Schachstadt Augsburg: Bundesliga und Benkö

von Frank Zeller
21.11.2019 – Nach dem Aufstieg in die Erste Bundesliga belegte der BCA Augsburg einen sensationell guten Platz und geht nun in seine zweite Erstliga-Saison. Lange Zeit spielte man in der Zweiten Liga und hatte dort mit Pal Benkö einen prominenten Mitstreiter. Zum Bundesliga-Auftakt ist Augsburg einer der Gastgeber.

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Eine wunderbare Freundschaft

Am kommenden Wochenende ist es endlich soweit: die Schachbundesliga geht an den Start.

Selten ging eine Saison so spät, Ende November, los, doch die vielen anstehenden hochrangigen Termine in letzter Zeit erschwerten die Planung in der deutschen Eliteklasse: da war der Weltpokal in Chanty-Mansijsk im Oktober, dann der Grand Swiss der Fide auf der Isle of Man vor wenigen Wochen. In beiden langwierigen Events starteten über 100 der besten Spieler der Welt; alles, was Rang und Namen hatte, war somit im Terminkalender verplant.

Hamburg richtete eine Etappe des Fide-Grand-Prix aus. Zudem gab es noch die Europameisterschaften für Länder und für Vereine (ebenfalls wie Hamburg gerade erst zu Ende gegangen).

Jetzt kehrt mal ein wenig Ruhe ein, Zeit dafür, sich auf Weltschach in der Bundesliga zu fokussieren!

Augsburg gegen den Abstieg

Einer der vier Spielorte zu Saisonstart am 23. und 24. November wird dabei Augsburg sein.

Augsburg ist mit knapp 300 000 Einwohnern nach München und Nürnberg die drittgrößte Stadt in Bayern und kann auf eine bewegte Geschichte zurückblicken. Eine Reise dahin lohnt sich also nicht nur des Schachs wegen. Doch auch deren Spiellokal ist unbedingt sehenswert: der BCA Augsburg, der 2017 aus dem Stadtteilverein SK 1908 Göggingen hervorgegangen ist, richtet seine Heimspiele in den noblen Hallen des Kongresses am Park, einem modernen Kongress- und Tagungszentrum, aus.

Dieses ist auch geschickt mit den Öffentlichen zu erreichen und liegt nur wenige hundert Meter vom Hauptbahnhof entfernt am Rande der Innenstadt.

Die Augsburger vom BCA steht für Brettspiel-Clup-Altstephaner und bezieht sich auf das humanistische Gymnasium St. Stephan. Die Gründungsmitglieder sind allesamt frühere Absolventen. 2018 stiegen sie die 1. Liga auf und belegten in ihrer ersten Bundesligasaison 2018/19 den unerwartet guten 10. Platz. Insbesondere die Spieler an den mittleren Brettern agierten bei den Schwaben dabei über ihren Möglichkeiten; das mag daran liegen, dass die Mannschaft gewachsen ist, wie Teamchef Johannes Pitl betont. Der Rumpf der Truppe spielt schon einige Jahre zusammen. Kaida Külaots, der sensationelle Sieger des AEROFLOT-Open 2019 gehört ebenso dazu wie die internationalen Profis Petar Arnaudov, Eduardas Rozentalis (3-facher Sieger in Augsburg), Nikola Nestorovic, Milos Stankovic oder Velislav Kukov. Diese haben bereits mehrfach bei den GM- und IM-Turnieren teilgenommen, die seit über 30 Jahre regelmäßig in Augsburg ausgetragen werden und für die ebenfalls Pitl als Turnierleiter verantwortlich zeichnet. Viele haben dort ihre letzte Norm gemacht, der junge Eckhard Schmittdiel etwa sammelte Ende der Achtziger seine ersten IM-Normen, Großmeisterehren kamen später dazu. Der 59-jährige Schmittdiel spielt mittlerweile auch wieder für Augsburg.

Eckhard Schmittdiel gewinnt 1988 in Augsburg

Die kommende Saison wird sicherlich nicht einfach für die Altstephaner, das Team kämpft gegen den Abstieg und ist nominell auf Platz 15 gesetzt. Die Liga ist durch den starken Aufsteiger Lingen u.a. kompakter geworden, nur der Aachener SV fällt ab. Augsburg musste auch den Verlust eines Spitzenspielers, Viktor Laznicka verkraften. Dafür steht nun der Ungar Gabor Papp im Aufgebot, der Laznicka nicht viel nachsteht, und für die hinteren Reihen konnte – ich selbst gewonnen werden!

Für mich bietet Augsburg die Chance, als „alternder deutscher IM“ mal wieder Bundesligaluft schnuppern zu dürfen. Und es ist eine neue Erfahrung, einmal im Leben den Landesverband zu wechseln: nachdem ich bereits rund 37 Jahre für den Schachverband Württemberg unterwegs war, darf ich mich mal als Bayern sehen! Immerhin habe ich einen persönlichen Bezug und Wurzeln – mein Vater ist im Kreis Dillingen geboren, was ebenfalls wie Augsburg zu Bayerisch-Schwaben gehört.

Zugpferd Pal Benkö

Die Tradition dieser geschlossenen Einladungsturniere begann 1986, indem Pitl nach Augsburg einen ganz besonderen Stargast einlud: die amerikanisch-ungarische Legende Pal Benkö! Damit war der Grundstein zu einer wunderbaren Freundschaft gelegt – die beiden Herren trafen sich auch öfters in New-York und Budapest, den Metropolen, in denen der polyglotte Benkö abwechselnd residierte.

Über den Jahreswechsel 2019/10 wird nun das VI.Senator-Max-Gutmann Memorial Großmeisterturnier stattfinden, und im Rahmen einer Festschrift dazu, die Pitl vorbereitet, werden auch bislang unveröffentlichte Erinnerungen von Benkö stehen. Pitl hat mir einen Vorausdruck überlassen, in dem Benkö über seine Beziehungen zu Augsburg Revue passieren lässt. Es entstand um 2013, Pitl hat Benkö beim Verfassen und Übersetzen assistiert.

Foto: Jaap van der Kooij für Wikipedia

Benkö spielte in den 90ern in fünf Spieljahren 17 -mal am Spitzenbrett für Augsburg-Göggingen in der zweiten Liga. Auch in der BL-Vorsaison war er noch im Kader an Brett Eins aufgelistet. Das erwies sich oberflächlich betrachtet als Werbegag für die Schachpresse: der bereits 90-jährige ehemalige WM-Kandidat trat freilich nicht mehr aktiv in die Schranken. Aber wie Pitl betont, war es „…als ehrende Auszeichnung für seine besondere Beziehung zu und seine Verdienste um das Augsburger Schach gedacht… und auch als Geburtstagsgeschenk zu seinem 90., worüber er sich sehr freute.“

Der Hochbetagte, damals der aktuell älteste Großmeister der Welt, starb am 25. August einundneunzigjährig in Budapest.

In dem historischen Schriftstück wird auch eine andere Person am Rande „erwähnt“: ein gewisser Bobby Fischer! Der war in den 90ern offenbar auch einige Male in Augsburg – Benkö nahm seinen in Budapest im Exil lebenden Freund mit in die Fuggerstadt und stellte ihn Pitl vor. Und es sollte nicht sein einziger Besuch werden – laut Pitl war Fischer mindestens ein Dutzend Mal in Augsburg! Das war der Beginn einer weiteren wunderbaren Freundschaft, über die sicher noch berichtet werden wird…

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Spielort: 

Kongress am Park, Gögginger Str. 10, 86159 Augsburg

Spielplan:

Sa 23.11.19 14:00 BCA Augsburg − Hamburger SK
Sa 23.11.19 14:00 FC Bayern München − SG Turm Kiel
So 24.11.19 10:00 Hamburger SK − FC Bayern München
So 24.11.19 10:00 SG Turm Kiel −BCA Augsburg

Links

Schachklub Göggingen...

Kongress Augsburg....

St.Stephan -Schachbundesliga in Augsburg...

Schachklub Göggingen - Meister-und Grossmeisterturniere...

 


Frank Zeller, Jahrgang 1969, stammt aus Giengen, ist seit 2001 Internationaler Meister, Schachjournalist und Autor. In der Bundesliga spielte er für Schwäbisch-Hall und Augsburg. Aktuell spielt er für Zugzwang München, eine Mannschaft die gerade die 2. Liga Ost gewonnen hat und in der nächsten Saison in der 1. Liga spielen wird.

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