SM 64: Naiditsch schließt Rückkehr zum DSB aus

von ChessBase
10.01.2017 – Die London Chess Classic, das letzte Superturnier des vergangenen Jahres, bildet einen der Themenschwerpunkte im aktuellen Januar-Haft des Schachmagazins 64. Die Schlussphase des WM-Kampfes zwischen Carlsen und Karjakin, das "Beautiful Minds" - Turnier in München und die Bundesliga-Halbzeit bilden weitere. Im Interview schließt Arkadij Naiditsch eine Rückkehr zum DSB aus. Mehr...

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Im Interview mit Hartmut Metz äußerte sich der früher deutsche Nationalspieler Arkadij Naiditsch über seinen Wechsel nach Aserbaidschan, das Abschneiden der aserischen und deutschen Nationalmannschaft bei der Schacholympiade, die Bundesliga und den deutschen Schachnachwuchs.

 

Ausschnitt aus dem Interview:

 

SM64: Bei der Olympiade in Aserbaidschan blieben die großen Hoffnungen Ihres neuen Teams unerfüllt, womöglich gar Gold zu gewinnen.

Naiditsch: Das war natürlich enttäuschend. Wir wurden nur Zwölfter. Wir waren nicht schlecht dabei, unterlagen dann aber kurz vor Schluss Russland und England. Bei der Olympiade ist es immer wichtig, am Ende aufzutrumpfen. Dafür benötigt man ein bisschen Glück mit den Paarungen. Wenn man auf Russland, USA oder China trifft, sind das schwere Brocken. Auch England besitzt eine sehr, sehr gute Mannschaft. Gegen die passiert eben auch mal schnell eine Niederlage. Trotz allem war es insgesamt schon enttäuschend!

SM64: Die deutsche Nationalmannschaft lag noch weit hinter Ihrem Team. Früher sah es mit Ihnen als Frontmann, der jeden schlagen kann, besser aus. Wie bewerten Sie das deutsche Abschneiden?

Naiditsch: Die Mannschaft blieb hinter den Erwartungen zurück. Das deutsche Team hatte aber auch wirklich Pech mit den Paarungen und traf häufiger auf die Besten ihrer Gruppe. Aber wenn man die deutsche Mannschaft sieht, überrascht das Abschneiden weniger: Georg Meier ist kein Profi mehr und studiert. Daniel Fridman ist nicht mehr der Jüngste, und es wird immer härter … Matthias Blübaum spielte jedoch ausgezeichnet. Das ist schön. Rainer Buhmann steht zwar auch bei 2640 Elo – aber ob er die Spielstärke hat, finde ich fraglich. In Dortmund hat er sehr schlecht gespielt, bei der Olympiade lief es auch nicht toll. Ich denke, mit so einer Mannschaft kann man nicht erwarten, oben mitzuspielen.

SM64: Blübaum erwähnten Sie. Wie sehen Sie den Nachwuchs allgemein in Deutschland? Die ehemaligen „Schach-Prinzen“ liegen in der U21-Weltrangliste vorne mit dabei.

Naiditsch: Bei Blübaum stellt sich auch die Frage, ob er die 2700 schafft oder zumindest in die Nähe kommt. Er hat nun bereits ein Weilchen über 2600 Elo. Nun muss 2650 das nächste Ziel sein.

SM64: Und der zwölfjährige Vincent Keymer, auf den die deutschen Fans hoffen?

Naiditsch: Vincent Keymer sah ich erstmals vor einem Jahr in Baden-Baden. Meiner Meinung nach machte er im letzten Jahr gar keine Fortschritte. Von der Weltspitze ist er noch weit entfernt, wenn man zum Beispiel die Inder sieht oder Karjakin und Carlsen, die mit zwölf oder 13 bereits Großmeister wurden. Keymer wird vielleicht ein sehr guter Spieler, aber für mich sieht es nicht danach aus, dass er sehr, sehr stark wird.

SM64: Also kein deutscher Weltmeister?

Naiditsch: Nein, es geht nicht nur um den Weltmeister-Titel – aber ich glaube nicht, dass er so stark wird wie Blübaum.

...

SM64: Vorletzte Frage: Würden Sie noch einmal den Verband wechseln und nach Baku umziehen?

Naiditsch: Verband definitiv. Baden-Baden ist eine wunderschöne Stadt, und ich habe sehr gerne dort gelebt – Baku ist auch gut. Durch den Verbandswechsel ergab sich eben ein erforderlicher Umzug nach Aserbaidschan.

SM64: Und eine Rückkehr zum Deutschen Schachbund ist ausgeschlossen?

Naiditsch: Definitiv. Die findet nicht statt.

 

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