ChessBase 17 - Megapaket - Edition 2024
ChessBase ist die persönliche Schach-Datenbank, die weltweit zum Standard geworden ist. Und zwar für alle, die Spaß am Schach haben und auch in Zukunft erfolgreich mitspielen wollen. Das gilt für den Weltmeister ebenso wie für den Vereinsspieler oder den Schachfreund von nebenan
Unter den Sponsoren der Schachweltmeisterschaft findet sich mit "Unibet" erstmals ein Wettanbieter mit Sitz auf Malta und Mutterunternehmen in Schweden. Man sei stolz darauf, mit Unibet einen exklusiven Partner präsentieren zu können, meinte Ilya Merenzon, CEO von World Chess vor dem Turnier und Richard Ostrom, Regionanalmanager von Unibet Norwegen, ergänzte es gäbe großes Interesse an Sportwetten bei großen Turniere und man hoffe Schach als ständiges Wettfeld zu etablieren.
Buchmacher wissen bei Sportwetten in der Regel mehr, oder? Für Unibet war die Sache vor dem ersten Zug klar: Magnus Carlsen als Sieger brachte einen Tag vor Beginn 14.30 Euro für zehn Euro. Wer auf Fabiano Caruana als Gesamtsieger setzt, der kann immerhin 29 Euro für zehn Euro einstreichen. Ein Sieg von Fabiano schon nach 12 Partien brachte sogar drei Euro mehr. Kurz vor Beginn der ersten Partie hatten sich die Quoten leicht verschoben zugunsten von Fabiano Caruana.
Wenn man sich in der Schachszene umhörte, dann sahen viele Experten gute Chancen für Fabiano Caruana, der bislang ein fantastisches Jahr absolviert hat und besser in Form war als Magnus Carlsen: Bei Chessbase TV hatte sich Vlastimil Hort entsprechend positioniert und auch Mihail Marin scheint Fabiano leicht im Vorteil zu sehen. Für Fabiano Caruana spricht auch die Einschätzung von Ullrich Krause, Präsident des Deutschen Schachbundes. Der hatte kürzlich auf den falschen Kandidaten als neuem FIDE-Präsidenten gesetzt und könnte somit als geeigneter "Kontraindikator" durchgehen. Im Börsensprech sind Kontraindikatoren Marktteilnehmer, die meist falsch liegen: Krause sieht Magnus Carlsen hauchdünn vorn und begründet das laut „NRZ“ so: "Ich hoffe, dass Magnus Carlsen gewinnt, weil er aufgrund seines sehr lockeren und gewinnenden Auftretens meiner Meinung nach ein echtes Geschenk des Himmels für uns Schachspieler ist." Wenn er 100 Euro setzen müsste, würde er 51 davon auf Carlsen setzen. Das wäre freilich keine gute Wettstrategie bei Unibet.
Es bleibt abzuwarten, wie sich die Quoten des Buchmachers in den nächsten Tagen verändern. Jedenfalls waren die Quoten zu Beginn des Wettkampfes auf den Ausgang eindeutig falsch „gepreist“, zumindest wenn man die fast identischen Ratings der beiden Spieler als statistische Grundlage seiner Entscheidung nimmt.
Vor Beginn der ersten Partie waren die Quoten übrigens: 5.5 für einen Tagessieg von Fabiano Caruana, 1.35 für ein Unentschieden und 6.5 für einen Schwarzsieg von Magnus Carlsen. Für den Zug 1.e4 bekam man eine Quote von 1.45 für alle anderen Züge bot Unibet 2.65. Auch auf die Zügezahl konnte man setzen. Bei weniger als 42 Zügen von Weiß gab es vor Beginn der Partie 22für zehn und bei mehr Zügen noch 16.50. Zudem sollen wohl auf jeden Zug Livewetten angeboten werden.
Vorsicht: Vor etwa einer Woche konnte man auf Elisabeth Pähtz als neuer Weltmeisterin setzen und bekam eine attraktive Quote von 310 für 10. Die Favoritinnen brachten ungefähr 50 für 10. Elisabeth ist inzwischen ausgeschieden, aber ihre Gegnerin, mit einer Quote von mehr als 1.000 für zehn in das Knockout Turnier gestartet, schlug sich weiterhin prächtig.
Geld ist im Schachsport immer willkommen und Wettanbieter können aus Eigeninteresse der Präsentation von Schach sicherlich zu mehr Glanz verhelfen. Aber: Schach ist einfacher zu manipulieren als andere Sportarten. Etwa beim Setzen auf einzelne Züge. Beim Fußball beispielsweise müssen neben dem Schiedsrichter meist noch einige Spieler „eingeweiht“ werden. Beim Schach ist das einfacher: Was spricht aus Sicht eines Spielers mit einem gezielten Tipp für den ersten Zug einen lukrativen Zusatzverdienst zu erzielen? Was passiert eigentlich in einer Situation in der ein Spieler in Zeitnot einzügig ein Matt auslässt und der Wettanbieter hohe Gewinnquoten auszahlen muss? Gibt es dann demnächst eine Untersuchung des Weltschachbundes zu einer möglichen Manipulation? Ist der Weltschachbund und sind die Gremien überhaupt vorbereitet auf solche Fragen?
Überlegungen zur Manipulation durch die Spieler spielen hier in London keine Rolle – dafür steht viel zu viel auf dem Spiel für beide Kontrahenten. Daneben könnte das Thema Cybersicherheit im Schach an Bedeutung gewinnen. Für einen Manipulateur wären Dateien mit der Partievorbereitung bares Geld. Immerhin hat der Welt mit Kaspersky einen weiteren Sponsor im Boot. Festzuhalten bleibt: Die FIDE öffnet in London 2018 die sprichwörtliche Büchse der Pandora für künftige Spiel- und Turniermanipulationen.
Zuletzt sei mir ein Disclaimer erlaubt: Sportwetten können süchtig machen und man sollte sich nicht von attraktiven Einstandswetten im Schach täuschen lassen. Der Buchmacher gewinnt langfristig immer und holt Gewinne im Zweifel bei der nächsten Fußballwette, also im echten Glücksspiel, wieder zurück.
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