Schachweltmeisterschaft: Carlsen im Glück

von André Schulz
19.11.2018 – Zum ersten Mal wählte Fabiano Caruana heute die Offene Variante gegen Carlsens Sizilianische Verteidigung. In der Sveshnikov-Variante erzielte Caruana einigen Vorteil, verpasste aber im 20. Zug eine starke Möglichkeit. Im Endspiel konnte Carlsen das Spiel ausgleichen. Im 38. Zug endete die Partie remis. | Fotos: Nikolai Dunaevsky (Agon)

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Rekord eingestellt

Sieben Partien, sieben Remis. Das Schachvolk murrt und hätte gerne ein paar Entscheidungen im Wettkampf um die Weltmeisterschaft zwischen Magnus Carlsen und Fabiano Caruana gesehen. An einigen Tagen standen die Partien allerdings auf des Messers Schneide. Magnus Carlsen erarbeitete sich in der 1. Partie eine klare Gewinnstellung, die er jedoch nicht verwertete. Fabiano Caruana war am letzten Freitag in der 6. Partie dem Sieg nahe. Tatsächlich war an einer Stelle ein forcierter Gewinn möglich, doch für einen Menschen nur schwer zu sehen - wenn überhaupt.

Robert Hübner schrieb heute in seiner Zwischenbetrachtung, hier auf der ChessBase News-Seite: 

"Es ist jedoch nicht das Ziel der Teilnehmer an der Weltmeisterschaft, die Zuschauer möglichst wirksam zu unterhalten; sie sind damit befaßt, das bestmögliche Resultat zu erzielen. Es scheint mir ein seltsamer Widerspruch darin zu bestehen, daß man einerseits Forderungen an die inhaltliche Gestaltung der Partien stellt – sie sollen „spannend“ sein – andrerseits dem Wettkampfelement höchste Bedeutung beimißt. Wenn das Ergebnis das Wichtigste ist, muß man es den Spielern überlassen, wie sie ihr Ziel anzustreben gedenken; sie werden dies am besten wissen."

Heute stand nun die achte Partie auf dem Programm. Mit dem achten Remis würde man den Rekord aus dem Wettkampf Kasparov-Anand, New York 1995, einstellen.

Der erste Zug

Diesmal hatte Caruana wieder die Bürde der weißen Steine zu tragen, nachdem Carlsen zur Wettkampfmitte zweimal mit Weiß spielen "musste". Früher dachte man, mit dem Anzugsvorteil sei es günstiger mit Weiß spielen zu dürfen, aber bei diesem Wettkampf der beiden besten Spieler der Welt sah es bisher nicht so aus. In keiner einzigen Partie konnte Weiß bisher einen Vorteil herausholen, im Gegenteil: in einigen Partien geriet Weiß in Nachteil und musste ums Remis kämpfen.

Nachdem Fabiano Caruana Carlsens Sizilianische Verteidigung dreimal mit der Rossolimo-Variante 3. Lb5 bekämpft hatte, und dreimal ohne Erfolg, kam heute endlich 3. d4 aufs Brett.

Zum ersten Mal ein Offener Sizilianer

Nicht ganz unerwartet hatte Magnus Carlsen die Sveshnikov-Variante vorbereitet. Diese ist tief analysiert und bietet in den Hauptvarianten nach 7.Lg5 Weiß wohl kaum irgendwo einen nennenswerten Vorteil.

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Fabiano Caruana wählte mit 7.Sd5 einen anderen Weg und zeigte sich exzellent vorbereitet. Zum ersten Mal in diesem WM-Kampf kam Weiß aus der Eröffnung heraus zu einem spürbaren Vorteil. Carlsen antwortete auf die weiße Bauernmajorität am Damenflügel mit dem aggressiven Vorstoß 8...g5, hinterließ damit aber auch ein paar Löcher am eigenen Königsflügel.

 
Caruana-Carlsen
Nach 18...g5

Caruana ging am Damenflügel weiter vor, verschaffte sich einen Freibauern auf der d-Linie und verpasste im 24. Zug eine gute Möglichkeit.

 
Hier war 24.Dh5 stark

An dieser kritischen Stelle spielte der Herausforderer zu zahm 24.h3, wonach Carlsen mit 24...De8 sofort die Möglichkeit Dh5 aus der Stellung nahm. Bald danach kam es zum Damentausch und zu einem Endspiel, in dem die ungleichfarbigen Läufer einen starken Remisfaktor bildeten. Im 38. Zug bot Caruana remis an und Carlsen willigte ein.

Damit ist der Rekord von acht Remisen zum Auftakt einer Schachweltmeisterschaft aus dem Wettkampf Kasparov gegen Anand von 1995 eingestellt. Vielleicht wird er ja am Mittwoch in der 9. Partie überboten.

The Sveshnikov Variation of the Sicilian – 1.e4 c5 2.Nf3 Nc6 3. d4 cxd4 4.Nxd4 Nf6 5.Nc3 e5 – also known as Lasker-Pelikan or Cheliabinsk Variation – is one of the most popular and fascinating replies to 1.e4. Right from the beginning,

 
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1.e4 c5 2.Nf3 Nc6 3.d4 Bisher geschah in drei Partien 3.Bb5 3...cxd4 4.Nxd4 Nf6 5.Nc3 e5 Die Sveshnikov-Variante kommt nicht ganz unerwartet nach Carlsens 2...Sc6. 6.Ndb5 d6 7.Nd5 Die Hauptvariante entsteht nach 7.Bg5 a6 8.Na3 b5 9.Nd5 oder 9.Bxf6 7...Nxd5 8.exd5 Nb8 Die Alternative ist 8...Ne7 Nach 9.c4 a6 10.Qa4 muss Schwarz Bd7?? 11.Nxd6# vermeiden. 9.a4 Be7 10.Be2 0-0 11.0-0 Nd7 12.Bd2 Ein selten gespielter Zug. Häufiger geschah bisher 12.a5 zum Besipiel: a6 13.Nc3 f5 14.Ra3 e4 15.Bf4 Ne5 16.Na4 Ng6 17.Bd2 Bg5 18.Nb6 Rb8 19.f4 exf3 20.Raxf3 Ne5 21.R3f2 Nd7 22.Nc4 Bxd2 23.Qxd2 Nf6 24.Bf3 Qc7 25.Qb4 Bd7 26.Re1 Ne4 27.Bxe4 fxe4 28.Rxf8+ Rxf8 29.b3 Rf6 30.Rxe4 Bb5 31.h3 Bxc4 32.Qxc4 Qxa5 33.Qc8+ Rf8 34.Qe6+ Kh8 35.Qxd6 Qa1+ 36.Kh2 Qf1 37.Re7 b5 38.Qe5 1-0 (38) Jobava,B (2687)-Salgado Lopez,I (2627) Tbilisi 2017 12.Be3 oder 12.Kh1 f5 13.f4 12...f5 13.a5 a6 13...Nf6 14.Be3 Bd7 15.Nxa7 f4 16.Bb6 Qe8 17.f3 Bd8 18.c4 Bxb6+ 19.axb6 Qd8 20.Qb3 Nh5 21.c5 dxc5 22.Nc6 Qf6 23.Ra7 Ng3 24.Re1 Nxe2+ 25.Rxe2 bxc6 26.Rxa8 Rxa8 1/2-1/2 (26) Huschenbeth,N (2571)-Hracek,Z (2582) Le Castella 2018 14.Na3 e4 14...b5?! 15.axb6 Qxb6 16.Nc4 mit weißem Vorteil. 14...Nc5 kam in Betracht, mit der Möglichkeit nach e4 zu kommen. 14...Nf6 15.Bb4 Bd7 16.Nc4 Bb5 17.Nb6 Bxe2 18.Qxe2 Rb8 19.f3 Qe8 20.Rad1 Qg6 21.Nc4 Nd7 22.b3 Rbd8 23.Kh1 Rf6 24.f4 e4 25.Ne3 1-0 (71) Voll,A (2572)-Saidashev,A (2401) ICCF email 2015 15.Nc4 Ne5 16.Nb6 16.Nxe5 dxe5 bringt Weiß nichts ein. Das schwarze Bauerndreieck ist stark. 16...Rb8 17.f4 exf3 18.Bxf3 18.gxf3?! f4 und der Springer auf e5 ist sehr stark. 18...g5!? Aggressiv gespielt. Aber Zug hinterlässt auch Löcher in der schwarzen Stellung am Königsflügel. Solider war 18...Bf6 19.c4 Weiß hat eine Bauernmehrheit am Damenflügel, die Caruana nun in Bewegung setzt. 19.Ra4 f4 20.Nxc8 Qxc8 21.Bc3 Bf6 22.Be4 Ng4 und Schwarz hat gutes Spiel. 19...f4 Eine andere Idee war 19...g4?! 20.Be2 Bg5 21.Qc1 und Schwarz hat Probleme auf den schwarzen Feldern am Königsflügel. 20.Bc3 Caruana hat bisher nur sehr wenig Zeit verbraucht und ist offenbar noch im großen und Ganzen in seiner Vorbereitung. Die weiße Bauernmehrheit am Damenflügel ist eine Macht. 20.Nxc8 Qxc8 21.Rc1 Nxf3+ 22.Qxf3 Bf6 23.Bc3 Qc5+ 24.Kh1 Bxc3 25.Qxc3 b5 bietet Weiß keinen Vorteil. 20...Bf5 Carlsen hatte hier nur noch 34 Minuten auf der Uhr. 21.c5 Der prinzipielle Zug, über den Caruana nun auch mal lange nachdachte. Nxf3+ 21...Bf6 22.c6 mit einem vorgerückten Freibauern. 22.Qxf3 dxc5 23.Rad1 Bd6 24.h3?! Zu zaghaft. Energischer war 24.Qh5! Bg6 25.Qh3 Bf5 26.Qh6± mit starkem weißen Druck. Auch 24.Nc4 g4 25.Qf2 hält weißen Vorteil fest. 24...Qe8! 25.Nc4 Qg6 26.Nxd6 Qxd6 Nun hat Schwarz erst einmal das Schlimmste überstanden. 27.h4 gxh4 Im Falle von 27...h6 folgt 28.hxg5 hxg5 29.Qh5 Qg6 30.Qxg6+ Bxg6 31.d6 und der Freibauer wird stark. 28.Qxf4 Qxf4 29.Rxf4 h5 Damit hat Schwarz das Spiel ausgeglichen. Die ungleichfarbigen Läufer sind ein starker Remisfaktor. 30.Re1 30.Rxh4? Bg4 Und der Turm ist außer Spiel. 30...Bg4 31.Rf6 Rxf6 32.Bxf6 Kf7 33.Bxh4 Re8 34.Rf1+ 34.Rxe8 Kxe8= Nach dem Turmtausch wäre die Stellung angesichts der ungleichfarbigen Läufer praktisch sofort Remis. 34...Kg8 35.Rf6 Re2 36.Rg6+ Kf8 37.d6 Rd2 38.Rg5 mit Remisangebot on Caruana. Carlsen nahm an. ½–½
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WhiteEloWBlackEloBResYearECOEventRnd
Caruana,F2832Carlsen,M2835½–½2018B33World Chess Championship 20188

 

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André Schulz, seit 1991 bei ChessBase, ist seit 1997 der Redakteur der deutschsprachigen ChessBase Schachnachrichten-Seite.

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