Sonne, Strand, Schach und Wein

von ChessBase
23.07.2009 – Man kann auch Schach spielen, ohne stundenlang auf dem Hotelzimmer am Laptop zu sitzen oder in großen Städten unter der Hitze zu leiden. Allerdings muss man wissen, wo. Evi Zickelbein weiß es. Regelmäßig fährt sie im Sommer auf den Camping La Rochade in Südfrankreich, um am Wein-Open teilzunehmen. Wer dort gewinnt, bringt besser etwas auf die Waage: Denn der Sieger erhält als Preis sein Gewicht in Wein. Evi Zickelbein schickt Bilder und verbreitet Urlaubsstimmung.Camping La RochadeZum Bericht...

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12. Wein-Open in Naujac-sur-Mer
Von Eva Maria Zickelbein (Text und Fotos) und Stéphane Bastin (Fotos)

Schon zum vierten Mal in Folge machten wir uns Ende Juni auf die fast 1.500 Kilometer lange Fahrt nach Naujac-sur-Mer zu unseren Freunden Rike und Jules Armas auf den Campingplatz La Rochade in Südfrankreich in der Nähe von Bordeaux.

In diesem Jahr feiert der Campingplatz schon sein 15jähriges bestehen und das zum 12. Mal ausgetragene Wein-Open lockte zum Saisonbeginn auch wieder zahlreiche Gäste aus Frankreich und acht weiteren Nationen an!


Hamburg, Köln, Aachen, Lüttich, Paris, Tours, Royan und endlich: Naujac-sur-Mer! Inzwischen kenne ich die Strecke "im Schlaf"!



Endlich da und die Sonne strahlt! Das 15jährige Jubiläum wurde in diesem Jahr aber gar nicht groß gefeiert - das erwarten wir dann aber spätestens zum 20jährigen!

Der Spielsaal, die Salle des Fêtes, ist ca. 1,5 Kilometer entfernt vom Campingplatz im Dorfkern von Naujac (ca. 800 Einwohner) und leicht zu Fuß, mit dem Fahrrad oder dem Auto zu erreichen. Jedenfalls hat man das Gefühl, dass sich vor Rundenbeginn riesige Menschenmassen durch das sonst eher verschlafene Dorf bewegen!


Blick in den Spielsaal. In diesem Jahr waren 67 Teilnehmer dabei.

Turnierfavoriten waren in diesem Jahr GM Thal Abergel, der in seinem zweiten Anlauf das Wein-Open unbedingt gewinnen wollte und im Anschluss einen dreitägigen Lehrgang auf dem Campingplatz gab, und der russische IM Eduard Formichenko.


Thal Abergel zuversichtlich vor der letzten Runde, in der er mit Weiß gegen den deutschen FM Carlo Kunze gewann.


Deshalb guckt Eduard Fomichenko am zweiten Brett auch etwas skeptisch in die Kamera: Vor der letzten Runde führen er und Thal Abergel mit 6,5 aus 8, aber Thal Abergel spielt mit Weiß gegen einen schwächeren Gegner als er und weist außerdem die klar bessere Wertung auf.

Die schlechte Buchholz-Wertung ist leicht zu erklären: Eduard Fomichenko und seine Frau, WGM Svetlana Fomichenko, reisten erst zur 2. Runde des Turniers an, weil Svetlana beim Open in Cambrai in der 9. Runde noch Preis-Chancen hatte und sie so auf die 1. Runde in Naujac verzichteten.


Svetlana Fomichenko mit 5,5 aus 9 auf dem 14. Platz und Gewinnerin des Damenpreises.


Der sympathische FM Carlo Kunze aus Chemnitz in der letzten Runde an Tisch 1 - "So gehört sich das", höre ich ihn noch sagen. Durch die klare Niederlage, die dann jedoch gegen Turniersieger Thal Abergel folgte, fiel er jedoch auf den 8. Platz zurück.


Besonders solche Paarungen machen auch den Charme des Turniers in Naujac aus, das eine wirklich familiäre Atmosphäre hat: Georges Berenge gegen Samuel Roussel (7 Jahre).


Clara Godart, ebenfalls 7 Jahre, hat Spaß bei ihrem ersten großen Schachturnier.


...und auch ich hatte meinen Spaß - aber warum müssen nur wieder 15 Elo-Punkte weg sein!?

Französische Charmeoffensive:


Lara Armas (5,5 aus 9),


Lena Armas (4 aus 9) und


Lucie Argenté (3,5 aus 9).


Vor jeder Runde werden die besten Ergebnisse der Vorrunde geehrt, natürlich mit tollen Weinpräsenten: Hier Gilbert Dumontier mit seiner Magnum St. Brice mit Jules Armas und dem Präsident des Naujacer Schachklubs Polo Sevilla.

Der Höhepunkt der alljährlichen Siegerehrung ist natürlich das Besteigen der Waage und die Verkündung der Flaschenanzahl. Turniersieger Thal Abergel bestieg die Bühne zuerst allein, schnell jedoch wollte Töchterchen Emmi ihm hinterher und so verzögerte sich dieses Vorhaben etwas.



Dann aber versuchte sich Thal Abergel an einer neuen Technik, um nach den physikalischen Gesetzen noch mehr Gewicht zu erzeugen:



Diese Technik hatte vor Thal noch niemand versucht und sie verspricht auch keine große Steigerung der Weinmenge: 78 Flaschen war Thal an diesem Sonntag, 05. Juli 2009 werden, darunter große Weine wie Château Haut Marbuzet, Langoa Bartin, Château Peyrabon und natürlich aus der Cave St. Brice.


Für unseren Freund IM Aleks Wohl ist das Wiegen natürlich schon eine Routineangelegenheit, so dass er auch gar keine ausgefallenen Tricks auf der Waage ausprobiert: Für den dritten Platz gab's in diesem Jahr 28 Flaschen.


Viel zu leicht! Der junge französische Spieler Adrian Demuth (Elo 2330) spielte das ganze Turnier oben mit und landete auf dem 4. Platz - leider waren das aufgrund seiner zarten Statur nur zehn Flaschen.


...die Merijn van Delft auf dem 6. Platz ebenfalls abräumte:


Ratingpreis für Lara Armas.


...und der Preis für die beste "Petite Poussine" (U8) Spielerin ging an Clara Godart, die im nächsten Jahr auch noch ihre kleine Schwester mitbringen möchte!


Alle Sieger der 12. Auflage des Wein-Opens, aufgereiht hinter ihren Trophäen: Thal Abergel, Eduard Fomichenko, Aleks Wohl, Jean-Renaud Lagune, Adrien Demuth und Merijn van Delft. Rechts mit Mikrophin Stéphane Bassin, 2. Vorsitzender des Schachklubs von Naujac, und seit vielen Jahren mit viel Engagement dabei, u. a. im Dialog mit den Weingütern und Sponsoren des Turniers.



Viele Teilnehmer zieht es nach den Partien in die sogenannte "Buvette", Analyseraum und Verpflegungsstation in einem: In diesem Jahr übernahmen dort die Männer das Ruder - allen voran Schachtzmeister Denis de Santa, der unermüdlich und praktisch ohne Pause durcharbeitete - vielen Dank!



An dieser Stelle darf natürlich auch die Familie Faugerolle nicht vergessen werden: Sohn Nicolas (Mitte) war beim Open mit 5 aus 9 erfolgreich und seine Eltern Alain (links) und Véronique Faugerolle gehören mit ihrer Cave St. Brice nicht nur zu den großen Sponsoren des Turniers, sondern halfen die gesamte Woche auch in der Küche tatkräftig mit!



Am Ende der Siegerehrung gibt's für jeden Teilnehmer eine Erinnerungsflasche Tour Négrier aus der Cave St. Brice: Hier verteilen die stellvertretende Bürgermeisterin von Naujac, Lydie Prats-Monllao, Polo Sevilla, Jules Armas und Stéphane Bastin den Wein.

Das alles natürlich immer nach dem Motto Goethes, das schon lange vor dem Dichterfürst im Médoc gelebt wird:


Entdeckt auf dem sehenswürdigen Markt von Montalivet, ca. 15 Kilometer von Naujac entfernt.

Leben auf dem Campingplatz


In diesem Jahr wohnten wir in "Garry" - leider blieb die wohlgemeinte Zuteilung dieses Mobile-Homes ohne positive schachliche Folgen für uns. Großartige Neuerung übrigens in diesem Jahr: Kostenloses Wireless-Lan auf fast dem gesamten Platz, das ist doch mal etwas!


Unseren regelmäßigen Besuchern spendierten wir gern mal ein Schälchen Milch.


Wie bei Asterix und Obelix: Großer Grillabend für alle Turnierteilnehmer und ihre Familien!


Sogar wieder mit Live-Musik! Obwohl ich etwas enttäuscht war, dass das Duo den Chanson "La Mer" von Charles Trenet in der englischen Version "Beyond the Sea" (Robbie Williams) spielte...


Analyse unter Landsleuten: Merijn van Delft analysiert mit Jan Spijkerbosch seine Partie gegen Lena Armas (Remis).


Abendliche Blitzduelle: Thal Abergel gegen Merijn van Delft. Julien Lecoq, Harald Maiwald und Matthieu Biessières kiebitzen.


Und später am Abend wurden dann auch noch die Pokerkarten und -chips herausgeholt, aber zum Glück konnten wir Hamburger es den Franzosen noch einmal zeigen, wie man pokert - Helge Colpe holte den Pott.


Mit Spannung werden die Paarungen für den nächsten Tag studiert: Stéphane Roussel mit seinen Söhnen Glenn, Samuel und Yanis.


...und hier Francois Godart, Merijn van Delft, Lena Armas, Simon Lepot, Thal Abergel und Stéphane Roussel.


Blitzturnier mit 22 Teilnehmern...


...aller Altersstufen: Hier stemmt sich Samuel Roussel gegen Helge Colpe.

Aber natürlich gibt es im Médoc auch noch andere Dinge zu sehen, als die Schachbretter auf dem Camping la Rochade. Auch in diesem Jahr besuchten wir ein renommiertes Weingut.

Das Weingut Château Peyrabon in Saint Sauveur wurde erstmals 1766 erwähnt und ist dank einer ziemlich exklusiven Verkaufspolitik und natürlich dank der Qualität der Weine ein bekannter und von den Kennern sehr geschätzter Wein geworden. Der Wein wird nicht in Supermärkten verkauft, sondern geht nur an ausgesuchte Weinhändler, in den direkten Verkauf auf dem Château und in den Export. Einer der Eigentümer im 18. Jahrhundert wollte nicht am System der Grands Crus teilnehmen und erfand seinerseits den Cru bourgeois.




Nach der Führung durch den Weinkeller mit detaillierten Ausführungen über Ernte, Lagerung und Abfüllen...


...konnten wir die drei Weine des Schlosses kosten: Château La Fleur Peyrabon (ein Pauillac, der beste Wein des Châteaus, die Weinberge liegen mitten im Gebiet der Rothschilds!), Château Peyrabon und den zweiten Wein des Château, Château Pierbone.


Die brauchen noch ein bisschen - Weinernte ist erst Ende September, Anfang Oktober.

Nach dem Turnier besichtigten wir auch noch die Cave Saint Brice in Saint-Yzans-de-Médoc und kosteten die leckeren Weine der Familie Faugerolle, die ja zu den tatkräftigen Förderern des Wein-Opens gehört.


La Colonne, Le Grand St.Brice, La Tour Négrier und St. Brice sind die Weine der Kooperative Saint Brice.


Dort fanden wir auch das Gebet des Weinbauern:

Lieber Gott, gib mir für lange Zeit Gesundheit,
Liebe und von Zeit zu Zeit
Ein bisschen Arbeit, aber nicht zu oft -
Aber Wein bitte immer!


Zuvor schon waren wir in einer kleinen Nussfabrik gewesen, wo seit Jahrhunderten eine regionale Nussspezialität hergestellt wird, die ein bisschen an geröstete Mandeln erinnert. Bei der Einführung in die Geschichte und die Produktion der "Noisettines" (www.noisettines.fr) musste ich als "Modell" für eine der Hauben des 18. Jahrhunderts herhalten...

Aber für alle, die überlegen, vielleicht im nächsten Jahr zur 13. Auflage des Wein-Opens zu reisen oder auch einfach nur so Urlaub im Médoc und auf dem Camping la Rochade zu machen: Das Schönste ist natürlich - das Meer!



Ende Juni und Anfang Juli ist es noch angenehm leer - so richtig füllt es sich erst ab dem 14. Juli.


Das Meer, es sieht jeden Tag anders aus...


...aber immer wunderschön!


Und Schachspielen kann man natürlich auch am Strand: Helge Colpe und Merijn van Delft.


...eine gute Alternative ist aber auch das Strandcafé hoch oben auf der Düne von Pin Sec!

Bis zum nächsten Jahr in Naujac-sur-Mer? Die voraussichtlichen Daten für das Wein-Open sind: 27. Juni bis zum 4. Juli 2010! Für Details lohnt sich Anfang 2010 ein Blick auf die Homepage des Camping La Rochade.

Die ChessBase GmbH, mit Sitz in Hamburg, wurde 1987 gegründet und produziert Schachdatenbanken sowie Lehr- und Trainingskurse für Schachspieler. Seit 1997 veröffentlich ChessBase auf seiner Webseite aktuelle Nachrichten aus der Schachwelt. ChessBase News erscheint inzwischen in vier Sprachen und gilt weltweit als wichtigste Schachnachrichtenseite.

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