ChessBase 17 - Megapaket - Edition 2024
ChessBase ist die persönliche Schach-Datenbank, die weltweit zum Standard geworden ist. Und zwar für alle, die Spaß am Schach haben und auch in Zukunft erfolgreich mitspielen wollen. Das gilt für den Weltmeister ebenso wie für den Vereinsspieler oder den Schachfreund von nebenan
Der Schachweltmeisterschaftskampf 2023 zwischen Ian Nepomniachtchi und Ding Liren hat es wirklich in sich und wird in die Geschichte eingehen. Sechs der bisher zwölf Partien wurden entschieden. In den WM-Matches in den Jahren davor entschieden meist ein oder zwei Siege eine Weltmeisterschaft und Remisserien bestimmten zumeist den Verlauf. Beim WM-Kampf 2010 zwischen Anand und Topalov gab es bei 12 Partien insgesamt immerhin fünf entschiedene Partien. Beim Match Kasparov gegen Short 1993 wurden sogar sieben Partien entschieden, allerdings bei 20 Partien insgesamt.
Die Gewinnpartien werden im laufenden WM-Kampf in Astana zumeist nach groben Fehlern entschieden. Bisweilen auf beiden Seiten. Die 12. Partie am Mittwoch war ein besonders eklatantes Beispiel. Ding Liren befand sich mit einem Punkt im Rückstand und musste eine der ausbleibenden drei Partien gewinnen, um auszugleichen und einen Stichkampf zu erzwingen. Es war jedoch Nepomniachtchi, der mit der Öffnung der g-Linie vor seinem König Würze ins Spiel brachte. Mit einem ähnlichen Motiv hatte er die 1. Partie souverän gewonnen. Aber warum geht es er bei Führung im Wettkampf dieses Risiko ein? Dann begann Ding mit 17.g4 auf Risiko zu spielen und geriet in einem klar schlechtere Stellung mit vielen Schwächen und Einbruchsmöglichkeiten vor seinem König.
Psychologie spielt in diesem Wettkampf eine große Rolle. Und der Zustand der Nerven der beiden Spieler. Nepomniachtchi wirkte stabiler, ist es aber offenbar nicht. Schon beim Wettkampf gegen Magnus Carlsen kollabierte er plötzlich, nachdem er lange auf Augenhöhe mitgespielt hatte. Jetzt passierte ihm das wieder, diesmal aber bei eigener Führung.
Ian Nepomniachtchi und Ding Liren sind die Nummer zwei und Nummer drei in der Weltrangliste. Sie gehören zu den besten Schachspieler auf diesem Planeten. Aber auch sie haben Schwächen.Wenn man es pointiert formulieren möchte: Ding Liren spielt zu langsam und Ian Nepomniachtchi spielt zu schnell. Nepomniachtchi ist dafür bekannt, dass er oft fast sofort zieht. Er begreift die Stellungen sehr gut und sieht die taktischen Motive. Aber vielleicht hat er doch Probleme, wenn die Stellungen sehr kompliziert sind und intensives langes Rechnen erfordern. Und vielleicht hat Ding gezielt auf diese Schwäche seines Gegners gespielt und riskante, wenn auch objektiv nachteilige Stellungen angestrebt.
In der 12. Partie war Dings Stellung allerdings sehr nachteilig und Nepomniachtchi stand klar auf Gewinn. Den hat er jedoch mehrfach verpasst. Und sein Zug f5 war ein "unprovoked error", der aus einer ausgeglichenen Stellung eine verlorene machte. Auch unnötig. Remis wäre im Matchsinne völlig in Ordnung gewesen.
Vor der 13. Partie ergab sich damit wieder eine besondere Ausgangslage. Ian Nepomniachtchi durfte die weißen Steine führen und musste seinen Gemütslage beruhigen. Es war seine letzte Weißpartie in diesem Match, ein Stichkampf einmal außer Acht gelassen. Würde er versuchen trotz des Desasters am Vortag noch einmal zu punkten? Würde er auf Risiko spielen oder mit einer kontrollierten Offensive versuchen zum Erfolg zu kommen?
Und würde Ding versuchen, trotz der schwarzen Steine, aus der instabilen psychischen Situation von Ian Nepomniachtchi Kapital zu schlagen und mit einem Schwarzsieg nachzulegen und ihn Führung zu gehen?
Fragen über Fragen.
Nach der 13. Partie beantwortete Ding Liren einige dieser Fragen in der Pressekonferenz:
Ding Liren: "I didn't have strong emotions after yesterday's win. I saw Ian; he looked very upset after he missed Re6. But at that moment, I tried to focus on the position and not be influenced by him. Emotions come later, after the game." #NepoDing
— International Chess Federation (@FIDE_chess) April 27, 2023
📷: Anna Shtourman pic.twitter.com/Gno91K8xYm
Ian Nepomniachtchi eröffnete die 13. Partie mit 1.e4 und Ding antwortete mit 1.e5.
Foto: Stev Bonhage
Das war vielleicht ein Signal, dass Ding es in dieser Partie ruhig angehen lassen wollte und mit einem Remis wohl zufrieden sein würde. Sonst hätte er vielleicht zur Sizilianischen Verteidigung gegriffen. Es entwickelte sich die gleiche Spanische Variante mit 6.d3, die im Wettkampf schon zweimal auf dem Brett war und zweimal Remis endete. Beide Male hatte aber Nepomniachtchi das etwas bessere Spiel.
Diesmal kam der russische Spitzenspieler nicht besonders gut aus der Eröffnung. Ding glich die Partie leicht aus und hatte im Mittelspiel sogar etwas Initiative. In einem Moment besonderer Spannung entschloss sich Ding zu einem Qualitätsopfer mit Übergang in ein Endspiel, in dem der Chinese für die Minusqualität einen Freibauern besaß.
Am Freitag folgt ein weiterer Ruhetag vor der letzten Partie am Samstag. Ding führt dort die weißen Steine. Endet die Partie remis, dann folgt am Sonntag ein Stichkampf.
Ding Liren on playing the last game with the white pieces: "It is both an advantage and a disadvantage. I remember the match between Topalov and Anand, where Topalov had White in the last game, but he lost. Anyway, I have a rest day to think what to play for the last or maybe not… pic.twitter.com/Bic4q40puw
— International Chess Federation (@FIDE_chess) April 27, 2023
Master Class Band 8 - Magnus Carlsen 2.Auflage
Sehen Sie, welche Eröffnungen Carlsen wählt, um seinen Gegner im Mittelspiel strategisch zu überspielen oder ein vorteilhaftes Endspiel zu erhalten.
Alle Partien
Anzeige |