Schachweltmeisterschaft, 1. Partie: Remis nach 115 Zügen

von André Schulz
09.11.2018 – Auftakt nach Maß bei der Schachweltmeisterschaft zwischen Magnus Carlsen und Fabiano Caruana in London. Die Zuschauer erlebten eine spannende Kampfpartie, in der Carlsen im Mittelspiel Gewinnvorteil hatte. Vor der ersten Zeitkontrolle spielte der Weltmeister jedoch ungenau und die Partie endete nach einem langen Turmendspiel und und über sieben Stunden Spielzeit remis. | Fotos: Nadia Panteleeva (Agon)

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Der mit großer Spannung erwartete Wettkampf um die Schachweltmeisterschaft zwischen Magnus Carlsen und Fabiano Caruana hat begonnen. Die Auguren habe sich schon seit Tagen damit beschäftigt, wer von den beiden die besseren Chancen hat und sind zu keinem Ergebnis gekommen. Ja, Carlsen war auch schon mal souveräner der Weltmeister. Sein Elovorsprung in der Weltrangliste ist inzwischen auf drei Punkte zusammen geschmolzen, was nicht so sehr daran liegt, dass der Norweger viele Punkte verloren hat, sondern daran, dass Fabiano Caruana sich in so guter Form befindet, dass er dem Weltmeister so dicht auf die Pelle rücken konnte. Seit April 2018 hat Caruana an die 50 Punkte hinzu gewonnen, ist jetzt wieder klare Nummer zwei. Die Frage einer Journalistin bei der Pressekonferenz an Carlsen, ob er jetzt der Underdog in diesem WM-Kampf sei, ging dem Schachweltmeister dann aber doch zu weit. "Wenn du seit sieben Jahren die Nummer Eins bist und drei WM-Kämpfe gewonnen hast und du dann glaubst, du seist der Underdog im WM-Kampf, dann stimmt mit dir etwas nicht."

Auf der gestrigen Pressekonferenz wirkte Fabiano Caruna etwas lockerer. Magnus Carlsen guckte meist finster und verkniffen, bewies dann aber wie so oft bei vielen seiner Antworten seinen geistreichen Mutterwitz. Seinen Vorbereitungs-Plan für die erste Partie gab er auch schon kund: Gut schlafen, gut essen, gut vorbereiten, gut spielen - also...

Die Auslosung hatte ergeben, dass der Herausforderer Fabiano Caruana den Wettkampf mit den weißen Steinen beginnen durfte. Carlsen führte entsprechend also in der ersten Partie die schwarzen Steine.

David Harrelson macht den ersten Zug | Foto: David Llada 

Den Eröffnungszug in der ersten Partie dieses WM-Kampfes machte der US-Schauspieler Woody Harrelson, bekannt aus Filmen wie "Natural Born Killers", "Zombieland", "No Country for old Man" und viele andere Filme mehr. Woody Harrelson ist ein begeisterter Schachfan.

David Harrelson spielt gerne Schach

Allerdings zog er 1.d4 und nicht 1.e4, wie Caruana spielen wollte. Zum Glück gilt bei den symbolischen ersten Zügen die Regel berührt-geführt nicht und Caruana durfte Woody Harrelsens ZUg zurücknehmen und seinen Wunschzug spielen. Der Presseandrang zur Eröffnung dieser WM, nachdem es hier als letztes den WM-Kampf zwischen Garry Kasparov und Vladimir Kramnik im Jahre 2000 gegeben hatte, war groß. Der veranstalter ließ deshalb nur die ersten 30 Pressevertreter auf die Bühne, um dort zu fotografieren.

Caruana eröffnete also mit 1.e4 und Carlsen antwortete 1...c5, Sizilianisch also und keine Spanische oder Italienische Partie. Caruana wollte nicht wissen, welche der Sizilianischen Varianten der Weltmeister nach 3.d4 vorbereitet hatte und wählte stattdessen nach 2.Sf3 Sc6 3.Lb5 und dann stand die gleiche Rossolimo-Variante auf dem Brett, mit der Magnus Carlsen vor drei Jahren beim Turnier in Wijk aan Zee einen schönen Gewinn gegen Fabiano Caruana feiern konnte. Der US-Großmeister sah aber offenbar den Grund für die Niederlage nicht in der Eröffnung, sonst hätte er die Züge sicher nicht wiederholt.

Kampfpartie in Runde 1

Carlsen zeigte sich jedoch ganz ausgezeichnet vorbereitet, hatte sich in der Variante eine neue Strategie überlegt und konnte mit dieser Caruana überraschen. Carlsens neue Idee bestand darin, den König lange im zentrum zu lassen und dann lang zu rochieren. Im Verlauf des Mittelspiels verschaffte sich Carlsen auf diese Weise einen deutlichen Vorteil und stand vor der Zeitkontrolle auf Gewinn. In hoher Zeitnot musste Caruana ums Überleben kämpfen.

 

Carlsen spielte jedoch die letzten Züge vor der Zeitkontrolle ungenau und so schaffte Caruana es, sich in ein Endspiel mit Turm und Leichtfigur zu retten, in dem er Gegenspiel hatte.

 

Daraus entstand forciert eine Turmendspiel mit einem Mehrbauern für Carlsen, dass aber nicht zu gewinnen war. Aber Carlsen konnte risikolos auf Gewinn spielen. Und das machte er auch - 60 Züge lang. Schließlich wurde die Partie nach über sieben Stunden Spielzeit im 115. Zug auf Vorschlag von Caruana remis gegeben.

 

Die Partie

 

 

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André Schulz, seit 1991 bei ChessBase, ist seit 1997 der Redakteur der deutschsprachigen ChessBase Schachnachrichten-Seite.

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