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Bei der Mannschafts-Weltmeisterschaft der Frauen in Sitges sahen die Zuschauer einen überlegenen Sieg der russischen Auswahl. Was sie nicht sahen, war eine russische Flagge. Tatsächlich ist das Urteil der WADA gegen den russischen Sportverband auch für den Schachsport gültig. 2019 verhängte die Welt Antidoping Agentur WADA (World Anti-Doping Agency) eine vierjährige Sperre gegen den russischen Sportverband. Russland darf als Sportverband an keinen offiziellen Sportveranstaltungen wie Weltmeisterschaften, Europameisterschaften oder Olympischen Spielen teilnehmen. Der Russische Sportverband hatte gegen dieses Urteil beim Sportgerichtshof CAS (Court of Arbitration for Sport) Einspruch eingelegt. Der CAS verkürzte die Sperre auf zwei Jahre. Sie gilt nun bis Dezember 2022. Russische Sportler dürfen an den Veranstaltungen teilnehmen, wenn sie nicht unter Dopingverdacht stehe, aber nicht unter russischer Flagge.
Ausgangspunkt der Affäre war eine Dokumentation der ARD über die systematische Vertuschung von Doping bei russischen Sportlern durch russische Sportorganisationen, "Geheimsache Doping – wie Russland seine Sieger macht". Die Dokumentation ist in der ARD-Mediathek noch verfügbar. Recherchiert wurden die dort dokumentierten Vorgänger vom ARD-Doping-Experten Hajo Seppelt. Sein Vater Alfred Seppelt war übrigens seinerzeit langjähriger Vorsitzender des Berliner Schachverbandes und Organisator des "Berliner Sommers",
Als Reaktion auf die Vorwürfe setzte die WADA 2014 eine Untersuchungskommission ein, die zum gleichen Ergebnis kam wie die ARD-Journalisten um Hajo Seppelt und weitere Entdeckungen machte. Der russische Leichtathletikverband wurde daraufhin schon im November 2015 gesperrt und der russischen Anti-Doping RUSADA die Lizenz entzogen.
Gemäß den Berichten der WADA-Untersuchungskommission hatten russische Sportler auch bei den Olympischen Winterspielen 2014 in Sotschi systematisch gedopt und der russische Geheimdienst die Urinproben ausgetauscht, um dies zu vertuschen. Später beschuldigte die WADA Russland, die Doping-Kontrolleure eingeschüchtert und Dopingtests verhindert zu haben. Zahlreiche Dopingproben russischer Sportler verschwanden aus russischen Laboren.
Im Dezember 2019 verhängte die WADA daraufhin die Vierjahressperre gegen Russland, die unter anderem die Olympischen Spiele in Tokio 2020 und Peking 2022, die Fußball-Weltmeisterschaft 2022 und eine Reihe weiterer großer Sportveranstaltungen umfasst.
Da der Internationale Schachverband FIDE ebenfalls Mitglied der WADA ist, gilt die Sperre auch für bedeutende Schachturniere wie zum Beispiel Einzel- und Mannschaftsweltmeisterschaften.
Aus diesem Grund trat die russische Frauen-Nationalmannschaft bei der Mannschaft-Weltmeisterschaft in Sitges nicht als "Russland" an, sondern als "CFR Team", als Auswahl des Russischen Schachverbandes, und auch nicht unter der russischen Flagge.
Eine besondere Ironie in dieser Geschichte für die Schachspieler liegt darin, dass Schach nun nicht unbedingt unter dem Verdacht steht, dass die Schachsportler mithilfe von medizinischem Doping bessere Erfolge erzielen könnten. Obwohl das tatsächlich auch mal in der Diskussion war. Beim Schach gibt es andere unerlaubte Hilfsmittel, elektronischer Natur. Da die FIDE und die nationalen Verbände sich aber weltweit bemüht haben, als "Sport" anerkannt zu werden, ist die FIDE auch der WADA beigetreten und bei internationalen und nationalen werden Dopingtests durchgeführt. Die können übrigens durchaus auch positiv verlaufen, wenn ein Schachspieler in Unkenntnis der Positivliste Medikamente zu sich genommen hat, die zu einem positiven Testergebnis führen. Nur seine Schachergebnisse wird er oder sie nicht verbessert haben.
Nun könnte man vielleicht der Ansicht sein, die WADA würde angesichts dieser Besonderheit bei Denksportarten nachsichtig sein, doch so ist es nicht. Beim Dame-Weltmeisterschaftskampf der Frauen, der Ende April in Warschau zwischen Tamara Tansykkuzhina (Russland) und der polnischen Titelverteidigerin Natalia Sadowska durchgeführt wurde, musste der polnische Schiedsrichter der russischen Spielerin nach Aufforderung durch die WADA die Flagge entfernen. Das geschah während der Partie und sorgte bei der Spielerin für Irritationen und danach auch noch für diplomatische Verwicklungen zwischen Russland und Polen.
Am 24 November beginnt in Dubai im Rahmen der Weltausstellung der Weltmeisterschaftskampf zwischen Titelverteidiger Magnus Carlsen und Herausforderer Ian Nepomniachtchi. Da es sich um eine offizielle Weltmeisterschaft handelt, wird Nepomniachtchi nicht unter der Flagge seines Landes spielen können.