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Von Sagar Shah
Sagar Shah: Boris, fangen wir mit dem Aeroflot Open an, das vom 1. bis 10. März in Moskau stattfand. Warum wolltest du in dem Turnier spielen und wie lief es für dich?
Boris Gelfand: Das Aeroflot Open ist immer sehr stark besetzt und ich hatte in letzer Zeit nicht viel Gelegenheit, Partien mit klassischer Bedenkzeit zu spielen. Aber es ist wichtig, Turniere zu spielen - so bleibt man in Form. Ich bin beim Schach sehr ehrgeizig und möchte weiter spielen. Und das Turnier lief gut für mich. Es lief nicht immer alles glatt, aber im Prinzip bin ich mit meinem Ergebnis zufrieden.
Im Gegensatz zu anderen offenen Turnieren kriegt man beim Aeroflot Open immer einen starken Gegner, egal, wie das Turnier für einen läuft. Viele junge Talente aus aller Welt nehmen daran teil und auch dieses Jahr herrschte eine intensive Atmosphäre. Ich bin froh, dass ich gespielt habe.
SS: War die Bedenkzeit auch ein Grund, das Turnier zu spielen?
[Beim Aeroflot Open wurde mit einer Bedenkzeit von 100 Minuten für die ersten 40 Züge gespielt. Danach hatte man 50 Minuten für die nächsten 20 Züge und 15 Minuten für den Rest der Partie. Zusätzlich erhielt man ab dem ersten Zug einen Zeitaufschlag von 30 Sekunden pro Zug.]
BG: Ich spiele gerne klassische Partien und der Zeitmodus kam mir entgegen. Aber ich spiele auch gerne mit kürzerer Bedenkzeit.
SS: In den ersten beiden Runden hast du gegen Artyom Timofeev und den unbekannten Haik Martirosyan gespielt, beide Partien endeten Remis. Mit welcher Einstellung bist du in die dritte Runde gegangen?
BG: Ich war sehr positiv gestimmt. Offensichtlich spielt mein junger Gegner aus der zweiten Runde, Haik Martirosyan, sehr viel stärker, als seine Elo-Zahl nahelegt. Er spielte ein gutes Turnier und landete am Ende bei +1. Ich glaube, man wird noch viel von ihm hören.
Ich war froh, dass ich in Runde drei gegen Anton Demchenko gelost wurde, denn bei der Vorbereitung sah ich, dass er gerne offenen Sizilianer spielt - und diese Eröffnung bietet beiden Seiten Chancen. Die Partie lief gut für mich. Ich habe sie noch nicht gründlich analysiert, aber ich habe das Gefühl, dass ich gut gespielt habe. Er hat ein paar Möglichkeiten übersehen und landete in Schwierigkeiten.
Boris Gelfand holte beim Aeroflot Open 6,5 Punkte aus 9 Partien und wurde zusammen mit Evgeniy Najer geteilter Erster.
SS: In drei Partien - gegen Bartel, Grachev und Jumabayev - hast du sieben Stunden gespielt. Du bist nicht mehr der Jüngste! Wie bist du mit diesem Druck fertig geworden?
BG: Das hat viel Kraft gekostet - und die fehlenden Ruhetage waren ein zusätzliches Problem. In Rundenturnieren hat man immer irgendwann die Gelegenheit, sich zu entspannen, aber hier war es hart, vor allem am Ende des Turniers.
Nach den Partien habe ich immer zu Abend gegessen, danach kam eine Massage, doch wenn ich dann in mein Hotelzimmer zurückkam, bin ich eigentlich immer sofort ins Bett gegangen. Ich habe meine Partien nicht analysiert. Morgens hatte man ein bisschen Zeit, weil die Runde nachmittags begann. So habe ich jeden Morgen einen Spaziergang im nahe gelegenen Park gemacht und mich danach auf die Partie vorbereitet. Dieser Routine bin ich treu geblieben und das hat funktioniert. Leider war das Wetter schrecklich und wurde erst ab Runde acht besser. Der Himmel war grau und dunkel, es regnete und gab Schnee. Aber ich konnte damit umgehen. Die letzten beiden Tage war das Wetter dann besser, vor allem am Tag des Blitzturniers war es phantastisch. Das hat auch meine Stimmung verbessert.
SS: Hast du immer einen festen Zeitplan, wenn du ein Turnier spielst?
BG: Eigentlich habe ich bei jedem Turnier einen mehr oder weniger festen Zeitplan. Meistens muss man kleine Anpassungen vornehmen, je nach Rundenbeginn oder anderen Faktoren wie zum Beispiel dem Wetter. Zum Beispiel endeten die Runden beim Aeroflot Open meistens, wenn draußen schon tiefschwarze Nacht war. Da macht ein Spaziergang nicht viel Spaß. Also bin ich morgens spazieren gegangen und habe mich dann abends entspannt.
SS: Wenn man dich während deiner Partien beobachtet, ist man immer wieder verblüfft, wie gut du mit allen Figuren, vom Bauern bis zur Dame, jonglierst. Warum kannst du das so gut und wann hast du dir das angewöhnt?
Auf diesem Video, das Amruta Mokal während des Aeroflot Blitzturniers aufgenommen hat,
sieht man, welche Kunststücke Boris Gelfand mit seiner Dame vollführt!
BG: 40 Jahre Erfahrung, 40 Jahre Erfahrung! (lächelt) Jeder amüsiert sich darüber. In den letzten 40 Jahren meiner Karriere haben sich lediglich zwei Spieler (Lajos Portisch und Francisco Vallejo Pons) beim Schiedsrichter darüber beschwert und dann habe ich sofort aufgehört, denn ich will damit ja nicht meine Gegner stören. Es ist einfach nur eine Angewohnheit. Vielleicht eine schlechte Angewohnheit, ich weiß es nicht. Die meisten Leute finden das amüsant. Viele Leute wollen mich dabei filmen.
SS: Eine andere Angewohnheit von dir ist es, während der Partie herumzulaufen. Du gehst auf und ab und denkst dabei. Kannst du ohne Ansicht des Bretts genau so gut rechnen, wie du es kannst, wenn du am Brett sitzt?
BG: Ja, in beiden Fällen versuche ich, genauso tief zu rechnen. Und manchmal, wenn ich ohne Ansicht des Bretts rechne, dann versuche ich, meinen Blickwinkel zu erweitern. Oft konzentriert man sich auf eine Variante, aber es kann nützlich sein, eine Pause zu machen und zu überlegen, ob man noch andere Möglichkeiten hat. Vielleicht hängt man in einer Denkschleife fest und man vergisst, nach anderen Zügen zu suchen. Wenn ich umherlaufe, dann bin ich genauso konzentriert, wie ich es bin, wenn ich am Brett sitze. Das einzige Problem hier in Moskau bestand darin, dass mich so viele Leute kennen, mich grüßen wollten und mich anlächelten. Das hat ein wenig abgelenkt. Aber wenn die Zeitkontrolle naht oder ich in Zeitnot bin, bleibe ich meistens am Brett.
Boris Gelfand spielt auch stark, wenn er das Brett nicht sieht
SS: Welchen Tip würdest du Spielern geben, die ihr Blindspiel verbessern wollen?
BG: Ich glaube nicht, dass ich besonders gut Blindschach spiele. Ich habe früher manchmal am Melody Amber Turnier teilgenommen, in dem Blitz- und Schnellschach gespielt wurde, und manchmal auch ganz gut abgeschnitten. Aber hier sind Spieler wie Kramnik oder Morozevich einfach unglaublich.
Ich glaube, es ist wichtig, die Stellung, die gerade auf dem Brett steht, visualieren zu können. Ich habe darüber oft mit Großmeister Yuri Razuvaev gesprochen, der leider schon gestorben ist, aber ein phantastischer Trainer war, und er hat sehr viel Wert darauf gelegt, dass junge Spieler blind zu spielen lernen. Ich habe das dann gelernt.
Zum Beispiel habe ich nach der Partie, während eines Spaziergangs oder beim Abendessen mit anderen Spielern oder meinen Sekundanten, Stellungen diskutiert und Varianten analysiert. Wir sind nicht gleich zum Computer geeilt, sondern haben lieber miteinander analyiert. Das hilft bei der Entwicklung der Fähigkeit, blind zu spielen, enorm. Ich glaube, es ist sehr wichtig, die Stellung visualisieren und im Kopf analyiseren zu können.
Dieses Foto wurde aufgenommen, als Andor Lilienthal in Moskau 90. Geburtstag feierte. Lilienthal befindet sich im Kreise der Großmeister Boris Gelfand, Vladimir Kramnik, Yuri Averbakh, Evgeni Vasiukov, Sergei Makarichev und Yuri Razuvaev. [Dank geht an den legendären Fotografen Boris Dolmatovsky, der hier eines der Lieblingsfotos von Boris Gelfand mit der Schachwelt teilt.]
SS: Du kannst problemlos im Kopf rekonstruieren und analysieren?
BG: Ja, es ist wichtig, dass man das lernt. Wenn ich zuhause einen Spaziergang mache, dann suche ich mir vorher oft eine Studie heraus und versuche, sie zu lösen, während ich unterwegs bin. Das habe ich von Razuvaev gelernt. Das ist eine gute Idee und ich mache das oft.
SS: Ich habe eine Studie vorbereitet. Kann ich sie dir diktieren?
BG: (Aufgeregt) Ja, gerne!
SS: Weißer König b2, Bauer a5, Turm a6. Schwarzer König f3, Turm auf f8 und Bauer auf g4. Schwarz zieht und gewinnt. [Während ich die Stellung diktierte, wiederholte Gelfand das jeweilige Feld einer Figur laut. Nach meinem "Turm f8" wiederholte er "f8". Offensichtlich hatte er den Turm im Kopf gerade nach f8 gestellt. Ich würde Lesern empfehlen, es Gelfand gleichzutun und ebenfalls zu versuchen, dieses Problem im Kopf zu lösen. Die Lösung finden Sie, wenn Sie auf das Diagramm unten klicken. Die Überlegungen von Boris finden Sie in der PGN-Datei.]
Sobald ich Boris die Stellung diktiert hatte, war er Feuer und Flamme!
BG: [Denkt intensiv über die Stellung nach, um ihre Feinheiten zu verstehen. Nach genau 60 Sekunden sagt er]: 1…g3 geht nicht, okay. 2.Tg6 g2 3.Kb3 Tf4 4.a6 mit Remis. Andere Möglichkeiten sind (denkt eine Weile nach) entweder 1…Tf5, Tg8 oder Tb8+
SS: Einer dieser Züge gewinnt!
BG: [Lächelt] Ja, ja! Kandidatenzüge sind immer nützlich! Okay, schauen wir einmal 1…Tf5 2.Kb3 g3 3.Kb4 Tg5 4. Tf6 Ke2 5.Te6 Kd2 6.Td6 Kc2 7.Te6 g2 8.Te1 mit Remis. Schauen wir uns die anderen Möglichkeiten an: 1…Tg8 2.Tf6 Ke2 3.Te6 und Weiß kann nirgendwo, oder? Vielleicht Tf6+ Ke4.
SS: Warum nicht die Variante, die mit 1…Tf5 beginnt, noch einmal analysieren?
BG: [Sofort] Ja, ich hab's. 1…Tf5 2.Kb3 g3 3.Kb4 g2 4.Tg6 Tf4+! und Tg4 und Schwarz gewinnt. Zwischenzüge sind wichtig! Eine andere Pointe ist, dass man nach 1…Tf5 2.Ta8 g3 3.a6 den Bauern mit Tf6 4.a7 Tf7 weiter angreift und gewinnt. Das sind Standardtechniken im Turmendspiel.
SS: Perfekt! Ich habe diese Stellung schon vielen Großmeistern gezeigt und sie haben die Lösung nicht gefunden, obwohl sie das Brett vor sich hatten! Du hast die Lösung ohne Ansicht des Bretts in weniger als fünf Minuten gefunden!
Kommen wir zu deinen Eröffnungen: Normalerweise spielst du 1.d4 und in letzter Zeit bist du diesem Zug auch treu geblieben. Hast du keine Angst, dass deine Gegner mit Computervarianten bewaffnet ans Brett kommen?
BG: Natürlich habe ich Angst davor, aber dieses Risiko besteht immer, egal, was man spielt! Wenn man viele Eröffnungen vorbereitet, dann kann man nicht allzu sehr in die Tiefe gehen, und so sind die Gegner vielleicht besser vorbereitet. Außerdem spiele ich eine ganze Reihe unterschiedlicher Systeme, manchmal Katalanisch, manchmal 3.Sf3 und 4.Sc3 und variiere zwischen diesen Zügen. Ich halte mein Eröffnungsrepertoire nicht für schmal.
SS: Sollte man sich schon in jungen Jahren auf die Eröffnungen konzentrieren oder sollte man erst an den anderen Phasen der Partien arbeiten?
BG: Ich glaube, es ist immer besser, wenn man sich auch schon in jungen Jahren auf andere Bereiche des Spiels konzentriert und nicht nur Eröffnungen studiert. Zum Beispiel, indem man ein paar wichtige Endspiele lernt, ein Gespür für taktische Möglichkeiten entwickelt, Muster erkennt und die Klassiker studiert. Ich halte all das für wichtiger als sich auf die Eröffnungen zu konzentrieren.
SS: Aber irgendwann muss man Eröffnungen lernen. Wie sollte man Eröffnungen studieren?
BG: Das ist bei jedem anders. Ich glaube, junge Spieler sollten dem Repertoire ihres Lieblingsspielers folgen. Man sieht die Eröffnungsideen und man kann die Partien vollständig nachspielen. Gefällt einem ein klassischer Spieler, dann kann man Kramniks Repertoire übernehmen. Aber man muss aufpassen. Man kann nicht einfach blindlings die scharfen Varianten übernehmen. Dein Vorbild hat in diese Varianten vielleicht viel Arbeit investiert, während man selber nicht weiß, worauf es ankommt! Außerdem würde ich vorschlagen, dass man Eröffnungen spielt, die dem eigenen Stil entsprechen.
SS: Welches Vorbild hattest du?
BG: Ich habe Rubinstein geliebt. Aber ich habe mir auch die Partiensammlungen von Spitzenspielern wie Geller, Polugaevsky, Aljechin, Botvinnik, Tarrasch, Fischer, Larsen und vielen anderen angeschaut. Leider gibt es kein gutes Buch über Spassky. Er selber hat kein Buch geschrieben und so bleiben uns nur Sammlungen, bei denen jemand anderes seine Partien kommentiert. Ich habe auch viele Bücher von Keres gelesen, sein Buch mit seinen besten Partien und sein Buch über das Weltmeisterschaftsturnier 1948. Keres war ein guter Autor. Viele Spitzenspieler konnten gut schreiben, aber nicht alle wollten Zeit darauf verwenden, ihre Gedanken zu Papier zu bringen.
SS: Apropos gute Spieler, die auch gut schreiben können: Du hast vor kurzem zusammen mit Jacob Aargard für Quality Chess ein Buch mit dem Titel Positional Decision Making in Chess geschrieben. Teil II erscheint bald. Glaubst du, dass du dich durch das Schreiben des Buches als Spieler weiter entwickelt hast?
BG: Einer meiner Lieblingsautoren, Somerset Maugham, hat einige seiner besten Romane erst nach dem Schreiben seiner Autobiographie "Summing up" geschrieben. Ich hoffe, mir geht es ähnlich! Ich habe bei diesem Projekt mit Jacob Aagaard zusammengearbeitet. Meistens haben wir über Skype gearbeitet. Jacob und ich wohnen weit voneinander entfernt, aber mit Hilfe moderner Technologie können wir nicht nur miteinander reden, sondern uns auch sehen. Meistens habe ich ihm eine Datei geschickt, die wir dann besprochen haben. Er hat Fragen gestellt, die mir geholfen haben, die Dinge besser zu erklären. Er ist ein starker Großmeister und erfahrener Trainer. Die Fragen, die Jacob gestellt hat, haben mich oft nachdenken lassen. Ich habe oft gesagt: “Okay, lass mich nachdenken! Das besprechen wir beim nächsten Mal.” Durch seine Fragen habe ich viel gelernt..
SS: Besonders gefallen haben mir in dem Buch die Partien, in denen du gegen Slawisch spielst und etwas bessere Stellungen allmählich zum Gewinn führst, indem du die Stellung deiner Figuren Schritt für Schritt verbesserst. Ist das eine deiner Lieblingsstrategien?
BG: Nun, ich würde sagen, die Slawisch-Partien haben gut zum Thema des ersten Buchs gepasst: Positional Decision Making. Bei einem anderen Thema hätte ich sicher Partien mit anderen Eröffnungen ausgewählt - wie im zweiten Band, in dem der Schwerpunkt auf dynamischem Schach liegt. Ich weiß nicht, wie viele Bücher die Reihe am Ende umfassen wird, aber mit Sicherheit mehr als drei. Ich hoffe, wir haben die Energie, die Motivation und die Zeit, an weiteren Büchern zu arbeiten. Mir gefällt das Konzept und die Resonanz war gut. Viele Leute haben das Buch geliebt und das fühlt sich gut an.
SS: Wenn man dir beim Spielen zusieht, ist man immer wieder durch deine Intensität am Brett beeindruckt. Du bist absolut konzentriert und manchmal läuft dein Gesicht sogar rot an. Willst du in jeder deiner Partie eine Glanzleistung abliefern?
BG: Ich versuche, die besten Züge zu finden. Ich weiß, dass man nicht in jeder Partie, die man spielt, eine Glanzleistung liefern kann, aber immer, wenn ich mich ans Brett sitze, um eine Partie zu spielen, habe ich tief im Inneren das Gefühl, dass ich dieses Mal eine wirklich phantastische Partie spielen kann und eine Glanzpartie schaffen will.
SS: Welche Glanzpartien hast du im Laufe deiner Karriere schon gespielt?
BG: Da muss ich nachdenken… Wenn ich eine Liste mit meinen Lieblingspartien erstellen sollte, dann würde ich meine Partie gegen Shirov aus dem Turnier in Polanica Zdroj 1998 an die Spitze setzen, dann die gegen Sergey Karjakin im World Cup 2009, meine Partie gegen Wang Yue 2010, die Partie gegen Alexander Grischuk zum Abschluss der Kandidatenwettkämpfe 2011, mit der ich mich für den WM-Kampf 2012 qualifiziert habe. Mit diesen Partien würde ich anfangen, aber ich bin sicher, da fehlen viele.
[Event "Rubinstein Memorial 35th"] [Site "Polanica Zdroj"] [Date "1998.08.20"] [Round "4"] [White "Gelfand, Boris"] [Black "Shirov, Alexei"] [Result "1-0"] [ECO "D85"] [WhiteElo "2675"] [BlackElo "2720"] [Annotator "Gelfand/Huzman"] [PlyCount "77"] [EventDate "1998.08.17"] [EventType "tourn"] [EventRounds "11"] [EventCountry "POL"] [EventCategory "17"] [Source "ChessBase"] [SourceDate "1998.11.30"] 1. d4 Nf6 2. Nf3 g6 3. c4 Bg7 4. Nc3 d5 5. cxd5 Nxd5 6. e4 Nxc3 7. bxc3 c5 8. Rb1 O-O 9. Be2 cxd4 10. cxd4 Qa5+ 11. Bd2 Qxa2 12. O-O Bg4 13. Bg5 h6 14. Bh4 a5 (14... Rd8 15. d5 g5 16. Bg3 b6 $6 17. Re1 Bxf3 18. Bxf3 Nd7 19. e5 $16 { Anand,V-Illescas Cordoba,M,Madrid,1998}) (14... g5 $1 15. Bg3 Nc6 16. d5 Rad8 17. Rxb7 e6 (17... f5 $1 {Chernin,A} 18. Qe1 (18. Bc7 fxe4 $1) 18... Bxf3 19. Bxf3 Nd4 20. exf5 Nxf3+ 21. gxf3 Qxd5 22. Rxa7 Rxf5 $11) 18. Bc7 $16 {1-0 Chernin,A-Horvath,Jzsef/Magyarorszag (ch) 56/547 1992 (36)}) 15. Rxb7 g5 16. Bg3 a4 17. h4 a3 18. hxg5 hxg5 {Both of the players definitely new Lautier, J-Sokolov,I game they were following.But they had different opinion about it. I believed that it is extremely dangerous for Black to rely only on a-pawn,and Alexey thought that this is a strong trump and it would help Black to hold the position.} 19. Rc7 $1 $146 {No,this is not an elaborated home preparation,as many people suggested later,but an over the board decision.This is multi-functioned move:White want to win a pawn by Rc2 and Ng5 or put their Bishop on important c4 square.I spent more than 1 hour trying to make this idea work.} (19. Rb5 {also looked very tempting,but Black managed to survive.} Nc6 20. Rxg5 Bxf3 21. gxf3 Qb2 22. Bc4 Rfd8 23. f4 Rxd4 24. Bxf7+ Kxf7 25. Qh5+ Kg8 26. e5 Qb3 27. Qg6 Qf7 28. Qxc6 Rad8 29. Qa6 Rd3 30. f5 Rf3 31. Ra1 Rxf5 32. Rxf5 Qxf5 33. Qxa3 e6 34. Qe7 Rf8 35. Qd6 Qg6 36. Rd1 Rf5 37. Qb8+ Kh7 38. Rd4 Rxe5 39. Rh4+ Rh5 40. Rxh5+ {A-A Lautier,Joel-Sokolov,Ivan/Sigeman & Co Malmoe (4) 1998}) 19... Na6 $2 {Black are going for the most forced line,which however doesn't solve their problems. I was more concerned about other options:} (19... Nd7 20. e5 $1 {Cutting both g7 and Ad7 out of game by just 1 move} (20. Bc4 Qb2 21. Rxd7 Bxd7 22. Nxg5 {is too aggressive} Qb6 $1 23. e5 ( 23. Qh5 Qh6 24. Bxf7+ Kh8) 23... Qg6) (20. Rc2 $6 {It is too straightforward} Qb3 21. Nxg5 Bxe2 (21... a2) 22. Rxe2 (22. Qxe2 $6 a2 (22... Bxd4 23. e5 Qxg3 24. Qh5 Qd3 25. Rd2 Qg6 $14) 23. Rb2 Qa3 24. Ra1 Bxd4 25. Rbxa2 Qxg3 26. Rxa8 Qxg5 $19) 22... Qxd1 23. Rxd1 Ra4 (23... a2 24. Ra1 Bxd4 (24... Ra5 25. e5 Rfa8 26. Rb2 $16) 25. Raxa2) 24. Nf3 Nb6 $44 {with full compensation}) (20. Re1 Qb2 21. Rc2 Qb6) 20... Qb2 (20... Rfc8 21. Bc4 Qxc4 (21... Qb2 22. Bxf7+ Kh8 23. Rxc8+ Rxc8 24. Qd3 $16) 22. Rxc4 Rxc4 23. Qb3 Raa4 24. Nxg5 $16) 21. Rc2 Qb3 ( 21... Qb6 22. Nxg5 Bf5 23. Ra2 $16) 22. Nxg5 a2 (22... Bxe2 23. Qxe2 a2 24. Ra1 Qb1+ 25. Rc1 Rfb8 $140 26. e6 Qxc1+ 27. Rxc1 Rb1 28. exf7+ Kf8 29. Ne6+ Kxf7 30. Ng5+ $18) 23. Rxa2 (23. Rc1 Qxd1 24. Bxd1 Bxd1 (24... a1=Q 25. Rxa1 Rxa1 26. Bxg4 Rxf1+ 27. Kxf1 Nb6 $14) 25. Rcxd1 (25. Rfxd1 Bh6 26. Bf4 Ra4 27. Be3 Rfa8 28. Ra1 Nb6 $44) 25... Nb6 $44) 23... Qxd1 24. Rxd1 Rxa2 25. Bxg4 Nb6 $14) (19... Qb2 20. Rc2 (20. Bc4 {also deserves attention,but I prefer 20. Ac2} a2 ( 20... e6 21. Bd6 Rd8 $5 (21... a2 22. Qa1 Qb6 23. Bxf8 Qxc7 24. Bxg7 Qxc4 25. Ne5) 22. e5 Nd7) 21. Qa1 Qxa1 22. Rxa1 Bxf3 23. gxf3 Na6 (23... Bxd4 24. Rxa2 Rxa2 25. Bxa2 e5 26. Bc4 $14) 24. Rxe7 Nb4 25. Rd7) 20... Qb3 (20... Qb6 21. Nxg5 Qxd4 (21... Bxe2 22. Qxe2 Nd7 23. e5 Ra4 24. e6 $16) (21... a2 22. Rxa2 Rxa2 23. Bxg4 Bxd4 (23... Qxd4 {-21...Od4}) 24. Be6 $1 fxe6 25. Qh5 Rfxf2 26. Qg6+) 22. Qxd4 Bxd4 23. Bxg4 a2 24. Rxa2 Rxa2 25. Ne6 Nc6 26. Nxf8 Kxf8 $14 { maybe this was one of the best possibilities,as it is very difficult for White to win this ending(but Black would suffer for around 100 moves)!}) 21. Nxg5 a2 22. Rxa2 Qxd1 23. Rxd1 Rxa2 24. Bxg4 $14 {EAe6.During the game I thought that this position is critical,and I still believe it! Similiar position could also happen from 19...Ad7 line.White are definitely better.They have to plans:to create passed d-pawn or try to bother Black's King.Black ,in my opinion should try to exchange rooks ,what would minimize White's advantage. }) (19... Bxf3 20. Bxf3 {doesn't give extra opportunities for Black}) 20. Rxe7 (20. Bxa6 $6 {is senseless} Rxa6 (20... Bxf3) 21. Qd3 Bxf3) (20. Bc4 Qb2 21. Rxe7 {would force matters,but I dont see a way Black could avoid this position anyway.}) 20... Qb2 (20... Bf6 21. Rb7) 21. Bc4 Qb4 (21... Bf6 {Black are following main line,otherwise they were going to get mated.} 22. Rxf7 Rxf7 23. e5 $1 (23. Bxf7+ Kxf7 24. Nxg5+ Bxg5 25. Qxg4 $18) 23... Be7 (23... Qb7 24. exf6 Bxf3 25. Qd2 Be4 26. Re1) 24. Bxf7+ Kxf7 25. Nxg5+) (21... a2 22. Rxf7 Rxf7 23. Bxf7+ Kxf7 (23... Kh8 24. Qa1 (24. Bd5)) 24. Nxg5+ $18) 22. Bxf7+ (22. Rxf7 $6 Qxc4 23. Rxg7+ Kxg7 24. Qd2 Bxf3 25. Qxg5+ Kh7 26. gxf3 Qf7 {and white could hardly hope even for a draw.}) 22... Kh8 {it looks like White's Rook is traped and their attack was incorrect.} (22... Rxf7 23. Rxf7 Bxd4 24. Be5 Bxe5 25. Qd5 $18) 23. Rd7 $3 {This is main move of the game,and I am proud that I foreseen it from quite far.Shirov ,in his turn, called 23.Rd7 a 'prosaic 'move (and I have to agree with him!) and was afraid of even more imaginative idea: it looks like White Rook is traped and their attack was incorrect.But I prepared a suprise for my opponent.} (23. Be6 $1 Bxf3 (23... Qxe7 24. Bxg4 { a-pawn is still far and White already have a material advantage}) 24. Rxg7 Bxd1 25. Be5 $3 {the point of Alexey's idea.Now mate in 2 is a threat} Qb5 {the only defence} 26. d5 $1 (26. Bd5 {Bishop is trying to protect his more important colleage,but} Rf5 $3 {Now White have few possibilities,but it looks like they dont have an advantage} (26... Qxd5 27. exd5 Ba4 (27... Be2 28. Ra1 $18) 28. Ra1 Rf5 29. Rxg5+ Rxe5 30. dxe5) 27. exf5 (27. Rb7+ Rxe5 28. Rxb5 Be2 (28... Rxd5 29. Rxd5 $13) 29. dxe5 Bxb5 $11) 27... Qxd5 28. Rd7+ (28. Rxg5+ Kh7 29. Rxd1 a2 30. Kh2 (30. Rd3 a1=Q+ 31. Kh2 Qxe5+ 32. dxe5 Qxe5+) 30... Qe4 31. Kg3 Qb1 32. Rh5+ Kg8 33. Rdh1 Kf7 $13) 28... Qxe5 29. dxe5 {I was really amazed,when my opponent showed me this line in post-mortem.During the game Alexey was not sure about Black's chances here,but as analysis show,draw is most likely result here.} Bc2 (29... Bg4 30. Rd4 Bxf5 31. Ra4 Nc7 32. Rxa8+ Nxa8 33. Ra1 Nc7 34. Rxa3 Ne6 $14) 30. g4 Nc5 31. Rc7 a2 32. Kg2 a1=Q 33. Rxa1 Rxa1 34. Rxc5 Be4+ $11 35. f3 Ra2+ 36. Kg1 Bxf3) 26... Qb2 $1 {finally getting the Bishop} 27. Rg8+ Kh7 28. Bxb2 Rxg8 (28... axb2 29. Rxf8 b1=Q (29... Rxf8 30. Rxd1) 30. Rxa8) 29. Bxa3 $1 Bc2 30. Bf5+ {No,we are not going to exchange our nice Bishop for a passive Rook} Kh6 31. Rc1 Ba4 32. e5 $16 {And White are better,but it is difficult to claim something more being a Rook down!}) 23... Bxd7 {After making a difficult route a1-b1-b7-c7-e7-d7,Rook has no plce to go, but 24. d6 is a threat,soBlack has no choice,but to take.} (23... Bf6 24. Bd5 ( 24. Bd6 Qb5) (24. Be6 $1) 24... Bxd7 25. Nxg5) (23... Qb5 24. Rd5) (23... a2 24. Bxa2 (24. Bd6) 24... Rxf3 (24... Bxd7 25. Nxg5) 25. gxf3 Bxd7 26. Kg2 Bxd4 27. Rh1+ Kg7 28. Be5+) 24. Nxg5 Qb6 25. Be6 $1 {This is a point.Black has to give up Queen to revent a decisive check from h-line} Qxe6 (25... Be8 26. Qg4 Bxd4 (26... Rf6 27. Be5 Rxe6 $140 28. Nf7+) 27. Qh4+ Kg7 28. Qh7+ Kf6 29. e5+ Kxg5 (29... Bxe5 30. Qf5+ Ke7 31. Qxe5 $18) 30. Qg7+ Bg6 31. Bh4+ Kf4 32. Qxg6 $18) 26. Nxe6 Bxe6 27. Be5 $5 (27. Bd6 a2 (27... Rfd8 28. Be5 Bc4 (28... Ra7 29. Qc1 (29. Qh5+ Kg8 30. Ra1 a2 31. d5)) (28... Rd7 29. Qh5+ Kg8 30. Qg6 Bb3 31. Bxg7 Rxg7 32. Qb6 $18) 29. Qh5+ Kg8 30. Qg6 Ra7 31. Ra1 a2 32. Qc6 Bf7 33. Bxg7 Kxg7 34. d5 Nc7 $16) 28. Bxf8 Rxf8 (28... Bxf8 29. d5 Bg7 30. Qh5+ Kg8 31. dxe6 $18) 29. Qh5+ (29. Qa4 Nc7 30. d5 (30. Qc6 Bxd4 31. Qxc7 a1=Q (31... Ra8 32. Qd6) 32. Rxa1 Bxa1) 30... Ra8 31. Qc6) 29... Kg8 30. Qa5 Bc4 31. Qa4 Rc8 32. Rc1) 27... Rf7 (27... Bc4 28. Qc1 (28. Qh5+ Kg8 29. Qg6 Ra7 30. Ra1 a2 31. Qc6 Bf7 32. Bxg7 Kxg7 33. d5 Nc7 $16 34. Rxa2 Rxa2 35. Qxc7 {We believe that this type of position ,which could arise from a lot of lines is in a long run won for White}) 28... Bxe5 29. Qxc4 Bg7 30. Ra1 (30. Rc1 a2 31. Ra1 Rfc8 32. Qd3 Nb4 $1 (32... Nc5 33. Qh3+ Kg8 34. Rxa2 Bxd4 35. e5 $1) 33. Qh3+ Kg8 34. Qb3+ Kh7 35. Qxb4 Rcb8) 30... Rfc8 31. Qd3 Nc5 (31... Bf8 32. e5) 32. Qh3+ Kg8 33. e5) 28. Qh5+ (28. d5 Bd7 29. Qd4 Nc7 30. Ra1 Nb5 31. Bxg7+ Rxg7 32. Qe3) 28... Kg8 29. Qg6 Bd7 (29... Bc4 30. Qc6) (29... Bb3 30. Bxg7 Rxg7 31. Qb6) 30. Bxg7 (30. Qg3 {this difficult to find move,proposed by fritz5 was more practical(but maybe not stronger).Very often You see diffirent picture-computer's proposal is sometimes stronger,but much less practical.} a2 (30... Nb4 31. Bxg7 Rxg7 32. Qb3+ Kh8 33. Qxb4 Bh3 34. Ra1) 31. Ra1) 30... Rxg7 31. Qd6 Kh7 {Alexei misses an exelent practical chance,which is strange,as he is, in my opinion,maybe the best defender in chess world.} (31... Rf8 32. Qxa3 (32. Qxa6 Bh3)) (31... Nc7 $3 {was the best try.} 32. Qxc7 Bh3 {would put me under a tough choice,taking in consideration,that I had less than 10 minutes left.} (32... Bb5 33. Qc5 Bxf1 34. Qd5+ Kh7 35. Qxa8 Bxg2 36. Qxa3 Bxe4+ 37. Kf1 {looks winning,as Black's pieces are very poorly coordinated.}) 33. Qc6 ( 33. Qxg7+ Kxg7 34. gxh3 Ra4 $3 {Exellent move} (34... a2 35. Ra1 Ra4 36. f3 { 3 extra pawns should be enough}) 35. Ra1 Rxd4 36. Rxa3 Rxe4 {Theory considers such a position drawish,but as far I know,a lot of strong grandmasters question this assessment.}) (33. Qc4+ Kh7 34. Qd5 Ra6) 33... Ra5 34. Rc1 $1 { The most precise decision,but I admit that I am not sure that I'll find it being very short of time.As the following lines showes,White are winning.} Rxg2+ (34... Bxg2 35. Qc8+ Kh7 36. Rc7 Rag5 37. Rxg7+ Rxg7 (37... Kxg7 38. Qc7+ $18) 38. Kh2) (34... a2 35. Kh2 Bxg2 (35... Bd7 36. Qc4+ Kh8 37. Qc3 Rag5 38. g3 Rh5+ 39. Kg2 Rgh7 40. d5+ Kg8 41. Kf3) 36. d5 $1 Kh7 37. Qf6 Ra8 38. d6 $5 $18) 35. Kh1 a2 36. Qe8+ Kh7 37. Qe7+ Kh6 38. Rc6+ (38. Qh4+ Rh5 39. Qf6+ Rg6) 38... Rg6 39. Qf8+ Kg5 40. Qd8+ Kf4 41. Qxa5 Rxc6 42. Qxa2 $18) 32. Qxa3 Nc7 33. Qe3 Ne6 34. d5 Ng5 35. f4 Nh3+ (35... Nf7 36. f5) 36. Kh1 Ra2 (36... Rag8 37. gxh3 Rg3 38. Rf3) 37. f5 $1 {Avoiding last trap} (37. gxh3 $2 Rgg2 $1 $11) 37... Ng5 38. f6 Rg6 39. f7 {40.f8N is White's threat,so Black Resign.I was very happy po play this game in memorial of one of my favorite players A. Rubinstein.I don't think it was done in his style,but I believe it worth his memory!} 1-0
SS: Du hast uns gesagt, wie man Eröffnungen studieren sollte. Aber wie wird man taktisch stark?
BG: Um taktisch stark zu werden, sollte man viele Taktikaufgaben lösen. Eine andere gute Methode ist es, die eigenen Partien, die scharf und kompliziert waren, ohne Computerhilfe zu analysieren. Das hilft, um ein Gefühl für Taktik zu bekommen. Im Prinzip sollte man immer die Dinge bearbeiten, bei denen man besser werden möchte. Abkürzungen gibt es nicht. Man sollte Stellungen lösen, darüber nachdenken, analysieren und scharfe Stellungen in den eigenen Partien spielen. Wenn man nicht übt, wird man nie besser!
SS: Was würdest du für das Taktiktraining emfehlen: Partiestellungen oder Studien?
BG: Beide sind gut und wichtig. Studien verbessern die Phantasie und das Gefühl für Harmonie, wohingegen Partienstellungen praktischere Eigenschaften fördern.
SS: Kannst du Bücher empfehlen, die nützlich sein können, um die taktischen und die Rechenfähigkeiten zu verbessern?
BG: Es gibt viele Bücher. Die Bücher von Jacob Aargaard sind gut. Gut gefällt mir auch Perfect Your Chess von Volokitin und Grabinsky. Die frühen Bücher von Dvoretsky waren ausgezeichnet. Der Klassiker stammt jedoch von Hort und Jansa. Als ich meine Bibliothek aufgeräumt habe, ist mir dieses Buch wieder in die Hände gefallen. Ich arbeite es gerade durch. Das Buch stammt aus den 70ern. Als ich jung war, mochte ich es und vor kurzem fiel es einfach aus dem Regal! Ich fing an, die Aufgaben zu lösen und das Buch enthielt ein paar erstaunliche Stellungen. Ich redete mit Jacob darüber und er meinte, die Mehrzahl der Stellungen halten auch die Prüfung durch moderne Computer stand. Das ist verblüffend. Ich habe sie in meiner Kindheit gelöst und erinnere mich noch gerne daran. Wenn man Stellung aus aktuellen Büchern und Artikeln löst, dann sind alle Stellungen computergeprüft und es gibt es nur eine Lösung. Aber wenn man mit Büchern, wie denen von Hort und Jansa arbeitet, dann besteht immer die Möglichkeit, dass man eine Menge Zeit investiert, und doch keinen Gewinnweg findet - weil er ganz einfach nicht existiert! Aber das spielt keine Rolle. Die Arbeit ist nicht umsonst. Ich habe Vlastimil Jansa vor kurzem getroffen und wir haben über dieses Buch gesprochen. Wenn ich wieder zu Hause bin, werde ich wieder damit arbeiten!
SS: Und was ist dein Lieblingsbuch über das Endspiel?
BG: Löwenfischs und Smyslows Buch über Turmendspiele ist hervorragend. Als ich jung war, habe ich auch viel Zeit mit Minevs Buch über Turmendspiele verbracht und eine ganze Reihe von Stellungen in dem Buch widerlegt. Aber es hat mir gefallen. Dvoretskys Endgame Manual ist ebenfalls ein hochklassiges Buch. Das Gute an Awerbachs Büchern ist, dass sie ein umfassendes Bild über das Material in bestimmten Endspielen geben, aber man sollte die Varianten sorgfältig mit Tablebases prüfen, z.B. mit denen von Nalimov.
Generell mag ich Bücher, die Ideen zeigen, nicht nur Varianten und Einschätzungen. Wenn man heute Endspiele erreicht, dann lebt man meist schon vom 30-Sekunden-Bonus und hat fast keine Zeit mehr auf der Uhr. Deshalb ist es wichtig zu lernen, wie man diese Endspiele prinzipiell spielt. Unter Zeitdruck kann man diese Stellungen leicht vergessen, selbst wenn man sie auswendig kennt. Deshalb glaube ich, es ist wichtig, Ideen zu kennen und zu wissen, wie man ein bestimmtes Endspiel prinzipiell spielt.
SS: Das erinnert mich an die Fälle, in denen gute Spieler bei der Blitzweltmeisterschaft 2015 nicht mit Läufer und Springer Matt setzen konnten. Natürlich wussten sie, wie das geht, aber mit nur wenig Zeit auf der Uhr, haben sie das nicht aufs Brett gebracht.
BG: Genau. Normalerweise hätte ich keine Probleme, mit Läufer und Springer Matt zu setzen, aber bei den Blitzweltmeisterschaften hatte ich diese Stellung einmal gegen Judit Polgar auf dem Brett und habe 52 Züge gebraucht, um sie Matt zu setzen! Zum Glück hat sie nicht mitgezählt! Ich war einfach zu sehr unter Druck. Die Partie war wechselhaft verlaufen und als schließlich ein Endspiel auf dem Brett stand, war ich schon ziemlich erledigt. Blitz ist ein bisschen extrem, aber in einer Schnellpartie sollte das eigentlich kein Problem sein.
SS: Welche Bücher hatten ganz allgemein gesprochen einen großen Einfluß auf dein Schach?
Boris ist ein Vielleser, wie man an den Büchern sieht, die bei ihm auf dem Schreibtisch liegen.
BG: Die Bücher von Keres; Yuri Razuvaevs Bücher über Rubinstein; Polugaevskys Aus dem Labor des Großmeister, in dem er unglaublich detaillierte Eröffnungsanalysen präsentiert, aber auch phantastische Endspiele gegen Gligoric, Gheorghiu, Geller, etc zeigt. Kasparovs Bücher sind wirklich gut. My Great Predecessors ist eine schöne Reihe, aber sein Buch über die beiden Wettkämpfe, genau wie Von der Zeit geprüft, haben ein vorher noch nie dagewesenes Niveau. Zum Glück gibt es viele gute Bücher. Obwohl wir im Computerzeitalter leben, sind Bücher wichtig - heutzutage mehr denn je, denn wir werden mit Informationen überschwemmt. Ein gutes Buch hilft einem, sich auf die wirklich wichtigen Punkte zu konzentrieren. Bei den vielen Informationen, die einem heute zur Verfügung stehen, verliert man leicht den Überblick. Deshalb werden Bücher immer wichtiger. Früher waren Bücher die Hauptinformationsquelle, dann wurden sie durch Datenbanken verdrängt, aber heute haben wir so viel Material, dass wir einen Wegweiser brauchen.
SS: Du bist jemand, der diesen Übergang vom Buch zum Computer mitgemacht hat. Bei einer Pressekonferenz hast du einmal etwas zu deiner Partie gegen Magnus Carlsen aus dem Kandidatenturnier 2013 gesagt. In der Analyse kam es zu folgender Stellung:
Der letzte Zug von Weiß war Te1-d1. Die Kommentatoren meinten, dass der Computer hier 20…Df8!? empfiehlt. Aber du warst der Meinung, dass 20…Db6 nebst Db3 richtig war. Du scheinst
weniger Respekt vor den Engines zu haben als die jungen Spieler. Stimmt das?
Magnus Carlsen vs Boris Gelfand beim Kandidatenturnier London 2013
BG: Zunächst einmal möchte ich sagen, dass Magnus diese Partie einfach phantastisch gespielt hat. Vielleicht ist das die beste Partie, die Magnus in seiner Karriere je gespielt hat. Und ja, ich erinnere mich an die Pressekonferenz, in der ich 20…Db6-Db3 vorgeschlagen habe, und bei meinem Vorschlag geblieben bin, obwohl die Kommentatoren und Engines 20…Df8 vorgeschlagen habe. Mit Db6-b3 strebt Schwarz nach Ausgleich, mit Df8 gibt er zu, dass er schlechter steht.
Im Allgemeinen kommt es selten vor, dass die Zuschauer, die die Partie mit einer Engine verfolgen, versuchen zu verstehen, was im Kopf des Spielers vorgeht. Manchmal schlagen die Computer phantastische Züge vor, aber das sind oft Züge, die Menschen nicht einmal in Betracht ziehen würden. Und je mehr man mit dem Computer arbeitet, desto mehr gleicht man sich der Maschine an. Ein interessantes Phänomen. Aber das hat Vor- und Nachteile.
Die Ideen des Computers zu ignorieren, kann ziemlich dumm sein, denn seine Vorschläge sind oft gut, vor allem bei der Eröffnungsvorbereitung. Aber die Gefahr besteht, dass man zu sehr vom Computer abhängig wird. Ich habe schon erlebt, wie junge und starke Spieler es abgelehnt haben, andere Züge zu analysieren, nachdem sie gesehen hatten, was der Computer als stärkste Fortsetzung vorschlägt. Das kommt häufig vor. Aber man sollte in der Lage sein, zu erkennen, welche Unterschiede zwischen dem einen und dem anderen Zug bestehen. Darauf habe ich in meinem Buch viel Wert gelegt.
Natürlich benutze ich den Computer bei der Eröffnungsvorbereitung, denn wenn man hier Fehler macht, zahlt man einen hohen Preis. Aber wenn ich Turniere online live verfolge, dann mache ich das meist ohne Computerhilfe, denn sich die Partien live anzugucken, während eine Engine läuft, ist Unsinn und blockiert die eigenen Denkfähigkeiten.
Eine gute Übung ist es auch, sich zwischen den beiden Vorschlägen zu entscheiden, die der Computer für die zwei besten Züge hält. Man muss versuchen, ob man die eine oder die andere Variante spielen will. Vielleicht hält der Computer beide Ideen für gleich gut, obwohl beide Züge ganz andere Ideen verfolgen. Generell würde ich raten, den Computer dann zu nutzen, wenn der Preis, den man für das Ignorieren des besten Zugs ist, sehr hoch ist.
SS: Wenn man die Partien anderer Spieler verfolgt, riskiert man nichts und kann das eigene Denken testen ohne einen Computer zu benutzen.
BG: Genau. Wichtig ist auch, dass man seine eigenen Partie zunächst einmal ohne eine Engine analysiert. Eine gute Idee könnte auch sein, nach der Partie Varianten und Ideen mit dem Gegner zu besprechen – die Gefühle diskutieren, die man während der Partien hatte und seine Gedanken zu verstehen. Wenn man nach Hause kommt, kann man immer mit einer Engine analysieren, aber die Möglichkeit, mit einem Menschen zu analysieren, ist seltener. Ich mache das sehr gerne.
SS: Du glaubst also, es ist sehr wichtig, nach der Partie mit dem Gegner zu analysieren?
BG: Ich glaube nicht, dass es wichtig ist, aber mir macht das Spaß. Viele Spieler meiner Generation wie Kramnik oder Topalov sehen das ähnlich. Aber ich habe auch schon mit Spielern der jungen Generation wie Carlsen, Caruana, Giri nach der Partie analysiert. Sie sind einfach sehr stark und haben gelernt, den Computer zu ihrem Vorteil einzusetzen, aber keine Sklaven des Computers zu werden. Man sollte immer die Engine für einen arbeiten lassen - nicht umgekehrt.
Pressekonferenz mit einem der besten Spieler der jungen Generation!
Manche Spieler - und das ärgert mich wirklich - kommentieren ihre Partien hinterher gleich auf Twitter und schreiben, “Unglaublich, ich habe diesen Zug in meiner Partie übersehen. Danach ist die Stellung +5.” Ich halte das für absolut nutzlose Informationen. Ein Spieler sollte analysieren, warum er einen bestimmten Zug nicht gespielt hat, warum er ihn übersehen hat, ob er schlecht rechnet oder ob seine Konzentration nachgelassen hat. Wir sind Menschen und wir machen Fehler, aber es kommt darauf an, zu erkennen, warum wir sie machen. Genau darauf habe ich mich in meinem Buch mit Jacob [Aagaard] konzentriert – warum man bestimmte Fehler macht und welche Nachteile menschliches und Computerdenken hat.
Bereits in jungen Jahren dachte Boris über die Stellung nach, ohne seine Figuren anzuschauen!
Der zweite Teil dieses Interviews folgt in Kürze. In ihm spricht Gelfand über sein WM-Match mit Vishy Anand in Moskau 2012, seine Ansichten, ob man Schachprofi werden sollte oder nicht, die Rolle, die Eltern bei der Entwicklung eines Schachspielers spielen und nicht zuletzt darüber, wie ihm seine Familie geholfen hat, das zu werden, was er jetzt ist.