Schachweltmeisterschaft: Magnus Carlsen gewinnt WM-Kampf vorzeitig

von André Schulz
10.12.2021 – In der elften Partie des Wettkampfes um die Weltmeisterschaft kam erstmals die Italienische Partie aufs Brett. Im 23. Zug unterlief Ian Nepomniachtchi mit Weiß erneut ein grober Fehler, der Magnus Carlsen einen entscheidenden Königsgangriff nach einem Qualitätsopfer erlaubte. Endstand 7,5:3,5. Magnus Carlsen bleibt Weltmeister. | Fotos: Eric Rosen und Niki Riga (FIDE)

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Nach alten Regeln wäre bei der Weltmeisterschaft in Dubai heute gar keine Partie mehr gespielt werden. Bis 2018 wurden die Weltmeisterschaftskämpfe noch auf 12 Partien ausgetragen. Bei einem 3:0-Vorsprung nach der 10. Partie wären die beiden restlichen Partien hinfällig gewesen, da der zurückliegende Spieler den Rückstand rechnerisch nicht mehr hätte aufholen können. Nach den zwölf Remispartien zwischen Magnus Carlsen und Fabiano Caruana, 2008 in London, hat das neue FIDE-Präsidium die Anzahl der Wettkampfpartien auf 14 erhöht. Das wohl zutreffende Argument unter dem Eindruck von 12 Remispartien war, dass die Distanz zu kurz war, um bei zwei nahezu gleichstarken Spielern noch einen Rückstand aufholen zu können, dass die Spieler Angst vor einem Verlust hatten und deshalb keine allzu große Risikobereitschaft zeigten. 

Nach noch früheren Zeiten wurden die Wettkämpfe über 24 Partien gespielt. Ein Wettkampf, der einen Monat oder länger dauert, wird heute aber als nicht mehr zeitgemäß angesehen. Außerhalb der Schachwelt, bei den Journalisten der Nicht-Fachpresse, kann man das Interesse an einem Weltmeisterschaftskampf nicht über eine solch lange Zeit aufrecht erhalten, glaubt man bei der FIDE und das stimmt wahrscheinlich.

Nun wird der Wettkampf aber über 14 Partien gespielt und Nepomniachtchi schien vor der 11. Partie abgeschlagen zurückzuliegen. Nach der epischen 6. Partie, die Nepomniachtchi erst nach 136 Zügen verlor, dabei zwischenzeitlich sehr gut stand, gab er die 8. und die 9. Partie nach relativen groben Fehlern ab. Es wurde darüber spekuliert, ob der Herausforderer vielleicht mental kollabiert war, ob ihm die Fitness fehle, ob er generell zu impulsiv spiele oder ob er ohnehin keine ausreichende Ausdauer besitze.
 

Das sind natürlich alles recht unfaire Beurteilungen, denn immerhin hat sich Nepomniachtchi durch einen Sieg im Kandidatenturnier qualifiziert, das mit Pause über ein Jahr dauerte, und dort starke Spieler hinter sich gelassen, nicht zuletzt Fabiano Caruana und Ding Liren. Vielleicht spielt ein ganz anderer Faktor die größte Rolle: Magnus Carlsen hat die Erfahrung von vier WM-Kämpfen im Rücken. Für Nepomniachtchi ist es der ersten WM-Kampf. Und Magnus Carlsen ist der schwierigste Gegner, den man im Schach haben kann.

Zum bisherigen Verlauf des Wettkampfes gab es von einigen Schachfreunden eindeutige Urteile. Manche zeigte sich zu Anfang enttäuscht, dass es "so viele" Remispartien gab, mit anderen Worten, dass der Herausforderer auf Augenhöhe mitspielte. Dann zeigten sich manche Schachfreunde enttäuscht, dass es so viele Entscheidungen gab, der Herausforderer nun nicht mehr auf Augenhöhe mitspielte. Und manche Schachfreunde zeigte sich schließlich vom Spielniveau enttäuscht, das sie als gering erachteten. Oh ja, wenn die mal mit ihren Computerschachengines bei einer Weltmeisterschaft mitspielen könnten, dann würden sie den Großmeisterpatzern aber mal zeigen, wie richtiges Schach geht"

Theoretisch konnte der Herausforderer bei den vier noch ausstehenden Partien den Wettkampf noch ausgleichen, sogar noch gewinnen. Aber war es auch praktisch möglich, einen solchen Rückstand aufzuholen? Einige Schachfreunde bemühten Vergleiche aus dem Fußball. Da gab es doch einmal das 4:4 gegen Schweden, nach 4:0-Führung der deutschen Nationalmannschaft. Und die älteren Schalker Anhänger erinnern sich. Als Schalke noch in der 1. Bundesliga spielte, holte die Mannschaft einmal einen 0:4-Rückstand gegen Dortmund auf!
 

Ian Nepomniachtchi führte in der 11. Partie die weißen Steine und eröffnete wie in fast allen Partien zuvor mit 1.e4. Nach 1...e5 2.Sf3 Sc6 ließ er jedoch diesmal 3.Lc4 folgen und nach 3...Sf6 4.d3 stand die derzeit populärste Eröffnung nach 1.e4 e5 auf dem Brett, die berühmte "Ruhige Variante" der Italienischen Partie, das "Giuoco Piano". So spielten auch schon die großen alten Schachtheoretiker in der Frühgeschichte des Turnierschachs, Damiano im 16. Jahrhundert oder Greco im 17. Jahrhundert. Diese Eröffnung erlaubt viele Zugumstellungen und niemand, nicht einmal die besten Großmeister, versteht wirklich alle Feinheiten in Gänze, auch weil in den vielen aktuelle gespielten Partien reichlich neue Ideen hinzugefügt wurden. Es gibt reichlich Anleitungen, um sich einzuarbeiten.

My Black Secrets in the Modern Italian

Italienisch gilt als gediegener Partieanfang, bei dem wenig Figuren getauscht werden und gehaltvolle Stellungen entstehen, in denen es mehr auf Pläne ankommt als auf forcierte Varianten. So zeigt hier die Pläne aus schwarzer Sicht.

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Die gewählte Eröffnung erlaubt es beiden Seiten, ihr Spiel ruhig und langsam zu entwickeln. In ihrem Kommentar mit Anish Giri erwartete Judit Polgar deshalb eine sehr lange Partie.

Die Partie zwischen Ian Nepomniachtchi und Magnus Carlsen verließ in ihrem Verlauf bald die bekannten Vorbilder und nahm ihren eigenen Weg. Nach dem Tausch der schwarzfeldrigen Läufer blockierte Carlsen mit 14....b6 den Damenflügel schwarzfeldrig. Vishy Anand und Anna Muzychuk erinnerten sich an eine Partie zwischen Ding Liren und Wesley So beim World Cup 2017 in Tiflis, wo Wesley So mit Schwarz einen ähnlichen Aufbau wählte, aber Ding eine überzeugende Gegenstrategie fand. Wesley So konnte die Partie aber nach langem Kampf remis halten.

Hier nahm die Partie einen ganz anderen Verlauf. Carlsen öffnete nach der Blockade des Damenflügels mit 19....d5 die Stellung im Zentrum. Nepomniachtchi hielt mit 20. d4 dagegen, aber wenige Züge später, als die Kommentatoren schon an ein Remis glaubten, unterlief ihm mit 23. g3 in ausgeglichener Stellung erneut ein grober Fehler. Der Zug erlaubte Carlsen eine Qualität zu opfern und mit der Dame entscheidend vor dem weißen König zu erscheinen. Danach war die weiße Stellung verloren. 

Carlsen fand in der Folge zwar nicht die besten Angriffszüge, konnte aber in ein Turmendspiel mit Mehrbauern abwickeln, das gewonnen war. Nepomniachtchi kämpfte aber noch lange ums Remis.

"Anstatt mit 23. cxd4 einfach remis zu machen, spielt Nepomniachtchi den Verlustzug 23. g3, verteidigt sich danach brillant und kämpft im Endspiel mit Turm gegen Dame immer noch ums Remis. Ich weiß nicht, was hier passiert", kommentierte Anand das Geschehen.

Magnus Carlsen gewinnt den WM-Kampf 2021 gegen Ian Nepomniachtchi vorzeitig mit 7,5:3,5 und hat damit seinen Titel erfolgreich verteidigt.

Nach der Partie gab es lang anhaltenden Applaus aus dem Zuschauerraum, während die beiden Spieler noch kurz eine kritische Position diskutierten.

Karsten Müllers Analyse

 

Georgios Souleidis Videoanalyse

Video-Analyse von Harald Schneider-Zinner

Stand

 

Partien

 

Turnierseite der FIDE


André Schulz, seit 1991 bei ChessBase, ist seit 1997 der Redakteur der deutschsprachigen ChessBase Schachnachrichten-Seite.

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Chase the sun Chase the sun 14.12.2021 09:22
@Martin Rieger: Was wäre eine Kommentarfunktion ohne mindestens einen Forentroll? Wir entsinnen uns: Als Carlsen gegen Karjakin in der sechsten Spielstunde einen studienartigen Gewinn ausgelassen hat, den zahlreiche Großmeister - selbst wenn man ihnen den Schlüsselzug nennt - nicht zum Gewinn spielen können; da kommentierten die Sturtrolle dieser Welt nach einem Blick auf die Rechnerbewertung - selbstredend ohne die Stellung zu betrachten, geschweige denn zu verstehen - "What a blunder!".

Diese Respektlosigkeiten verdienen keine Antwort.

Gratulation an M. C. zur Titelverteidigung!

Gratulation an Ian Nepomniaschtschi für starke erste sechs Partien gegen den Weltmeister!

Allein, dass er trotz vier Niederlagen nur neun Elo-Punkte eingebüßt hat, zeigt, wie schwer die Aufgabe war.
Barral Barral 13.12.2021 10:38
Will ich jedenfalls nicht: "Krähwinkeleien" (Nestroy) in Sachen eigener Spielstärke oder anderer Kommentatoren Spielschwäche interessieren nicht die Bohne. - @ Martin Rieger, danke für den Hinweis auf Fisher. Wie Lasker verfügte auch er über die Fähigkeit, per Selbstinszenierung etwas im Kopf seiner Kontrahenten zu verankern, dass es ihnen erschwerte, ihr bestes Schach zu spielen. Die Engine hat kein Sensorium für die außerordentlich komplexe Interaktion des Menschen, sie arbeitet mit der rein digitalen Sachinformation (dem Zug), nicht mit dem analogen "Subtext", der aus Gestus, Mimik und Tonfall etc. besteht. Sie interessiert nicht, wenn ein Carlsen über einen Zug verblüfft die Augenbrauen hebt und damit schon vor dem Antwortzug signalisiert, dass das ein deprimierend dummer Fehler war (dem dann weitere folgen). Lasker und Fisher waren weltmeisterliche Schachspieler, aber weltmeisterlich auch darin, sich den "menschlichen Faktor" zunutze zu machen; nach St. Petersburg 1914 war Lasker "objektiv" nicht stärker als Capablanca oder Aljechin, aber beide brauchten weitere zwanzig Jahre, um in einem Turnier vor ihm zu landen (Capablanca) bzw. die allererste Partie gegen ihn zu gewinnen (Aljechin) - zu einem Zeitpunkt, als Lasker bereits Mitte sechzig war, ein Schachrentner, der in seinem letzten Turnier den damals amtierenden Weltmeister Euwe zu einem "dummen Fehler" verleitete.
Gewiss: Man kann über über mangelnde Qualität bei einem WM-Kampf klagen. Man kann aber auch fasziniert davon sein, wie Mensch und Schach miteinander funktionieren.
Martin Rieger Martin Rieger 13.12.2021 04:09
Und jetzt wollen sicher alle wissen wie die DWZ von Sturmaske ist.
Sturmaske Sturmaske 13.12.2021 02:31
@Martin Erik, was schreiben Sie denn hier als Spieler mit einer Werung von gerade einmal 1400 für einen Blödsinn über mich? Ich habe in keinster Weise behauptet, dass die beiden WM Konkurrenten Patzer sind. Ich bezeichne das schlicht als eine absolute Frechheit! Selbst habe über 30 Jahre in gehobenen Ligen aktiv Schach gespielt und kenne mich schon sehr gut in dem Milieu aus. Was die 3 krassen Fehler von Nepo anbelangt; jeder Spieler ab einer ELO von ca. 2000 braucht dazu auch keine Engine um das zu erkennen. Das hat sogar mein Enkel mit ca.1800 auf Chess.de erkannt. Also, Martin Erik urteilen Sie hier mal nicht unter falschen Anschuldigungen über Spieler, welche sie gar nicht kennen.
Martin Erik Martin Erik 13.12.2021 09:51
Allmählich kapiere ich das: Sturmaske hat noch nicht kapiert, dass gilt: Je höher die Elo, desto stärker der Spieler. Er glaubt, das sei andersum. Dann natürlich ist mir klar, warum er Carlsen & Nepomniaschtschi für Patzer hält. Und sich selbst für unfehlbar. Vielleicht sollte er mal bei Jocelyne Lopez vorbeischauen. Die argumentiert auf ähnlichem Niveau.

Anbei noch eine Frage: Ich glaube mich zu erinnern, dass vor einigen Monaten die Aussage fiel: "Nepomniaschtschi hat eine Chance, solange es gleichauf steht oder er in Führung geht. Wenn er aber in Rückstand gerät, wird er das kaum mehr aufholen können. Gegen Carlsen einen Rückstand aufholen, ist ganz allgemein fast unmöglich." Sinngemäß.

Weiß jemand, wer war das war?

Mit freundlichen Grüßen

Martin Erik
MSA Zugzwang
Sturmaske Sturmaske 12.12.2021 09:21
@Soulcella, als Oberpatzer mit einer Wertzahl von 1800 auf Chess.de sollten Sie hier mal nicht so viel Unsinn verbreiten.
Blitz2010 Blitz2010 12.12.2021 09:58
@Barral, Martin Rieger: Ich finde Ihre Kommentare besonders interessant und bedenkenswert!!! Barrals historische Ausführungen könnten ja tatsächlich eine Erklärung dafür sein, warum Nepo sich in Partie 6 auf den sehr gewagten Tausch Dame gegen zwei Türme eingelassen hat. Ich als Ahnungsloser dachte damals bloß, Nepo hätte Karjakin nachahmen wollen, der Carlsen ja mit seiner Zähigkeit zermürbte, schlechte Endspielstellungen noch ganz knapp zu halten. Aber Nepos Entscheidung war mehr als das, sie folgte einem "archetypischen Muster". Sehr guter Punkt! Zugleich zeigt dies ja auch, wie viel Psychologie in so einem WM-Kampf steckt, denn "archetypische Muster" sind ja nicht unverrückbar. Man muss sich nicht unbedingt an sie halten. Wie sagte Roland Barthes: "Man kann sich sehr alte Mythen denken, aber es gibt keine ewigen."
Martin Rieger Martin Rieger 12.12.2021 07:23
@Barral: Danke für die Ausführungen!
Ergänzen darf ich noch Fischer-Larsen bzw. Taumanov jeweils 6:0. Auch hier wurden (natürlich) Fehler gemacht. Hat sich jemand darüber aufgeregt? Natürlich nicht weil es damals noch keine Engines gab! Ausserdem: Warum ärgert sich jemand als Zuschauer über Fehler? Ohne wäre es ziemlich langweilig immer Remis....
Barral Barral 12.12.2021 12:04
Im Stil Laskers, im Stil Janowskis: Die 6. war die Entscheidungspartie, mit Ansage: Carlsen würde so zügig wie möglich aus der Theorie gehen, um Schach pur zu spielen. Vielleicht hätte Nepo die asymmetrische Material-Transformation - zwei Türme gegen Dame - vermeiden sollen, die Carlsen in die Hand gespielt hat. Aber er folgte einem archetypischen Muster: Der Prinz kann sich nur beweisen, wenn er die vom König gestellte Aufgabe besteht und ihn auf dessen Gebiet schlägt.
In der Hinrunde des finalen 5er-Turniers 1914 in St. Petersburg zwang Lasker, nach dem Vorturnier 1,5 Punkte zurück, Capablanca das Thema "passive Verteidigung" auf. Im 25. Zug wickelte der Weltmeister in eine materiell nachteilige, aber asymetriche Struktur ab - mit einem Turm gegen zwei Leitfiguren. Fast 70 weitere Züge mühte sich der Kubaner, Laskers Entscheidung zu widerlegen, und kam am Ende doch nicht über ein Remis hinaus. In der Rückrunde folgte die bekannte Partie, die Lasker in der Damentauschvariante des Spaniers gewann. Hier musste sich nun Capablanca in der passiven Verteidigung beweisen - dass es auch ihm gelänge, Remis zu halten. Er verlor, und das, obwohl diesmal Weiß keinen materiellen Vorteil gehabt hatte. Der Nachweis seiner Nicht-Ebenbürtigkeit erschütterte das Selbstvertrauen des Kubaners so sehr, dass ihm in der folgenden Runde (mit Weiß gegen Tarrasch) ein Fehler unterlief, der ihn eine Figur, die zweite Niederlage in Folge und den Turniersieg kostete.
Die 6. Partie war ein epischer Kampf auf Augenhöhe; schwächere Züge gab es beiderseits, auch Nepo hätte sie gewinnen können. Bis kurz vor Schluss hielt er die Stellung im Gleichgewicht. Eine solche Partie doch noch zu verlieren, hinterlässt tiefe mentale Spuren. Die letzten fünf Partien spielte Nepo im Stil Janowskis, der im WM-Kampf 1910 in Rückstand geriet und beim Versuch, zurück ins Match zu kommen, einen Fehler nach dem anderen produzierte - Lasker gewann bei 11 Partien (!) mit + 8 = 3 : Alles schon da gewesen...
MARIO1962 MARIO1962 11.12.2021 09:44
AVG , aber wir hann alle im Gegensatz der Zuschauer richtiger Sportarten kein Eintritt bezahlt. Also besteht zur Aufregung kein Anlass. Ein Lob an Klaus Bischoff. Er war wie immer sehr unterhaltsam. Das macht doch alles wett, oder ?
Und bei der nächsten WM geht man solange an die frische Luft und " ärgert" sich dann beim Nachspielen. und die 600er DWZler können dann wieder alles besser. Frohes Fest und guten Rutsch...................
AVG AVG 11.12.2021 08:00
Martin Rieger: Man braucht keine Engine, um grobe Fehler wie g3,b5, c5 zu entdecken. Und solche gab es in dieser Fuelle noch nie bei einem WM Finale. Ich erhebe gewiss nicht den Anspruch, so gut wie Nepo zu spielen, und darf trotzdem sein schwaches Spiel korrigieren. Genauso wie man sich als Zuschauer bei anderen Sportarten, wie einem Fussball- oder Tennisfinale, aufregen darf, wenn eine Mannschaft resp Spieler sang und klanglos untergeht, mit vielen Doppelfehlern usw.
Martin Rieger Martin Rieger 11.12.2021 06:19
Zum Sidekick Fehler bei Super-GM's: Man kann in wirklich jeder Partie Fehler finden mit Hilfe der Engines. Sogar bei den besten Partien aller Zeiten gibt es Fehler und grobe Patzer in Hülle und Fülle. Auch z.B. in den Analysen im Informator aus pre-engine Zeiten findet man heute mit einer guten Engine sehr viele Fehler.
Ist halt so. Nervigerweise gibt es aber leider zuviele Kleingeister die auch mal auftrumpfen wollen mit ihrem Enginewissen. Wäre genauso als würde ich mit dem Motorrad einen Marathon mitmachen. Dann könnte ich mich auch darüber auslassen wie ungeschickt die Läufer ihre Energien einteilen. Lächerlich!
MARIO1962 MARIO1962 11.12.2021 03:09
Carlsen ist ohne Zweifel verdient WM. Bester Spieler " aller Zeiten " ?? aha. Vielleicht war Nepo auch der " am schlechtesten vorbereitete Spieler aller Zeiten ". dafür kann der Norweger natürlich nix. Ob er in 50 jahren noch in einem Atemzug mit BF genannt werden wird, wer kann das sagen ? Werde ich nicht mehr erleben. Damals wurde man jedenfalls nicht von den billigen Plätzen mit Engineweisheiten versorgt. Alemborg hat Recht. Was nutzt eine Enginewertung, wenn man die Stellung nicht versteht ?
Karl Hackenmeier Karl Hackenmeier 11.12.2021 02:39
Man hat ja viel darüber gemunkelt, wer alles zum Sekundantenstab von Carlsen gehörte. Die Handschrift der Partienanlage, die vielen Nebenvarianten, Bauernopfer für Initiative verwiesen auf den jungen GM Daniil Dubov und so verwundert es nicht, dass er schließlich zum Team Magnus dazugehörte. Dubov selbst sagt in einem YouTube Beitrag, dass der große Unterschied, das freundschaftliche Klima gewesen sei, denn Nepo konnte sich jede nur erdenkliche fachliche Unterstützung erhoffen. Mit freundschaftlichem Klima muss dann auch der Druck auf den Spieler gemeint sein, denn niemand als Carlsen selbst erwartete von sich den Sieg des WM Matches...
Grünf Grünf 11.12.2021 10:40
Glückwunsch an den besten Spieler aller Zeiten!
Er hat den WM-Kampf mit dem besten Ergebnis, den je ein Spieler erreicht hat abgeschlossen.
Sehr einfach und schnell hat er Nepo zur Schau gestellt.
Warum sollte man eigentlich noch gegen Carlsen spielen, auf Turnieren, WM etc., der Gewinner ist immer Magnus!
Der einzige Gegner ist nur noch der Computer, dann wären wohl die Chancen 50:50, das wäre wohl für die Zuschauer viel interessanter und auch eine Herausforderung für MC, wo er sich mal anstrengen muss.
Alembong Alembong 11.12.2021 10:10
Hier über die angeblich hohe Fehlerquote zu schwadronieren, trifft es nicht. Beim Schach genügt ein Fehler und die Partie ist verloren, wenn der Gegner es konsequent ausnutzt. Den Vergleich mit dem Engine ziehen nur Leute, die nicht selber spielen. In Partien zwischen Menschen, auch auf Großmeisterniveau, passieren ständig Fehler, die wiederum mit Fehlern beantwortet werden. Ich finde im Gegenteil das Niveau dieses und der vergangenen WM-Kämpfe, was die Zahl der Fehler angeht, erstaunlich hoch.
Soulcella Soulcella 11.12.2021 09:15
Man muss berücksichtigen:Sturmmaske hat eine DWZ von 643.
Voodoochess13 Voodoochess13 11.12.2021 08:40
Glückwunsch an Magnus war eine tolle WM.Dank auch an Klaus Bischoff.
BeatingGonzo BeatingGonzo 11.12.2021 08:27
Welche Erkenntnisse lieferte die WM? Zuerst wäre da zu nennen, dass sie die Ausnahmestellung Carlsens bestätigt hat. Mit seiner Leistung in der sechsten Partie hat Carlsen erneut seine Fähigkeit gezeigt, Wasser aus Stein pressen zu können. Auch wenn die Partie nicht vollkommen fehlerfrei gespielt war, lieferte sie doch einen Beleg für den hohen sportlichen Anspruch, den der Weltmeister an sich legt, stets das Maximale anzustreben. So sollte Spitzensport sein!

Die WM lieferte zudem wieder einmal mehr die Erkenntnis, dass der Zweikampf zweier Spitzenschachspieler keine bloße Aneinanderreihung von einzelnen Schachpartien ist, sondern eine Art Gesamtwerk, in dem auch viele psychologische Faktoren zum Tragen kommen. Gerade die sechste Partie wird der Schachwelt noch lange in Erinnerung bleiben und Stoff für viele Diskussionen liefern. Es ist durchaus naheliegend, dass die Niederlage Nepomniachtchis dessen psychisches Gleichgewicht zerstört hat und er in der zweiten Hälfte der WM nicht mehr in der Lage war, gegen Carlsens unbändigen Siegeswillen Widerstand entgegen zu setzen. Rein vom Gesamtergebnis betrachtet wurde Nepomniachtchi unter Wert verkauft. Vergleiche zu den Kandidatenkämpfen des Jahres 1971, die Fischer jeweils mit 6:0 gegen Weltklassespieler wie Taimanow und Larsen gewann, drängen sich auf.

Ist das Format, eine Schach-WM in einem Zweikampf von 14 Partien zu entscheiden, überhaupt noch zeitgemäß oder attraktiv? Na klar ist es das! Ob das Format attraktiv ist, hängt doch im Wesentlichen davon ab, welche Persönlichkeiten am Brett sitzen und wie die WM nach außen dargestellt wird. Auf die Frage, ob nun 12, 14 oder 24 Partien zu spielen sind oder ein Rundenturnier besser geeignet wäre, um einen würdigen Weltmeister ermitteln zu können, kommt es doch gar nicht an. Wir haben Weltmeisterliches sowohl am Brett als auch dahinter am Mikrofon erleben können. Kurzum: Es war eine spannende WM mit zwei würdigen Protagonisten.
MARIO1962 MARIO1962 11.12.2021 02:02
bei soviel Flachquatsch hilft nur Ignorieren, der Typ ist sich für nix zu schade. OK, jeder macht sich so lächerlich wie er kann. Ende der Durchsage.
Sturmaske Sturmaske 11.12.2021 12:14
@MARIO1962, sie scheinen wohl hier die Oberzwergnase zu sein, denn so viel Fanatismus bei falscher Einschätzung von Realitäten ist schon eher nicht mehr gesund. Mit den Engine allerdings haben Sie recht, auf diese allerdings sollten Sie zu Analysezwecken für gewisse Beurteilungen ruhig einmal einen Blick darauf werfen, denn dann würden Sie hier nämlich nicht so angeschlagen sein.
Isolini Isolini 11.12.2021 12:13
Es ist sehr ehrenhaft, wie viele Kommentatoren das schlechte Abschneiden Nepos verteidigen. Man wird aber auch seine große Enttäuschung mitteilen dürfen, dass dieser WM-Kampf vor allem wegen der offensichtlichen Schwäche von Nepo, den zugegebenermaßen hohen Erwartungen der Schachwelt nicht gerecht wurde. Ich kann mich nicht an eine solche Häufung von großen Fehlern in einer Weltmeisterschaft erinnern. Carlsen spielte stabiles Schach, mit geringer Fehlerquote und unendlicher Geduld. Eigenschaften, die dem hibbeligen und von steter Unruhe geplagten Nepo völlig fehlten. Nepo wurde ausgesessen. Er hatte auch keinen Plan B. So einfach kann mitunter die Wahrheit sein.
MARIO1962 MARIO1962 10.12.2021 09:33
und Zwergnase " Sturmaske" hat jetzt bis zur nächsten WM Zeit, das Engine-Ablesen zu verfeinern. WIr werden ihn vermissen.
MARIO1962 MARIO1962 10.12.2021 09:29
Kann es sein , dass Nepo gesundheitlich angeschlagen war ? Ich dachte da an den Torwart Karius vom FC Liverpool beim CL-Finale bei Real........................da kam ja auch später erst raus, warum die Leistung nicht gestimmt hat, ............. schade. Ich hätte es Ihm gegönnt, wäre der Titel nach Russland gegangen.
Martin Rieger Martin Rieger 10.12.2021 09:25
Glückwunsch an Magnus! Einen Super-GM mit fast 2800 ELO 7,5:3,5 zu bezwingen ist eine sehr starke und grandiose Leistung.
Sturmaske Sturmaske 10.12.2021 08:51
Wie vorhergesehen hat M. Carlsen dem Nepo eine gewaltige Lektion erteilt. Eine ganze Reihe von Spielern der Weltelite hätte da wohl mit Sicherheit etwas mehr geboten. Geschuldet durch Corona und diesen Unterbrechungen im Kandidatenturnier war dieses Qualifikationsergebnis ohnehin überraschend.
Über die Qualität und der Fehlerquote bei nur 11 gespielten Partien wurde schon genug gesagt und auch geschrieben.
Da kann man nur hoffen, dass es beim nächsten Mal anspruchsvoller wird.
Die Mehrheit der Kiebitze als auch Sponsoren hat es bei dieser Vorstellung sicherlich nicht vom Hocker gerissen und eine schöne Werbung für das königliche Spiel war es auch nicht gerade.
Klaus Karigl Klaus Karigl 10.12.2021 08:47
Ebenfalls herzliches "Dankeschön" an CHESSBASE für die PERFEKTE begleitende Berichterstattung!
Und vor allem auch VIELEN DANK an KLAUS BISCHOFF für die wirklich GROSSARTIGEN Kommentare!!
GM - eben...
siamaksadeghi siamaksadeghi 10.12.2021 08:32
Herzlichen Glückwunsch an Magnus Carlsen! Eine Großartige Leistung des Weltmeisters. Vielen Dank auch an Chessbase für die gute Berichterstattung.
Silvio Z Silvio Z 10.12.2021 08:25
„Es wurde darüber spekuliert, ob der Herausforderer vielleicht mental kollabiert war, ob ihm die Fitness fehle, ob er generell zu impulsiv spiele oder ob er ohnehin keine ausreichende Ausdauer besitze. Das sind natürlich alles recht unfaire Beurteilungen… Vielleicht spielt ein ganz anderer Faktor die größte Rolle: Magnus Carlsen hat die Erfahrung von vier WM-Kämpfen im Rücken. Für Nepomniachtchi ist es der ersten WM-Kampf. Und Magnus Carlsen ist der schwierigste Gegner, den man im Schach haben kann.“
Abgesehen davon, dass ich nicht verstehe, was daran UNFAIRE ist bzw. sein soll, fügt der Autor des Artikels auch selbst noch eine Spekulation bei.
Jeder Weltmeister ist nun mal der schwierigste Gegner, den man (als Herausforderer) im Schach haben kann. Das ist wohl wahr. Wahr ist aber auch, dass bislang noch jeder neue Schachweltmeister, der seinem Vorgänger den Titel abgerungen hat, diese Situation gemeistert hat. Etwa der junge Magnus Carlsen, als er 2013 den Titel dem um ein Vielfaches an WM-Erfahrung überlegenen Viswanathan Anand abgerungen hatte.
Nun, aber lassen wir den Spekulationen und Diskussionen um die WM 2021, die sicher noch längere Zeit anhalten werden, ruhig weiter freien Lauf. Gratulation an Magnus Carlsen! Ein würdiger alter und neuer Champion.
AVG AVG 10.12.2021 08:00
Man braucht keinen Computer, um grobe Fehler wie g3, c5 und b5 als solche zu erkennen.
Und wieso soll man nicht aussprechen duerfen, dass Nepo schwach gespielt hat ?
Er war schlecht vorbereitet und der Anspannung nicht gewachsen - aber was hatten er und sein Team denn erwartet ? Carlsen ist der dominierende Spieler der letzten 10-15 Jahre, glaubten sie an einen leichten Durchmarsch ?
curbal curbal 10.12.2021 07:48
Glückwunsch an Magnus Carlsen und großen Dank an Klaus Bischoff. Die ZDF Heute Nachrichten haben auch eine Meldung dazu gebracht. Dabei wurde Ian Nepomniachtchi zum Russen Nepomniaschtschitschi. Ich krieg Hunger.
schachkwak schachkwak 10.12.2021 07:22
Gerade für schwächere Spieler sind eigene Partien häufig etwas peinlich. Man sieht bestimmte Züge nicht und nachdem man ihn genannt bekommen hat - wie man so etwas übersehen kann! Beim Schach schwingt da auch immer mit, dass man sich gerade extrem blöd angestellt hat, peinlich eben.
Das ist mir schon passiert, aber vor allem musste ich da häufig bei Kindern eingreifen, die ich trainiert habe. Diese Schachblindheit gibt es aber auch bei besseren Spielern. Z.B. Ivanchuk ist das passiert. Jemand meinte, jetzt müsste er zum Psychiater. Dabei ist das menschliche Gehirn vor allem ein Erkenner von Mustern. Wir sehen, hören oder fühlen etwas und ohne dass wir wissen warum, haben wir eine Assoziation, einen Gedanken dazu. Sowas in der Art wird auch Intuition genannt. Klar - ein guter Spieler hat noch viel mehr, z.B. ein gutes Kuzzeit- (zum strukturierten Rechnen notwendig) und ein gutes Langzeitgedächtnis (und noch einiges mehr).
Ivanchuks Intuition hatte ihn zu einem der weltbesten Spieler gemacht, aber sofort, wenn der Sinn für Gefahr mal nachgeschärft werden muss, soll er sich zu einem Arzt begeben? Ich hatte auf diese Gedanken nur geantwortet, dass er das nur braucht, wenn er selber dahin möchte. Sonst sollte er das besser mit seinem Schachtrainer oder sofern er das möchte auch alleine erörtern.
Und bei Nepo sehe ich es genau so. Er hat die komplette Weltelite bis auf Carlsen geschlagen. Niemand von den Patzern (so wie ich auch einer bin) wäre auch nur bis zu der Stellung gekommen. Wir haben dann gesehen, wie sein Gehirn dann nicht fehlerfrei in einer ihm neuen Situation funktioniert hat. Seine Intuition, verantwortlich für seinen Sinn für Gefahr? Viel Spaß an alle Patzer hier, in so einer Situation eventuell auch nur eine Partie lang korrekte Springerzüge auszuführen.
Übrigens in anderen Sportarten hat man das auch, dass Leute Fehler machen. Mit dem Satz habe ich wahrscheinlich bei fast jedem ein anderes Bild im Kopf erzeugt.

Chapeau an beide!
Karl Hackenmeier Karl Hackenmeier 10.12.2021 07:04
Man kann sich ja über die schachlich minderbeimittelten Zuschauer lustig machen wie man will, allerdings hat das doch eher einen schalen Beigeschmack, da man doch weiß, dass hier Topleute gegeneinander antreten, die selbst Enginegläubige sind... Aber vllt sind hier zuviele Geschäftsinteressen involviert, um eine völlig objektive Betrachtung der Leistung der Teilnehmer zu wagen.
Die Vergangenheit hat doch gezeigt, dass die klassischen Wettkämpfe Carlsen gegen Karjakin und Caruana ohne riesige Computerunterstützung gar nicht diese Debatten um das Desinteresse der Zuschauer an den WM Matches durch ödes Remisgeschiebe ausgelöst hätten.
Nun hat man einen Herausforderer, der sang und klanglos Schiffbruch erlitten hat, aber die eigentliche Debatte, die den Gebrauch der Engines und Datenbanken zur Matchvorbereitung betrifft, will man nicht führen. Wenn man sich ehrlich macht, müsste man sich eingestehen, dass ein gut Teil der Vorbereitung in gewisserweise eine Art elektronisches Doping ist.
jm57 jm57 10.12.2021 06:41
"Und manche Schachfreunde zeigten sich schließlich vom Spielniveau enttäuscht, das sie als gering erachteten. Oh ja, wenn die mal mit ihren Computerschachengines bei einer Weltmeisterschaft mitspielen könnten, dann würden sie den Großmeisterpatzern aber mal zeigen, wie richtiges Schach geht"
Treffender kann man es nicht ironisch ausdrücken. Diese "Schachfreunde" mit ihrem enginebasierten Besserwissen sind mir gelegentlich mit ihren Chatkommentaren auch in dem von Klaus Bischoff hervorragend kommentierten Chessbase Livestream auf den Wecker gegangen.
kumagoro kumagoro 10.12.2021 06:12
Glückwunsch an Magnus! Er sagte, "so hätten alle WM Kämpfe ausgehen können, wäre er dort auch in Führung gegangen."
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