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Harte Woche für Adams
Von Dejan Bojkov
Fotos: Betsy Danako und Dejan Bojkov
Dem Metropolitan International (17. bis 21. August) in Los
Angeles ging ein Schachlager voraus. Der Organisator Ankit Gupta nutzte die
Gelegenheit und verpflichtete Michael Adams und Loek van Wely als Trainer und
Vortragsredner bei einer fünftägigen Veranstaltung, an der 34 Kinder teilnahmen,
darunter einige der talentiertesten im gesamten Gebiet. Am ersten Tag des
Turniers traf ich Adams und fragte ihn, wie das Schachcamp gelaufen war. „Oh,
das war anstrengend, wirklich anstrengend, ich bin richtig erschöpft.“
Intensiv war das Training tatsächlich, denn die jungen Schachspieler trainierten jeden Tag etwa acht Stunden. Manche von ihnen hatten bereits großes Vertrauen in ihr Schachwissen und zollten ihren berühmten Lehrern nicht viel Respekt. Einmal konnte man sehen, wie zwei der jungen Herren ihre Partie analysierten, ohne auf Adams Versuche zu achten, einen Vorschlag zu machen. „Das ist korrekt, das ist Theorie“, lautete ihre Antwort und sie fuhren mit ihrer Analyse fort, ohne sich weiter um die Vorschläge des Großmeisters zu kümmern.
Damit ging es dem englischen GM allerdings immer noch besser als seinem holländischen Kollegen, der von einem seiner Schüler aufgefordert wurde, sein GM-Zertifikat vorzuweisen.
Nach einer solch guten Schule verwundert es nicht, dass Adams zu Beginn des Turniers gut gerüstet und hoch motiviert schien. Sein Tempo in den ersten sechs Runden war jedenfalls zu hoch für seine Konkurrenten – er kam auf 5,5/6 (und gab nur ein Remis gegen Van Wely ab). Sein gefährlichster Verfolger war der usbekische GM Gareev, der ein starkes Turnier spielte, in dem er sowohl gegen Akobian als auch Van Wely gewann (gegen den Holländer gelang ihm eine Kurzpartie). In Runde 7 trafen Adams und Gareev aufeinander und trennten sich Remis. Dadurch kam es in der nächsten Runde zu einer seltenen Situation, da Adams bereits gegen seine fünf größten Konkurrenten gespielt hatte. So hatte ich das Glück, zwei Mal hintereinander mit Schwarz spielen und gegen den Super-GM antreten zu dürfen. Solche Gelegenheiten sind sehr selten und ich bin immer dankbar, wenn ich gegen Gegner dieses Kalibers spielen kann. Außerdem entwickelten sich die Dinge nicht so schlecht wie erwartet.
Van Wely und Adams
"King Loek"
Freundin Lorena Zepeda
Vor der letzten Runde hatte Adams dann einen halben Punkt Vorsprung. In der
letzten Runde waren schon ein paar Stunden gespielt, als Adams’ Konkurrenten an
den Brettern zwei und drei Frieden schlossen – damit brauchte er nur ein Remis
(mit Schwarz), um sich Platz Eins und die wunderbare Svarowsky-Trophäe zu
sichern. Allerdings musste sein Gegner, IM Hungasky, unbedingt gewinnen, um eine
GM-Norm zu erzielen. Doch der Engländer behielt die Dinge unter Kontrolle und
gewann die Partie mit einem hübschen Turmopfer und landete so am Ende mit 7,5
aus 9 einen ganzen Punkt vor dem Verfolgerfeld.
Akobian
Sechs Spieler teilten sich Platz Zwei: GM L. van Wely, M.Amanov, R.Ruck,
T.Gareev, D.Bojkov und der junge aufstrebende amerikanische IM Conrad Holt. Holt
schrammte haarscharf an einer GM-Norm vorbei, da sein Elo-Schnitt nicht hoch
genug war. Tatsächlich konnte nur ein einziger Spieler eine Norm erzielen:
Michael Lee aus Washington. Mit 5,5 aus 9 machte er eine IM-Norm. Er spielte das
ganze Turnier hochkonzentriert, nicht zuletzt dank seiner Kopfhörer.
Ruck gegen Wang
Amanda Meteer
IM Molner
Für Adams war es eine harte, aber erfolgreiche Woche, und wenn in ein paar Tagen
der World Cup beginnt, werden die Dinge nicht leichter. Eigentlich war das nicht
geplant, aber da die FIDE die Daten des World Cups änderte, nach der Super-GM
bereits zugesagt hatte, in L.A. zu spielen, ließ sich das nicht ändern.
Interessant ist allerdings, dass Adams in der ersten Runde des World Cups gegen
M. Paragua antreten wird, einem Spieler, der sich auch zum Metropolitan
International angemeldet hatte, aber dann beschloss, sich vor dem wichtigeren
Turnier ein bisschen Ruhe zu gönnen.
Die Terminänderung wirkte sich auch auf eine
andere Idee Guptas aus. Das gesamte Turnier hindurch gab es jede Runde einen
Preis für die Partie des Tages. Remispartien wurden dabei nicht berücksichtigt,
da als Preise eine Reihe von Apple-Produkten ausgelobt wurden (iPads, Shuffles
und Nanos). Eigentlich sollten zwei berühmte junge Großmeister – Anish Giri und
Fabiano Caruana – über die Preisvergabe entscheiden, aber auch sie mussten im
letzten Moment wegen des World Cups umdisponieren. So entschied IM David Pruess
zusammen mit dem Turnierorganisator, an wen der jeweilige Tagespreis ging.
Trotz aller Schwierigkeiten war dies wohl das stärkste Turnier in Los Angeles
seit 1988 (wie IM Jack Peters, einer der Teilnehmer, meinte) und krönte die
Bemühungen Guptas, dem Schachleben in der Mega-City neues Leben einzuhauchen.
Für seine harte Arbeit verlieh ihm der USCF den Preis für den „Organisator des
Jahres“.
Professionell dokumentiert wurde das Turnier von Christine Hartman und Christian
Glawe von IceHat Creative (Videos) und Betsy Dynako (Fotos). Erfreuen Sie sich
an Ihren großartigen Bildern:
GM Dejan Bojkov- www.dejanbojkov.blogspot.com
Endstand nach 9 Runden
1. Metropolitan Int. Los Angeles 17.- 21. August 2011 | ||||
---|---|---|---|---|
Rk | Name | FED | Rtg | Pts |
1 | Michael Adams | ENG | 2715 | 7.5 |
2 | Loek Van Wely | NED | 2683 | 6.5 |
3 | Timur Gareev | UZB | 2613 | 6.5 |
6 | Robert Ruck | HUN | 2569 | 6.5 |
7 | Dejan Bojkov | BUL | 2544 | 6.5 |
8 | Mesgen Amanov | TKM | 2544 | 6.5 |
16 | Conrad Holt | USA | 2438 | 6.5 |
4 | Varuzhan Akobian | USA | 2613 | 6 |
17 | Darwin Yang | USA | 2434 | 6 |
10 | Robert Hungaski | USA | 2495 | 5.5 |
11 | Enrico Sevillano | USA | 2492 | 5.5 |
12 | Salvijus Bercys | USA | 2487 | 5.5 |
13 | Dmitry Gurevich | USA | 2479 | 5.5 |
14 | Andranik Matikozyan | ARM | 2451 | 5.5 |
15 | Mackenzie Molner | USA | 2447 | 5.5 |
18 | Levon Altounian | USA | 2431 | 5.5 |
21 | Daniel Rensch | USA | 2410 | 5.5 |
22 | Michael Lee | USA | 2395 | 5.5 |
23 | Mark Ginsburg | USA | 2387 | 5.5 |
24 | Siddharth Ravichandran | IND | 2387 | 5.5 |
25 | Zhanibek Amanov | KAZ | 2382 | 5.5 |
30 | William Duckworth | USA | 2352 | 5.5 |
31 | Keaton Kiewra | USA | 2351 | 5.5 |
38 | Garush Manukyan | ARM | 2292 | 5.5 |
41 | Kayden Troff | USA | 2282 | 5.5 |
... 86 Spieler
Partieauswahl:
Bilder aus L.A.
Von Dejan Bojkov
George Cloony und Dejan Bojkov
Asien ist nicht weit entfernt
Hier kann man sich in die Luft pusten lassen