Schachweltmeisterschaft: Carlsen gewinnt zum dritten Mal

von André Schulz
07.12.2021 – Nach zwei Niederlagen hatte Nepomniachtchi noch sechs Partien Zeit, um gegen den Weltmeister seinen Zwei-Punkte-Rückstand wettzumachen. Heute spielte der Herausforderer gemäß dem regulären Spielplan zum drittletzten Mal mit den weißen Steinen. Mit 1.c4 wählte Nepomniachtchi diesmal eine andere Eröffnung. Kurz nach dem Damentausch ließ Nepomniachtchi sich einen Läufer einsperren und stand danach auf verlorenem Posten.

Sehen Sie, welche Eröffnungen Carlsen wählt, um seinen Gegner im Mittelspiel strategisch zu überspielen oder ein vorteilhaftes Endspiel zu erhalten.

Nach zwei Niederlagen in der 6. und 8. Partie befand sich der Herausforderer Ian Nepomniachtchi vor der 9. Partie gewissermaßen in Zugzwang. Er hatte über den ganzen restlichen Wettkampf gesehen noch sechs Partien Zeit, um den Rückstand noch aufzuholen, davon drei Partien mit Weiß. Wenn der Herausforderer den Rückstand wettmachen wollte, dann sollte er es am besten schon heute versuchen.

Schon vor der Partie brachte Nepomniachtchi eine Neuerung. Er hatte sich am Ruhetag eine neue Frisur verpassen lassen. Sein kleines Zöpfchen, der "Man Bun", war ab.

Alte Zöpfe abgeschnitten: Ian Nepomniachtchi

Der erste Zug wurde diesmal von Praggnanandhaa gemacht. Der junge indische Großmeister zog 1.c4.

Praggnanandhaa zieht 1.c4

Blick aus dem Zuschauerraum

In den vergangenen Partien kam es einige Mal vor, dass ein Ehrengast der WM einen Eröffnungszug ausführt, den der entsprechende Spieler zurücknahm und dann einen anderen Eröffnungszug machte. Das könnte ein Running Gag der beiden miteinander befreundeten WM-Kombattanten gewesen sein. Doch Ian Nepomniachtchi nahm den Zug diesmal nicht zurück, um 1.e4 zu spielen, wie in den Partien zuvor. Es blieb bei 1.c4.

Freie Sicht auf Anand

Offenbar waren Nepomniachtchi und sein Team zu der Einsicht gelangt, dass man Carlsen und seine Vorbereitung in der Spanischen Partie nicht wirklich in Verlegenheit bringen konnte und so machte Nepomniachtchi heute ein neues Fass auf.

Nach 1.c4 antwortete Carlsen 1...e6 und nach 2.g3 folgte 2...d5. Auf 3.Lg2 spielte Carlsen dann den nicht so gebräuchlichen Zug 3...d4, womit die Partie in etwa den Charakter der Reti Eröffnung erhielt. Carlsen verzichtete aber zunächst auf den Zug e6-e5 und tauschte nach 9.e3 die Bauern auf e3, so dass die Partie schließlich eine ganz andere Richtung nahm.

Möglicherweise waren beide Spieler in dieser ungewöhnlichen Stellung noch immer in ihrer Vorbereitung. Anish Giri war in seinem Kommentar davon überzeugt, dass Carlsen und Nepomniachtchi die Stellung im 10. Zug schon in der häuslichen Analyse angeschaut hatten und meinte:" Es ist überraschend, dass diese beiden Spieler so seltene Varianten noch sehr tief analysiert haben. Ich bin überzeugt, dass niemand sonst in der Welt sich dieses Variante so tief angeschaut hat wie die beiden hier."

Dennoch hatten beide Spiele einiges an Bedenkzeit verbraucht, Nepomniachtchi etwa 30 Minuten, Carlsen etwa 45 Minuten nach 15 Zügen.

Anand wies während seines Partiekommentars übrigens daraufhin, dass sich alle bisherigen Gegner von Magnus Carlsen in WM-Kämpfen zur Zeit in Dubai aufhielten. Anand selber, er kommentiert, Sergey Karjakin ist als Sekundant von Nepomniachtchi vor Ort und Fabiano Caruana wird an der Schlussfeier teilnehmen. Und Nepomniachtchi ist naturgemäß ebenfalls da.

Sergey Karjakin

Im 24. Zug bot Nepomniachtchi Damentausch an und schlug kurz danach in ausgeglichener Stellung mit seinem Läufer g2 einen ungedeckten Bauern auf b7, um einen Zug später zu erlauben, dass dieser Läufer durch den Zug c7-c6 von Carlsen eingesperrt wurde. Ein grober Fehler. Damit war die Partie entschieden.

"Das ist die schlimmste Folter, die einem passieren kann. Nach einem Fehler sieht man, dass man verlieren wird. Egal wie sehr man sich anstrengt, man kann nichts gegen die Niederlage machen, die sich mehr und mehr abzeichnet," kommentierte Anand das Geschehen.

Nepomniachtchis Läufer ging auf b7 verloren. Der Herausforderer erhielt aber noch etwas Gegenspiel mit einem Freibauern auf der a-Linie. Zum Schluss zeigte Carlsen noch einmal seine Extraklasse, als er im 36. Zug mit vier Minuten auf der Uhr den besten, aber komplizierteren Weg zum Gewinn wählte. "Von Magnus bekommst du keinen Discount", kommentierte Anish Giri. "Er gewinnt immer auf die optimale Art und Weise."

Im 39. Zug gab Nepomniachtchi die Partie auf.

Karsten Müllers Analyse

 
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André Schulz, seit 1991 bei ChessBase, ist seit 1997 der Redakteur der deutschsprachigen ChessBase Schachnachrichten-Seite.

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