Viorel Bologan:
Der Gewinner von Dortmund
Von Anna Dergachova

Siegerehrung: Bologan, Anand, Radjabov, Leko, Naiditsch

Das
Dortmunder Chessmeeting ist nun zu Ende. Die letzten Runden auf der Bühne des
Dortmunder Theaters verliefen doch ziemlich friedlich. GM Vishy Anand konnte
nach schlechtem Start (-2) noch drei Partien in Folge gewinnen und war anscheint
mit seinem Endergebnis (+1) sehr zufrieden und willigte schon nach 13 Zügen mit
Schwarz gegen GM Teimour Radjabov ins Remis ein.

Anand neben Bologan zufrieden

Hindu-Korrespndent Arvind Aaaron und Aruna Anand

Dirk Jan ten Geuzendam (New in Chess) mit Anand
Die
nächste Partie ging dann auch relativ zügig zu Ende. GM Arkadij Naiditsch
schaffte ein Unentschieden gegen GM Peter Leko. Für Arkadij war das ein erster
gelungener Auftritt in der Elite der Schachwelt. Mit seinem Resultat von –3 war
er noch ganz zufrieden.

Der Nachwuchs: Naiditsch und Radjabov
Peter Leko dagegen war sehr froh, dass das Turnier endlich vorbei war. Noch
während des Turniers habe ich mehrmals seinen Schwiegervater und Trainer Arshak
Petrosian angesprochen, was mit Peter los sei, und er antwortete mir: „zwei
Jahre hat der Mensch nur gut gespielt, es kann auch einmal eine Ausfall haben.
Besonderes bei dieser unerträglichen Hitze.“

Radjabov und Leko, rechts Anand, links Arshak Petrosian
Peter Leko erzählte mir in einem Interview, dass es für ihn wirklich alles
schief gelaufen ist, was nur schief laufen konnte. Nachdem er hier letztes Jahr
das Kandidatenturnier sehr überzeugend gewann, hat er natürlich gehofft, seinen
Erfolg wiederholen zu können. Doch eine Woche vor dem Turnier hat er sein Finger
mit einer Kreissäge verletzt, die Wunde war ziemlich groß, so dass sogar ein
Gips angelegt werden musste, doch damals dachte er nur, es sei nicht weiter
schlimm, er könne immer noch Schach spielen. Und es sah eigentlich in fast jeder
seiner Partie zu Beginn sehr gut aus, seine Stellungen waren viel versprechend.
Doch irgendwie wollten die Punkte nicht kommen.

Natasha Kiselova und Sofia Leko
Die Partie gegen GM Viorel Bologan war die Ausschlaggebende für ihn. „Ich konnte
mehrmals einzügig gewinnen, ja, ich glaube sogar, dass jeder der Zuschauer diese
Partie gewonnen hätte, doch ich war irgendwie verdammt! Nachdem ich die Partie
verloren habe, lief gar nichts mehr“, das waren seine Worte. Doch ein
Schachprofi muss auch mit Niederlagen fertig werden, und besonders wenn auf ihn,
wie im Falle von Peter, schon wieder eine neue Aufgabe in Mainz in einem Match
gegen Peter Svidler wartet.
Die Partie Kramnik gegen Bologan war dann
natürlich die spannendste. Die Zuschauer wollten Blut sehen. Es war klar, dass
Vladimir mit weißen Steinen versuchen würde sie zu gewinnen, um so noch den
ersten Platz teilen zu können.

Klaus Bischoff und Ingrid Lauterbach im Presseraum
Die Experten im Presseraum und im Internet
schlossen schon Wetten ab. Eine vorteilhafte Stellung, mehr Zeit, alle diese
Anzeichen deuteten auf einen Sieg von Kramnik. Doch auch Weltmeister sind nicht
fehlerfrei. Der positionelle Vorteil verflüchtete sich nach und nach und nach 4
Stunden einigten sich die Kontrahenten auf Remis.
Damit stand der überglückliche Turniersieger von Dortmund fest. Es war GM Viorel
Bologan, mit einem ganzen Punkt Vorsprung vor Vladimir Kramnik, der zwar keine
Partie verlor, aber auch nur eine gewann und Vishy Anand. Das war einfach „sein“
Turnier, dem stimmten alle Teilnehmer zu. Natürlich hat Viorel sehr stark
gespielt, aber um solch ein Turnier zu gewinnen gehört wie immer auch eine
Portion Glück dazu. Und das war in diesem Jahr eindeutig auf seiner Seite.

Viktor Bologan mit Gattin
Es ist besonders interessant, dass diesmal ein Schachspieler Dortmund gewonnen
hat, der sich in einem hartem Kampf qualifizieren musste. Schon letztes Jahr
spielten unzählige Großmeister im Aeroflot-Open. Nun bin ich gespannt, ob diese
Superwerbung noch einige weitere starke Schachspieler aus aller Welt nach Moskau
bringt.
Die längste Partie (fast 6 Stunden) war dann
die letzte Matchpartie vom GM Belikov gegen Baramidze. Nachdem auch sie zu Ende
war, konnten die Organisatoren dem Gewinner des Matches Belikov gratulieren.

Belikov und Baramidze
Er ist ein langjährige Sekundant und Freund
von Vladimir Kramnik und natürlich auch ein erfahrene Schachtrainer. Seine
Eindrucke vom Match: „David ist ein sehr talentierter Spieler, dass steht außer
Frage. Gegen ihn zu spielen war überhaupt nicht einfach.

GM Belikov
Ich glaube, dass er spätestens in 3 Jahren
2600 erreichen wird. Er hat viele interessante Ideen im Angriff, auch in der
Verteidigung erweist er sich als sehr einfallsreicher Spieler, sehr zäh, was man
selten in diesem zartem Alter (14 Jahre) erlebt. Oft agieren die wenig
erfahrenen jungen Spieler ganz anders, in schwierigen Stellungen verlieren sie
die Lust und lassen sich abmachen. Ganz anderes – David. Er hatte immer eine
Überraschung parat. Ich glaube, dieser Junge hat eine große Zukunft.“ - Du hast
eine Partie verloren. Wie kam es? – "Es war am meinem Geburtstag, am 2 August.
Ich wollte eigentlich ein schnelles Remis mit Schwarz machen und wählte die
Berliner Verteidigung. Doch David kannte die Theorie sehr gut und spielte das
Endspiel hervorragend, also kein Geschenk an meinem Geburtstag."