Das 8.Karpov-Turnier in Poikovsky
Von Misha Savinov
Dmitry
Jakovenko zeigte sich in Poikovsky haushoch überlegen und landete einen vollen
Zähler vor dem punktgleichen Trio Onischuk, Alekseev und Bologan (Reihenfolge
nach Wertung). Jakovenkos aktuelle Elo hat 2700 bereits überschritten, aber er
hat nicht die Absicht, das Tempo zu verlangsamen.
Jakovenko, Istratescu
In Poikovsky
spielte er sein gewohnt zähes und gesundes Schach, jede Chance nutzend, hier und
da einen halben Punkt zu stibitzen. Gegen Bologan hing er in den Seilen, und in
der Begegnung gegen Onischuk wandelte er sogar noch dichter an einer Niederlage,
gewann aber die eine und remisierte die andere. Davon abgesehen stand Dmitry nie
schlechter und gewann eine Reihe guter Partien. Ich glaube, sein Ergebnis hätte
leicht noch beindruckender ausfallen können, wenn er in den beiden Schlussrunden
auf Gewinn hätte spielen müssen.
Jakovenko und Peng
Jakovenko und seine Mutter treffen Alexander Klepikov, ehemaliger Vorsteher der
Nefteyugansk-Region und einer der Gründerväter des Turniers
Doch da
semi-freundliche Remisen gegen Istratescu und Zhang Pengxiang reichten, den
Gesamtsieg zu sichern, wurde dieser entsprechend unter Dach und Fach gebracht.
Alexander
Onischuk, das alle acht Poikovsky-Turniere bestritten hat, wurde Zweiter.
Ein bisschen
unglüclich, denn er verpasste einige Chancen in besseren Stellungen,
andererseits kam der Sieg gegen Sutovsky aus kompletter Remisstellung heraus.
Die Differenz hievte den Amerikaner auf den zweiten Platz.
Alexander Onischuk genoss ein paar Partien mit lokalen Amateuren
Evgeny
Alekseev rettet das Turnier durch seinen Schlussrundenerfolg mit Schwarz gegen
Rublevsky. Ein schwacher Start und Müdigkeit konnten dem Russen seinen
Kampfgeist nicht nehmen. Alekseev quetschte den Punkt aus einem Turmendspiel
heraus, unter den wachsamen Augen von Anatoly Karpov.
Evgeny Alekssev im eleganten
weißen Jackett auf der Abschlussfeier
Achterbahn-Mann
Viorel Bologan wurde nach Wertung Vierter, hätte aber den ersten Platz mit
Jakovenko geteilt, wenn es im Schach das Fussball-Punktsystem 3-1-0 gäbe.
Bologan es sich zur Gewohnheit gemacht, mehr entschiedene Partien zu spielen als
jeder andere Spieler seines Kalibers. In diesem Jahr erlaubte dies dem Moldavier,
sich von -2 auf den geteilten zweiten Platz hochzuarbeiten.
Bologan diskutiert mit Tkachiev
Den fünften
Rang teilten sich Istratescu und Rublevsky. Rublevsky hatte großes Pech gegen
Bologan, als er ein Mittelspiel mit Mehrbauer zu einem Endspiel T+L gegen Turm
verdarb, welches er auf die einzige Weise verlor, die seinem Gegner noch die
Einhaltung der 50-Züge-Regel gestattete. In der letzten Runde beging er einen
bösen Eröffnungsfehler gegen Alekseev und kämpfte vom 9 Zug an um Rettung, wobei
er im Endspiel ein paar Remismöglichkeiten ausließ. Ein enttäuschendes Turnier
für Sergey, der nicht ganz die Stärke zeigte, die ihn schon große
Veranstaltungen gewinnen ließ.
Was
Istratescu angeht, er ließ den Dingen einfach seinen Lauf, nachdem er in Runde 1
Alekseev geschlagen hatte, aber als Andrei gegen Sutovsky im Schlussdurchgang
fast unter die Räder kam, konnten wir alle die verblüffende Zähigkeit und Ruhe
des Rumänen in der Verteidigung bewundern.
Istratescu gibt Autogramme
Emil
Sutovsky hatte am meisten Pech von denjenigen, die ein ‘Minus’-Ergebnis machten.
Die Partie gegen Onischuk habe ich schon erwähnt, und die Idee, die er gegen
Istratescu umsetzte, war einfach brillant und hätte einen vollen Punkt verdient,
doch in Zeitnot übersah Emil einen forcierten Gewinn.
eine Partie blind mit Karpov zu analysieren ist immer aufregend
Insgesamt
genoss das Turnier eine tolle Atmosphäre, ausgezeichnetes Wetter und auch
ausreichende Aufmerksamkeit seitens der lokalen Behörden – Letzteres lässt
hoffen, dass wir uns auf weitere Turniere um sibirische Ölquellen herum freuen
können.
Zum Schluss
des Turniers gab sich der Namenspatron des Turniers Anatoly Karpov die Ehre,
diskutierte mit den Spielern über ihre Partien und besuchte auch die örtlich
Schachschule, die ebenfalls seinen Namen trägt. Als Ehrengast wohnte er
schließlich der Abschlussfeier bei.
Schachschule, benannt nach
Anatoly Karpov’
Das Schulgebäude
Anatoly Karpov trifft junge Schachspieler der Nefteyugansk-Region
Feuerwerk für den Champion
Autogrammstunde
Der Computerraum wurde nicht nur von Großmeister und Journalisten genutzt.
Interview mit dem Meister
Sponsorengeschenke von Rosneft’