Von Misha Savinov
Das Aeroflot Open ist auch ein riesiges Schachforum und ein
großer Schachmarkt. Man trifft Leute, lernt neue Freunde kennen, hängt herum,
spielt Blitz, analysiert. Außerdem kann man wirklich alles kaufen, was mit
Schach zu tun hat. Figuren, CDs und DVDs, diverse Handbücher, Partiesammlungen,
Eröffnungsenzyklopädien, Anstecknadeln, Postkarten, eben alles. Gerüchte und
Neuigkeiten verbreiten sich mit Lichtgeschwindigkeit. Wussten Sie z.B., dass
Kasparovs Sekundant Juri Dochojan seit Dezember mit den Kosintseeva-Schwestern
arbeitet? Und falls man Profi ist, kann man sich selbst verkaufen - an eine
Mannschaft.
Bundesliga, Französische Liga, ECL- das sind die
ergiebigsten Einkunftsquellen für einen Schachspieler. Dort muss man nicht 7 von
9 Spielern schlagen, um einen Preis zu bekommen. Tatsächlich erhält man eine
feste Summe nur fürs Spielen, und etwas Geld extra für gute Resultate.
In letzter Zeit ist die Russische Erste Liga zur stärksten
von allen geworden. Die Spitzenbretter in der Bundesliga sind wohl genauso stark,
aber insgesamt ist die Russische Liga gleichmäßig über alle Bretter besser
besetzt. Aber wie man z.B. bei dem englischen Superclub Chelsea FC sieht, lässt
sich ja alles noch mehr verbessern. Und das Aeroflotturnier ist sicher die
größte Börse überhaupt. Vereinsmanager kommen gerne vorbei, um neue Spieler zu
rekrutieren.
Das Gespräch zwischen GM Darmen
Sadvakasov und dem russischen Top Schachmanager Dr,
Alexander Khasin konnte ich nicht hören, aber man kann es fast erraten...

Wie viel willst du?

Mehr als du dir leisten kannst.
J
Und natürlich ist das Turnier nicht nur für die Clubmanager
interessant. Der russische Nationaltrainer Sergey Domatov schaut auch
gelegentlich vorbei.

Dolmatov mit
GM Zlochevsky.
Ersatz für Leute wie Kramnik, Dreev und Bareev zu finden,
ist keine leichte Aufgabe. Die russischen Nachwuchsspieler sind nicht besser als
ihre Kollegen in anderen Ländern. Im Gegenteil: Die besten Jugendlichen kommen
aus Norwegen und Frankreich, nicht aus Russland. Jene, die einst viel
versprechend waren, wie Pavel Smirnov, haben sich nicht so weiter entwickelt,
dass sie die letzte sowjetische Generation ersetzen könnten.

Pavel Smirnov (re.)
analysiert mit Tigran Petrosian (li.).
In den Neunzigern florierte das russische Schach rund um
die Russian Cup Serie mit Schweizer System Turnieren. Spieler wie Kotsur,
Fedorov und selbst Morozevich haben sich hier entwickelt. Heutzutage nutzen die
Chinesen das Aeroflot Open als erstklassiges Trainingsturnier. Tatsächlich sind
alle chinesischen Top-Nationalspieler der Männer und Frauen in Moskau anwesend.

Der neue Nachwuchsstar der
Chinesen, Wang Hao im Kegelraum
Das Analysezimmer, eigentlich ein Flur, um genau zu sein, ist
ein Platz wahrer Demokratie. Hier sitzen Großmeister (den ACP-Präsidenten
eingeschlossen) neben dem gewöhnlichen Schachfreund.

Das Verhalten der Spieler in den letzten Minuten bevor die
Uhr angeschaltet wird, ist ganz unterschiedlich. Einige lachen und unterhalten
sich bis zur letzten Sekunde. Andere sitzen in stummer Konzentration. Wenn zwei
Spieler unterschiedlichen Typs aufeinander treffen, ist das ganz lustig
anzusehen.

Alexandra Kosteniuk erklärt
ihrer Mutter, wie man Bilder macht, während Bu Xiangzhi
versucht, seine Konzentration zu bewahren und etwas genervt wirkt,
angesichts der Lebhaftigkeit seiner Gegnerin. Die Partie endete übrigens
remis.
Die Kleidung zu wechseln ist eine Option, wenn man eine
schlechte Phase hat. Nach 5 Remisen hintereinander entschied sich Alexander
Khalifman, sein Outfit zu ändern. Leider blieb Andrei
Shchekachev unbeeindruckt und die Partie endete nach 23 Zügen pünktlich remis.

Keine entschiedene Partie
für den Ex-Champion.
Khalifmans Finalgegener in Las Vegas ist der einzige, der
es bisher wagte die kommende Generation herauszufordern. Alle anderen Spieler sind unter
30, außer Vachier-Lagrave, der unter 20 Jahre ist. Und einer dieser Spieler ist
nahe dran, das Turnier zu gewinnen. Eljanovs Chancen sind ziemlich gut, da er in
der ersten Runde Schwarz hatte und noch drei Runden zu spielen sind.

Mamedyarov, Sasikiran,
Eljanov, Vachier Lagrave (linke Reihe), Akopian, Malakhov, Kempinski.
(rechte Reihe)

Typische Pose von Vladimir Akopian

Eugeny Shaposhnikov aus Russland

Zhang Pengxiang, China

Der einzige titellose Spieler im Feld der A1-Gruppe: Nikita Vitiugov
aus St. Petersburg

Blick in den Spielsaal

Pavel Eljanov und Evgeny Alekseev
nach ihrer Partie. Links steht Vladimir Eljanov, IM
und erfolgreicher Schach Publizist, Pavels
Vater.

Kurzinterview für den Sportkanal
Runde 7
Knapp eine halbe Stunde nach dem Start gibt es an Tisch 7
bereist ein remis. Valery Popov brauchte gerade fünf Züge, um sein Angebot an
Karen Asrian zu machen. In Georgiev gegen Eljanov, in dem Weiß den üblichen
Raumvorteil hat. Diese Partie könnte dauern. Am zweiten Tisch trifft
Vachier-Lagrave auf Shakhriyar Mamedyarov. Der
Franzose hat zum zweiten mal hintereinander Weiß und seine Position sieht stabil
genug aus, um die Partie remis zu gestalten. Akopian-Sasikiran
sieht im Moment von allen Partien an den vorderen Brettern am kompliziertesten
aus.

Winternachmittag in Moskau, Eingang zum Terrrain des Izmailovo-Hotel

Das 30-Stockwerkegebäude, in dem die Spieler untergebracht sind und spielen, und
eine Konzerthalle

Eine ukrainische Geschichte: Areshchenko (2,5/6) aus
dem A1-Turnier erklärt dem A2-Spitzenreiter Drozdovsky (5/6)
was bei ihm schief lief.

Pavel Eljanov führt

Der aufsteigende Maxime

Dreev und Bologan, beide mit +1
score

Kiril Georgiev geht Eljanov mit
1.d4 an