Mikhail Gurevich gab eine Master Class. Er hätte Ü65 mitspielen können, machte aber lieber Urlaub, während seine Lebensgefährtin Masha Klinova, Ü50-Weltmeisterin wurde.
Mikhail Gurevich, links
Rainer Knaak ist Ü65-Weltmeister. Sein letzter Gegner bei der WM auf der Atlantikinsel Porto Santo, Christian Maier aus Südbaden, bot ihm nach wenigen Zügen remis, wonach der Leipziger mit 8,5 Punkten nicht mehr überholt werden konnte. Vorentscheidend waren seine Siege gegen die direkten Konkurrenten Alexander Mikhalevsky aus Israel (der Zweiter wurde), Lubo Ftacnik aus der Slowakei (der Dritter wurde) und Zurab Sturua aus Georgien. Schon als Dritter der Senioren-EM im Oktober hatte Knaak gezeigt, dass die Form stimmt.
Eröffnungsfallen - Die Superklassiker
Es gibt zahlreiche Fallen in den Eröffnungen, in die man ohne Kenntnis leicht reintappen kann. Umgekehrt kann man sich aber auch als Fallensteller betätigen und so schnell zum Erfolg kommen.
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Ü50-Weltmeister Alex Shabalov zeigte, wie es gemacht wird. Vormittags bereitete sich der vor über dreißig Jahren aus Lettland in die USA ausgewanderte Großmeister am Strand vor. Zwischendurch ging er in den Atlantik. Bei 23 Grad ließ es sich hinter der Brandung angenehm schwimmen. Nachmittags punktete er zuverlässig im Turniersaal. In Verlustgefahr war er eigentlich nur einmal in Runde zwei gegen Rudi Meessen. Als Shabalov falsch abbog, weil er einem Remis aus dem Weg gehen wollte, forcierte sein belgischer Gegner ein Remis auf andere Weise. Dabei hätte sich Meessen die Figur mit Vorteil zurückzuholen können. Gegen seine GM-Kollegen holte Shabalov souverän vier Siege und vier Remis. In der Schlussrunde überspielte er Greg Kaidanov eindrucksvoll mit Schwarz. Damit überholte er den bis dahin führenden Michal Krasenkow, der gegen Frank Holzke remisierte und insgesamt nur zwei GM-Kollegen schlagen konnte.
Alonso Zapata war mal die Nummer eins in Lateinamerika. Der Kolumbianer lebt schon lange als Trainer in Atlanta.
Holzke erlebte zwei völlig unterschiedliche Turnierhälften. Vor dem Ruhetag konnte der frühere Richter keinen seiner eloschwächeren Gegner schlagen. Nach dem Ruhetag holte er noch 4 aus 5 gegen stärkere Gegnerschaft. Klaus Bischoff erging es ähnlich. Beide teilten am Ende Platz sechs, Bischoff war nach Wertung Elfter, Holzke Dreizehnter. Auch für die deutschen Nichttitelträger lief die WM eher durchwachsen – mit Ausnahme von Boris Dimitrijeski. Dem Berliner Facharzt für Neurologie gelangen einige Siege und Remis gegen elostärkere Gegner.
Brigitte Burchardt fügte ihrem im Oktober errungenen Ü65-Europameisterinnentitel wenige Wochen später einen Ü65-Weltmeisterinnentitel zu. Die Berlinerin ging alle Partien sehr energisch und kämpferisch an. Unter anderen ließ sie Nona Gaprindashvili, die einzige Teilnehmerin mit GM-Titel, hinter sich. Andere agierten friedfertiger. Ü50-Weltmeisterin Masha Klinova, die für Israel spielende Lebensgefährtin von Mikhail Gurevich, sparte mit einer Reihe Kurzremis Kräfte. In der letzten Runde fing sie die aus Bulgarien stammende Französin Silvia Alexieva ab, die besser unter dem Nachnamen ihres früheren Ehemanns Collas bekannt ist, aber wieder ihren Geburtsnamen angenommen hat.
Der Weg zum Meer
Der ausrichtende Portugiesische Schachverband hätte gerne Kevin Spraggett mit dabei gehabt. Der einzige Kanadier, der es zum WM-Kandidaten gebracht hat, lebt seit 35 Jahren in Portugal. Genau sein halbes Leben also. Am 10. November wurde er siebzig. Doch diesen Tag verbrachte Spraggett bei seinem Lieblingsturnier, dem Open in Figueira da Foz, das zur Portugal Chess Tour zählt und sich um zwei Tage überschnitt.
Die Ausrichtung der WM brachte nicht nur Terminüberschneidungen. Aus Lissabon gab es dieses Jahr so spät keine Direktflüge mehr. So wurde eigens ein Charterflug organisiert, dessen Preis allerdings nicht ganz die Kosten deckte. Aus Dänemark hätte es Direktflüge gegeben, aber mit denen kamen keine Schachspieler.
Porto Santos beste Schnorchelbucht
Auch die späte Ausrichtung der EM im Oktober drückte die Teilnehmerzahl auf knapp über 200. Doch es soll nicht der letzte internationale Wettbewerb gewesen sein: Ab 2025 ist eine international offene Seniorenmeisterschaft von Portugal geplant. Und die EM im Schnell- und Blitzschach 2026 ist nach Lissabon vergeben. Die findet traditionell im Dezember statt, da sind die in den letzten Jahren horrend gestiegenen Hotelpreise noch erträglich.
Rainer Knaak und Brigitte Burchardt sind Seniorenweltmeister...