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Nach zwei Niederlagen in Folge in seinem Wettkampf um die Weltmeisterschaft gegen Magnus Carlsen war Ian Nepomniachtchi sicher mental angeschlagen. Nach alter Regel soll man sich in einem Wettkampf oder einem Turnier nach einer Niederlage mit einem Remis konsolidieren. Dies gilt umso mehr, wenn man die schwarzen Steine führt, so wie Nepomniachtchi in Partie zehn. Auf der anderen Seite hatte der Herausforderer nur noch fünf Partien Zeit, um den Rückstand noch wettzumachen - was theoretisch noch möglich war. Wer auf zurückliegende Weltmeisterschaftskämpfe schaut, wird eine ganze Reihe von Matches finden, in denen eine Seite bei Rückstand noch eine Siegesserie hingelegt hat. Magnus Carlsen vermittelte bisher jedoch nicht den Eindruck, als könnte dies gegen ihn möglich sein. Es ist schon unglaublich schwer, gegen den Norweger auch nur eine Partie zu gewinnen. Ganz fehlerfrei hat der Weltmeister in diesem Wettkampf allerdings nicht gespielt. In der zweiten und auch in der sechsten Partie hatte auch Ian Nepomniachtchi seine Chancen, doch er nutzte sie nicht.
Die Fragen vor der Partie waren: Würde Nepomniachtchi noch einmal sein Glück versuchen oder hat er sich vielleicht schon in sein Schicksal ergeben? Und wolle Magnus Carlsen noch einmal den Vorteil der weißen Steine nutzen und auf Gewinn spielen oder würde er ein ereignisloses Remis anstreben? Remis durch Übereinkunft vor dem 40sten Zug ist bei diesem Match verboten, aber wenn zwei Spieler ein Remis anstreben, werden sie sicher immer eine passende Stellungwiederholung finden.
Nach der Vorstellung der beiden Spieler durch Maurice Ashley führte diesmal Amna Al Qubaisi den ersten Zug aus. Die 21-Jährige ist die erste weibliche Autorennfahrerin der Emirate und außerdem die erste Fraue, die in den Emiraten einen Führerschein machen durft. Sie ist die Tochter von Khaled Al Qubaisi, der als erster Rennfahrer der VAR an den 24 Stunden von Le Mans teilnahm. Amnas Schwester Hamda fährt ebenfalls Autorennen. Beide nahmen unter anderem an der X30 Euro Serie in Wackersdorf teil.
Amna Al Qubaisi eröffnete für Magnus Carlsen mit 1.e4 und Nepomniachtchi wählte erneut die Russische Verteidigung, mit der in der 8. Partie eine Niederlage erlitten hatte.
Carlsen entscheid sich diesmal aber für eine andere Variante und spielte nach 1....e5 2.Sf3 Sf6 den Hauptzug 3.Sxe5 und nach 3...d6 die seltene Variante mit 4.Sd3. Dieser Zug war seinerzeit eine Idee von David Bronstein. Die geleiche Variante hatte Carlsen schon in der 6. Partie seines WM-Kampfes gegen Fabiano Caruana, 2018 in London gespielt. Mit 6...Sf6 wich Neponiachtchi von dieser Vorgängerpartie ab.
Bei symmetrischer Bauernverteilung kam es im 10. Zug schon zum Damentausch. Es entwickelte sich eine ruhige Partie, in der nach und nach die Figuren durch Tausch vom Brett verschwanden. Zum Schluss stand ein Springerendspiel auf dem Brett, mit je vier Bauern an einem Flügel. Im 41.Zug wurde remis vereinbart. Nepomniachtchi hatte für diese Partie nur etwa 45 Minuten seiner Bedenkzeit verbracht, Carlsen etwa 90 Minuten.
Damit waren auch alle Ausgangsfragen beantwortet. Carlsen plant mit zwei weiteren Remis eine sichere Titelverteidigungen. Und Nepomniachtchi wollte nicht noch ein vierte Niederlage riskieren
Am Donnerstag ist wieder Ruhetag. Am Freitag geht es mit der 11. Partie weiter. Für Nepomniachtchi wird das sicher die letzte Gelegenheit sein, mit den weißen Steinen noch einmal anzugreifen. Carlsen benötigt noch einen Punkt zur erfolgreichen Titelverteidigung.
Karsten Müllers Analyse
Georgios Souleidis Videoanalyse
Harald Schneider-Zinners Videoanalyse