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Solingen wahrt Titelchance, König Tegel sagt ade!
Von Dagobert Kohlmeyer
Berlin erlebte wieder ein spannendes Bundesliga-Wochenende, bei dem sich u.a.
ein Titelaspirant und ein Abstiegskandidat trafen. Die Solinger wahrten ihre
Chancen im Titelkampf, die Spieler von König Tegel verabschiedeten sich beim
letzten Heimspiel dieser Saison in der höchsten Spielklasse von ihren
hauptstädtischen Fans. Für die Schachfreunde Berlin ging es darum, dem
Klassenerhalt näher zu kommen, und Remagen wollte seine bisher gute Platzierung
in der Tabelle halten.
Solingen reiste nicht in stärkster Besetzung an, unter anderen fehlten Daniel
Stellwagen und Jan Smeets (spielt beim Amber Turnier) sowie Artur Jussupow. Es
reichte auch so, um beide Kämpfe gegen die Berliner Mannschaften zu gewinnen,
wenn auch knapp. Tegel war in voller Besetzung angetreten. An Brett 1 siegte
Predrag Nikolic nach forschem Bauerndurchmarsch gegen Robert Rabiega.
Pedrag Nikolic - Robert Rabiega
Der Berliner ärgerte sich hinterher und meinte, dass er im Partieverlauf besser gestanden, aber einen falschen Läuferzug ausgeführt habe. (26…Lxg4? statt 26…Le6).
Alexander Naumann (Solingen)
Naumann und Frübing
Christian Gabriel (Solingen)
Aufsehen erregte Ulf von Herman mit einer feinen Gewinnpartie gegen Markus Ragger.
Ulf von Herman (re.) gewinnt gegen Markus Ragger
Markus Ragger
Ansonsten ließ der Favorit Solingen nichts anbrennen und gewann mit 5,5:2,5. Im Match zwischen den Schachfreunden Berlin und dem SC Remagen stand es am Ende 4:4. Wieder ein wichtiger Punkt für die Berliner zum Klassenerhalt.
Tigran Gharamjan (Remagen)
Romuald Mainka (Remagen)
Vor dem ersten Zug war noch Zeit für einen kurzen Talk mit Predrag Nikolic, den
ich einige Zeit nicht gesehen hatte.
Auf die Meisterschaftsambitionen seines Klubs angesprochen, wiegelte der Bosnier ab und sagte, entscheidend sei nicht das Berliner Wochenende, sondern der direkte Vergleich mit Bremen. Zu diesem Zeitpunkt wussten wir noch nicht, dass Mitkonkurrent Werder gegen Mülheim einen kostbaren Mannschaftspunkt lassen würde. Somit haben die Solinger am 10. April gegen die Bremer bessere Karten. Ich fragte Predrag auch nach seiner Prognose für das bevorstehende WM-Match zwischen Anand und Topalow in Sofia. „Ich weiß nicht. Das ist ganz schwierig zu sagen, weil beide von der Spielstärke her sehr eng beieinander liegen“, lautete die salomonische Antwort.
Jan Werle gegen Mladen Muse
Jan Werle
Am nächsten Tag gewann Solingen nur ganz knapp mit 4,5:3,5 gegen die
Schachfreunde Berlin, weil Rainer Buhmann an Brett 3 gegen Martin Krämer verlor.
Rainer Buhmann
Martin Krämer
Aber es reichte, damit die Meisterchance gewahrt bleibt. Tegel
unterlag Remagen 2,5:5,5, weil die Bretter 3,4, 6 und 8 verloren. Die
Schachfreunde Berlin werden sich ganz bestimmt in der höchsten Spielklasse
halten, ihr Restprogramm gegen den Erfurter SK und Bayern München ist mehr als
günstig. König Tegel hingegen nimmt wie erwartet den Fahrstuhl nach unten.
Es war schon die vierte Saison der Nordberliner in der 1. Bundesliga. Trotz der
langen Abstände dazwischen haben sie nach den Worten ihres Klubvorsitzenden
Manfred Rausch genügend Erfahrung in der Organisation gesammelt. Darum
verabschiedeten sich die Tegeler bei ihrem letzten Heimspiel auch standesgemäß
im Hotel am Borsigturm. Sie konnten wieder zu günstigen Konditionen in diesem
schönen Haus spielen, wo die auswärtigen Spieler auch übernachten.
Und so hört sich der Schwanengesang von Manfred Rausch an: „Was unseren Abstieg
angeht, so sehe ich das wie immer sehr gelassen. Das gibt es doch in anderen
Sportarten auch. Wir wussten, was auf uns zukommt, haben unsere Berechtigung
wahrgenommen und taten im Rahmen unserer Möglichkeiten alles. Um erfolgreicher
sein zu können, müsste unser Spielerkader einfach größer sein, doch dazu haben
wir nicht die finanziellen Mittel. Wir spielen seit Jahren in der gleichen
Besetzung, es kommt höchstens mal einer aus dem Nachwuchs dazu. Das ist eine
Frage der Identität. Unser Team besteht nur aus eigenen Spielern. Als wir
zuletzt in Trier waren, spielten im dortigen Team sieben Ausländer und ein
einziger Deutscher. Bei den Solingern sitzt die komplette holländische
Nationalmannschaft am Brett.
Nun geht das Rabiega-Team zurück in die 2. Bundesliga. Diese hat nach Manfred
Rauschs Meinung auch etwas für sich. Dort können die Tegeler wieder vorn
mitmischen, und sie haben aufgrund der kürzeren Wege und weil nur sonntags
gespielt wird weniger Reise- und Übernachtungskosten. Sie können dann schon
wieder anfangen, für die 1. Liga zu sparen.
Manfred Rausch und Herbert Scheidt
Solingens Teamkapitän Herbert Scheidt begleitete seine Mannschaft
selbstverständlich auch in Berlin. Er ist eines der ausdauernden Urgesteine,
ohne die unsere 1. Bundesliga undenkbar wäre. Exweltmeister Boris Spasski, der
etliche Jahre in Solingen spielte, schwärmt noch heute von der herzlichen
Betreuung, die er einst als Schach-Legionär in der Klingenstadt erfuhr.