Schachweltmeisterschaft: Gukesh gewinnt 3. Partie und gleicht aus

von André Schulz
27.11.2024 – In seiner zweiten Partie mit den weißen Steinen eröffnete Gukesh mit dem d-Bauern und umzingelte in der Abtauschvariante des Damengambits einen eingedrungenen schwarzen Läufer. Nach langer Belagerung konnte der Herausforderer diesen schließlich erobern und gleicht das Match aus | Fotos: FIDE/ Eng Chin An

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Die Weltmeisterschaft 2024 zwischen Ding Liren und Gukesh wird über 14 klassische Partien ausgetragen, wobei nach drei Partien jeweils ein Ruhetag eingelegt wird. Heute wurde die dritte Partie des ersten Dreierblocks gespielt und der Herausforderer führte zum zweiten Mal die weißen Steine.

Den zeremoniellen Eröffnungszug führte Oliver Lim CEO des Tourist Board von Singapur aus.

Diesmal eröffnete Gukesh dem Damenbauern, nicht mit dem Königsbauern, wie in der 1. Partie, die er in der Französischen Verteidigung recht chancenlos verloren hatte. 

Tatsächlich ist 1.d4 die Hauptwaffe von Gukesh. Häufig beginnt er auch mit 1.Sf3 und 1.c4, was mit Zugumstellungen auch zu den Geschlossenen Eröffnungen nach 1.d4 führen kann. Gukeshs Erfolgsstatistiken sind hier besser als nach 1.e4, was aber vor allem daran liegt, dass er zu Beginn seiner Karriere als Turnierspieler, noch als Kind, vor allem 1.e4 spielte und erst später zu 1.d4 und den anderen Geschlossenen Eröffnungen wechselte.

Durch eine kleine Zugumstellung kam ein Abgelehntes Damengambit aufs Brett, eine sehr klassische Eröffnung, die schon bei vielen Weltmeisterschaftskämpfen angewandt wurde.

Gukesh wählte hier die Abtauschvariante und dann folgten beide Spieler einer Schnellschachpartie von Vladimir Kramnik und Arjun Erigaisi aus der ersten Mannschafts-Schnellschachweltmeisterschaft, gespielt in Düsseldorf 2023. Es war eine selten gespielte Variante, in der Kramnik mit frühem h3 und g4 Raum am Damenflügel und auf die sonst übliche Läuferentwicklung nach g5 verzichtete, wobei die Damen früh getauscht wurden. Die Partie von Kramnik endete nach 72 Zügen remis, aber der frühere Weltmeister stand nach der Eröffnung deutlich besser.

Mit 13...Sbd7 wich Ding von dieser Vorgängerpartie ab und erhielt im Gegensatz zu Erigaisi gleichwertiges Spiel in einer spannenden und gehaltvollen Stellung, auch ohne Damen auf dem Brett. Das Hauptmotive der Partie war schließlich ein schwarzer Läufer, der auf c2 in die weiße Stellung eingedrungen war und von Gukesh umzingelt wurde. Ding, der an einigen Zügen lange nachgedacht hatte, fand bei allmählich knapp werdender Bedenkzeit nicht die besten Züge.

Attack like a Super Grandmaster

In this Fritztrainer: “Attack like a Super GM” with Gukesh we touch upon all aspects of his play, with special emphasis on how you can become a better attacking player.

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In der Pressekonferenz räumte der stets ehrliche Ding Liren auf die Frage von Ulrich Stock (Zeit) ein, dass er die Variante nach 7.h3 nicht kannte.

   

 

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André Schulz, seit 1991 bei ChessBase, ist seit 1997 der Redakteur der deutschsprachigen ChessBase Schachnachrichten-Seite.
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Karsten Müller Karsten Müller 29.11.2024 02:12
Krennwurzn: Ja zum Glück machen wir genug Fehler. Fernschach droht allerdings den Remistod zu sterben.
Schachtom0815: Ja das hat etwas. Allerdings ist eine gewisse Provokation wohl Teil von Dings Strategie mit Schwarz. In der ersten Partie ist das ja auch aufgegangen und auch in der 3. hätte es nach 18...Le7 aufgehen können. Er lockt Gukeshs Bauern nach vorne, um danach kontern zu können.
JackCrabb: Gut, dass die Erkenntnisse übereinstimmen! In der Tat ist auch meiner Meinung nach einer der Schlüsselfragen, ob Ding es schafft, seine Zeiteinteilungsprobleme unter Kontrolle zu bekommen.
Krennwurzn Krennwurzn 29.11.2024 12:43
Habe den Sesse-Sprengmeistereimtrag gelöscht. Ich sage schon lange, dass man zwischen Computerschach (stirbt den Cabablanca Remistod) und dem aufgrund unserer Fehlbarkeit "unsterblichen" menschlichen Schach unterscheiden muss.
Schachtom0815 Schachtom0815 28.11.2024 06:50
Überraschend fand ich 10….Lc2. Dass ein Weltklassespieler in einer Variante, die er nicht vorbereitet hat und bei der er sicher sein muss, dass sein Gegner diese studiert hat (da Schwarz bis dahin keinen überraschenden Zug gemacht hat), sich auf diese komplexen Abenteuer einlässt und nicht mit 10..Le6 unter Verzicht auf jeglichen Vorteil, aber auch ohne jedes Risiko in den Remishafen einfährt, kann ich nicht verstehen. Erst recht nicht, wenn er Schwarz hat und in Führung liegt.
JackCrabb JackCrabb 28.11.2024 04:01
Meine Analyse mit Stockfish 17 bestätigt, daß 18…Th5?! die Partie lediglich von =+ auf += drehte und erst 22…Lg7? Weiß entscheidenden Vorteil gab. Doch gravierender als analytische Irrtümer und Überseher (Menschen machen nun mal Fehler, selbst Super-GM) scheint mir Dings konfuser Umgang mit der Bedenkzeit zu sein. Ein alter, immer noch in ihm steckender Dämon, so erinnert die aktuelle 3.Partie sehr an die 7.Partie im 2023er Match gegen Nepo. Ding hatte ebenfalls schwarz, nach 32.gh4?! war er leicht im Vorteil, und beide Spieler hatten nur noch wenig Zeit. Doch anstatt nun mit schnellen Normalzügen die Zeitnotphase hinter sich zu bringen, ließ Ding 3¼ seiner restlichen 4 Minuten für einen noch dazu schwachen Zug verstreichen. Dazu Anish Giri in seinem Livekommentar: "He's unable to make a move. It's psychological! He's just frozen.!" Und dort wie hier kapitulierte Ding mit seinem 37. Zug !
Ich frage mich, ob Ding einen Psychologen im Team hat. Wenn ja, was macht der die ganze Zeit ?
(neu geladen nach Korrektur eines Tippfehlers)
Karsten Müller Karsten Müller 28.11.2024 01:56
GrobiGermany: Ja das sehe ich auch so. Aus menschlicher Sicht war wohl schon 18...Th5?! der Fehler.
Krennwurzn: Heutzutage sind die Computer ja so stark, dass sie so gut wie immer richtig liegen, wenn man ihnen Genug Zeit und Hardwarepower gibt. Die zitierten Sesse Varianten sprengen allerdings hier den Rahmen der Kommentare...
GrobiGermany GrobiGermany 28.11.2024 01:15
Für mich war der "entscheidende Fehler" in der Partie 18. ... Th5. Bis dahin stand Schwarz mindestens ausgeglichen, danach muss er ums Remis kämpfen, weil sich der Verlust des Läufers gegen 2 Bauern nicht vermeiden lässt.
Wenn danach mögliche Rettungen, die der Computer nach 5 Stunden zeigt, nicht gefunden werden, ist das eher ein normaler Partieverlauf statt ein entscheidender Fehler. Als gewöhnlicher menschlicher Spieler hätte man sich zeitnah um den Läufer c2 gekümmert, weil e4 und Läuferfang schon länger in der Luft lag, also z.B. 18. ... Lf5 oder eben vorab noch 18. ... Le7, was 19. e4 verhindert.
Karsten Müller Karsten Müller 28.11.2024 10:26
Nun zu 22...Lc5! anstatt des Partiezuges 22...Lg7?. Dazu Charles Sullivan: "Stockfish, after a deep think (5 hours, depth=72), believes White has a small (+0.62) advantage: 22.b4 (KM 22.Sa4 0-0-0 Mueller,Schoen) 22...Lb6 23.Tg2 a5 24.bxa5 Txa5 25.Sc4 Sf3+ 26.Ke2 Sfe5 27.Sxe5 Txe5 28.Txc2 Lxf2 29.Kxf2 Texg5..." Am Brett ist das natürlich immer noch nicht leicht. Aber objektiv war wohl 22...Lg7? der entscheidende Fehler...
Karsten Müller Karsten Müller 28.11.2024 10:15
Krennwurzn: Die Vermutung sollte in der Tat gelten. Wolfram Schoen und Charles Sullivan geben an: 19...Se6 20.Tc1 Sd4 21.Lf2 Lc5 22.Tg2 Sxf3+ 23.Sxf3 Lxe4 24.Sxe4 dxe4 25.Lxc5 exf3 26.Tg3 Sxc5 27.Txc5 f6 28.Txf3 Txg5 und Schwarz kann sich halten. Aber es kommt noch besser. Auch 19...dxe4?! ist wohl noch spielbar...
Krennwurzn Krennwurzn 28.11.2024 09:51
Und ein wenig habe die Endstellungen der Sesseanalysen die Vermutung genährt.
Krennwurzn Krennwurzn 27.11.2024 06:41
Eine "Krennwurznschen Vermutung" gilt stets per Definition! Sollte es jedoch eine Widerlegung geben, hat es die Vermutung nie gegeben.
Tiger-Oli Tiger-Oli 27.11.2024 05:39
Hey, der Kommentarbereich ist geöffnet? Das ist ja super. Freue mich auf etwas Austausch!
Karsten Müller Karsten Müller 27.11.2024 04:54
Krennwurzn: OK gut. Aber ein Beweis der "Krennwurznschen Vermutung" wäre natürlich schon noch nötig...
Krennwurzn Krennwurzn 27.11.2024 04:39
Die 19. Züge dürften computerhaltbar sein - das ist meine Vermutung 😉
Karsten Müller Karsten Müller 27.11.2024 02:35
Was war der entscheidende Fehler von Ding? War es 22...Lg7? statt 22...Lc5 oder schon 19...dxe4? statt 19...Se6 oder war der Fehler an einer anderen Stelle? Das erinnert stark an meine Endspiel Rätsel. Nut wie lautet die Lösung hier?
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