Sigeman&Co: Van Foreest verliert und gewinnt, Keymer punktet

von André Schulz
30.09.2021 – Jorden van Foreest kassierte in der Schlussrunde des TePe Sigeman&Co-Turniers gegen Gawain Jones noch eine Niederlage, wurde aber dennoch klarer Turniersieger. Und Vincent Keymer wollte es in seiner letzten Partie gegen Nils Grandelius noch einmal wissen... | Fotos: Lars OA Hedlund

ChessBase 17 - Megapaket - Edition 2024 ChessBase 17 - Megapaket - Edition 2024

ChessBase ist die persönliche Schach-Datenbank, die weltweit zum Standard geworden ist. Und zwar für alle, die Spaß am Schach haben und auch in Zukunft erfolgreich mitspielen wollen. Das gilt für den Weltmeister ebenso wie für den Vereinsspieler oder den Schachfreund von nebenan

Mehr...

Die Geschichte der Sigeman&Co-Turniere reicht bis in das Jahr 1993 zurück. Seitdem sind 26 GM-Turniere mit unterschiedlich vielen Teilnehmern gespielt worden und zahlreiche internationales Schachstars waren zu Gast in Malmö. Federführender Sponsor ist die Anwaltskanzlei von Johan Sigeman. 

Im letzten Jahr musste das Turnier das Turnier wegen der Corona-Pandemie ausfallen. In diesem Jahr konnte das beliebte Turnier nun wieder stattfinden. Erfahrene Großmeister trafen auf viel versprechende Talente in einem Feld mit acht Spielern.

Das Turnier wurde von dem niederländischen Großmeister Jorden van Foreest dominiert, der sich früh an die Spitze setzte und die Führung im Verlauf des Turniers auch nicht mehr abgab. 

In der gestrigen Schlussrunde musste der Spitzenreiter gegen Gawain Jones allerdings eine Niederlage hinnehmen, seine einzige im Turnier.

Nach einem langen Ringen entstand dieses nicht ganz einfache Turmendspiel.

 

49...g6 [Schwarz wollte wohl die 7. Reihe für ein Turmschach öffnen. Der Bauer ist aber auf g7 anfälliger. Besser war 49...Tc7 mit guten Remischancen.]

50.g4+ Kf4 [50...Ke6 51.Kh4 mit der Absicht: 52.Kg5 Tg7 53.Tb6+ Kxe5 54.Kh6 Tg8 55.g5 und gewinnt.]

51.Tb4+ Kg5 [51...Kxe5 52.Kh4+–]

52.Kg3 Tf1

 

53.Tb5? [Nach diesem Zug wird der Gewinn schwierig. Stärker ist 53.Te4!? Tf8 54.b4 Te8 55.Kf3+–]

53...Td1 [53...Tg1+? 54.Kf3+–]

54.Kf3?! [Bessere Chancen bot 54.e6+ Kf6 55.e7 Kxe7 56.Kf4]

54...Td4 [54...Td3+ 55.Ke4 Td1 56.Txb7 Kxg4 57.e6 und gewinnt.]

55.Txb7 [55.e6+ Kf6=]

55...Tf4+ 56.Ke3

 

56... Txg4? [Das verliert. Richtig war 56...Kxg4 57.Tb5 (57.e6 Tf6 58.Tb6 Kf5=) 57...Tf1=]

57.Tf7 [Der einzige Gewinnzug. Der schwarze König ist abgesperrt. Der e-Bauer läuft.]

57...Tb4 58.e6 Txb3+ 59.Kd4 Tb1 60.e7 Te1 61.Kd5 Kg4 62.Kd6 g5 63.Tf8 Kg3

 

64.Tf5 [64.e8D reicht auch, erfordert aber etwas mehr Rechenarbeit: 64...Txe8 65.Txe8 g4 66.Tf8 Kh2 67.Ke5 g3 68.Kf4 g2 69.Th8+ Kg1 70.Kg3 Kf1 71.Tf8+ Kg1 und nun 72.Tf7 (Aber nicht 72.Tf2? Kh1 73.Txg2 Patt) 72...Kh1 73.Th7+ Kg1 74.Th2 und gewinnt.]

64...Txe7 65.Kxe7 g4 66.Kf6 Kh4 67.Tg5 [67.Tg5 g3 68.Kf5 Kh3 69.Kf4 g2 70.Th5#] 1–0

Die Aufmerksamkeit der deutschen Schachfreunde gehörte dem jüngsten deutschen Großmeister Vincent Keymer. Keymer hatte zu Anfang des Turniers Jorden van Foreest ungewollt mit an die Tabellenspitze gehievt, nachdem er im direkten Vergleich in ausgeglichener Stellung eine gute Idee nicht korrekt ausführte und die Partie verlor.

Mit einem Kampfsieg über den gleich alten Nihal Sarin glich Keymer, nach Elo der zweit"schwächste" Spieler im Feld, sein Punktekonto aber aus und konnte vor der letzten Runde mit 50% eigentlich zufrieden sein.

 

In der Schlussrunde traf er auf den starken schwedischen Großmeister Nils Grandelius. Schlussrunde hin oder her - Keymer entwickelte mit den weißen Steinen noch einmal Ehrgeiz:

 

[Eine Stellung aus der Grünfeld-Verteidigung, mit dem typischen Motiv: weißer D-Freibauer gegen schwarze Bauernmehrheit am Damenflügel. Der weiße Doppelbauer auf der f-Linie ist etwas untypisch. Weiß hat aber die aktiveren Figuren.]

25.d6 Df7 26.f5 [So kann man Doppelbauern auch gut auflösen.]

26...Lh6 27.fxg6 hxg6 28.Txe8 Txe8 29.Dg3 Td8 [Mit Ideen wie 30.d7 Td8 31.Dc7 De7 32.Sd6 Txd7 33.Sf7+; und 29...Dxc4? 30.Dxg6]

30.b3 [Man konnte den Sc4 auch noch stehen lassen: 30.Te1 Dxc4? 31.Dxg6 Lg7 32.Te8+ Txe8 33.Dxe8++–]

30...Kh7 [Ein Versuch war 30...Sc2 31.Le4 Sd4 Weiß kann auf g6 nicht nehmen wegen Tg8. 32.Kf1 Weiß bleibt aber am Drücker.]

31.Te1 Td7 32.Le4 [Auch 32.h4 war auch eine Idee: 32...Sc2 33.Te4 Sd4 34.h5 g5 35.Lh3; 32.Te2!?]

32...Lg7 33.Te2 f5 34.Lg2 Df6

 

35.De3? [Eine Ungenauigkeit, die aber nicht bestraft wird.]

35...Da1+ [Mit 35...Lf8 36.De8 Dd8 37.De6 Lxd6 konnte Schwarz den wichtigen Bauern d6 gewinnen, wonach der weiße Vorteil perdú ist. 38.Sxd6 Txd6 39.Df7+ Kh6 40.Te7 Droht Matt, aber 40...Dh8 und Schwarz hält sich.]

36.Kh2? [Noch eine Ungenauigkeit kurz vor der Zeitkontrolle Genauer war 36.Lf1 Sd5 37.De8 Sf6 38.De6 und Weiß hält seinen Vorteil fest.]

36...Lh6 37.Dg3 Df6 38.h4 Lf8 [Schwarz hat ausgeglichen. Der d6 ist unter Beschuss und die schwarzen Damenflügelbauern bieten Gegenspiel.]

39.Td2 a6 40.Kh3

 

40... Td8? [40...b5 41.Se5 Td8 42.d7 mit weißem Vorteil.; 40...De6 war aber OK.]

41.d7 [Auf d7 ist der Bauer näher am Umwandlungsfeld und weniger unter Beschuss.]

41...b5 42.axb5 [Die Maschine empfiehlt gleich 42.Se5!? Offenbar ist es für Weiß besser, wenn die a-Bauern auf dem Brett bleiben.]

42...axb5 43.Se5 Le7 [Mehr Gegenwehr bot 43...Ld6 44.Dxg6+ (44.f4 c4) 44...Dxg6 45.Sxg6 Lc7 (45...Txd7 46.Sf8+) ]

44.f4 Kg7 45.Lf3 c4 46.bxc4 bxc4 47.Tg2 [47.Sxc4 Dc3 48.h5+–]

47...g5 [Schwarz wirft in schwieriger Stellung noch eine Nebelkerze.]

 

48.De1!? [48.hxg5?? Th8+; Möglich war aber 48.fxg5+–]

[Mit der Idee... ]

48...g4+ 49.Lxg4 fxg4+ 50.Txg4+ Kf8 51.De4 [Das war's.]

51...Sd3 52.Sxd3 Dc3 53.Tg3 Lxh4 54.Kxh4 Df6+ 55.Kg4 cxd3 56.Txd3 Dg7+ 57.Kf3 Df6 58.Dd5 1–0

The Gruenfeld Defence

Die Grünfeld-Verteidigung (1.d4 Sf6 2.c4 g6 3.Sc3 d5) ist eine beliebte Eröffnung, die Schwarz jede Menge Chancen zu aktivem Spiel gibt. Lubomir Ftacnik zeigt, worauf Schwarz achten muss, wenn er Grünfeld spielt.

Mehr...

Mit dem Sieg erreicht Vincent Keymer den 2. bis 4. Platz bei einer Eloleistung von knapp 2700. Nur Jorden van Foreest war besser.

Vincent Keymer mit seiner Mutter

Ergebnisse

 

Tabelle

 

Partien

 

Turnierseite...


André Schulz, seit 1991 bei ChessBase, ist seit 1997 der Redakteur der deutschsprachigen ChessBase Schachnachrichten-Seite.

Diskutieren

Regeln für Leserkommentare

 
 

Noch kein Benutzer? Registrieren