Amber – Turnier Monaco 2005
Von Anna Dergachova
Nach
längerer Zeit habe ich mich mal wieder auf Reisen begeben, um von einem
Schachturnier zu berichten. Diesmal bin ich mit dem Auto, allein wegen der
schönen Strecke, nach Monaco gefahren. Die Reise führt über Deutschland,
Schweiz,
Blick in die Schweizer Berge
...
Italien nach Frankreich – alles in allem knapp 1200 km, wenn man dem
Routenplaner im Internet glauben darf. Nun, nachdem ich die Strecke hin und
zurück mit meinem alten BMW geschafft habe, kann ich nur bestätigen, die
Hinweise des Routenplaners sind in Ordnung. Unterwegs konnten einen die
wunderschönen Aussichten schon dazu verleiten, dass Schachturnier sausen zu
lassen, und ein wenig zu verweilen, doch konnte ich mich zusammenreißen und
unter Mithilfe einiger freundlicher Menschen, die mir den richtigen Weg zeigten,
bin ich schließlich doch heil und munter zur 1. Runde in Monte-Carlo angekommen.
Stadtansichten
Die
Stichwörter „van Oosterom“ und „Schachturnier“ machen die Menschen in Monaco zu
meinen Freunden, oder zumindest zu wohl gesonnen Bekannten. Ich bekam viele
nette Wörter von den Angestellten im Hotel La Vista zu hören, dass ich für den
Austragungsort hielt (dort wurde das Turnier auch schon ausgetragen), die mich
aber darüber aufklärten, dass das Turnier im Grand-Hotel statt findet.
Das
Grand-Hotel in Monte Carlo machte auf mich schon von weitem einen ziemlich
unzugänglichen Eindruck. Ich meine, jedem Leser ist auch so klar, dass Monaco
nicht gerade zu den billigen Kurorten dieser Erde gehört.
Das Grand-Hotel ist
aber wahrscheinlich das bei weitem teuerste Pflaster, wo man sich unterbringen
lassen kann. Aber ich war ja nicht gezwungen, dort zu übernachten, und so, fuhr
ich ein Stückchen weiter nach Menton und fand dort ein schönes kleines Hotel
direkt am Meer. Kaum hatte ich mich umgezogen (ganz in Weiß, wie es sich für
einen so schönen Ort für ein Schachturnier gehört), schnappte ich mir meine
Kamera und freute mich schon auf gute Aufnahmen, wurde das Wetter aber deutlich
schlechter.
Und so
machte ich mich auf den Weg nach Monte-Carlo zum Grand-Hotel und dachte dabei,
wie schön, dass ich mich in meiner Kindheit nicht gerade für Fußball oder Tennis
entschieden hatte.
Das
Turnier selbst könnt ihr ja wie immer live im Internet verfolgen, aber die
unglaubliche Atmosphäre sollte man einmal live vor Ort erleben. Es ist mit
keinem anderen Turnier zu vergleichen. Dieser Ansicht sind auch die Großmeister.
Sie kommen immer wieder gern nach Monaco und kämpfen sehr hart um jeden Punkt.
Morozevich
Anand
Ich weiß, dass viele Schachspieler glauben, es sind die hohen Preisgelder, die
die Spieler dorthin treiben und ansonsten wäre das Turnier so eine Art Urlaub
für die Spieler. Das ist alles Quatsch! Vielleicht ist das Turnier überhaupt das
Schwierigste und Interessanteste, was im gesamten Schachjahr ausgetragen wird.
Ich meine, wo sonst werden in nur 2 Wochen gleichzeitig zwei solch gigantische
Turniere gespielt? Betrachtet doch nur die Elo-Zahlen der spielenden Leute, und
vergesst dabei nicht, dass es sich nicht nur um Rapid-Schach mit einer
ansehnlichen Zeitkontrolle, sondern auch noch um 11 Blindpartien gegen die
stärksten Spieler der Welt handelt. Und verlieren will ja keiner.
Die
Großmeister spielen ihre Partien, schauen sie dann kurz noch mit dem Gegner an
und verschwinden dann auf ihre Zimmer um auszuschlafen oder sich weiter
vorzubereiten. Da in zwei Hälften gespielt wird, kann man den ganzen Tag über
das Schachfest, entweder im Saal, wo die Großmeister spielen, oder direkt
nebenan im Analyseraum, genießen.
Unter
den geladenen Gästen befinden sich die GM´s Nunn, Ljuboevic und Piket, als
Journalisten Dirk van Geuzendam. Später kam auch noch Joel Lautier als
Zuschauer.
Prominente Gäste
Kramnik und Topalov bei der Analyse
Ljubojevic und Leko analysieren, Nunn schaut zu
Joel Lautier (mitte)
Aruna
Schiedsrichter Geurt Gijssen...
...spielt gegen Frau van Wely.
Ich
habe extra für dieses Turnier in der Damenbundesliga pausiert, da es
wahrscheinlich mehr bringt, Spielern wie Kramnik, Anand und Topalov auch nur für
15 Minuten bei der Analyse zu zuschauen, als selbst eventuell 20 Stunden für 3
Partien am Brett zu sitzen.
Zwischen den Runden: Topalov,...
...Svidler...
...Kramnik
Ausgleichssport
Da ich
leider wegen eines wichtigen Termins zurück nach Deutschland musste, konnte ich
4 Tagen nicht dabei sein. Doch schon Morgen früh fliege ich noch einmal dorthin
und bringe weiter Fotos und eine Videoreportage mit.
Bis
dann, Anna.