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Pressemitteilung
Die Mannschaft der SG Trier wird in der nächsten Saison nicht mehr in der Schachbundesliga spielen. Normalerweise ist der Grund für einen Rückzug, dass die Verantwortlichen keine Lust mehr haben oder die erforderlichen Mittel nicht mehr aufbringen können. Das ist hier nicht der Fall. Die Mannschaft würde gerne weiterspielen und auch die Finanzierung wäre gesichert, allerdings machen es die Umstände unmöglich.
Stattdessen wird das Team in der kommenden Saison mit der großen Mehrheit der gegenwärtigen Spieler in die britische Four Nations Chess League (4NCL) wechseln. Dort wird sie mittelfristig in der 1. Division spielen und wäre dort nach heutigem Maßstab unter den besten fünf Mannschaften.
Die Steilvorlage für diese Idee lieferte Arkadij Naiditsch, der bekanntlich den Deutschen Schachbund verlassen hat, um für Aserbaidschan zu spielen. Einer der Gründe war, dass der Topspieler nicht mehr nach der Pfeife des DSB tanzen wollte. Obwohl das Trierer Team im Vergleich zum Weltklassespieler Naiditsch in der Bundesliga nicht mehr als Mittelmaß repräsentiert, gilt für diese Entscheidung das gleiche Prinzip, nämlich mit den Füßen abzustimmen, wenn seitens der Funktionäre kein ausreichendes Interesse an Leistungssport besteht.
Der Trierer Verein hat seit dem krankheitsbedingten Ausscheiden des mittlerweile leider verstorbenen Vorsitzenden Kurt Lellinger, der sich mit vorbildlichem Engagement auch für die Schachbundesliga eingesetzt hatte, erhebliche Probleme. Die Bestandszusage, die 2008 bei der Fusion des Bundesligisten SG Turm Trier mit dem SC Trier-Süd gemacht wurde, war seitdem nichts mehr wert.
Die Organisation von Heimspielen in Trier wurde in den letzten vier Jahren zum Dauerproblem. So wurde der Teamleitung in der Saison 2015/16 nur wenige Wochen vor dem Austragungstermin vom Verein mitgeteilt, dass das zugesagte Spiellokal nicht zur Verfügung stehe und man auch keine Alternative anbieten könne.
Es bedurfte erheblicher Anstrengungen der Teamleitung, das Heimspiel in Eigenregie doch noch durchzuführen. Seitens des Vereinsvorstandes wurde bereits zu diesem Zeitpunkt klargemacht, dass man kein Interesse an der Bundesliga mehr habe. Daraufhin wollte das Bundesligateam den Verein geschlossen wieder verlassen, wobei der Vereinsvorstand diesem Wunsch sofort entsprochen hätte.
Auf mehreren Mitgliederversammlungen der Schachbundesliga e.V. wurden Anträge gestellt, die zum Ziel hatten, dem Team ein Weiterspielen in der Schachbundesliga mit denselben Spielern, aber unter anderem Namen zu ermöglichen. Alle Vorschläge wurden vom Vorstand der Schachbundesliga e.V. und dem Vertreter des Deutschen Schachbundes aus formalen Gründen abgeblockt.
Im Dezember 2015 gab es ein Telefonat zwischen dem Hauptsponsor des Trierer Teams und dem Präsidenten des Deutschen Schachbundes, Herbert Bastian. Dabei wurde deutlich, dass der Zweck der bestehenden Lizenztransferregelung ist, einen Lizenztransfer praktisch unmöglich zu machen. Der Präsident des Schachbundes Rheinland-Pfalz, Achim Schmitt, wurde ebenfalls vergeblich um Hilfe gebeten.
Auch wenn man sich gern mit dem Etikett „Stärkste Liga der Welt“ schmückt, ist dem DSB das schachliche Niveau der Bundesliga letztlich egal. So wäre es beispielsweise völlig regelkonform gewesen, wenn die SG Trier alle Bundesligaspieler aus dem Verein entfernt hätte und in der nächsten Saison spaßeshalber mit einer Kindermannschaft angetreten wäre.
Der Platz des sportlich qualifizierten Teams aus Trier wird nun mit einem der Dauerabsteiger oder einem Zweitligisten aufgefüllt werden müssen. Für einige Teams aus der unteren Tabellenhälfte mag das eine gute Nachricht sein, weil man dadurch einen unliebsamen Konkurrenten los wird. Es wird sich aber die Frage stellen, welches Interesse die Top-Teams der Liga haben, sich mit einer weiteren Mannschaft zu messen, die klar schwächer als Trier ist.
Die Teamleitung der SG Trier sagt also nach zehn Spielzeiten „Goodbye“ und freut sich auf den Wechsel nach Großbritannien. Zwar ist es richtig, dass die 4NCL etwas weniger attraktiv besetzt ist als die Schachbundesliga. Aber die Leidenschaft für Mannschaftsschach scheint bei den britischen Organisatoren um einiges höher zu sein als bei den deutschen Funktionären. In Großbritannien sind alle Runden zentral organisiert, so dass sich das Team auf das konzentrieren kann, worum es eigentlich geht: Möglichst gut Schach spielen!
Stefan Müllenbruck, Mannschaftsführer der SG Trier