Gute Aussicht
Von Dejan Bojkov
Die 36. Griechische Mannschaftsmeisterschaft fand vom 6. bis 10. Juli in
Kallithea statt. Kallithea heißt auf Griechisch „gute (schöne) Aussicht“, und
ich kann Ihnen versichern, dass der Name stimmt.


Das Athos Palasthotel

Blick vom Hotel aus

Die Spieler beim Wasserball

Nur Fliegen ist schöner

Baadur Jobava geht es gut

Stelios Halkias ist zufrieden
Die Meisterschaft fand im Athos Palastkomplex, eine wundervolle Hotelanlage
an der Ägäis statt. In ihrer Freizeit konnten die Spieler im warmen Meer baden,
den ausgezeichneten Swimming Pool genießen oder die Tennisplätze, das Kino,
traditionelle griechische Tavernen, die außergewöhnliche Schönheit des Ortes und
die bekannte griechische Gastfreundschaft.

Orthodoxe Kirche


Aerobic für Ausgeschlafene

St Marina Kapelle am Strand
20 Mannschaften nahmen dieses Jahr an dem Turnier teil. Das erste Mal seit drei
Jahren wurde nach Schweizer System gespielt – sieben Runden. In den Jahren zuvor
spielten 16 Mannschaften in der höchsten Gruppe – sie wurden in vier Gruppen
unterteilt und die beiden besten Teams kämpften um die Medaillen, während die
letzten beiden Mannschaften aus allen Gruppen um den Klassenerhalt kämpften.
Letztes Jahr fand die Meisterschaft wegen finanzieller Schwierigkeiten nicht
statt. Anders als versprochen stellte die griechische Regierung keine Mittel zur
Verfügung und die Meisterschaft wurde abgesagt. Im nächsten Jahr ist geplant,
dass 34 Mannschaften in der höchsten Gruppe spielen und für die zehn ersten
übernimmt die Regierung den größten Teil der Kosten (etwa 70%).

Olivenhaine

Auf dem Weg zum Spiellokal an Olivenbäumen vorbei

Der Kräutergarten
Am dritten und vierten Juli wurde das Finale des griechischen Pokals gespielt.
Eine der Attraktionen war die Teilnahme von Etienne Bacrot. Aber es war nicht
sein Team, das den Pokal gewann. Nach hartem Kampf, drei unentschiedenen und
vier gewonnenen Wettkämpfen holte sich E.S. Thessaloniki (D. und A.
Mastrovasilis, V. Iotov und D. Zakarian) den Pokal.

Die Griechischen Mannschaftsmeisterschaften werden anders gespielt als die
meisten Mannschaftswettbewerbe, die ich kenne. Jede Mannschaft besteht aus 5
Männerbrettern, einem Frauenbrett, zwei Mädchenbrettern (U-16 und U-18) und vier
Jungenbrettern (jeweils U-18, U-16, U-14 und U-12). Dies vermittelt einen
Eindruck des Turniers und die meisten Wettkämpfe werden an den Kinderbrettern
entschieden. Die Idee ist einfach und effektiv: Wer ein starkes Team haben
möchte, sollte sich um den Nachwuchs kümmern und nicht nur auf bezahlte Profis
vertrauen.
Die türkischen Mannschaften haben ein System eingeführt, das dem in Griechenland
sehr ähnelt, aber in die Praxis wurde es von ihren Nachbarn vor etwa sieben bis
acht Jahren eingeführt.
Jede Mannschaft hat das Recht, zwei ausländische Spieler einzusetzen. Für
gewöhnlich sind die Spitzenbretter bei den Männern extrem stark. Ich weiß noch,
dass mein Gegnerdurchschnitt letztes Jahr am ersten Brett 2615 betrug. Unter den
Spitzenspielern waren Evgeny Postny (Israel), Baadur Jobava, Zurab
Azmaiparashvili, Tamaz Gelashvili (Georgien), Pentala Harikrishna (Indien), Yuri
Kryvoruchko und Evgenij Miroshnichenko (Ukraine), Suat Atalik (Türkei), Ivan
Ivanisevic (Serbien), Bartolomiej Macieja (Polen) und der einzige Spieler mit
einer Elo-Zahl über 2700 – Sergei Movsesian.

Evgeny Postny

Pentala Harikrishna

Suat Atalik
Die besten griechischen Spieler waren ebenfalls alle dabei, darunter die
augenblickliche griechische Nummer Eins – Ioannis Papaioannou, der sich vor
kurzem bei den Europameisterschaften in Plovdiv für den World Cup qualifiziert
hat. “Ich bin nur ein Amateur”, sagt der bescheidene Grieche. “Ich hatte Glück
in Plovdiv, dass manche meiner Gegner zu viele Figuren gegen mich geopfert
haben. Die Weltmeisterschaft wird für mich eine große Erfahrung sein.“
Papaioannou kehrte von “Kidon”-Chania wieder in seine Heimatmannschaft Kavala
zurück – die beiden Mannschaften sind die größten Favoriten auf den Titel.
Beide Mannschaften nahmen bei ihren Aufstellungen wichtige Änderungen vor:
Andrey Sokolov aus der Kavala-Mannschaft wurde durch Pentala Harikrishna ersetzt
und Zurab Azmaiparashvili von “Kidon” durch seinen Landsmann Baadur Jobava.
Leider waren beide neuen Spitzenbretter nicht in Bestform.

Movsesian-Harikrishna
Außerdem spielten bei Kavala noch die Großmeister Kotronias, Skembris und
Anna-Maria Botsari, während “Kidon” mit den GMs Banikas und Nikolaidis
bescheidener ist.

Skembris und Kotronias

Vasilis Theodoridis und Anna Maria Botsari
Diese beiden Mannschaften streiten sich immer um den Titel: “Kidon” gewann
2005 und Kavala nahm 2006 Revanche. Es gibt ein drittes sehr starkes Team – E.
S. Thessaloniki, das von Miroshnichenko angeführt wurde und in dem noch die
GM-Brüder Athanasios und Dimitrios Mastrovasilis sowie Valentin Iotov dabei
sind.

E. Pritsoula

Maria Petsetidi

Thomas Willemze spricht mit seiner Mannschaftskollegin

Willemze-Kryvoruchko: Der Ukrainer ist nervös und wird bald seine Dame
einstellen
Die Meisterschaft verlief für “Kavala” sehr leicht: Die Mannschaft gewann die
ersten sechs Kämpfe, und sicherte sich den Titel eine Runde vor Schluss.
Überraschenderweise verdankten sie ihre Überlegenheit den Kinder- und
Frauenbrettern und nicht ihren Spitzenbrettern, wie man erwartet hatte. Sowohl
Anna-Maria Botsari und Katerina Nemcova (Tschechische Republik) erzielten 6,5/7
Punkte.
Silber ging an die Mannschaft von “Thessaloniki”, die große Schwierigkeiten
gegen meine bescheidene Mannschaft OFS “Kavalas” (die zweite Mannschaft von
Kavala) hatte, aber den Kampf schließlich Unentschieden halten konnte, was für
sie reichte. Thessaloniki hatte ein ausgesprochen gutes Jahr – Pokal und zweiter
Platz im Finale.
Dritter Platz ging an “Kidon”Chania, die die Kämpfe gegen die beiden
Erstplatzierten verloren.
Die Deutschen wurden durch IMs Sebastian Siebrecht, Thomas Hendrichs und
Georgios Souleidis vertreten. Letztgenannter gewann die Mini-Goldmedaille an
Brett vier. Sie wollen ein paar Turniere in Griechenland spielen – Ikaria, dann
Paleohora (auf Kreta). Der frischgebackene Mannschaftsmeister Kavala organisiert
Ende Juli ein sehr starkes Open – bislang haben sich 43 Spieler mit mehr als
2500 Elo angemeldet. Weitere schöne Turniere, die empfohlen werden können, sind
das “Akropolis Open” in Athen und “Kalamaria” in Thessaloniki. Das Schachsommer
in Griechenland wird heiß J.
Zoi Iordanidou am Frauenbrett unter 16 war die einzige Spielerin, die mit sieben
Siegen 100% erzielen konnte.
Das Mini-Turnier an Brett Eins wurde von Evgeny Postny (6/7) gewonnen, der
bescheiden erklärte, er hätte nur “die Fehler der Gegner ausgenutzt”. Aber
vielleicht ist das Geheimnis seines Erfolgs woanders zu suchen – “2661! Bei
einer solchen Freundin hätte ich mehr als 2700!!” – rief einer der griechischen
Großmeister aus. Nun, urteilen Sie selbst.

Die Partien (cbv)...
Rank |
Sno |
Team |
MP |
SB |
BH. |
Pts. |
1 |
1 |
SO KAVALAS |
13 |
421.50 |
275½ |
61½ |
2 |
4 |
ES THESSALONIKIS |
11 |
384.00 |
284½ |
53 |
3 |
2 |
AO KYDON CHANION |
10 |
387.00 |
283½ |
57 |
4 |
3 |
SA THESSALONIKIS O GALAXIAS |
9 |
361.00 |
277½ |
50 |
5 |
7 |
OFS KAVALAS |
9 |
289.00 |
259½ |
48 |
6 |
13 |
ES KALAMARIAS |
9 |
243.50 |
252 |
42½ |
7 |
8 |
SO POLICHNIS |
8 |
246.50 |
283½ |
38½ |
8 |
10 |
SAS KOROPIOU |
8 |
244.50 |
287 |
41 |
9 |
9 |
SA CHANION |
7 |
259.50 |
298½ |
38½ |
10 |
17 |
OAA HERAKLIO |
7 |
245.50 |
242 |
47½ |
11 |
16 |
SO HERAKLIOU |
7 |
209.00 |
239 |
40½ |
12 |
14 |
PS PERISTERIOU |
6 |
231.00 |
268 |
37½ |
13 |
6 |
OS TRIANDRIAS |
6 |
221.50 |
267½ |
37 |
14 |
5 |
FO N. HERAKLIOU ATTIKIS |
6 |
209.00 |
261½ |
39 |
15 |
11 |
EES KORYDALLOU |
6 |
207.00 |
257½ |
38½ |
16 |
12 |
NO KALAMATAS O POSEIDON |
6 |
171.00 |
256½ |
38½ |
17 |
18 |
PANATHLITIKOS SF SYKEON |
4 |
169.00 |
240 |
34 |
18 |
15 |
SO ILIOUPOLIS |
4 |
165.00 |
251½ |
36 |
19 |
19 |
SO KALLITHEAS |
4 |
152.00 |
227 |
37 |
20 |
20 |
SO IKARIAS I. TZELEPIS |
0 |
93.50 |
241 |
20½ |
Vollständige Tabelle:
http://www.chessfed.gr/teams2008/stands.asp