 Bulgaria 12
14 France 12
15 Turkiye 12
16 Georgia 12
17 Netherlands 12
18 Hungary 11
19 Iran 11
20 Azerbaijan 11

169 Teams

Partien

Links

Offizielle Turnierseite...

Ergebnisse und Tabelle bei Chess-Results: Offenes Turnier | Frauenturnier


André Schulz, seit 1991 bei ChessBase, ist seit 1997 der Redakteur der deutschsprachigen ChessBase Schachnachrichten-Seite.
Diskussion und Feedback Senden Sie Ihr Feedback an die Redakteure