ChessBase 17 - Megapaket - Edition 2024
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Runde 3: Samstag, Mai 13, 2006 | ||
Ruslan Ponomariov
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½-½ |
Veselin Topalov |
Etienne Bacrot
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½-½ | Peter Svidler |
Vishy Anand
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0-1 | Gata Kamsky |
Gata Kamsky liegt an der Spitze!
Hostess Mialena
Runde 3
Das M’tel Masters in Sofia hat seine erste Sensation. Gata Kamsky stoppte in der dritten Runde am Samstag den bisherigen Spitzenreiter Vishy Anand und übernahm durch seinen Sieg überraschend selbst die Führung. Der indische Schachheld führte erstmals die weißen Steine, und nicht wenige dachten, das würde ihm vielleicht den dritten Punkt einbringen. Aber es kam anders.
Anand verrechnete sich im Mittelspiel derart, dass der Wahlamerikaner nach vier Stunden Spielzeit den vollen Punkt kassierte. „Mein Zug 38.f3 war ein dicker Fehler, wodurch ich eine schwierige Stellung bekam“, erklärte Anand in der Pressekonferenz nach der Partie. „Vielleicht war das Endspiel danach noch Remis…“ Fragezeichen.
Es klang aber nicht sehr überzeugt. Am Ende des Duells hatte Vishy gänzlich den Spielfaden verloren und tauschte noch den letzten Turm ab, weil er das sich ergebende Bauernendspiel falsch eingeschätzt hatte. Nach 57 Zügen stellte er die Uhr ab.
Vor den Journalisten spulten beide Großmeister einige Varianten ab und wollten sich danach nicht mehr über ihre Befindlichkeit äußern. Der wortkarge Kamsky wirkte nach seiner Marathonpartie vom Vortage, in der er Etienne Bacrot nach sieben Stunden niedergekämpft hatte, sehr müde. Auf unsere Frage, wie er sich als Spitzenreiter fühlt, sagte er nur: „Ich bin total abgekämpft, das ist alles.“ Stand auf und verließ den Presseraum. So recht schien Gata wohl noch nicht realisiert zu haben, was da gerade passiert war. Anand wirkte ebenfalls angeschlagen. Langsam wird Kamsky wohl zum Albtraum für ihn. Schon im Januar beim Turnier in Wijk aan Zee hatte er Vishy eine schmerzliche Niederlage zugefügt.
Die anderen beiden Partien endeten remis. Topalow hatte gegen Ponomarjow die schwierigere Stellung, aber konnte durch aktives Spiel seinen geringen Materialnachteil immer ausgleichen. Bacrot verbuchte gegen Swidler seinen ersten halben Punkt.
Eine nicht unwichtige Rolle bei den großen Turnieren spielen die Sekundanten der Superstars. Auch wenn Kamsky und Swidler hier in Sofia keinen Trainer dabei haben, nehmen andere Teilnehmer gern die Hilfe von Kollegen in Anspruch. Etienne Bacrot, der am dritten Spieltag das erste Remis schaffte, wird hier zum Beispiel vom Schweizer Großmeister Yannick Pelletier unterstützt.
Neu im Boot bei Weselin Topalow ist neben Iwan Tscheparinow nun auch Baadur Jobava aus Georgien. Auch wenn sein Maestro mit bisher 1 aus 3 noch nicht so gut aus den Startlöchern kam, war der junge Großmeister aus dem Kaukasus gern bereit, sich mit uns zu unterhalten.
„Die Arbeit mit Topalow ist eine Frage der Ehre“
Der georgische Großmeister feierte mit dem Sieg im diesjährigen Aeroflot Open von Moskau seinen bisher größten Erfolg. Das Team Topalow wurde auf den schlaksigen Großmeister aufmerksam und engagierte ihn postwendend als Sekundanten für Weselin. Beim Superturnier in Sofia gab der 22-Jährige seinen Einstand und unserem Reporter Auskunft über sich.
Wir sitzen spätabends nach der zweiten Runde in der Hotellobby. Baadur Jobava muss sich erst einmal mit einem Espresso stärken. Sein Arbeitgeber Topalow hat gerade gegen Anand verloren. „Vishys Springerzug nach g5 war teuflisch“, konstatiert der Georgier achselzuckend. Dann wechseln wir schnell das Thema. Ich bitte den Großmeister, sich den deutschen Schachfans etwas vorzustellen. Nicht zuletzt deshalb, weil Baadur Jobava Ende Juli bei den Dortmunder Schachtagen spielen wird.
„Ich wurde am 26.11.1983 in der Stadt Gali in Abchasien geboren. Es ist eine Teilrepublik von Georgien. Als dort der Bürgerkrieg begann, zogen wir mit der ganzen Familie nach Charkow in der Ukraine. Dort lebte ich einige Jahre und maß meine Kräfte mit solchen Jungs wie Andrej Wolokitin. Das hat mich schachlich sehr vorangebracht.“
(Historischer Exkurs: Im August 1992 marschierten georgische Truppen in die nach Unabhängigkeit strebende autonome Republik Abchasien ein. Damit begann ein Krieg, der erst 18 Monate später mit dem Sieg des David Abchasien über den Goliath Georgien endete. 250 000 Georgier, die große Mehrheit der Bevölkerung Abchasiens, flohen. Zurück blieben 75 000 Abchasen und ein einst blühendes Land in Trümmern. - D. Kohlmeyer)
Baadur, wer lehrte dich Schachspielen?
Mein Vater. Ich war gerade einmal vier Jahre alt. Vater war Meisterkandidat und weihte mich als erster in die Geheimnisse des Spiels ein.
Hast du schnell Fortschritte gemacht?
Ja, das ging ziemlich rasch. In der Kindheit hatte ich ganz gute Erfolge. Etliche Male gewann ich die georgische Kindermeisterschaft. Bei der Weltmeisterschaft U 18 im Jahre 2000 in Spanien wurde ich Siebenter.
Bei der letzten Olympiade konntest du auf spanischem Territorium noch viel mehr glänzen.
In Calvia hatte ich die beste Performance am vierten Brett. Ich holte dort 8,5 Punkte aus 10 Partien. Schöne Erfolge für mich waren auch der Sieg beim Open in Dubai 2003 und beim Samba-Cup 2005.
Was sind deine nächsten Pläne?
Nach Beendigung des M-tel Masters in Sofia geht es gleich nach Turin. Dort besetze ich diesmal das erste Brett meines Landes. Die Schacholympiade wird wieder eine gute Möglichkeit sein, sich mit starken Leuten aus aller Welt zu vergleichen.
Der Sieg in Moskau brachte dir auch einen Platz im Elitefeld beim diesjährigen Chess Meeting in Dortmund ein. Hast du viel Respekt vor deinen großen Gegnern?
Hochachtung habe ich schon vor ihnen, aber ich fürchte Gott sei dank niemanden. Ich will mich gründlich vorbereiten, und dann werden wir sehen, wie es im Sommer dort läuft.
Wie kam es denn genau zu dem Engagement im Topalow-Team?
Gleich nach dem Aeroflot Open kursierte schon das Gerücht, dass sie an mir interessiert sind. Und tatsächlich rief Manager Silvio Danailow mich kurz darauf an lud mich ein.
Zahlen sie auch gut?
Keine Ahnung, was ich bekomme. Das Angebot kam für mich so unerwartet. Und die Frage der Finanzen haben wir bislang noch gar nicht erörtert. Für mich ist es eine Freude, mit Weselin zu arbeiten. Es sollte eigentlich für jeden Schachspieler eine Ehre sein, auf so hoher Ebene mitzuwirken.
Weil man selbst eine Menge davon profitiert?
Richtig. Ich denke, dass ich für mein Schach sehr viel lernen kann. Denn ich mache doch ganz wertvolle Erfahrungen. Das ist mit keinem Geld der Welt aufzuwiegen. Schon nach kurzer Zeit war ich bei ihnen. Ich danke Silvio Danailow und Zurab Asmaiparaschwili, der bei diesem Deal die Strippen mitgezogen hat.
Sehen wir dich also auch beim WM-Match Topalow- Kramnik in Elista?
Ich denke, das Turnier hier in Sofia ist so etwas wie eine Probezeit für beide Seiten. Wenn sie erfolgreich verläuft, dann bin ich vielleicht auch im Herbst beim Weltmeisterschaftsduell zwischen Weselin Topalow und Wladimir Kramnik in Kalmückien dabei.
Das Journalisten-Hotel
Das Schiedsrichtergespann
Noch zwei Ersatzdamen für den Umwandlungsfall
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