Shirov gestoppt!
Bilder: Galina Tiviakova, Jeroen van den Belt, Nadja Wittmann
Text: André Schulz
Eingang zum Turniersaal
Das "Fußvolk"
Alexej Shirov ist einer der aktivsten Profis überhaupt. In der Liste der
Spieler mit den meisten Partien nimmt Shirov Platz 21 ein (2759 Partien
gemäß Mega 2010). Nur wenig der aktiven Spieler haben mehr Partien gespielt
als der Mann aus Riga, der seit geraumer Zeit unter spanischer Flagge
spielt. Seine Erinnerungen an Wijk aan Zee sind allerdings gemischter Natur.
Seiner letzte Teilnahme 2007 geriet zu einem Desaster. Nach einem
Auftaktremis verlor er fünf Partien in Folge. Am Ende kam er auf gerade
einmal 4,5 Punkte und wurde Letzter.
In diesem Jahr läuft es allerdings sehr viel besser. Nach den ersten fünf
Runden hat Shirov schon mehr Punkte eingefahren, als 2007 im ganzen Turnier.
Er gewann alle fünf Partien, z.T. in begeisterndem Stil, und hat zwischen
sich und dem Rest des Feldes bereits 1,5 Punkte Abstand geschoben. Heute
erwies sich jedoch Nigel Short als Spaßbremse für den Shirov-Express. In
einem Spanier kam es im Mittelspiel zu einer Abtauschserie, an dessen Ende
nur noch Damen, ungleichfarbige Läufer und ein paar Bauern auf dem Brett
standen -zuwenig Schmierstoff für die Shirov'sche Taktikmaschine. Remis.
Zu diesem Zeitpunkten waren schon zwei weitere Partien mit einem
Unentschieden beendet worden. Ivanchuk und Nakamura hatte schon in der
Eröffnung in einer der Hauptvarianten des Slawischen Damengambits eine
Stellungswiederholung forciert. Anand und Carlsen erklärten dann ihre
Drachenpartie - jenseits der kritischen Variante - mangels Masse ebenfalls
für unentscheidbar.
Bald danach hatten Karjakin und Smeets ermittelt, dass es in der Hauptvariante
der Russischen Verteidigung keine neuen Erkenntnisse gibt. Auch hier wurde
die Punkteteilung bald amtlich.
Für mehr Spannung sorgten die drei restlichen Partien. In Dominguez gegen
Tiviakov hatte der Kubaner mit den weißen Steinen in der Katalanischen
Eröffnung den üblichen Minusbauern mit der üblichen Kompensation. Diese
mutierte schließlich zu einem wieselflinken Freibauern, der den vollen Punkt
für Weiß einbrachte, als er die siebte Reihe erreichte.
Kramnik und Van Wely lieferten sich ein Duell auf königsindischem Terrain.
Einst hatte Kramnik sogar Kasparov die Königsindische Verteidigung mit der
Variante 9.b4 verleidet, aber inzwischen spielt der Russe etwas weniger
prinzipiell 7.Le3 statt 7.0-0. Trotzdem kam es zu dem in dieser Eröffnung
typischen schwarzen Bajonettangriff mit dem Manöver g6-g5-g4, allerdings mit
verändertem Akzent, da dabei im Sinne von Weiß auch die Damen getauscht
wurden.
Später kam Kramnik zum in dieser Struktur typischen Figuren"Opfer" auf c5,
das ihm zwei verbundene Freibauern einbrachte.
Es folgte
40.Lxc5
Danach konnte Van Wely dem Druck nicht mehr standhalten und musste bald
aufgeben.
Gute Laune bei Kramnik
Van Wely ohne Fortune
Eine wilde Position stand in Leko gegen Caruana auf dem Brett. Der Italiener
hatte die Archangelsk-Variante gewählt, einen Bauern geopfert und dafür die
weiße Königstellung demoliert.
Der Ungar behielt jedoch kühlen Kopf und führte die Partie zu einer
Position, in der er schließlich eine Figur für zwei Bauern hatte. Mit der
von ihm gewohnten sauberen Technik führte er den Materialvorteil zum Sieg.
A-Gruppe - Runde 6 |
Anand, Viswanathan |
1/2 |
Carlsen, Magnus |
Dominguez Perez, Leinier |
1-0 |
Tiviakov, Sergei |
Ivanchuk, Vassily |
1/2 |
Nakamura, Hikaru |
Karjakin, Sergey |
1/2 |
Smeets, Jan |
Kramnik, Vladimir |
1-0 |
Van Wely, Loek |
Leko, Peter |
1-0 |
Caruana, Fabiano |
Shirov, Alexei |
1/2 |
Short, Nigel D |
Für ungewohnte Stellungsbilder sorgte in der B-Gruppe das Duell Tomi Nybäck
gegen Anish Giri.
Der Finne hatte dem Holländer im Slawischen Damengambit die Rochade
vermasselt und der jüngere der beiden jungen Großmeister versuchte dann, aus
der Not eine Tugend zu machen und setzte den König als Blockadefigur gegen
ein weißes Freibauernpaar im Zentrum ein - im Prinzip keine schlechte Idee,
allerdings waren noch Damen und Türme auf dem Brett. Doch Giri kam selbst
schnell zum Angriff gegen den finnischen König und entschied die Partie für
sich,
Giri zeigt seine "Perle"
In Nisipeanu gegen So
schnappte der Philippine einen Bauern und verteidigte diesen mit Turm und
Springerpaar gegen Turm und Läuferpaar bis zum Sieg.
Nisipeanu und So bei der Analyse
Lange mühte sich Arkadij
Naiditsch gegen Dimitri Reindermann um den Sieg. Doch im Verlauf der Partie
gelang es ihm zunächst nicht, in Vorteil zu kommen. Erst im
Doppelturm-Endspiel gewann Naiditsch einen Bauern, doch zum ganzen Punkt
reichte es nicht.
Arkadi Naiditsch
Die längste Partie des Tages spielten Sutovsky gegen Howell. Nach
interessantem Verlauf in der Spanischen Hauptvariante setzte sich Sutovsky
im 81. Zug durch.
B-Gruppe - Runde 6 |
Ni Hua |
1-0 |
Muzychuk, Anna |
L'Ami, Erwin |
1-0 |
Negi, Parimarjan |
Harikrishna, P |
1/2 |
Akobian, Varuzhan |
Nyback, Tomi |
0-1 |
Giri, Anish |
Nisipeanu, Liviu-Dieter |
0-1 |
So, Wesley |
Sutovsky, Emil |
1-0 |
Howell, David W L |
Reinderman, Dimitri |
1/2 |
- Naiditsch, Arkadij |
In der C-Gruppe gab es sechs
Entscheidungen. Einzig die Partie Swinkels gegen Peng Zhaoquin endete remis. Zu
vollen Punkten kamen Robson gegen Bok, Gupta gegen Vocaturo, Lie gegen Li Chao,
Grandelius gegen Plukkel, Kuipers gegen M. Muzychuk und van Kampen gegen Soumya.
C-Gruppe - Runde 6 |
Robson, Ray |
1-0 |
- Bok, Benjamin |
Gupta, Abhijeet |
1-0 |
- Vocaturo, Daniele |
Swinkels, Robin |
½-½ |
- Peng Zhaoqin |
Lie, Kjetil A |
0-1 |
- Li Chao2 |
Grandelius, Nils |
1-0 |
- Plukkel, Sjoerd |
Muzychuk, Mariya |
0-1 |
- Kuipers, Stefan |
Soumya, Swaminathan |
0-1 |
- Van Kampen, Robin |
Robert Fontaine filmt für Europe-Echecs
Hotel Zeeduin
Seeromantik
Der Weg zum Strand
Dorfidylle