Simultanturnier in San Sebastian

von ChessBase
30.12.2011 – Vor 100 Jahren, 1911, gewann der junge José Raul Capablanca im baskischen San Sebastian als Außenseiter eines der damals stärksten Turniere der Schachgeschichte und etablierte sich damit auf Anhieb in der Weltspitze. Zur Feier dieses Jubiläums gibt es dieses Jahr wieder ein besonderes Turnier im Baskenland. Mit zehn Teilnehmern mit einer Elo-Zahl von 2700 und mehr ist es stark besetzt, aber die besondere Note erhält das Turnier durch seinen Modus. Gespielt wird nach "baskischem System", das heißt, die Spieler spielen nach K.O.-System zwei Partien gleichzeitig gegeneinander, eine mit Schwarz, eine mit Weiß. Das macht sogar Weltklassespieler wie Ruslan Ponomariov nachdenklich. Anastasiya Karlovich hat Impressionen eingefangen.Turnierseite...Impressionen...

ChessBase 17 - Megapaket - Edition 2024 ChessBase 17 - Megapaket - Edition 2024

ChessBase ist die persönliche Schach-Datenbank, die weltweit zum Standard geworden ist. Und zwar für alle, die Spaß am Schach haben und auch in Zukunft erfolgreich mitspielen wollen. Das gilt für den Weltmeister ebenso wie für den Vereinsspieler oder den Schachfreund von nebenan

Mehr...


Zum Jubiläum neue Wege
Text: WGM Anastasiya Karlovich; Fotos: David Llada und Anastasiya Karlovich

Am 28. Dezember begann in San Sebastian das Donostia Schachfestival, das bis zum 6. Januar 2012 dauert. Anlass des Turniers ist das 100-jährige Jubiläum des berühmten Schachturniers in San Sebastian 1911, das José Raul Capablanca gewann. Die Teilnehmerliste in Donostia kann sich sehen lassen: zehn Spieler mit einer Elo-Zahl von 2700 und mehr sind dabei.

Gespielt wird nach dem so genannten "baskischen System", in dem man gleichzeitig zwei Partien mit unterschiedlicher Farbverteilung gegen den gleichen Gegner spielt. Die Bedenkzeit beträgt 2 Stunden für die ganze Partie plus 30 Sekunden Zeitaufschlag pro Zug.

Viele der Favoriten hatten zum Auftakt Probleme, sich auf den Modus einzustellen. Zwar gewannen die meisten ihre Wettkämpfe, aber in etlichen Begegnungen kam es doch zum Tie-Break. (Im Tie-Break werden zuerst zwei Simultanpartien mit einer Bedenkzeit von 15 Minuten + 10 Sekunden gespielt, danach zwei Simultanblitzpartien mit einer Bedenkzeit von 5 Minuten + 3 Sekunden und sollte dann immer noch keine Entscheidung gefallen sein, schließlich eine Armageddon-Partie.)

Drei Wettkämpfe wurden erst im Blitz entschieden: Felix Izeta schlug Eric Prie, Christian Bauer gewann gegen Sarhan Gashimov und Fabien Libiszewski setzte sich gegen Daniel Almeida Toledano durch.

An Tisch zwei gewann Shakhriyar Mamedyarov gegen Lokalmatador IM Inigo Argandona (Elo 2381). Allerdings verlief der Wettkampf alles andere als problemlos für den Aserbaidschaner. Seine Weißpartie endete nach 16 Zügen mit Remis und die Schwarzpartie war bis zum Ende offen.

Nach der Runde verrieten einige Spieler ihre Eindrücke über ihre Partien und das "baskische System".

Ex-Frauenweltmeisterin GM Antoaneta Stefanova:
"Ich fand es interessant, zwei Partien gegen den gleichen Gegner zu spielen. Mir hat das Spaß gemacht und von Anfang an lief es gut. Ich habe schnell gespielt und meinem Gegner Probleme bereitet. Nach dem Match erklärte mein Gegner, Stefan Löffler, er hätte in beiden Partien in der Eröffnung Züge verwechselt. Aber wir haben erst eine Runde gespielt - da ist es noch zu früh für definitive Urteile. Ein solches Turnier habe ich noch nie gespielt und eigentlich mit größerer Verwirrung gerechnet: spielen, die Züge auf zwei Formularen aufschreiben, die richtige Uhr drücken etc.


Antoaneta Stefanova schaut, wie die anderen mit dem Format zurecht kommen.

Loek Van Wely hat mir erzählt, dass er einmal sechs Partien simultan gegen den gleichen Gegner gespielt hat. Hier waren es nur zwei, das kann also eigentlich nicht so schwer sein. Nach meinen Blindschacherfahrungen in China kann mich nichts mehr schrecken! So lange ich das Brett sehen kann, kann ich auch zehn Partien gleichzeitig spielen."


Zwei Partien gleichzeitig? Eine leichte Übung für Loek Van Wely (links). Neben ihm sitzt Laurent Fressinet.

GM Sergey Fedorchuk (Ukraine):
"Dies ist mein erstes Turnier mit diesem Format. Das Format ist wirklich einzigartig und Ich glaube, so ein Turnier hat es noch nie gegeben. Am Anfang war ich noch ein wenig verwirrt und konnte mich nicht richtig konzentrieren, aber später habe ich meinen Rhythmus gefunden. Ich hatte Glück, dass mein Gegner nicht allzu stark war, denn sonst hätte ich leicht größere Probleme bekommen können. Während der Partie habe ich Züge durcheinander gebracht und aufs falsche Partieformular geschrieben, dann musste ich das korrigieren und natürlich brachte mich all das durcheinander. Immerhin habe ich die Uhren richtig gedrückt.

Am Anfang habe ich geglaubt, die Bedenkzeit würde leicht knapp werden und habe sehr schnell gespielt, aber tatsächlich sind zwei Stunden ausreichend Bedenkzeit, auch wenn man zwei Partien gleichzeitig spielt. Meiner Meinung ist dies im Vergleich zum "normalen" Schach einfach eine neue Form. Manche Spieler sind im Schnellschach besser, andere wiederum spielen besser Blitz, also wird es auch Spieler geben, die mit diesem Format besser zurecht kommen. Manche Pokerspieler spielen beim Online-Poker an vielen Tischen gleichzeitig und haben die Dinge doch noch unter Kontrolle."

GM Shakhriyar Mamedyarov (Aserbaidschan):
Ich spiele das erste Mal in diesem Modus. Die erste Runde war sehr schwer für mich, aber auch eine interessante Erfahrung. In der ersten Partie unterlief mir ein schwerer Fehler und ich muss zugeben, dass ich meinen Gegner anfangs unterschätzt habe. In der zweiten Partie hatte ich Schwarz, war zu Damentausch gezwungen, wonach wir ein Endspiel spielen mussten. Ich glaube, Weiß hatte bis zum Schluss gute Chancen.


Shakriyar Mamedyarov

Ich habe auch die Partien der anderen Spieler verfolgt und auch da hatten die Favoriten Probleme. Vugar Gashimov hat die erste Partie leicht gewonnen, aber in der zweiten war seine Stellung hoffnungslos.


Harte Zeiten für die Favoriten: Vugar Gashimov wirkt nicht wirklich glücklich.

Ich glaube, hier spielt die Farbverteilung wirklich keine Rolle. Vielleicht hat man gewissen Vorteil, wenn es einem gelingt, mit Schwarz Remis zu erzielen. Ich glaube, es war eine gute Idee, ein Turnier mit diesem Format auf die Beine zu stellen. Ich glaube, das "baskische System" führt zu sehr hartem Kampf. Mir gefällt dieses Format und deshalb bin ich auch hier. Die Idee geht auf David Bronstein zurück, und wenn ich mich nicht irre, dann hat er einmal gegen Mikhail Tal einen Simultanwettkampf an acht Brettern gespielt. Ich weiß nicht, wie viel Erfolg diesem Format in der Zukunft beschieden ist, aber meiner Ansicht nach ist die Organisation dieses Turniers bereits ein großer Erfolg!


Ruslan Ponomariov


Wichtig: Das richtige Formular erwischen.


Die ChessBase GmbH, mit Sitz in Hamburg, wurde 1987 gegründet und produziert Schachdatenbanken sowie Lehr- und Trainingskurse für Schachspieler. Seit 1997 veröffentlich ChessBase auf seiner Webseite aktuelle Nachrichten aus der Schachwelt. ChessBase News erscheint inzwischen in vier Sprachen und gilt weltweit als wichtigste Schachnachrichtenseite.

Diskutieren

Regeln für Leserkommentare

 
 

Noch kein Benutzer? Registrieren