Sofia: Kamsky vor Anand

von ChessBase
14.05.2006 – Gata Kamsky und Viswanathan Anand sind die Männer der ersten Runden beim M-tel-Turnier in Sofia. Anand zeigte sich heute von seiner gestrigen Niederlage gegen Kamsky unbeeindruckt und gewann gegen Ruslan Ponomariov. Der ehemalige FIDE-Vizeweltmeister Gata Kamsky scheint nach seinem Comeback mehr und mehr wieder in der Weltspitze Fuß zu fassen. Heute schlug er Peter Svidler in nur 24 Zügen und behauptete die Spitzenposition. Die Partie zwischen Topalov und Bacrot endete remis. Die Runde eröffnete heute als Ehrengast der aserbaidschanische Sportminister Azad Rahimov (Bild). Im Interview mit Dagobert Kohlmeyer verriet er Einzelheiten über einen möglichen Wettkampf um die Weltmeisterschaft zwischen Veselin Topalov und Teimour Radjabov. Dieser könnte vielleicht schon im April 2007 stattfinden. Turnierseite...Partien, Interview, Fotos...

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Round 4: Sunday, May 14, 2006
Etienne Bacrot 

½-½ 

 Veselin Topalov
Vishy Anand 

1-0

 Ruslan Ponomariov
Gata Kamsky 

1-0

 Peter Svidler

 

 


Memorandum über Match Topalov - Radjabov – Sponsoren fehlen nicht
Interview mit Aserbaidschans Sportminister Azad Rahimov

Von Dagobert Kohlmeyer


Azad Rahimov und Silvio Danailow

Während Gata Kamsky beim M-tel Masters in Sofia zur Überraschung aller voll durchzieht und mit 3,5 Punkten aus 4 Partien führt, passiert auch hinter den Kulissen einiges. Seit Freitagabend weilt der Minister für Jugend und Sport Aserbaidschans, Azad Rahimov, zu Verhandlungen in Sofia. Der Mann mit der Statur eines Schwerathleten ist erst drei Monate im Amt und voller Tatendrang. Auf der Seite von ChessBase News war vorige Woche schon zu lesen, dass es Pläne für ein Match zwischen Weselin Topalow und der aserbaidschanischen Nr. 1,Teimur Radjabov, gibt. Wir gingen der Sache nach, befragten den Minister und fanden offenen Ohren.

Herr Rahimov, welcher Anlass führte Sie in die bulgarische Hauptstadt?

Wir führen hier Gespräche mit der bulgarischen Regierung, vor allem mit unserem Partnerministerium. Dabei erörtern wir die weiteren Pläne zur Entwicklung der Jugend- und Sportbeziehungen zwischen unseren beiden befreundeten Staaten.

Gibt es vielleicht noch einen anderen Grund Ihres Hierseins? Ich meine das Match zwischen Weselin Topalow und Teimur Radjabov. Oder ist das vorerst eine Illusion?

Es ist nicht richtig, einen so bedeutenden internationalen Schach-Wettbewerb als Illusion zu bezeichnen. Ob er stattfindet, hängt immer vom Willen beider Seiten ab. Wir haben die Verhandlungen darüber aber noch nicht abgeschlossen.

Konkret gefragt: Ist der Wille vorhanden?

Es gibt nicht nur den Wunsch, sondern auch den festen Willen. Darüber hinaus verfügen wir auch über die entsprechenden Möglichkeiten, dieses Match durchzuführen.

Sie meinen damit sicher das Finanzielle. Die Hauptsache bei der ganzen Angelegenheit sind doch die Sponsoren?

Ja, natürlich. Glücklicherweise ist diese Frage als eine der ersten von uns entschieden worden. Ich habe langsam den Eindruck, Sie verhandeln bereits mit mir (lacht).

Nein, ich stelle nur ein paar Fragen: Das Erdöl, über das Ihr Land reichlich verfügt, dürfte bei der ganzen Sache eine gewichtige Rolle spielen.

Eine große Rolle spielt in erster Linie das Geld. Und die Quelle des Geldes ist in der Tat unser Erdöl.

Ihr Land verkörpert beste Schachtraditionen. Kasparow beherrschte mehr als 20 Jahre die Schachwelt.

Ja, aber auch vor ihm gab es bei uns schon starke Spieler. Immer hat die Regierung das Schach unterstützt. Mit Radjabow, Mamedjarow, Guseinow und Gashimow haben wir junge ehrgeizige Großmeister, die schon viel erreichten und noch mehr wollen. Bei der Olympiade in Turin werden wir aber leider nicht in voller Stärke antreten.

Warum das?

Weil einige Spielerinnen und Spieler einen Konflikt mit unserem Schachverband haben. Aber wir werden dort Ordnung schaffen.

(Anmerkung zu Kasparow: Er sponserte Mitte der 90er Jahre in seiner Heimatstadt Baku einige Male einen nach ihm benannten Cup für Nachwuchsspieler. Neben Grischuk und Radjabow spielte dort auch Arkadi Naiditsch mit. – D.K.)

Treiben Sie selbst irgendeinen Sport, Herr Minister?

In meiner Jugend spielte ich aktiv Handball. Meine größte Leistung war, dass ich es bis in die Jugend-Nationalmannschaft schaffte.

Und wie steht es mit dem Schach?

Es ist ein hochinteressanter Sport und deshalb wert, unterstützt zu werden. Ich selbst komme leider viel zu selten zum Schachspielen. Hin und wieder spiele ich mit meinem Berater. Ich kenne nicht nur die Züge, sondern auch die Eröffnungen.


Während des Gesprächs lief die vierte Runde des M-tel Masters. Wie zur Bestätigung seiner Worte sah der Minister in diesem Moment im VIP-Raum auf den Monitor und sagte den nächsten Zug Ponomarjows voraus. Der ukrainische Exweltmeister wählte fünf Minuten später tatsächlich diesen Zug.

Zu Beginn des vierten Spieltages im Sofioter Grand Hotel hatte sich der Staatsgast auch nicht lange von Silvio Danailow bitten lassen, den ersten Zug in der Partie Bacrot – Topalow auszuführen.


Azad Rahimov


Der erste Zug

Was einen möglichen Termin für das Duell Topalow – Radjabov angeht, so war von vornherein klar, das es in diesem Jahr nicht mehr über die Bühne gehen kann. Einmal findet sich vor dem WM-Kampf in Elista kein Zeitfenster mehr, und zum anderen hat Topalow natürlich nicht die geringste Lust, seinen Titel vorher zur Disposition zu stellen.

„Und was passiert, wenn Weselin Topalow in Elista gegen Wladimir Kramnik verliert?“, fragte ich Zurab Asmaiparaschwili. „Dies ziehen beiden Seiten nicht in Betracht,“ erklärte der georgische Großmeister und FIDE-Vizepräsident kurz.

Kein anderer als Asmai war es, der mit Topalows Manager Silvio Danailow die Idee ausheckte, dass jeder Schachspieler mit einer ELO-Zahl von über 2700 Weselin Topalow zum WM-Kampf herausfordern kann, wenn er „nur“ eine Million Dollar aufbringt. Man fühlt sich in Laskers Zeiten zurückversetzt, als die Schachkönige lange auf ihrem Thron saßen und erst dann zur Titelverteidigung antraten, wenn ein Herausforderer einen betuchten Mäzen beschaffen konnte oder selbst bereit war, entsprechend viel Geld auf den Tisch zu legen.

Kurz nachdem Rahimov am Sonntag in Begleitung von Silvio Danailow den Verhandlungsraum im Grand Hotel verließ, teilten beide uns noch mit, dass sie ein Memorandum über das Match Topalow – Radjabow unterzeichnet und als möglichen Termin den April 2007 ins Auge gefasst haben.

Die vierte Runde:

 

Text und Fotos: Dagobert Kohlmeyer


 

 

Zeitplan und Ergebnisse

Round 1: Thursday, May 11, 2006
Peter Svidler 

½-½

 Veselin Topalov
Ruslan Ponomariov 

½-½

 Gata Kamsky
Etienne Bacrot 

0-1

 Vishy Anand
Round 2: Friday, May 12, 2006
Veselin Topalov 

0-1

 Vishy Anand
Gata Kamsky 

1-0

 Etienne Bacrot
Peter Svidler 

1-0

 Ruslan Ponomariov
Round 3: Saturday, May 13, 2006
Ruslan Ponomariov 
½-½
 Veselin Topalov
Etienne Bacrot 
½-½
 Peter Svidler
Vishy Anand 
0-1
 Gata Kamsky
Round 4: Sunday, May 14, 2006
Etienne Bacrot 

 

 Veselin Topalov
Vishy Anand 
   Ruslan Ponomariov
Gata Kamsky 
   Peter Svidler
Round 5: Monday, May 15, 2006
Veselin Topalov 

 

 Gata Kamsky
Peter Svidler 
   Vishy Anand
Ruslan Ponomariov 
   Etienne Bacrot
 
Round 6: Wednesday, May 17, 2006
Veselin Topalov 

 

 Peter Svidler
Gata Kamsky  
   Ruslan Ponomariov
Vishy Anand 
   Etienne Bacrot
 
Round 7: Thursday, May 18, 2006
Vishy Anand 

 

 Veselin Topalov
Etienne Bacrot 
   Gata Kamsky
Ruslan Ponomariov 
   Peter Svidler
 
Round 8: Friday, May 19, 2006
Veselin Topalov 

 

 Ruslan Ponomariov
Peter Svidler 
   Etienne Bacrot
Gata Kamsky 
   Vishy Anand
 
Round 9: Saturday, May 20, 2006
Gata Kamsky 

 

 Veselin Topalov
Vishy Anand 
   Peter Svidler
Etienne Bacrot 
   Ruslan Ponomariov
 
Round 10: Sunday, May 21, 2006
Veselin Topalov 

 

 Etienne Bacrot
Ruslan Ponomariov 
   Vishy Anand
Peter Svidler 
   Gata Kamsky
 

 

 


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