Schachweltmeisterschaft Ding gegen Gukesh: 2. Partie remis

von André Schulz
26.11.2024 – Ding Liren eröffnete die 2. Wettkampfpartie mit dem bei ihm eher selten gespielten Königsbauern. In einer Italienischen Partie wurden bald alle Läufer, dann auch die Damen getauscht. In einer erstarrten Stellung war die Luft dann bald raus und die Spieler einigten sich auf Remis. | Fotos: FIDE/ Eng Chin An

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Nicht nur das Ergebnis der ersten Partie des Weltmeisterschaftskampfes zwischen Ding Liren und Gukesh Dommaraju kam etwas überraschend, auch der Verlauf der Partie war es. Nach seiner langen Pause nach dem Gewinn des Weltmeistertitels war Ding Liren nicht mehr der Alte. Die Sicherheit war ihm abhanden gekommen und man konnte in seinen Turnieren und Partien sehen, wie der Weltmeister sich bemühte, seine alte Form wiederzufinden und wie es ihm misslang. Im Gegensatz dazu gab es für Gukesh nur eine Richtung - nach oben. Der Inder wurde als klarer Favorit gehandelt. Doch dann ist Weltmeisterschaft und plötzlich sitzt da und  wieder der alte Ding Liren. Der Weltmeister packt die Französische Verteidigung aus, zeigt sich bestens vorbereitet und beantwortet Gukeshs Variante mit 5. Sce2 mit einem wenig bekannten Rezept, das Michail Prusikin in seinem Französisch-Fritztrainer empfohlen hat: Rochade zurückhalten, a-Bauern vorschieben, Dame nach a5, im richtigen Moment auf d4 tauschen und dann über die schwachen Felder im weißen Lager eindringen. Das hat Ding Liren weltmeisterlich gespielt! Toller Auftakt.

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Aber das war erst der erste Schritt auf einem langen Weg mit 14 Partien. Trotzdem: Gukesh lag nun hinten, nicht nur nach Punkten, auch aus psychologischer Sicht. Der junge Inder hat aber in der Vergangenheit gezeigt, dass er mit solchen Rückschlägen umgehen kann. Auch beim Kandidatenturnier in Toronto feierte Gukesh keinen Start-Ziel-Sieg, sondern musste sich von Rückschlägen erholen.

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Auf jeder Seite ein symbolischer erste Zug

In der zweiten Partie führt nun Ding die weißen Steine.

Auch der Weltmeister eröffnete mit dem Königsbauern, eine Überraschung, denn Ding Liren ist eigentlich ein strammer d4-Spieler, mit 1.c4 als Zweitwaffe. Mit 1.e4 eröffnet er eher selten. Es kam eine Italienische Partie auf das Brett, derzeit die Modeeröffnung schlechthin, die in unzähligen Turnierpartien in allen ihren Aspekten ausgeleuchtet wurde und noch wird.

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Italienisch gilt als gediegener Partieanfang, bei dem wenig Figuren getauscht werden und gehaltvolle Stellungen entstehen, in denen es mehr auf Pläne ankommt als auf forcierte Varianten. So zeigt hier die Pläne aus schwarzer Sicht.

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In den meisten Partien greifen die Weißspieler zum Zug 4.d3, der das schon aus alten italienischen Lehrbüchern bekannte "Giuoco piano", das ruhige Spiel, kennzeichnet. Mit 5.Sc3 entsteht das "Giuoco pianissimo", das ganz ruhige Spiel. Aus der gegenwärtigen Großmeisterpraxis weiß man, dass das Spiel in der Folge dennoch sehr lebendig und scharf werden kann, zum Beispiel, wenn Schwarz auf die Rochade verzichtet oder lang rochiert und mit h6 und g5 angreift. Auch im Zentrum kann es zu intensiven Scharmützeln kommen. Oder eben auch nicht.

In der 2. Matchpartie des WM-Kampfes Ding gegen Gukesh wurden bald die Läufer auf c4 und c5 getauscht, dann auf der offenen d-Linie auch die Damen. Es ergab sich eine sehr ruhige Stellung. Ding wich zwar noch ein paar Tauschangeboten aus und hielt die Figuren auf dem Brett, doch den beiden Spielern gelang es nicht mehr, der erstarrte Stellung Leben einzuhauchen. Nach einer dreifachen Stellungwiederholung einigten sich die Spieler auf Remis.

Die 2. Wettkampfpartie

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André Schulz, seit 1991 bei ChessBase, ist seit 1997 der Redakteur der deutschsprachigen ChessBase Schachnachrichten-Seite.
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