ChessBase 17 - Megapaket - Edition 2024
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Pressemitteilung (von Conrad Schormann)
Hussain Besou kämpft um eine IM-Norm
Entscheidung vertagt, es gibt einen Showdown beim WEISSENHAUS Young Masters. Tabellenführer Sethuraman (6,5 Punkte aus 8 Partien, remis gegen Benedict Krause) und Verfolger Pavel Eljanov (5,5, Sieg über Christian Glöckler) treffen in der neunten und letzten Runde aufeinander. Mit einem Sieg kann Eljanov seine Aufholjagd krönen. Nach Punkten würde er mit Sethuraman gleichziehen und nach Wertung sogar das Turnier gewinnen.
Pavel Eljanov versuchte von Beginn an in jeder Partie, Chancen zu kreieren und startete doch rumpelig in den Wettbewerb. Aber seine Aufholjagd inklusive eines Siegs über Christian Glöckler beschert ihm in der letzten Runde einen Showdown um den Turniersieg. | Foto: WEISSENHAUS Chess Academy
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Niemand Geringeres als Pavel Eljanov bringt Ihnen die Variante näher, die Gyula Breyer bereits 1911 entdeckte und die heute im Eröffnugnsrepertoire von Weltmeistern wie Kasparov, Kramnik, Anand oder Carlsen ist.
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Aus dem Trio der Talente, das um eine GM- bzw. IM-Norm kämpft, ist vor der letzten Runde ein Einzelkämpfer geworden. Hussain Besou (3,5 Punkte) braucht in der letzten Runde einen halben Punkt, um die IM-Norm zu schaffen.
Kaido Kulaots geht Magnus Carlsen aus dem Weg, damit der Norweger nicht seine Bilanz gegen ihn aufpolieren kann. Hussain Besou wird er sich zum Abschluss des WEISSENHAUS Young Masters zum Kampf stellen. Der 13-Jährige braucht ein Remis gegen den 35 Jahre älteren Großmeister, um seine zweite IM-Norm zu schaffen. | Foto: WEISSENHAUS Chess Academy
Leicht wird das nicht. Besou bekommt es mit jemandem zu tun, der sogar gegen Magnus Carlsen eine positive Bilanz hat. Auf sein 3,5:2,5 aus 6 Partien gegen Carlsen angesprochen, verweist Großmeister Kaido Kualots in aller Bescheidenheit darauf, dass diese sechs Partien ja schon einige Jahre zurückliegen. Und fügt lachend hinzu: “Heute versuche ich, Carlsen aus dem Weg zu gehen, damit er nicht seine Bilanz gegen mich aufpolieren kann.”
Aus Sicht der Normkandidaten war die Achtrundenpartie zwischen Hussain Besou und Leonardo Costa die entscheidende. Costa musste gewinnen, um im Rennen um eine GM-Norm zu bleiben, und Besou sollte nicht verlieren, um für eine IM-Norm nicht in der letzten Runde gegen Kulaots gewinnen zu müssen.
Zwischen dem 13- und dem 16-Jährigen entspann sich eine ruhige Partie auf Augenhöhe, die stets in der Nähe des Ausgleichs blieb. Bis ins Endspiel drückte eher Besou, ohne entscheidend durchzubrechen. Zwar gelang es dem Jüngeren, ein Turmendspiel mit Mehrbauer herauszuholen, aber der Mehrbesitz war akademischer Natur – remis, Costas erstes im Turnier, gleichbedeutend mit dem Aus in Sachen GM-Norm.
Hussain Besou gegen Leonardo Costa, aus Sicht der Talente die zentrale Partie der achten Runde. | Foto: WEISSENHAUS Chess Academy
Dieses Aus ereilte auch Marius Deuer. 1,5 Punkte aus 2 Partien fehlten Deuer zur GM-Norm. Nach einer Niederlage mit den schwarzen Steinen gegen Sune Berg Hansen war das Ziel außer Reichweite. Hansen hatte schon zu Turnierbeginn zwar festgestellt, er stehe schachlich nicht mehr im Saft, plante aber, seinen Erfahrungsvorsprung speziell gegen die Talente in den einen oder anderen vollen Punkt umzumünzen.
Gegen Deuer gelang ihm das. Als erster Weißspieler testete Hansen nicht das Caro-Kann des 16-Jährigen, sondern lockte ihn auf einen mit Stolperfallen gespickten Nebenweg im symmetrischen Englisch. Deuer strauchelte, handelte sich früh Probleme ein, verteidigte sich zwar zäh, aber Hansen zog die Sache mit der Routine und Präzision eines 70-fachen Nationalspielers durch.
Mit der Routine eines 70-fachen Nationalspielers: Sune Berg Hansen. | Foto: WEISSENHAUS Chess Academy
Beide GM-Norm-Kandidaten haben keinen Grund, sich zu grämen. Ohnehin war klar, dass eine GM-Norm in einem derart starken Feld viel schwieriger zu erzielen ist als anderswo. Ein starkes Turnier gespielt haben beide trotzdem, unabhängig vom Ausgang der letzten Runde. Deuer war zeitweise sogar einziger Verfolger des einsam führenden Sethuraman, und beide haben bislang eine großmeisterliche Performance von deutlich über 2500 gespielt.
Ein Comeback nach seinem rabenschwarzen Donnerstag feierte Christian Bauer. Das Großmeisterduell gegen Kaido Kulaots entschied der Franzose souverän für sich.
Starke Leistung, aber keine Norm für die vier deutschen Top-Talente
Der indische Großmeister Sethuraman hat das WEISSENHAUS Young Masters 2024 gewonnen. Im Showdown zwischen Spitzenreiter und Verfolger in der letzten Runde wehrte Sethuraman bis tief ins Endspiel alle Versuche von Pavel Eljanov ab, seinen Rivalen vom Spitzenplatz zu verdrängen. Hätte Eljanov gewonnen, wäre der Ukrainer dank besserer Wertung Erster gewesen. Aber nach 60 Zügen in einem ausgebluteten Endspiel stellte Eljanov die Gewinnversuche ein.
Trotz starker Leistungen, keines der vier einheimischen Supertalente hat eine GM- oder IM-Norm geschafft. In der letzten Runde hatte noch Hussain Besou die Chance, mit einer Punkteteilung oder einem Sieg gegen Kaido Kulaots auf die vier zur IM-Norm nötigen Punkte zu kommen. Aber der neunfache estnische Meister setzte Besou unter anhaltenden Druck und entschied die Partie im Endspiel für sich.
Das Feld der zehn Teilnehmer am Ende eines intensiven Wettbewerbs. | Foto: WEISSENHAUS Chess Academy
Turnierdirektor Sebastian Siebrecht gab sich nach der Siegerehrung rundum zufrieden. Alle Teilnehmer hätten bis zum Schluss um jeden halben Punkt gekämpft. Das Konzept, erfahrene, gleichwohl ambitionierte Großmeister in einem Rundenturnier gegen Talente antreten zu lassen, hat sich aus Siebrechts Sicht bewährt. Alle WEISSENHAUS-Talente hätten starke Leistungen gezeigt, auch wenn es nicht zur Norm gereicht habe. “Aber das hatten wir ja einkalkuliert, indem wir ein Feld zusammengestellt haben, in dem es für niemanden Geschenke gibt.” Die vier Talente sollen von der Erfahrung eines starken Rundenturniers mittel- und langfristig profitieren.
Turnierdirektor Sebastian Siebrecht bei der Siegerehrung. | Foto: WEISSENHAUS Chess Academy
Als beispielhaft für den Kampfgeist aller zehn lässt sich die Partie zwischen Sethuraman und Eljanov heranziehen. Wenn ein Spieler von der Klasse des Inders mit Weiß in erster Linie nicht verlieren möchte, dann ist aus Sicht eines Gegners, der mit Schwarz unbedingt gewinnen will, guter Rat teuer. Aber auch im Angesicht eines remislastigen schottischen Vierspringerspiels versuchte Eljanov alles und erspielte sich sogar leichten Druck. Die Partie war die vorletzte beendete des Turniers.
Die Entscheidung: Nach 60 Zügen und vierstündigem Kampf stellt Pavel Eljanov die Gewinnversuche ein, Schiedsrichterin Sandra Schmidt nimmt die Partieformulare an sich. | Foto: Sebastian Siebrecht
Die letzte zwischen Kaido Kulaots und Hussain Besou lässt sich als beispielhaft dafür heranziehen, dass es keine Geschenke gab. Besou war mit den schwarzen Steinen lange dem Ausgleich sehr nahe, und niemand hätte dem 48-jährigen Kulaots am Ende eines anstrengenden Turniers einen Vorwurf gemacht, hätte er einen Friedensschluss angestrebt. Aber der Este wollte partout seinen Erfahrungsvorteil in einen vollen Punkt umsetzen. 63 Züge lang wehrte sich der 13-Jährige nach Kräften – vergebens. Und so fehlte am Ende ein halber Punkt zur Norm.
Hussain Besou hatte in der letzten Runde die Chance auf eine IM-Norm, lieferte Kaido Kualots einen großen Kampf, aber am Ende triumphierte die Klasse des neunfachen estnischen Meisters. | Foto: Conrad Schormann
Als Vorletzter mit 3,5 Zählern hat Besou dennoch eine 2423-Performance gespielt und in WEISSENHAUS gut 15 Elo gewonnen. Ähnlich sieht es bei den GM-Norm-Kandidaten Marius Deuer und Leonardo Costa aus. Mit 5 Punkten aus 9 Partien teilen sich die beiden den dritten Rang vor drei etablierten Großmeistern (nach Wertung liegt Deuer knapp vor Costa). Für beide wäre mit etwas Glück mehr drin gewesen, und beide gewinnen auch so Elo mit großmeisterlichen Performances von deutlich über 2500.
Leonardo Costa zeigte ebenso wie Marius Deuer eine großmeisterliche Performance. | Foto: WEISSENHAUS Chess Academy
Dem Ergebnis nach fällt Christian Glöcker etwas ab. Als jüngster Teilnehmer und als derjenige mit der niedrigsten Elo angetreten, hatte Glöckler einen prima Start mit 1,5/3 und einem überzeugenden, glatten Sieg über Sune Berg Hansen, der zeigte, wozu der Zwölfjährige in der Lage ist. Dann setzte es eine Niederlage, dann noch eine, wahrscheinlich war das Selbstvertrauen angekratzt, und schließlich standen sechs Nullen in Reihe zu Buche. Keine Katastrophe, allenfalls ein kleiner Unfall auf dem Weg zur dritten IM-Norm. Auch Glöckler wird von der Erfahrung des WEISSENHAUS Young Masters profitieren.
Ein schlechtes Turnier, das ist schon ganz anderen passiert. Christian Glöckler wird seine Lehren aus dem WEISSENHAUS Young Masters ziehen und noch stärker zurückkommen, als er jetzt schon ist. | Foto: WEISSENHAUS Chess Academy
Ergebnisse des 5. Spieltages
Tabelle
Partien