Das Sydney Open
Von Dejan Bojkov
Sydney, die Hauptstadt von New South Wales, richtete das 4. Internationale Open
aus, an dem Spieler aus zwölf Ländern teilnahmen. Darunter Spieler aus Europa,
Asien und Ozeanien. Gespielt wurde in der wunderschönen Stadt Paramatta, die zu
Sydney gehört.
Sydney ist die Heimat der berühmten Harbour Bridge, des Opernhauses und auch die
australische Großstadt, die der australischen Hauptstadt, Canberra, am nächsten
liegt.
Das Stadion der Paramatta Eeels
Außer Schach sind Rugby, Fußball, Kricket, Schwimmen und nicht
zu vergessen Australian Football (a.k.a Footy) beliebte Sportarten in
Australien.
Eröffnung
Das Sydney International Open 2010 fiel mit dem Ende des 48. Doeberl Cups 2010
zusammen. Diese unmittelbar aufeinander folgenden Turniere erlaubten es
Nicht-Australiern „Zwei auf einen Streich“ zu erledigen und nicht nur eins,
sondern zwei Turniere zu spielen. Dieses Jahr sorgten die Organisatoren dafür,
dass ein Tag Abstand zwischen beiden Turnieren lag, aber trotzdem war das
Programm immer noch recht ordentlich, wenn man bedenkt, dass in beiden Turnieren
neun Runden in fünf Tagen gespielt wurden.
In Sydney gingen bei den Männern zehn GMs, acht IMs und drei FMs an den Start.
Bei den Frauen waren es drei WIMs und 1 WFM. Auch die Schiedsrichter waren ein
buntes Völkchen – sie kamen aus Australien, Papua Neuguinea und von den
Fidschi-Inseln. Einer der Schiedsrichter, Shawn Press, ist zugleich die Nummer
Eins im Team von Papua Neuguinea, dessen Kapitän niemand anderes als der
Hauptorganisator des Sydney Open ist: Brian Jones. Die Australier freuten sich
außerdem, dass Anton Smirnov, der bei den U-8 Weltmeisterschaften 2009 den
geteilten zweiten Platz belegt hatte, in Sydney an den Start ging.
Schach überall
Nach dem Turnier in Canberra fanden die meisten der ausländischen Teilnehmer
allmählich wieder zu sich, und ich hatte den Eindruck, beim Turnier in Sydney
gab es deutlich weniger Überraschungen als beim Turnier in der australischen
Hauptstadt. So kam es in den ersten Runden zu keinen Favoritenstürzen an den
Spitzenbrettern und die Schwergewichte traten erst ab Runde Drei gegeneinander
an. Die Partien der ersten sechs Bretter wurden live übertragen und wie in
Canberra kam das Publikum in den Genuss der wunderbaren Kommentare von Ian
Rogers. Am ersten Tag fragte er mich, wie ich spielen würde und wie das Turnier
in Canberra generell verlaufen war. Ich beklagte mich über den Jetlag, aber
räumte ein, dass ich beim Turnier in Sydney keine Ausreden mehr hatte. Damit
hatte ich meine “Ausredeboote” verbrannt und die Dinge wurden ernst.
Mit ein paar guten Siegen und einem Remis gegen den an Eins gesetzten Li Chao
startete ich gut in das Turnier. Vor allem der dritte Tag lief sehr gut für
mich. In der ersten Partie des Tages war ich gegen den indischen GM Panchanathan
in einer schrecklichen Stellung gelandet, in der er mich ohne jedes Risiko
stundenlang quälen konnte, aber gerade als die Stellung sich öffnete und genaue
Berechnungen nötig waren, kam die Zeitnot und ich konnte mich mit Hilfe eines
Tricks befreien. Doch die Partie zog sich lange hin und endete erst zwanzig
Minuten vor Beginn der nächsten Runde. Natürlich war ich groggy, aber auch gegen
den Ukrainer Malaniuk ließ mich das Glück nicht im Stich, als er in einer für
mich sehr schwierigen Stellung die Zeit überschritt. Dieser Sieg brachte mir die
alleinige Tabellenführung.
Doch der nächste Tag sorgte für einen gewissen Ausgleich: Erst konnte ich gegen
Fernandez einen Mehrbauern im Turmendspiel nicht verwerten und später verdarb
ich gegen den australischen Spitzenspieler Zhao Zong Yue eine ausgezeichnete
Stellung. Vor der letzten Runde führten Zhao und Gawain Jones die Tabelle mit
6,5/8 an und ein schnelles Remis sicherte ihnen den geteilten ersten Platz.
Beide blieben ohne Verlustpartie und spielten selbstbewusst und zuversichtlich.
An den nächsten drei Brettern entbrannte ein harter Kampf, um an die Spitze zu
kommen. Kunte kam gegen Fernandez mit Weiß erst in Vorteil, aber Schwarz konnte
sich auf beinahe wundersame Weise retten, indem er mit dem Läuferpaar eine
Festung gegen die gegnerische Dame errichtete. Diese Partie brachte Daniel
Fernandez aus Singapur eine IM-Norm und dabei schrammte er nur knapp an einer
GM-Norm vorbei! Er verlor nur gegen Malaniuk und kam am Ende auf 6,5 Punkte.
Im Moment wird der junge Mann von niemand Geringerem als Zurab Azmaiparashvili
trainiert. An Brett Vier zerschlugen sich die Hoffnungen Li Chaos nach seinem
Sieg in Canberra eine weitere Trophäe mit nach Hause zu nehmen, als er die
ruhige Verteidigung V. Malanuiks nicht überwinden konnte und schließlich zusehen
musste, wie es seinem Gegner gelang, einen Mehrbauern in den ganzen Punkt zu
verwandeln. An Brett Drei musste ich gegen den indischen GM D. Barua auf Biegen
oder Brechen gewinnen, was mir schließlich auch gelang, wodurch am Ende drei
Spieler auf Platz Eins standen. Buchholz scheint mit Fortuna verwandt zu sein,
denn mit einem halben Buchholz-Punkt Vorsprung landete ich nach Wertung
schließlich vor meinen Rivalen.
Gawein Jones, einer der drei Sieger bei der Siegerehrung. Er will sich Schuhe
kaufen
Samstags wird Parramatta zum Marktplatz und zieht viele Besucher an. Die
Schachspieler nutzten das und organisierten vor dem Spiellokal ein Simultan, bei
dem die Sieger einen Preis gewinnen konnten.
Open Air Simultan
Das Simultan war ein Erfolg und ich habe gesehen, wie Leute sich eine Weile
hingesetzt haben und anschließend die Grundregeln des Spiels beherrschten. Nach
dem Turnier nutzten wir die Gelegenheit für einen Ausflug zu den Blue Mountains
und zum Featherdale Wildlife Park.
GM Dejan Bojkov
www.dejanbojkov.blogspot.com
Endstand:
Rk. |
|
Name |
FED |
Rtg |
Pts. |
TB1 |
TB2 |
TB3 |
1 |
GM |
Bojkov Dejan |
BUL |
2505 |
7,0 |
53,5 |
42,0 |
40,25 |
2 |
GM |
Jones Gawain C B |
ENG |
2556 |
7,0 |
53,0 |
42,5 |
40,00 |
3 |
GM |
Zhao Zong-Yuan |
AUS |
2592 |
7,0 |
53,0 |
42,0 |
40,25 |
4 |
GM |
Malaniuk Vladimir P |
UKR |
2582 |
6,5 |
53,0 |
41,5 |
36,75 |
5 |
GM |
Kunte Abhijit |
IND |
2528 |
6,5 |
52,0 |
40,5 |
36,00 |
6 |
GM |
Panchanathan Magesh Chandran |
IND |
2543 |
6,5 |
49,5 |
39,5 |
33,00 |
7 |
FM |
Fernandez Daniel Howard |
SIN |
2299 |
6,5 |
47,5 |
38,0 |
31,25 |
8 |
GM |
Li Chao B |
CHN |
2613 |
6,0 |
55,5 |
44,0 |
35,25 |
9 |
IM |
Roy Chowdhury Saptarshi |
IND |
2429 |
6,0 |
50,0 |
40,0 |
31,00 |
10 |
GM |
Smerdon David |
AUS |
2530 |
6,0 |
49,0 |
39,5 |
30,00 |
11 |
GM |
Barua Dibyendu |
IND |
2479 |
6,0 |
49,0 |
38,5 |
30,00 |
12 |
IM |
Xie George Wendi |
AUS |
2470 |
6,0 |
48,0 |
36,5 |
29,50 |
13 |
IM |
Sharma Dinesh K |
IND |
2361 |
6,0 |
47,5 |
37,0 |
27,50 |
14 |
IM |
Macak Stefan |
SVK |
2470 |
6,0 |
46,5 |
37,0 |
29,25 |
15 |
IM |
Solomon Stephen J |
AUS |
2426 |
6,0 |
46,0 |
36,0 |
28,25 |
16 |
FM |
Teichmann Erik O M C |
ENG |
2325 |
6,0 |
40,5 |
32,0 |
24,50 |
17 |
CM |
Illingworth Max |
AUS |
2289 |
5,5 |
50,0 |
39,0 |
26,50 |
18 |
IM |
Lane Gary W |
AUS |
2380 |
5,5 |
44,0 |
34,0 |
24,25 |
19 |
|
Samar Raul |
AUS |
2235 |
5,5 |
42,0 |
33,0 |
21,50 |
20 |
GM |
Johansen Darryl K |
AUS |
2457 |
5,5 |
41,0 |
32,0 |
25,00 |
... 78 Spieler
Partien des Opens 2007 bis 2010: