Souveränes Simultan von Aronian

von ChessBase
01.06.2013 – Levon Aronian lieferte beim Schauspiel des Geistes II, seinem Handicap-Simultan gegen sechs der besten deutschen Nachwuchsspieler zum Auftakt des Mitropa-Cups in Meißen, eine souveräne Vorstellung ab. In keiner der sechs Partien geriet er ernsthaft in Gefahr und in allen sechs sicherte er sich gleich zu Beginn deutliche Zeitvorteile. Mit drei Siegen und drei Remis gewann Aronian 4,5:1,5.  Bericht und Partien...

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Vor Beginn des Handicup-Simultans hatte Aronian seine Strategie für den Wettkampf gegen die jungen deutschen Talente bereits angedeutet: Er wollte sie von Anfang an durch schnelles Spiel psychologisch unter Druck setzen. Entsprechend flott ging Aronian die Eröffnungsphase an und sicherte sich so in allen Partien einen deutlichen Zeitvorsprung. Dabei half es, dass er in vier Partien mit Weiß (gegen Dennis Wagner, Alexander Donchenko, Matthias Blübaum und Rasmus Svane, den männlichen Nachwuchs) und in zwei Partien (gegen Hanna Marie Klek, Filiz Osmanodja, den weiblichen Nachwuchs) mit Schwarz spielte.  



Levon Aronian, die Nummer zwei der Welt

Doch zumindest an Dennis Wagner prallten die Wirkungen dieser Strategie ab. Wie er nach der Partie erklärte, störte ihn das schnelle Spiel Aronians überhaupt nicht und auch auf dem Brett hatte Wagner das Geschehen unter Kontrolle. Nach zurückhaltender Eröffnung griff Aronian am Damenflügel an und schon bald stand eine taktisch komplizierte Stellung auf dem Brett, die für Schwarz gefährlich aussah. Doch Wagner wusste, was er tat, parierte alle weißen Drohungen, so dass Aronian schließlich Remis durch Dauerschach forcierte.


Dennis Wagner

Weniger gut erging es Filiz Osmanodja. Sie kam gut aus der Eröffnung heraus und hatte im Mittelspiel sogar leichten Vorteil, aber verbrauchte viel Zeit, die ihr schließlich im Endspiel fehlte. Zudem war Osmanodjas Partie als letzte beendet und so konnte Aronian sich am Ende ganz der Aufgabe widmen, dieses Endspiel zu Gewinn zu führen. Dank der immer knapper werdenden Zeit gelang ihm das auch und Osmanodja gab die Partie nach 60 Zügen auf.


Filiz Osmanodja

Matthias Blübaum lieferte Aronian von Beginn an einen spannenden Schlagabtausch. Blübaum verteidigte sich Slawisch und die Stellung verschärfte sich schnell. Doch mit einem geschickten Konter (17...c5!), den Aronian nach der Partie lobte, sicherte sich Blübaum mindestens Ausgleich und kam zu einem Endspiel, in dem Aronian zwar noch versuchte, in Vorteil zu kommen, aber aufpassen musste, seine Stellung nicht zu überreizen. Kurz vor der Zeitkontrolle im 40. Zug einigten sich die beiden dann auf Remis.

Matthias Blübaum

In seiner Schwarzpartie gegen Hanna Marie Klek wählte Aronian nach einem kurzen Schlenker Richtung Caro-Kann die Moderne Verteidigung, was zu einem Mittelspiel führte, das von filigranen Manövern und kurzen taktischen Momenten geprägt war. Doch Vorteil hatte Aronian nicht, tatsächlich gefiel dem Computer sogar die weiße Stellung eine ganze Zeit lang besser. Und obwohl Aronian im weiteren Verlauf der Partie Fortschritte zu machen schien, verzichtete er schließlich auf weitere Gewinnversuche und führte eine Zugwiederholung herbei.  



Hanna Marie Klek

Die einzige Partie, in der Aronian von Beginn an Vorteile hatte, war die gegen Alexander Donchenko. Nach einer Ungenauigkeit in einem Angenommenen Damengambit (11...Sxf6) kam es zu frühem Damentausch und zu einer für Schwarz positionell unangenehmen Stellung. Im weiteren Verlauf baute Aronian seinen Vorteil systematisch aus und konnte nach weiteren Ungenauigkeiten Donchenkos seine aktiveren Figuren schließlich mit einem Mattangriff im Endspiel zur Geltung bringen.
 

Alexander Donchenko

Gegen Rasmus Svane machte sich Aronians Strategie des schnellen Spiels jedoch bezahlt. Denn in einem Abgelehnten Damengambit glich Svane mit Schwarz zwar recht bald aus und wurde im Mittelspiel sogar seinerseits aktiv, aber das hatte ihn eine Menge Zeit gekostet. Das nutzte Aronian aus, indem er Svane immer wieder vor taktische Probleme stellte. Die löste Svane zunächst sehr gut und so kam es zu einem Schwerfiguren-Endspiel, das Aronian nach der Partie als ausgeglichen einschätzte, aber in dem Weiß noch Chancen hatte. Mit knapper Zeit konnte Svane die Probleme, die ihm Aronian stellte, dieses Mal nicht lösen und verlor schließlich.



Rasmus Svane
Die Partien des Wettkampfs



Die Porzellan-Manufaktur in Meißen bot eine stilvolle Umgebung für den Wettkampf

So verloren die "Prinzen" den Wettkampf am Ende zwar mit 1,5:4,5, aber konnten zeigen, wie gut sie bereits sind und wieviel Potential in ihnen steckt. Und trotz der Niederlage war es durch die stilvolle Umgebung und das souveräne Auftreten Aronians ein gelungener Auftakt des Mitropa-Cups, der am 1. Juni beginnt und bis zum 9. Juni dauert.

Zehn europäische Mannschaften treten dort in einem Männer- und in einem Frauenwettbewerb gegeneinander an. Bei den Männern gehen Daniel Fridman, Matthias Blübaum, Dennis Wagner, Alexander Donchenko und Bundestrainer Uwe Bönsch für Deutschland an den Start, bei den Frauen  Hanna Marie Klek und Filiz Osmanodja.

Text: Johannes Fischer

Fotos: Turnierseite

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