Die Geburtsstunde der
Schach-Olympiade
Von Martin Keller und
Leni Nathrath
Grundgedanke und Entstehung der
Mannschaftsweltmeisterschaft
„Der
Beschluss des Weltschachbundes (FIDE), dem Deutschen Schachbund und damit der
Stadt Dresden die Ausrichtung der Schacholympiade 2008 zu übertragen, hat uns
mit großer Freude und auch mit Stolz erfüllt. Wir haben nun vier Jahre Zeit, um
unsere Vorstellungen für diese zweitgrößte Sportveranstaltung der Welt (nach den
Olympischen
Sommerspielen) auszuarbeiten und in die Tat umzusetzen.“
Die Begeisterung war Alfred Schlya, dem Präsidenten des Deutschen
Schachbundes deutlich anzumerken, denn die Schacholympiade ist der
bedeutendste Mannschaftswettbewerb im Schach. Die Schacholympiade wird von der
Weltschachorganisation FIDE organisiert und alle zwei Jahre ausgetragen.
Als im Jahre 1924 in Paris die olympischen Spiele stattfinden sollten, plante
der französische Schachbund, parallel dazu einen Schachwettkampf durchzuführen.
Paris 1924
Die
Idee wurde mit Begeisterung aufgenommen und so fand die erste (inoffizielle)
Mannschaftsweltmeisterschaft statt, von der auf der ganzen Welt unter der
Bezeichnung „Schach-Olympiade“ berichtet wurde. Der Präsident der französischen
Schachföderation Pierre Vincent regte die Gründung eines Dachverbandes an und
die in Paris 1924 versammelten Spieler erklärten gleichsam die Gründung der
internationalen Schachorganisation (Federation Internationale des Echecs –
FIDE).
Zum
ersten Mal fand das Turnier offiziell 1927 in London statt. Ab 1952 wurde der
Wettbewerb von der UdSSR beziehungsweise Russland dominiert, die insgesamt 24
Siege erreichten. Diese Zahl setzt sich aus zwei Serien von zwölf Siegen
zusammen, die jeweils mit dem Nichtantreten 1976 und dem Sieg der Ukraine bei
der letzten Schacholympiade 2004 in Calvià endeten. Anfangs waren die
Schach-Olympiaden reine Männersache. 1957 fand die erste reine Damen-Olympiade
statt. Und seit 1976 spielen Damen und Herren ihre Turniere am gleichen Ort.
Die bisherigen Schach-Olympiaden
Jahr |
Ort |
Teams |
Sieger |
(1924) |
Paris |
18 |
CSR |
1927 |
London |
16 |
Ungarn |
1928 |
Den
Haag |
17 |
Ungarn |
1930 |
Hamburg |
18 |
Polen |
1931 |
Prag |
19 |
USA |
1933 |
Folkestone |
15 |
USA |
1935 |
Warschau |
20 |
USA |
(1936) |
München |
21 |
Ungarn |
1937 |
Stockholm |
19 |
USA |
1939 |
Buenos
Aires |
26 |
Deutschland |
1950 |
Dubrovnik |
16 |
Jugoslawien |
1952 |
Helsinki |
25 |
UdSSR |
1954 |
Amsterdam |
26 |
UdSSR |
1956 |
Moskau |
34 |
UdSSR |
1958 |
München |
36 |
UdSSR |
1960 |
Leipzig |
40 |
UdSSR |
1962 |
Varna |
37 |
UdSSR |
1964 |
Tel
Aviv |
50 |
UdSSR |
1966 |
Havanna |
52 |
UdSSR |
1968 |
Lugano |
53 |
UdSSR |
1970 |
Siegen |
60 |
UdSSR |
1972 |
Skopje |
63 |
UdSSR |
1974 |
Nizza |
73 |
UdSSR |
1976 |
Haifa |
|
USA |
1978 |
Buenos Aires |
|
Ungarn |
1980 |
Valetta |
82 |
UdSSR |
1982 |
Luzern |
|
UdSSR |
1984 |
Thessaloniki |
|
UdSSR |
1986 |
Dubai |
|
UdSSR |
1988 |
Thessaloniki |
106 |
UdSSR |
1990 |
Novi Sad |
|
UdSSR |
1992 |
Manila |
|
Russland |
1994 |
Moskau |
|
Russland |
1996 |
Jerewan |
|
Russland |
1998 |
Elista |
|
Russland |
2000 |
Istanbul |
|
Russland |
2002 |
Bled |
140 |
Russland |
2004 |
Calvia |
127 |
Ukraine |
2006 |
Turin |
|
??? |
2008 |
Dresden |
|
??? |
Bestrebungen
der FIDE, Schach in die Olympischen Sommerspiele zu integrieren, sind
gescheitert. Der größte Erfolg einer deutschen Mannschaft war der Olympiasieg in
Buenos Aires 1939 sowie die Silbermedaille 2000 in Istanbul. Auf deutschem Boden
fand die Olympiade bereits sechsmal statt. 2008 wird sie nun in Dresden
gastieren, das sich am 29. Oktober 2004 gegen Mitkonkurrent Tallinn durchsetzte
und den Zuschlag erhielt. In Dresden 2008 sollen 11 Runden gespielt werden.
Hinzu kommen noch die Ruhetage.Von Anfang an stand die
sportliche Seite des Kampfes im
Vordergrund, denn zum Erfolg waren vor allem eine gute Kondition,
Geistesfrische, Ausdauer und Stehvermögen notwendig.
So
lautet auch das Motto der FIDE ganz im olympischen Geist: gens una sumus (Wir
sind eine Familie).