Roberto Alvarez
Berichte, Fotos und Partien schickte
uns Mitorganisator Roberto Alvarez.
Die Partien des GM-Turniers...
Die Partien des Meisterturniers...
Die Blitzpartien...
Die Berufe der
Schachmeister
Was macht ein Schachmeister eigentlich beruflich?
Mal abgesehen von den Superprofessionellen der Schachelite, die sich allein mit
dem Schachspiel ihre Brötchen verdienen können, gehen viele Meister und
Großmeister ganz anderen Berufe und Studiengängen nach. Erinnern wir uns
beispielsweise an Miguel Najdorf: er war
Representat einer bekannten Versicherungsgesellschaft. Das VI Magistral
de la República Argentina bietet uns hier sehr
interessante Beispiele: Alle wissen, dass GM Oscar Panno
in seinen besten Zeiten seine Schachkarriere unterbrechen mußte,
um Zivil-Ingenieur zu werden, ein Beruf, den er viele Jahre lang ausübte. In
letzter Zeit ist er als Schachtrainer tätig, so wie viele andere Meister auch. Diego
Valerga ist Arzt - eifert
er vielleicht Tarrasch nach? -, sein
Spezialgebiet ist Kinderarzt und er arbeitet im Hospital Británico
von Buenos Aires. Alejo de Dovitiis ist
Anwalt, Enrique Scarella ist
Systemanalyst und doziert vorwiegend. Andrés Rodriguez ist
Kaufmann im Computerbereich und seine Firma COMPUEXPRESS
stellt die erforderliche Hardware zur Verfügung, damit Shredder 7 so
richtig abheben kann bei diesem Turnier. Die jüngsten Spieler sind Studenten,
nicht vergessen: es reicht nicht, ein erfolgreicher Schauspieler zu sein, man
muß auch sonst etwas auf dem Kasten haben! Ander sind Ingenieure (wie,
z. B. Marcelo Ibar), Zeitungsverkäufer (wie
Juan Carlos Escandell) oder
Briefträger, wie der junge Pablo Della Morte,
der ein tagsüber viele Stunden arbeitet und dann "angerannt" kommt, um beim
Turnier mit zu spielen, und zwar bei den Internationalen Meistern!
Ein neuer deutscher
Großmeister
Bericht nach der vorletzten Runde
von Roberto Alvarez
Deutschland als Wiege der großen Schachspieler hat einen neuen Großmeister
hervorgebracht! Dieses mal handelt es sich um Stefan Meyer
Kahlens Schachprogramm Shredder 7.0,
der heute Nacht durch seinen Sieg über IM
Pablo Lafuente die für diese Norm benötigte
Punktezahl beim VI Magistral de la República Argentina mit 7 gewonnen
aus 9 gespielten Partien übertraf. Mit einem halben Punkt mehr als nötig und vor
der letzten noch ausstehenden Runde, sicherte sich Shredder 7 den
ersten Platz und es müßte schon ein Wunder geschehen, damit ihn GM Sergio
Slipak, der gestern gegen den Paraguayo José
Cubas remisierte, ihn
jetzt noch einholte.
Die Partie der dieser Nacht
war sehr interessant. Lafuente wählte
die Taimanov Variante (9.b4), um die
Königsindische Verteidigung zu knacken, die Shredder gewählt hatte. Ein
theoretisches Duell bis zum 21. Zug! Schwarz
schlug im Zentrum (..fxe4) und Weiss
stellten errichtete dort die traditionelle Springer-Festung auf e4. Durch
ein paar gekonnte Manöver nutzte Schwarz einige Ungenauigkeiten seines
Gegners eiskalt aus, bis er schließlich besser stand. Das Ganze endete in einem
Endspiel bei dem Schwarz einen Dame und einen Bauern Vorteil hatte gegen Turm
und Läufer von Weiss. Der Siegesplan war klar: mit dem Freibauern voran, was die
Weissen im besten Falle den Läufer kostent würde, und dann schlägt die Dame den
Bauern von Weiss mit dem nun zum Freibauern gewordenen Bauern. Natürlich gab
Weiss im richtigen Moment auf, ohne den Kampf unnötig zu verlängern. Nach der
Partie analysierten wir zusammen das Spiel und Lafuente
gestand: "Er hat mir eine echte Lektion
darüber erteilt, wie man den Läufer am denkbar schlechtesten einsetzt." Trotz
der Niederlage zeigte sich der Meister durchaus zufrieden, weil er durch die
Partie eine wertvolle Erfahrung auf dem harten weg zum Gipfel des Schachs
hinzugewonnen hatte.
Shredder 7.0
erlangte außerdem Titel Internationaler Meister im IM-Turnier. Mit Schwarz
besiegte er den paraguyanischen IM Cristobal
Valiente, der mit 1.b3
einstieg und seine Spiel später in eine Art von "Einigelungstaktik"
umwandelte: die Bauern auf der dritten Reihe und seinen Spielfiguren dahinter
versteckt, so wie es einst GM David Bronstein
vorschlug: "mal sehen, was kommt"
und wie der Computer seine Figuren so entwickelt. Dieser stand aber sehr bald
besser und nach dem er einen Bauern gewonnen hatte, war klar, wer der Gewinner
sein würde. Ein Fehler von Weiss in der Zeitnotphase beschleunigte dann den
Verlust der Partie, der aber sowieso nicht abzuwenden gewesen wäre.
Heute ist Ruhetag für die
Spieler, aber nicht für Shredder 7, denn der wird heute das traditionelle Duell
"Anwohner von Vicente
Lopez gegen Maschine"
spielen, ein Event, bei dem Kinder und Erwachsene aus Vicente Lopez vollkommen
auf sich alleingstellt Schnellschachpartien gegen das super-starke deutsche
Programm spielen werden. Unter den Teilnehmern werden zahlreiche Preise
verlost.
Shredder gegen Raul Claverie (Meisterturnier)
Pablo Lafuente
Shredder gegen Diego Valerga (GM-Turnier, Rund 6)
Sebastian Granata Baretto
Sarquis
Enrique Scarella
Marisa Zuriel
Alejo De Dovitis
Sebastian Iermito
Shredder gegen Jorge Molina
Shredder gegen Sergia Slipak (GM-Turnier)
Christobal Valientes
VI Magistral de la República Argentina
Am Sonnabend fand in der Turnhalle des CmSalud eine Shredder
7 Präsentation für die Bewohner von Vicente López statt. Ganze Familien kamen zu
diesem Event. Das Endergebnis aller gegen Shredder gespielten Partien: 68 zu
0. Aber das war nicht wichtig, denn zwischen Lachen, Schachs und Matts hatten
Jungs wie Mädchen, Alt wie Jung viel Spaß beim Spiel gegen das Programm.
Der Tag des Publikums
von Roberto Álvarez
Schach ist soll nicht nur den Spezialisten
vorbehalten sein! Seit 2001, als Chess Tiger sich beim IV Magistral de la
República Argentina die Ehre gab haben die Organisatoren sich überlegt, dass
auch die Bewohner von Vicente López - der Schachhauptstadt - die Möglichkeit
haben sollen, gegen den Computer zu spielen. Am Sonnabend hatten die
menschlichen Meister ihren wohlverdienten Ruhetag, nachdem sie bereits 9
anstrengende Runden hinter sich gebracht hatten. Groß und Klein kam, um
bei diesem Duell dabei zu sein. Was mir auffiel war, daß nicht nur Mädchen und
Jungen gegen Shredder 7 spielen wollten, sondern auch Erwachsene... Und zwar
auch die Mamas! Während sie auf ihren "Einsatz" warteten, konnten sie sich
mit El Pequeño Fritz verlustieren, einem außergewöhnlichen Multimedia-Schachkurs
mit Animationen und Spielen, genauso aufgemacht, dass Kinder ab 8 spielend
Schach lernen können.
El Pequeño Fritz, der außergewöhnliche
Multimedia-Schachkurs auf spanisch.
Damit alle einmal spielen konnten, hatten wir 2
Computer zur Verfügung gestellt, auf denen Shredder 7 seine Partien gegen
die Meister spielen konnte. Es wurde mit 1 Minute Bedenkzeit für Shredder und 5
Minuten für seinen jeweiligen Gegner gespielt. Natürlich beantwortete Shredder 7
die Züge "wie aus der Pistole geschossen" und zeigte sein ganzes Können, in dem
er laufend Schach bot, Figuren schlug, manchmal sehr überraschend und die Matts
seiner aufmüpfigen Gegner voraussagte. Das vorhersehbare Ergebnis war
vorhersehbar: Shredder 7 gewann alle 68 gespielten Partien (trotz der
erschöpften Arme seines Bedieners) und in einer gutgelaunten und fröhlichen und
vom "wissenschaftlichen" begeisterten Atmosphäre. Rocío Solsona, ein kleines
Mädchen, das in der Escuela Municipal de Ajedrez "Fray Ruy López de Segura", Schachspielen
lernt, stellte sich als die beharrlichste Rivalin heraus: sie hielt dem starken
Programm 39 Züge lang stand!
Nach der
Präsentation spielte Shredder 7 seine 11. und letzte Partie des IM Turniers und
gewann gegen den jungen Lokalmatador Pablo Della Morte, nach 21 Zügen in
einer Französischen Verteidigung bei der das Programm die berühmte Chatard
Atacke anwandte. Damit endete Shredder 7 auf dem ersten Platz, ungeschlagen
mit 8,5 Punkten, Ergebnis von 7 Siegen und 3 Remis und einer Elo von fast 2600
Punkten. Ohne Zweifel ein souveräner Auftritt, wenn man die Vielseitigkeit der
von Shredder gewählten Eröffnungen bedenkt.
Der Sonntagnachmittag ist ein kühler,
regnerischer Tag und Shredder 7 hat frei. Am Montag ab 15.00 Uhr Ortszeit geht
das VI Magistral de la República Argentina zu Ende.
Computer üben auf Kinder egal
welchen Alters eine große Faszination aus. Wenn dann auch noch so etwas
spannendes wie Schachprogramme darauf laufen, kennt der Andrang keine Grenzen.