Schachweltmeisterschaft Ding gegen Gukesh: 4. Partie remis

von André Schulz
29.11.2024 – Nach drei Partien wurde beim Stand von 1,5:1,5 beim Weltmeisterschaftskampf ein Ruhetag eingelegt. In der 4. Partie führte Ding wieder die weißen Steine und eröffnete mit der "Keymer"-Eröffnung, holte dort aber nichts heraus. | Fotos: FIDE/Maria Emelianova und Eng Chin An

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Der Weltmeisterschaftskampf zwischen Titelverteidiger Ding Liren und Gukesh Dommaraju ist bislang ohne Zweifel spannendend und unterhaltsam. Der 18-jährige Herausforderer Gukesh wurde von den Experten und Buchmachern als Favorit gehandelt, da Titelverteidiger Ding Liren (32) nach dem Gewinn des Titels 2023 in ein mentales Loch fiel, danach seine Sicherheit verlor und bald weit von seinem Zenit entfernt war.

In der Weltrangliste rutschte der einstige Weltranglistenzweite (Dezember 2022) dramatisch ab. So spielt in Singapur der 23te der Weltrangliste (Ding Liren) gegen den Fünften (Gukesh).

Bei der Weltmeisterschaft 2018 in London war es noch der Erste gegen den Zweiten. So soll es eigentlich sein.

Das es nicht so ist, liegt vor allem an Magnus Carlsen, der keine Lust mehr auf Nerven aufreibende, zeitintensive und anstrengende Weltmeisterschaftskämpfe hat. Man kann es dem besten Spieler des Planeten auch nicht verdenken. Carlsen gewann den Titel 2013 gegen Anand - und war zu Beginn ähnlich nervös, wie jetzt Gukesh - und musste ihn schon 2014 gegen den gleichen Gegner verteidigen. Das Match wurde damals in Sotschi gespielt und Putin besuchte die Abschlussfeier und gratulierte - andere Zeiten. 2016 geriet Carlsen gegen Sergey Karjakin in Rückstand, glich nur knapp aus und gewann souverän im Stichkampf. 2018 lieferten sich Carlsen und Fabian Caruana ein enges Match mit 12 Remispartien. Auch hier gewann Carlsen dann den Stichkampf ohne Mühe. Die nächste Schachweltmeisterschaft musste wegen der Pandemie von 2020 auf 2021 verschoben werden. Beim Wettkampf gegen Ian Nepomniachtchi in Dubai brauchte Carlsen lange, um den Widerstand des Herausforderers zu brechen. Danach gewann er den Wettkampf sehr überzeugend. Als es dann für die Weltmeisterschaft 2023 drohte, dass Carlsen seinen Titel gegen den gleichen Gegner erneut verteidigen müsste, gab der weltbeste Schachspieler bekannt, dass er auf eine Titelverteidigung verzichten würde. Diese Entwicklung hatte Carlsen allerdings schon während des WM-Kampfes 2021 angedeutet. Carlsen hatte keine Lust mehr auf WM-Kämpfe. Höchstens gegen einen Spieler der jüngeren Generation, Alireza Firouzja, wäre Carlsen wohl noch einmal angetreten.

Es ist nicht so, dass Carlsen den Spaß am Schach verloren hätte, im Gegenteil: Carlsen spielt mit Begeisterung die vielen Online-Schnellschach und -blitzturniere mit. Carlsen hat aber den Spaß an den unzähligen ausanalysierten Eröffnungen verloren, mit denen man in klassischen Turnieren und besonders in Wettkämpfen konfrontiert wird.

Die FIDE hatte im Übrigen nach der Zusammenführung der Weltmeisterschaften 2007/2008 den Zyklus der Weltmeisterschaft von früher drei Jahren auf zwei Jahre verkürzt. Keine gute Entscheidung. Das spült zwar mehr Geld in die FIDE-Kassen, führt aber zu Ermüdungserscheinungen bei den beteiligten Spielern. Carlsen musste zwischen 2013 und 2021 fünf WM-Kämpfe spielen. Bei einem Dreijahres-Zyklus wären es in der Zeit drei Matches gewesen und vielleicht wäre Carlsen noch dabei.

Im Video-Kanal von Take Take Take sprach Carlsen über die laufende Weltmeisterschaft und wunderte sich über die vielen Fehler, die dort bisher gemacht wurden. Er drückte es diplomatisch aus: Im Vergleich zu den Matches, die er gespielt habe, bekämen die Spieler beim WM_Match in Singapur viel mehr Chancen. Das sollte bei einem Wettkampf um die Weltmeisterschaft aber eigentlich nicht sein.

Man könnte es aber auch anders sehen. Vielleicht gehen die Spieler einfach mehr Risiko.

Während es bei den WM-Kämpfen mit Carlsen lange Remisserien gab, wurden in Singapur in den ersten drei Partien schon zwei Partien entschieden. Nicht Gukesh sondern Ding ging mit einem Sieg in der ersten Partie in Führung. Gukesh glich in der dritten Partie aber aus. Nach je drei Partien wird ein Ruhetag eingelegt.

Am Freitag früh (nach europäischer Zeit, in  Singapur ist es schon 17 Uhr) ging es mit der vierten Partie weiter.

Die Eröffnungszüge machten die ehemaligen Weltmeister Anand und Xie Jun.

Die erste chinesische Weltmeisterin Xie Jun zieht für Ding, aber nicht den richtigen Zug

Ding saß auf der Brettseite mit den weißen Steinen und eröffnete mit 1.Sf3, gefolgt von 2.e3 und 3.b3. Da Vincent Keymer in vielen Partien so gespielt hat, wird die Eröffnung heute bisweilen auch Keymer-Eröffnung genannt.

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Im Prinzip ist dies eine Damenindische Verteidigung mit vertauschten Farben. Gukesh antwortete mit 3...Lf5 und nach 4.Le2 mit 4...h6. Ding überraschte dann etwas mit 5.La3 statt 5.Lb2.

Mit vertauschten Farben ist La6 in der Damenindischen Verteidigung allerdings ein durchaus üblicher Zug. In dieser Farbverteilung kam der Zug bisher aber sehr selten vor. Es gab einmal in sehr ähnlicher Stellung, mit kleiner Zugumstellung, eine Online-Partie zwischen Richard Rapport und Ding Liren, in der Weiß mit La3 operierte. Richard Rapport ist auch in Singapur wieder Dings Sekundant und hat immer originelle Ideen.

Viel heraus holte Ding mit seiner Eröffnung allerdings nicht. Im Verlauf der Partie entstand eine Art Karlbad-Struktur, in der Schwarz allerdings seinen weißfeldrigen Läufer gut entwickelt hatte. Nach dem Tausch aller Leichtfiguren verflachte die Partie zusehend und mündete in ein Schwerfigurenendspiel, in dem Schwarz zwar einen Freibauern am Damenflügel hatte, den aber nicht vorwärts bringen konnte. Die Partie endete schließlich nach dreifacher Stellungswiederholung remis.

    

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André Schulz, seit 1991 bei ChessBase, ist seit 1997 der Redakteur der deutschsprachigen ChessBase Schachnachrichten-Seite.
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