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Hans Niemann ist eigentlich der "Underdog" beim diesjährigen Sinquefield Cup im Saint Louis Chess Club. Der 19-jährige junge US-Großmeister, Nummer sechs in der Liste der weltbesten Jugendlichen, hat im letzten Jahr viel gespielt und einen raketenartigen Aufstieg hingelegt. Beim FTX Crypto Cup in Miami fiel er allerdings eher durch hintergründige Antworten bei den Interviews auf, weniger durch Erfolge. Er spielte nicht schlecht, aber man hatte etwas den Eindruck, dass Niemann im Konzert der ganz Großen vielleicht noch nicht wirklich mithalten konnte und sich beim Sinquefield Cup schwer tun würde. Doch der Eindruck trügte.
Nachdem Niemann am Samstag schon Shakhriyar Mamedyarov besiegt hatte, legte er am Sonntag sein Meisterstück ab. Er gewann gegen Magnus Carlsen! Das ist schon eine tolle Leistung. Aber mehr noch: Er gewann mit den schwarzen Steinen! Er überspielte den Weltmeister im Endspiel! In einer Partie mit klassischer Bedenkzeit!
Carlsen hatte mit den weißen Steinen gegen Niemanns Nimzoindische Verteidigung eine eher selten gespielte Fianchetto-Variante gewählt, aus der er aber keinen Vorteil herausholen konnte, auch, weil Niemann sich bestens vorbereitet zeigte. Nach dem Damentausch hatte Carlsen vielleicht sogar schon das etwas schlechtere Endspiel mit zwei Einzelbauern am Damenflügel gegen aktive schwarze Figuren. Carlsen gab einen Bauern her, um seine Figuren zu aktivieren und stellte dabei zeitweise Niemanns Springer ins Abseits. Als der Springer befreit werden konnte, nahm die Partie mit wenigen Steinen rasant an Fahrt auf und im taktischen Handgemenge erwies sich Hans Niemann nicht nur als ebenbürtig.
Es war Niemanns erstes Aufeinandertreffen mit Carlsen in einer klassischen Partien. Niemann übernahm damit die alleinige Führung im Turnier und in der Live-Eloliste überschritt er erstmals die 2700-Marke.
In a stunning upset GM Hans Niemann defeated World Champion Magnus Carlsen in their first ever classical encounter, taking the sole lead in the #SinquefieldCup & crossing 2700 for the first time in his career.
— Grand Chess Tour (@GrandChessTour) September 5, 2022
Day 3 Recap by @hellokostya- https://t.co/gPcIoPWNBA
📸@LennartOotes pic.twitter.com/VGJ05DUg76
Die anderen Ergebnisse verblassen etwas gegenüber diesem Sensationsergebnis, aber zu unrecht. Der andere junge Großmeister im Feld, Alireza Firouzja, gewann auf brillante Weise gegen Levon Aronian, nachdem er in der Italienischen Partie auf g5 eine Figur geopfert hatte und schließlich das Schwerfigurenendspiel gegen den offenen schwarzen König gewann.
Wesley So besiegte im Duell der US-Nationalspieler Fabiano Caruana und rückte in der Tabelle auf Platz zwei vor.
Wesley So
My Black Secrets in the Modern Italian
Italienisch gilt als gediegener Partieanfang, bei dem wenig Figuren getauscht werden und gehaltvolle Stellungen entstehen, in denen es mehr auf Pläne ankommt als auf forcierte Varianten. So zeigt hier die Pläne aus schwarzer Sicht.
Navigating the Ruy Lopez Vol.1-3
Spanisch ist eine der ältesten Eröffnungen überhaupt und genießt von Clubebene bis hin zur Weltspitze unvermindert hohe Popularität. In dieser DVD-Reihe präsentiert der amerikanische Super-GM Fabiano Caruana im Gespräch mit Oliver Reeh ein komplettes Repertoire.
Die Partien zwischen Leinier Dominguez und Ian Nepomniachtchi sowie zwischen Shakhriyar Mamedyarov und Maxime Vachier-Lagrave endeten mit der Punkteteilung.
Tabelle
Partien
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