Schachweltmeisterschaft: Noch ein Ding-Drama

von André Schulz
20.04.2023 – Nach seiner überflüssigen Niederlage in Partie sieben ging Ding Liren nach dem Ruhetag in Partie 8 wieder aufs Ganze. Mit den weißen Steinen spielte der Chinese kompromisslos auf Sieg, erhielt eine Gewinnstellung und vergab den Gewinn mehrfach. Nepomniachtchi bleibt in Führung. | Fotos: FIDE/ Anna Shtourman

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Eine alte Regel der sowjetischen Schachschule lautete: "Wenn du eine Partie verloren hast, dann spiele in der nächsten Partie ruhig auf Remis, um wieder Sicherheit zu gewinnen." Und eine weitere Regel lautete: 

Ding Liren ist jedoch kein Anhänger dieser Regel. Auch wenn er eine Partie verloren hat, spielt er, wenn möglich, in der nächsten auf Gewinn. Und die Farbe spielt dabei eher auch keine Rolle.

Bisher galt der Chinese als sehr sicherer und eher ruhiger Spieler, mit einer guten Ausdauer hat. Der bisherige Verlauf des Weltmeisterschaftskampfes gegen  Ian Nepomniachtichi hat diese Einschätzung aber nicht unbedingt bestätigt. Mit Richard Rapport hat sich Ding Liren einen Sekundanten geholt, der für wildes und kreatives Angriffsspiel bekannt ist und viele verrückte Eröffnungsideen hat. War es eine gute oder keine gute Idee, sich einen Sekundanten zur Seite zu nehmen, der so ein völlig anderes Spielverständnis hat? Ding hat sich dabei sicher etwas gedacht. Und ob es eine gute Idee war oder nicht, wird man erst am Ende des Wettkampfes wissen.

Ian Nepomniachtchi und Ding Liren liefern bisher einen sehr unterhaltsamen Weltmeisterschaftskampf mit vielen Finessen und großer Spannung in jeder Partie. In der 7. Partie kassierte Ding allerdings eine überaus vermeidbare Niederlage. Nach jeder Niederlage zuvor hatte der Chinese erklärt, dass diese die bisher schlimmste war. Tatsächlich aber war der Verlust der 7. Partie ganz besonders schmerzhaft, denn in ausgeglichener Stellung, trotz Qualität weniger, ließ Ding seine knappe Bedenkzeit bis auf 45 Sekunden ablaufen. Danach stellte er mit einem Fehler die Partie ein. Zum dritten Mal in diesem Wettkampf konnte Ian Nepomniachtchi in Führung gehen.

Nach einem weiteren Ruhetag führte Ding nun in der 8. Partie die weißen Steine. Gemäß der sowjetischen Schachschule (s. oben) hätte er heute eine ruhige risikolose Partie spielen sollen sollen. 1.c4 hätte beispielsweise in diese Richtung gewiesen. Doch Ding Liren hatte andere Absichten im Sinn.

Victor Dolgalev, Director des Sponsors "Tioline" eröffnet die Partie. (Foto: FIDE/ Anna Shtourman)

Ding eröffnete aber mit 1.d4 und Nepomniachtchi verteidigte sich mit der Nimzoindischen Verteidigung und nicht mit der Grünfeld-Verteidigung, die er bei früheren Gelegenheiten gegen Ding häufiger angewandt hatte. Die beiden Spieler folgten nun einer aktuellen Modevariante (4.e3 und 5.a3) und Nepomniachtchi entschied sich nach dem Tausch auf c3 für einen Aufbau im Geiste von Nimzowitsch, mit d6 und c5, während Ding mit dem Manöver Se2-g3 aggressive Absichten am Königsflügel erkennen ließ.

Kurz danach ergriff Ding Liren dann auch schon bald die Chance, ein Figurenopfer anzubieten und es kam erneut zu viele intensiven Handgreiflichkeiten in einer sehr anspruchsvollen Stellung.

Foto: FIDE

Und einmal mehr wurde die Partie zu einem Ding-Drama...

 

 


Master Class Band 12: Viswanathan Anand

Als Viswanathan Anand auf der europäischen Schachbühne erschien, hatte er in Indien schon einige Erfolge erzielt, die indischen Jugendmeisterschaften und als Jugendlicher auch die Landesmeisterschaften der Erwachsenen gewonnen. Mit gerade einmal 14 Jahren wurde Anand 1984 für die Schacholympiade in die indische Nationalmannschaft berufen. 1987 wurde er Juniorenweltmeister, 1988 verlieh die die FIDE dem 19-jährigen den Titel eines Großmeisters.

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André Schulz, seit 1991 bei ChessBase, ist seit 1997 der Redakteur der deutschsprachigen ChessBase Schachnachrichten-Seite.