Zum dritten Mal nimmt Weltmeister Magnus Carlsen an der Speedchess Championship von Chess.com teil. Die erste Auflage 2017 konnte er gewinnen. Dann musste er sich Hikaru Nakamura geschlagen geben, der nach 2018 alle weiteren Turniere dieser Serie gewinnen konnte. In der sechsten Auflage der Serie scheint der Norweger entschlossen zu sein, den Titel noch einmal zu holen.
Das Speedchess Turnier wird im K.o.-Modus mit 16 Teilnehmern ausgetragen. In Wettkämpfen absolvieren die Spieler 90 Minuten lang Blitzpartien 5+1, 60 Minuten lang Blitzpartien 3+1 und 30 Minuten lang Bulletpartien 1+1. Die Anzahl der Partien kann variieren, je nachdem, wie schnell die Partien beendet sind. Daraus ergeben sich auch bestimmte Matchstrategeien. Ein Spieler, der vorne liegt, kann beispielsweise verlorene Partien noch ewig in die Länge ziehen, um zu verhindern, dass er im Gesamtergebnis noch eingeholt wird.
Am Dienstag kam es zum Viertelfinalmatch zwischen Magnus Carlsen und Fabiano Caruana. Der Wettkampf war eine Neuauflage des Weltmeisterschaftskampfes von 2018 - unter anderen Umständen und Spielbedingungen natürlich. Auch im Ranking hat sich inzwischen einiges geändert. Während Carlsen die Weltrangliste nach wie vor mit einigem Abstand anführt, ist Caruana abgerutscht. Zu Beginn des WM-Matches 2018 war Caruana in der Eloliste ganz dicht an Carlsen herangerückt und ein Sieg beim Match hätte dem US-Großmeister gereicht, um den ersten Platz zu erobern. Dazu kam es aber nicht. Vier Jahre später ist Caruana noch die Nummer Sechs in der Welt und fast 100 Elopunkte von Carlsen entfernt - immer in der Rangliste für Partien mit klassischer Bedenkzeit.
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Spanisch ist eine der ältesten Eröffnungen überhaupt und genießt von Clubebene bis hin zur Weltspitze unvermindert hohe Popularität. In dieser DVD-Reihe präsentiert der amerikanische Super-GM Fabiano Caruana im Gespräch mit Oliver Reeh ein komplettes Repertoire.
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Schaut man sich aber die aktuelle Blitzrangliste an, dann liegt Caruana mit 2847 auf dem dritten Platz hinter Nakamura und Firouzja und vor Carlsen (2830). Berücksichtigt werden hier aber nur Partien, die am Brett ausgetragen werden. Die Vielzahl von Online-Partien werden von der FIDE nicht ausgewertet.
Der Wettkampf zwischen Carlsen und Caruana wurde mit Spannung erwartet, fand aber mehr oder weniger zeitgleich mit dem Halbfinalspiel der Fußball-Weltmeisterschaft Argentinien gegen Kroatien statt.
Die Schachfans hatten aber ihre Präferenzen:
Das Match wurde für Fabiano Caruana ein Desaster. Carlsen gewann den Blitzabschnitt 5+1 mit 6:2, den Blitzabschnitt 3-1 mit 7:1 und den Bulettabschnitt 1+1 mit 9:1. IM Gesamtergebnis hieß es am Ende also 22:4 für Magnus Carlsen. Eine Demonstration.
Caruana war in den einzelnen Partien nicht chancenlos. Wenn er aber besser stand, schaffte Carlsen es, den Nachteil wieder wettzumachen. Carlsen spielte ohne taktische Fehler, hat ein ausgezeichnetes Zeitmanagement und nutzte alle seine Chancen.
Die siebte Blitzpartie mit 5+1 demonstriert Carlsens überlegenes Spielverständnis auf beeindruckende Weise.
Anish Giri fand auf Twitter auch für Carlsens Überlegenheit einen witzigen Kommentar. Schon oft hatte der Norweger seine Gegner im Online-Schach vernichtet, war aber im Nachhinein oft mit seinem Spiel dennoch nicht zufrieden.
Und was meinte Carlsen tatsächlich? "Es gab eine Partie, mit der ich wirklich sehr zufrieden war, nämlich die Russisch-Partie, in der ich Springer gegen Läufer mit Dame und Turm hatte, eine sehr symmetrische Stellung. Ich denke, ich habe diese Partie sehr gut gespielt. Normalerweise bin ich mit meinen Partien nicht zufrieden, aber mit dieser war ich wirklich zufrieden."
Immerhin! Da konnte Carlsen seinen schärfsten Kritiker einmal zufrieden stellen.
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