Das Taca Cuca Turnier in Angola
Bericht und Fotos: Alina l'Ami
Auch wenn Sie kein großer Reisender sind, so bin ich überzeugt, dass Sie zumindest
einmal davon geträumt haben, ein wenig abenteuerlustiger zu sein, in die Welt
hinaus zu ziehen, um das Unbekannte zu entdecken und sich von all den Dingen,
die so ganz anders sind als das Gewohnte, überraschen zu lassen. Und was könnte
für mich als Europäerin reizvoller sein als ...Afrika?!
Uns Schachspielern bietet sich dabei nun eine einfache Lösung: Angola, das neue
tropische Paradies! Wenn Bürgerkrieg, Armut und gefährliche Gegend alles ist,
was Ihnen zu diesem wunderbaren Land einfällt, dann ist es Zeit, die verzerrte
Wahrnehmung zu korrigieren. Ich muss zugeben, dass ich auch lange so gedacht habe
und etliche Vorurteile gehegt habe…aber ich habe meine Lektion gelernt. Der durch
Unruhen und Bürgerkrieg schlechte Ruf des Landes ist mittlerweile nicht mehr gerechtfertigt
und das Land befindet sich stark im Aufwind. Und Schach sei Dank, stehen seine
Tore jetzt weit offen!
Ich komme bereits zum zweiten Mal nach Luanda, der Hauptstadt Angolas, um das
immer bekanntere 'Taca Cuca' Schachturnier zu spielen, das dieses Jahr bereits
zum vierten Mal stattfindet. Ohne die großzügige Einladung der Organisatoren wäre
ich jetzt wahrscheinlich auf einem anderen Kontinent; aber nicht, weil Angola
abseits der großen Touristenpfade liegt oder weil das Unbekannte oft gefährlich
wirkt. Ich habe bereits vergangenes Jahr hier gespielt und weiß, dass dieses afrikanische
Land einem viele neue Erkenntnisse und Einsichten beschert. Aber wenn ich bedenke,
welche Wahnsinnspreise hier überall verlangt werden, dann würde ich zwei Mal nachdenken,
bevor ich mir ein Ticket kaufe.
Und doch bin ich Dank einer Reihe hilfreicher und hart arbeitender Leute hier.
Die 270$, die man hier pro Nacht und Person für unsere Unterkunft, die zwar ganz
ordentlich, aber doch nicht das Sheraton ist, verlangt, schreckt sie nicht ab.
Im Gegenteil: wir bekommen alles, Essen und Getränke, so viel wir wollen, eigentlich
eine Pauschalbetreuung! Man muss zugeben, dass so etwas selten ist und man bei
einem Schachturnier nicht immer zu jeder Tages- und Nachtzeit dem Genuss frönen
kann. Wenn man anfängt, darüber nachzudenken, wie viel das bei all den eingeladenen
Großmeistern kostet, dann gehen einem die Augen über!
Aber die Organisatoren tun das für uns, sie tun das aus Liebe zum Schach und weil
sie möchten, dass jeder die schönen Seiten ihres wunderbaren Landes sieht. Und
die Ergebnisse dieser Anstrengungen sind bereits gut sichtbar, vor allem, wenn
ich das Turnier dieses Jahres mit dem Turnier im letztem Jahr vergleiche: mehr
und mehr Spieler wollen hier teilnehmen und die Spielbedingungen sind hervorragend.
Anders gesagt, das Schachleben Angolas blüht und wächst exponentiell und ich würde
mich nicht wundern, wenn sich in Zukunft noch mehr Spieler den April freihalten,
um dieses angolanische Traditionsturnier zu spielen. Ich weiß nicht, ob die Hauptattraktion
dieses Turniers der großzügige Preisfonds oder der typische terrakottaartige Boden
ist…vermutlich beides.
Blick auf die Umgebung unseres Hotels
Letztes Jahr haben wir direkt in der Innenstadt gewohnt und konnten ohne große
Mühe die wunderbare Kolonialarchitektur Luandas erforschen (eine interessante
Mischung aus Neu und Alt), aber dieses Mal lagen die Dinge ein wenig anders. Wir
haben perfekte Bedingungen, eigentlich der Traum aller Profis: wir essen, schlafen
und spielen am gleichen Ort. Aber dieser Vorteil hat auch einen Nachteil: wir
sind weit entfernt vom pulsierenden Leben der lauten Stadt, die kennenzulernen
angesichts dieses exotischen Ortes doch sehr verlockend wirkt. Ich würde sagen,
man kann nicht alles haben…allerdings hat man uns am Ruhetag einen Ausflug versprochen!
So ist für jeden etwas dabei und die Organisatoren unternehmen große Anstrengungen,
um all unsere Wünsche zu erfüllen.
Eine Sache können sie jedoch nicht kontrollieren: die Natur. Meistens herrscht
hohe Hitze, aber einer der vier Swimmingpools unseres Hotelkomplexes bietet immer
Schutz vor der sengenden Sonne. Viel lästiger sind die aggressiven Moskitos, die
offensichtlich kein Problem damit haben, sich bei jeder Gelegenheit den Bauch
voll zu schlagen :. Zum Glück hat man uns mit Mückenschutzcremes und -Salben eingedeckt
- ein weiterer Beleg, wie sehr sich die Organisatoren anstrengen, das Turnier
zu einem schönen Erlebnis für uns zu machen. Doch am besten gefällt mir etwas
anderes: die Atmosphäre einer Schachfamilie! Ganz egal, was auf den Brettern geschieht,
nach den erbitterten Kämpfen treffen sich alle, um ein Cuca-Bier zu trinken, ein
wenig zu blitzen oder sich einfach angeregt zu unterhalten. Wenn doch nur die
Moskitos ein wenig höflicher wären…
Vier Großmeister in Luanda - unmittelbar nach der Ankunft. Vom Flughafen
aus haben wir ein Taxi genommen und dann auf ein anderes Auto gewartet, um damit
zu unserem Hotel zu fahren. Ein Taxi zum Hotel zu nehmen, wäre viel zu teuer
gewesen. Das Hotel lag etwas außerhalb und schon die fünfminütige
Taxifahrt vom Flughafen in die Stadt hat uns 22$ gekostet!
Viktor Bologan steckten die russische Mannschaftsmeisterschaft und der lange Flug
in den Knochen und er gönnte sich ein kleines Päuschen. Der französische
GM Thal Abergel steckte hingegen voller Energie :). Aufgenommen wurde das Foto
in der Lobby eines Hotels, in dem wir auf das Auto gewartet haben, das uns zu
unserem eigentlichen Hotel bringen sollte. Es dauerte jedoch eine Weile, bevor
unser Auto kam, denn der Verkehr in Luanda ist zu jeder Tages- und Nachtzeit und
an allen Tagen der Woche einfach unmöglich.
Diese Fotos habe ich vom Auto aus gemacht. Hier sieht man die für Luanda
typischen Straßenhändler. Matratzen, Obst, Kleidung oder Elektronik,
in Luanda kann man fast alles vom Auto aus kaufen und spart so eine Menge Zeit.
Die angolanischen Frauen haben eine gute Haltung. Kein Wunder bei diesem Training.
Ich habe immer bewundert, wie sie die großen und schweren Körbe auf
dem Kopf transportieren - vor allem, wenn man bedenkt, dass sie oft auch noch
Kinder tragen müssen und beide Hände voll haben.
Geröstete Cashewnüsse, die wir bei unserer langsamen Fahrt durch die
Stadt gerne gekaut haben.
Hauptstadtverkehr in Angola
.
Und hier haben wir gewohnt.
Der Swimmingpool versprach Abkühlung.
Schachspieler auf Expedition
Nach dem Abenteuer der Expedition brauchten wir dringend etwas Abkühlung.
Die Badenden von links nach rechts: Viktor Bologan, Thal Abergel, Alina l'Ami,
Anzel Solomons und Erwin l'Ami.
Deon Solomons aus Südafrika sucht Schutz vor der Sonne.
Zeit für eine kleine Blitzpartie
Im Freien zu essen ist eine nette Idee, aber auch eine Einladung an die Fliegen.
Sie kommen in Scharen und bringen die ganze Familie mit!
Erwin l'Ami, Viktor Bologan und Sergey Tiviakov bei der Eröffnungsfeier
Das 'Taca Cuca Turnier' war offiziell eröffnet!
Ex-Jugendweltmeister GM Ahmed Adly mit Dr. Aguinaldo Jaime.
WIM Catarina Leite aus Portugal ist bei den Frauen die Nummer zwei der Setzliste.
Tshepang Tlale aus Südafrika
Thal Abergel vor seiner Partie gegen IM Soares Erikson Roberto Maurici aus Angola
Epah Tembo aus Sambia
Gabriel Irineia aus Angola
Thsepiso Lopang aus Botswana
Die Botswana-Girls: Boikhutso Mudongo und Thsepiso Lopang
Sonia Rosalino aus Angola
Yvonne Saina aus Zambia spielt gegen Fatima Reis aus Angola.
Fatima Reis
Yvonne Saina aus Sambia
Lorita Mwango aus Sambia
Agostinho Tito Andre Quiela spielte in der ersten Runde gegen Elo-Favorit GM Viktor
Bologan, dessen Live-Rating jetzt bei 2719 liegt!
Sergey Tiviakov
Der holländische GM Erwin l'Ami hatte es in der ersten Runde mit dem Südafrikaner
Deon Solomons zu tun.
Im Vordergrund: der brasilianische GM Alexandr Fier; Dr. Aguinaldo Jaime verfolgt
die Partien aufmerksam.
Tshepang Tlale aus Südafrika bei ihrer Partie gegen Catarina Leite aus Portugal
Der Spielsaal genügte höchsten Ansprüchen: Er verfügte über
eine Klimaanlage und war geräumig. Außerdem gab es Getränke und
kleine Snacks, was das Schachleben immer schöner macht.
Afrika bei Nacht. Hier die Statue in unserem afrikanischen "Traumland".